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Einvernehmen

*********lebee Mann
1.600 Beiträge
Sein kann . . .
@ Ich habe das Thema gestern auch auf dem Polystammtisch eingebracht und es gab die Idee, dass, wenn Einvernehmen nicht mehr vorhanden ist, die Verletzungen längst da sind und es für heilsame Interventionen schlicht auch zu spät ist.

. . . bin da bei anderen Kommentatoren, denen das viel zu theoretisch is‘ . . .

Einvernehmen ist meiner Meinung nach stets dann erforderlich, wenn es eine Veränderung gibt. Und das ist eben genau das: stets.

Dort, wo man zu dem Schluss kommt, dass ein Einvernehmen nicht mehr hergestellt werden kann, will mindestens eine Partei nicht mehr. Zum Beispiel bei . . . zerredet . . .

Off topic:

Über den Konsent finde ich vor der Zeit der Systemtheorie nichts. Und in einigem, was ich dazu gelesen habe, werden Konsens und Kompromiss in einem Vorgang genannt. Konsens, so wie ich ihn nach wie vor verstehe, ist allerdings dem, was die Systemtheoretiker als Konsent neu durchs Dorf treiben, sehr nahe. Und wenn ich von Konsensfinden spreche, dann schliesst das die positiv formulierte Suche nach Einigung, wie auch den Ausschluss von Ablehnung eines Vorschlages (Nach Dir: Konsent) mit ein.
******ore Frau
4.634 Beiträge
Themenersteller 
Und all diese Begriffe sind nur unterschiedliche Farben der Fassade und können eine nötige Kernsanierung nicht übertünchen.
Und wenn die gerade nicht möglich ist, dann bleibt eben doch nur der Abriss....
Es besteht kein Denkmalschutz für Beziehung.
*******ngo Frau
324 Beiträge
Für mich sind Transparenz und Einvernehmen beide wichtig - und muss beides mit dem jeweiligen Partner besprochen werden, was jeder darunter versteht und wie es gemeinsam in der Beziehung gehandhabt bzw. gelebt werden soll.

Transparenz: Ich bin für radikale (nicht "brutale"!) Ehrlichkeit, d.h. Ehrlichkeit mit mir selber soweit es mir möglich ist (d.h. "ich mir meiner selbst bewusst bin") und mit meinem Partner, mit allen unangenehmen Emotionen und alten Prägungen, die dabei unweigerlich zutage kommen. Und wünsche mir das auch von meinem Partner und lebe das aktuell so. D.h. nicht, immer alles zu erzählen, sondern das, was wichtig ist, und das ist Absprachesache.

Einvernehmen: Wenn irgendwie möglich bin ich für Konsens. Ich mag weder Kompromisse noch Duldung, die fliegen einem irgendwann um die Ohren bzw. halte ich das nur temporär (für mich) für sinnvoll.

Bei Einvernehmen geht es oft um Vereinbarungen, Regeln oder sogar Verboten (Veto). Für mich sind das (bis auf STD/STI Vereinbarungen) Vermeidungsstrategien des eigenen emotionalen Schmerzes. D.h. nicht, dass ich Vereinbarungen grundsätzlich schlecht finde. Ich finde es sinnvoll, mich zu fragen, welche Motivation dahinter steckt und genau hinzuschauen, aus welchem Grund ich eine Vereinbarung treffen möchte.
Dann ist die spannende Frage: Verzichtet der eine auf seine Wünsche, damit der andere seinen Schmerz nicht fühlen muss bzw. seine Trigger "dosiert"? Oder verzichten in einem Polykül gar mehrere auf ihre Wünsche, damit einer seinem Schmerz ausweichen kann? Bis zu welchem Grad tragen die anderen das Schmerz-Ausweichen mit oder akzeptieren eine "Trigger-Dosierung" auf eigene Kosten?

