Das Thema ist sehr individuell und ich denke nicht, dass man das allgemeingültig für jede Familie festlegen kann.
Grundsätzlich bin ich für Offenheit, aber diese darf nicht überfordern. Hier liegt es an allen beteiligten, das Wesen der Kinder und ihre Fähigkeit, Dinge zu verarbeiten, fair und ehrlich zu beurteilen. Verschweigen ist dabei ebenso wenig eine Alternative wie das "unsensible Überfahren", weil man ja ehrlich damit sein will.
Die Kinder meiner Partnerin kommen in ein Alter (7 und 10), wo es zwangsläufig Fragen gibt. Unser natürlicher Umgang mit der Situation (auch gemeinsamer Urlaub mit Vater/Mutter, Kindern und mir) war ohne große Erklärungen. Der Kleine hat es ganz normal genommen und allen gesagt, der Freund von Mama wäre wieder da. Der liebevolle Umgang Aller mit den Kindern, ohne dass sich durch die neue Konstellation etwas ändert, ist dabei glaube ich wesentliche Voraussetzung für das Gefühl der Normalität.
Bei dem Älteren ändert sich die Situation. Nach einem normalen Umgang damit kommt er in die Vorpubertät. Er fängt an zu vergleichen und sagt: "Mama, Du darfst nicht noch einen Freund haben, Du hast schon einen Mann."
Dann sind tatsächlich Gespräche notwendig, um ihm die Situation zu erklären.
Bei meinen Kindern ist es anders, sie sind alle zwischen 23 und 29 Jahre alt und finden ihren Vater "strange", meine Tochter hat auch nicht gewollt, dass eine meiner Partnerinnen auf ihrer Hochzeit anwesend wären. Ob es peinlich wäre, wenn man da mit 2 Frauen auftaucht oder es ihr eigenes frischgewähltes monogames Lebensmodell konterkarieren würde , ist da gar nicht klar. Der Grund ist aus unserer Sicht vorgeschoben gewesen - zeigt aber, dass auch ein höheres Alter nicht dazu führt, dass man mit dem Thema entspannter umgehen kann.
Das betrifft übrigens auch meine Mutter, die mit 85 fragte: "Wofür braucht man denn sowas überhaupt? Früher sind wir einfach fremdgegangen und das war es..."