Mononormative Prägung / monogam geprägte Glaubensmuster
Mononormative Prägung / monogam geprägte Glaubensmuster - wo stehen sie mir/dir im Weg? Ich bin neugierig auf deine Erfahrungen.Als Teenie und vielleicht sogar noch länger hatte ich die Vorstellung, dass es irgendwo auf der Welt einen Menschen gibt, der als Partner am besten zu mir passt. Die Frage ist nur, ob ich ihn finde bzw. ihm begegne.
Viele Jahrzehnte hatte ich den Wunsch nach einer eigenen Familie, und dachte, dann sei ich glücklich. Dass diese Gleichung "Familie = Lebensglück" Blödsinn ist, hätte mir schon früher auffallen können, wenn ich in meinem Umfeld genauer hingeschaut hätte. Aber die 'gesellschaftliche Gehirnwäsche' durch Werbung, Filme, Bücher... hatte bei mir erfolgreiche Arbeit geleistet. Und so stand diese mononormative Prägung mir viele Jahre im Weg, einfach mit dem glücklich zu sein, was ich hatte: Meist ein gut gefülltes Single-Leben und immer mal wieder die ein oder andere eher kurze Liebesbeziehung.
Erst als ich mich altersbedingt mit 42 von meinem Kinderwunsch verabschiedete, fiel mir auf, welcher falschen Vorstellung ich hinterhergelaufen war. Mit dem Abschied von Kinderwunsch hat sich meine Vorstellung von Liebesbeziehung verändert, und ich lebe seit ein paar Jahren polyamor. Trotz der größeren Offenheit im Kopf ist meine mononormative Prägung nicht weg. Ich schaue inzwischen genauer hin, wo mir diese 'Mono-Prägung' immer noch im Weg steht bzw. wo sie mich in der Gesellschaft stört.
Mein Freund ist verheiratet, und war es schon, als wir uns kennenlernten. Das ist ok für mich, abgesehen von der strukturellen Hierarchie, die Familie / Nesting-Partnerin mit sich bringen. Neue Dating-Kontakte finde ich schwierig - da kommt Zeitkonkurrenz (er hat mit Familie, Job und mir als Freundin einen gut gefüllten Kalender) und Eifersucht bei mir hoch. Manchmal hab ich Anflüge von "Nr. 1 sein wollen" und Exklusivitätswünschen.
Ich finde es blöd, dass man in Deutschland nicht mehrere Menschen heiraten darf, auch wenn mir Ehe bisher nie wirklich wichtig war. Da fühle ich mich manchmal benachteiligt, weil es ja durchaus rechtliche, finanzielle/steuerliche Vorteile haben kann. Als er sich beworben hat, habe ich über die Angabe 'verheiratet' im Lebenslauf nachgedacht, und finde die mononormativ und veraltet.
Insgesamt tauchen solche 'Mono-Denkmuster' eher auf, wenn es mir gerade nicht so gut geht, oder irgendwas in der Beziehung nicht so gut läuft.
Wie ist es bei dir? Wo tauchen mononormative Prägungen / monogam geprägte Glaubensmuster bei dir selbst oder in deinem Umfeld auf und inwiefern beeinflussen sie dich?
Weitere Stichworte, die mir noch dazu einfallen:
• Idealbild Kleinfamilie
• Beziehungsrolltreppe (relationship escalator)
• AMEFI ("alles mit einer/einem für immer")
• Exklusivität (körperlich/sexuell, Liebe/emotional, Alltag/Planung/organisatorisch,...)
• Besitzdenken / nicht teilen wollen
• Fremdgehen (heimlich, weil "Mono-Kultur")
• Priorisierung von Liebesbeziehung über andere Arten von Beziehungen
• "bessere Hälfte" - 2 Halbes ergeben ein Ganzes
• "Sicherheit" in der Ehe
• unausgesprochene Erwartungen an eine Liebsbeziehung / was für selbstverständlich halten
• Kinder bekommen
• Blick der Kirche