Was tun, wenn die Wünsche eines Polyküls sich widersprechen und nicht unter einen Hut zu bekommen sind? Wie damit umgehen, wenn einer der Beteiligten die Meinung ändert, und voriger Konsens plötzlich nicht mehr vorhanden ist? Beispiel: Ein Ehepaar, der Mann hat eine Freundin. Ein Jahr lang war es ok, dass die Freundin ihren Freund zu Hause besucht, sowohl wenn die Ehefrau da war (dann fanden die Übernachtungen von ihm und seiner Freundin im Hotel statt), als auch wenn sie nicht da war (dann Übernachtung zu Hause). Es gab Konsens darüber zwischen allen drei. Nun ändert die Nestingpartnerin ihre Meinung und will nicht mehr, dass die Freundin des Mannes ihr Haus betritt, d.h. die Freundin darf ihren Freund nicht mehr zu Hause besuchen und hat dazu kein Einvernehmen. Dann ist erneutes Verhandeln notwendig, um wieder Konsens zu erreichen.

Konsens erfordert aus meiner Sicht die Fähigkeit und den Willen, Eigenverantwortung für die eigenen Themen zu übernehmen und auch hinschauen (und -fühlen) zu wollen (die Bereitschaft sich dem eigenen Schmerz zu stellen), ehrlich zu sich und seinem Partner zu sein, kommunizieren zu können und der Wille, eine gemeinsame Lösung zu finden. Hürden, an denen vermutlich schon viele scheitern, weil es eben manchmal sch*** weh tut und mensch nicht bereit ist, den eigenen Schmerz zu fühlen.

Für mich ist das essentiell in einer Beziehung: Eigenverantwortung für die eigenen Themen und Emotionen, Wille zur Selbst-Entwicklung und Bereitschaft seine Emotionen zu fühlen (auf Körperebene spüren, nicht nur zu denken), radikale Ehrlichkeit, Kommunikationskompetenz mit Bereitschaft zur Konsensfindung.

Glücklicherweise habe ich ein seltenes Exemplar Mann gefunden, mit dem ich das so l(i)eben kann *g*
******Fox Mann
2.329 Beiträge
Zitat von *******ngo:
Bei Einvernehmen geht es oft um Vereinbarungen, Regeln oder sogar Verbote (Veto). Für mich sind das (bis auf STD/STI Vereinbarungen) Vermeidungsstrategien des eigenen emotionalen Schmerzes.
Danke!
Das trifft auf jeden Fall eine Wunde bei mir.
Dies ist auch meine Wahrnehmung, und es bedeutet verkürzt: ich schränke mich ein, damit eine andere Person sich nicht um sich kummern muss.

Sehr verkürzt...

Genau so habe ich es jedoch hin und wieder erlebt, und meine Bereitschaft da mit zugehen ist gesunken. Ich sehe in Polykülen eine meiner größten Verantwortungen darin, Beteiligte nicht mit meinen Unzulänglichkeiten zu überfrachten, denn in einem Polykül tragen letztendlich alle jede Stimmung von allen mit. Insofern sehe ich die Verantwortung, mich um meine Entwicklungsthemen aktiv zu kümmern, zu engagieren und Schritte zugehen.

Wenn demgegenüber jemand nahestehendes seine Themen über die anderen Beteiligten projeziert oder überträgt, bekomme ich den Fluchtreflex, ich nehme etwas Abstand um mich dem weniger auszusetzen. Je länger das dauert um so mehr.

Meine Großzügigkeit per Absprachen Sicherheiten für Gegenüber's mit zu tragen hat über die Jahre auf jeden Fall nachgelassen, weil dies to much auf meine Kosten ging. Manchmal, gerade wenn es noch brennt, denke ich 'Nie Wieder!' Das schaffe ich dann aber auch wieder nicht aufrecht zu erhalten, finde es zu hart und suche eine Mitte. Großzügig empfinde ich mich heute in dem Aspekt jedoch nicht mehr.
****nor Frau
588 Beiträge
Zitat von ******Fox:
Insofern sehe ich die Verantwortung, mich um meine Entwicklungsthemen aktiv zu kümmern, zu engagieren und Schritte zugehen.

DAS ist meiner Ansicht nach ein sehr zentraler Punkt einer gesunden Beziehung. Egal, ob jetzt bei Poly- oder andersartigen Beziehungsformen.

