Zitat von *********r8582:
„Dennoch glauben wir, dass es nicht möglich ist zwei Mensch zu 50:50 lieben zu können.
Wie ich meine unterschiedlichen Arten von Liebe und deren fluktuierende Intensitäten hierarchisch organisieren sollte, ist mir eine Rätsel.
Ich bezog die hierarchische Polyamorie sowieso immer nur auf die Prioritäten-Setzung in der Beziehungsgestaltung.
Meine Wing-Beziehungen leben zum Beispiel davon, dass wir nicht tagein tagaus den Alltag gemeinsam meistern müssen. Da sind er und ich voneinander unabhängiger als wir es in einer Center-Beziehung wären. Ob wir in Punkto "Alltag meistern" eine gute Ergänzung füreinander oder eher ein Klotz am Bein des anderen wären, ist daher in Wing-Beziehungen irrelevant. Das hat in dieser Beziehungsform keine Prio.
Wohl aber gehört es in einer Center-Beziehung zu meinen Prioritäten, dass die gemeinsame Alltagsgestaltung meistens läuft und es nicht ständig irgendwo hakt und stoppt und reibt. Und wenn es da Mal hakt, dann sollte die Problemlösung Vorang haben. So war es dann auch bei meinem Wing-Partnern.
Ich hätte kein Verständnis für einen Mann, der seine Center-Frau mit aktuellen Problemstellungen, über die die beiden doch gemeinsam entscheiden wollen, alleine lässt. Was soll die Frau da tun? Wenn sie ohne ihn entscheidet, ist das doof. Wenn sie gar nix tut, ist das aber auch doof.
Da ich mir als Wing in vielen Lebensbereichen meine Unabhängigkeit von ihm bewahrt habe, entscheide ich vieles eigenverantwortlich und wünsche mir bloß hier und dort seine Einschätzung/ Meinung/ Feedback. Hat er dafür keine Zeit, ist das zwar schade, doch kein Weltuntergang.
Daraus ergibt sich logischer Weise eine unterschiedliche Priorisierung von Center- und Wing-Beziehung im Zeitmanagement.
Mit der Liebe... deren aktuellen Intensität... hat das aber überhaupt nichts zu tun.
Die Liebe existiert unabhängig von der jeweils gewählten Beziehungsform.
Beziehungsweise existiert die Liebe unabhängig von der Selbstverpflichtung, in wie weit man das Leben mit einem anderen Menschen gemeinsam gestalten will und in welchen Lebensbereichen man nicht mehr alleine entscheidet und macht und tut sondern gemeinsam.
Eine egalitäre Polyamorie kann ich mir mit einem Mann, der mit seiner Center-Frau und deren gemeinsamen Kindern zusammenlebt auch gar nicht mehr vorstellen.
Ich hatte hier und dort Männer kennengelernt, auf die das zutraf und die die egalitäre Polyamorie anstrebten. Anfangs wollte keiner von uns wahr haben, dass das mit uns nicht passen könne.
Doch in Gesprächen kristallisierte sich allmählich heraus: Er hätte gerne mehr in meinem Leben mitentschieden. - Deswegen wäre ihm eine Wing-Beziehung mit mir "zu wenig" gewesen. Er selbst fand es jedoch unrealistisch, dass ich ebenso viel in seinem Leben mitentscheide. Das ginge doch gar nicht. Und dass seine Partnerin in meinem Leben mitentscheidet oder ich im Leben seiner Partnerin mitentscheide, hätte er auch nicht gewollt.
Unterm Strich kam also raus: Nur der Mann wollte mehr mitentscheiden. - Deswegen sprach er von egalitärer Polyamorie. Und aus seiner Sicht heraus, mag das auch stimmig sein. Denn so hätte er bei all seinen Frauen gleich viel Mitspracherecht in Punkto Lebensgestaltung.
Doch auch das hatte nicht wirklich mit Liebe zu tun. Sondern mit seinen Beziehungsbedürfnissen und Rollenbildern. Die Verliebtheit des Mannes hatte diese Beziehungsbedürfnisse und Rollenbilder bloß aktiviert.
Also sprach ich diesen Männern nicht ihre Verliebtheit ab und ließ mir meine Verliebtheit auch nicht absprechen. Ich beendete es, da er und ich beziehungstechnisch nun mal so gar nicht zusammen passten und ich keinen Bock darauf hatte, ewig und drei Tage darüber zu streiten, was ich alleine entscheiden dürfe und was nicht.
Also ich finde es wichtig, Liebe und Beziehung nicht miteinander zu verwechseln.