Doch die Bereitschaft für genau diese Reflexions- und Entwicklungsarbeit entdecke ich gefühlt nur bei Poly-Interessierten. Wobei Bereitschaft und Können auch wieder zwei Paar Stiefel sind. Können setze ich nicht voraus, denn entwickeln kann man sich auch gemeinsam und voneinander lernen fetzt.

Die jedoch vorherrschende Entwicklungsfaulheit empfinde ich als wahnsinnig schade, denn sie geht zu Lasten meiner Ressourcen, meiner eigenen Entwicklung und meiner Gesundheit. Das ist ein Preis, den ich nicht mehr zu zahlen bereit bin.

"Ich will nicht, dass meine Beziehung Arbeit bedeutet!" bishin zu "Anstelle das auszureflektieren schließen wir dich aus, weil es bequemer für uns ist"... wenn ich solche Horizonte nur rieche, renne ich mittlerweile schon.
********mCat Mann
19 Beiträge
Ich bin ja noch einigermaßen "frisch" in einer polyamoren Beziehung, kann aber den Punkt "Transparenz" gar nicht hoch genug einschätzen. Ähnlich wie @****nor finde ich es immens wichtig, dass sowohl meine Partnerin meine Beweggründe nachvollziehen kann, als auch ich ihre. Ich halte es für sehr wichtig, dass wir uns sehr offen über unsere Erwartungshaltungen und eigenen gedanklichen Prozesse austauschen und dem Partner nicht nur das Ergebnis präsentieren.

Ich habe das Glück, dass wir beide einige Erfahrungen gemacht haben, die das gegenseitige Verständnis einfach machen. Es also keiner großen Anstrengung bedarf, den anderen zu verstehen, sich ineinander hinein zu versetzen.

Bei dem Punkt "Einvernehmen" ist es ähnlich. Klar, ein paar grundsätzliche Themen sind sehr einfach und bedurften praktisch kaum Diskussionen (wie z.B. das Thema Verhütung, wenn es um Kontakte außerhalb unserer gemeinsamen Beziehung geht).
Andere Bereiche benötigen da schon mehr gemeinsamen Austausch. Da wir beide pansexuell sind, gibt es grundsätzlich keine Einschränkung was das Geschlecht eines potentiellen weiteren Teils des Polyküls angeht. Aktuell fällt es mir aber zumindest emotional noch deutlich einfacher eine weitere Person des gleichen Geschlechts als zusätzlichen Teil der Beziehung zu "akzeptieren" (for the lack of a better word; eigentlich finde ich "akzeptieren" nicht ganz passend). Rational ergibt das nicht wirklich Sinn (eben weil für uns beide ja natürlich auch feste Partnerschaften mit dem jeweils gleichen Geschlecht in Frage kommen). Ich weiß selbst noch nicht, woher diese Ambivalenz kommt. Ob es nun unterbewusstes gekränkt sein einer klassisch monogam-geprägten Maskulinität ist? Ob es Eifersucht ist? Ich weiß es nicht und um das gemeinsam herauszufinden gilt es sich auszutauschen, die eigenen Gedanken hierzu mit der/dem Partner/in zu reflektieren und sich zu einigen wie Einvernehmen aussehen kann. Aktuell haben wir uns bspw. darauf geeinigt, dass wir, bis wir "gefestigter" in unserem Miteinander sind, zumindest keine sexuellen Kontakte mit dem jeweils anderen Geschlecht haben und das vorerst "nur" gemeinsam Erleben, sofern es sich ergibt.

Gefühlt würde ich also sagen, dass es im Poly-Kontext also deutlich mehr "Arbeit" ist (wieder: for the lack of a better word) die Beziehung zu pflegen, aber im Umkehrschluss auch eine viel tiefere Verbundenheit das Resultat ist.
*****ant Mann
77 Beiträge
Ich erweitere das Feld von Transparenz und Einvernehmen auch auf "Dritte". Ich habe mich mit diesen Überlegungen entschieden, nicht bei verdeckten Affären mitzumachen: bei "Betrug" oder eben verdeckten Begegnungen können Dritte, üblicherweise die betrogenen Partner, ihre Zustimmung nicht geben und Transparenz herrscht dann ja auch nicht.
Es gibt auch die Haltung "nicht mein Problem" aber ich möchte andere Bindungen meiner Beziehungen/Kontakte achten.
Da sage ich lieber einem Ehemann Hallo und nehme ihn wahr, als ihn zu übergehen/zu hintergehen.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Ich verstehe nicht genau, was Einvernehmen in einer Beziehung bedeuten könnte. Ich kann das nur von der Situation aus sehen, die gerade da ist. Einvernehmen in einem Miteinander für und in dem Moment, was miteinander geschieht.
Langfristig finde ich das mehr als schwierig, da wäre mir sowas wie Beziehungskultur wichtiger. Wir verändern uns doch ständig, und das, was gestern als einvernehmlich ausgehandelt wurde, passt heute vielleicht garnicht mehr, weil sich die Basis verändert hat. Das kann schrecklich weh tun – für beide Seiten. Aber man kann sich auch nicht in Stein meisseln und will ja selbst auch nicht in Stein gemeisselt werden. Und ja, eine egal wie offene Beziehung bedingt auch die Möglichkeit, andere Menschen kennenzulernen, mit denen plötzlich etwas ganz anderes leb- und erfahrbar zu sein scheint. Was hilft da ein Einvernehmen?
*****ase Mann
42 Beiträge
Meine Interpretation die mit vielen den Vorangegangen übereinstimmt:

Für mich steht das Einvernehmen für "Konsens" .
Also Konsens im Bezug auf den Moment und was man macht.
Zum Beispiel in dem man fragt "Darf ich dich umarmen, dich kraulen..."
Aber auch weitergefasst Konsens, dass die Person, mit der man eine Verbindung hat eine gleiche Werte Vorstellung hat. Zum Beispiel auch das offene Beziehungslebensmodell gut findet, und nicht einfach nur "dudelt".

Konsens und Transparenz sind für mich essenziell, besonders wenn man zu mehreren Menschen intensivere Verbindungen hat.
Meinem Gefühl nach braucht es bei offenen Konzepten nochmal mehr Beziehungskonpetenzen, weil noch mehr Persönlichkeiten und Bedürfnisse im Raum sind.
*********Limit Mann
317 Beiträge
"Einvernehmen" ist für mich die grundlegende Säule einer Beziehung.

Da geht es nicht darum, ob wir einvernehmlich in Urlaub fahren, sondern dass wir einvernehmlich eine bestimmte Art von Beziehung führen, in einem Rahmen und mit bestimmten Werten, über die wir uns ausgetauscht haben und einig sind.

In Detailfragen kann es Konsens oder Toleranz oder Unterschiede geben, die Einvernehmlichkeit steht für mich eine Ebene darüber und bezieht sich mehr auf das Ganze.

In polyamoren Beziehungen ist "Transparenz" Teil des Einvernehmens.
Dazu gehört auch, dass man sich mitteilt, wenn sich eine Veränderung ergeben hat, die wesentliche Vereinbarungen oder Werte der Beziehung tangiert, und darum gemeinsam besprochen werden muss.

Wenn ein Partner die Einvernehmlichkeit verletzt oder verlässt, ist das eine Beziehungskrise.
********weiz Mann
11.234 Beiträge
Einvernehmen... hat für mich so seine Grenzen. Jeder fühlt doch individuell. Komme neue Menschen in ein Leben, bilden sich Gefühle sind diese individuell. Auch Gefühle zu einem Partner/Partnerin ändern sich doch zunächst individuell. Genauso wie die Reaktion des Partners/Partnerin darauf. Soweit die emotionale Ebne.

Kognitiv, lässt sich mit viel Transparenz hier vieles durch den Partner/Partnerin nachvollziehen. Können Kompromisse gefunden werden, manchmal auch nur geduldet werden. Doch es bleibt oft bei einer emotionalen Differenz. Eine Differenz, die zu einem gefühlten Ungleichgewicht führen kann. die sich dann in letzter Konsequenz auch nicht mehr durch Kompromisse auflösen lässt.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Ich habe mich vielleicht undeutlich ausgedrückt.
Transparenz, Kommunikation und Ehrlichkeit mögen ja in Einvernehmen besprochen worden sein, gehören für mich aber generell zu einer Beziehungskultur, ohne die für mich eine Beziehung, ob nun poly, monogam oder sonstwie offen, garnicht möglich erscheint. Sind diese Teile aus irgendeinem Grunde abhanden gekommen, ist für mich gar keine Basis für eine Beziehung mehr da. Aus meiner Erfahrung heraus glaube ich aber nicht, das da einfach nur von einer Seite die einvernehmliche Basis entzogen wird. Da ist irgendwo etwas miteinander passiert, das die Offenheit, das Aufeinander-Bezogensein schwer bis unmöglich macht. Und ja, so ein Prozess wird dann vielleicht durch einen weiteren Menschen beschleunigt, ist aber nicht ursächlich.
Es tut weh, das zu erleben – wie gesagt nach meiner Erfahrung für beide Seiten, nur aus unterschiedlicher Position. Aber da hilft kein Festhalten und Beharren auf irgendwann ausgehandelte Verhalten, und auch kein Vorwurf an irgendwen weiteren Menschen. Ich glaube, da ist Trauer angesagt.
Noch einmal explizit betont: nach meiner Erfahrung. Und mir ist in diesen Situationen sehr schwer gefallen, diese Trauer zuzulassen und nicht in Gram oder Vorwurf oder Opferhaltung steckenzubleiben.
******ore Frau
4.634 Beiträge
Themenersteller 
Danke @*****al4 ,

In diesem Prozess bin ich gerade und da es in den vergangenen 9 Monaten viele Situationen gegeben hat, in denen ich ein
"So wollte ich es nie und so will ich es auch wirklich nicht" gefühlt habe, ist es zwar traurig, aber erträglich.
Fassungslos macht mich momentan noch die Frage "Wie konnte das passieren?", aber auch da habe ich im Inneren eine Antwort:
Es ist Zeit, loszulassen.
**********zchen Frau
860 Beiträge
Ich beziehe mich einmal nur den Eingangs post und habe mich auch eine längere Zeit gefragt: Was diese zwei Begriffe bedeuten:
Wobei ich keine Unterschiede zwischen polyamoren und monogamen Beziehungen machen möchte.

Transparenz
Ich möchte für meine Liebenden (Freund, Partner ganz egal) transparent bleiben. Das bedeutet für mich, dass sie einen gewissen Zugang zu meinen Gefühlen und Ideen haben, so meine Entscheidung nachvollziehen können um ein besserer Verständnis zu bekommen. Das gleiche wünsche ich mir auch von meinen Liebenden. Dazu gehören nicht nur Gefühle zu 3. Personen dazu, sondern auch Ängste, Probleme und Weiteres. Vielleicht eine Art transparente Folie zu meinen Gefühlen und Gedanken. Ich finde das steht meinen Menschen um mich herum ein gutes Stück weit zu.

und

Einvernehmen
Eine Beziehung (ganz egal ob freundschaftlich oder Liebesbeziehung) sollten immer Wünsche, Grenzen und Vorstellungen kommuniziert werden. Nur so kann ich eine Beziehung einvernehmlich führen. Ich muss meine Grenzen ect wissen aber auch die meines Partners, damit wir einvernehmlich einen gemeinsamen Weg gehen können, um im Idealfall niemanden zu verletzen. Beide willigen ein (klingt für.mivh im ersten Moment wie ein Vertrag, aber so ungefähr ist es eben)

Beides funktioniert für mich nur über eine gesunde Kommunikation. Ich muss meinen Liebenden um mich herum verstehen und genau so meine Liebenden mich. So kann ich transparent erklären, was in mir vorgeht um dann einvernehmlich Entscheidung zu treffen (für mich selbst und die Beziehungen)
********ties Mann
94 Beiträge
Zitat von ******ore:
Einvernehmen
Ich war immer in dem Glauben, dass es zwei tragende Säulen in der Polyamorie git:

Transparenz und Einvernehmen


Spannend...

Für mich sind die tragenden Säulen jeder Beziehung (nicht nur polyamoren)
Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen
Aus 1+2 erwächst 3
Aus 2+3 verstärkt sich 1
Ohne einen Anteil sind die anderen nicht möglich.

Wenn mensch jetzt Offenheit durch Transparenz ersetzt, fehlt mir ein Teil...

Transparanz ist für mich offenes Mitteilen, was ich mache und was mich bewegt (also auch Ehrlichkeit)
Es fehlt (mir) der Teil offen zu sein, für das was die Anderen machen und was sie bewegt (und warum) (Motivation + Muster + Sozialisation).

Einvernehmen kann nicht immer hergestellt werden und ist meines Erachtens nicht unabdingbar für eine Beziehung (erst recht nicht in Polykülen).
Hier gibt es Ausnahmen wo Einvernehmen (aller Beteiligten) aus meiner Sicht zwangsläufig nötig ist (z.B. Umgang mit Safer Sex). Sonst kann kein Vertrauen entstehen/erhalten beliben (siehe Zusammenhangsschleife oben).

Verständnis und Offenheit warum das Gegenüber sich (eventulell auch gegen meinen Willen) für etwas entscheidet schon.
Kompromisse finde ich unschön (zumindest bis 50/50 wie viele es gelernt haben) weil es immer Gewinner und/oder Verlierer gibt, wodurch zwangsläufig Unzufriefdenheit (und oft auch Konkurrenz oder Gewinnen wollen) entsteht.
Konsens oder Konsent (durch systemisches Konsensieren) ist da schon hilfreicher weil es ja oft um Widerstände geht. Genaues Hinschauen was mein Gegenüber tatsächlich möchte oder was der Wunsch hinter seinem/ihrem Handeln ist.
Ich persönlich kann mich auch am Handeln meiner Partner*innen erfreuen (wenn es Ihnen damit gut geht) wenn es nicht meinen Wünschen entspricht. Wer bin ich das ich Menschen am "Leben" hindere inden ich "Einvernehmen" fordere... Aber vielleicht definiert der oder die Eine oder Andere Einvernehmen ja anders...

Also wäre eine weitere Säule jeder Beziehung Kommunikationsfähigkeit und Bereitschaft.

Noch mehr Gedanken zu dem Thema findet Ihr auf meiner HP Homepage ""Menschen Lieben"" von visiBilities
******987 Frau
537 Beiträge
Einvernehmen und Transparenz sind grundlegend für jede Art von Beziehung, egal ob poly oder monogam...

In meiner jetzigen Beziehung ist es so, dass wir uns alle drei gleichermaßen gut verstehen.
Meine Lebenspartnerin und mein Lebenspartner sind miteinander verheiratet, dennoch führen wir keine 3 einzelnen Beziehungen, sondern eine 3er-Beziehung... wobei wir auch Sachen zu zweit machen, in unterschiedlichen Konstellationen. Am Liebsten aber als "gesamtes/gemeinsames Paar"
Zum Thema Einvernehmen, wir sind uns was unsere Beziehung angeht definitiv einig, dass wir uns lieben und wir sehr sehr lange zu dritt durchs Leben gehen wollen
Lg
*******enig Mann
10.108 Beiträge
Ihr seid also das klassische "Throuple", wie in der Netflix Serie You, me, her...? *g*
******987 Frau
537 Beiträge
@*******enig

Wenn du das als klassisch siehst, dann will ja *g*
Kenne die Serie nicht, aber wir sind zu dritt und lieben uns
Lg
*******enig Mann
10.108 Beiträge
Wenn du die Serie nicht kennst, wird es höchste Zeit, dass ihr sie euch anschaut! Ich vermute sehr stark, dass sie euch gefallen wird. *g*
*******Top Mann
1.164 Beiträge
Transparenz definiere ich — relativ simpel gestrickt — ebenso einfach: Jeder weiß, woran er beim anderen ist.

Für mich eine notwendige Bedingung für jede verbindliche Beziehung. Vielleicht sogar jeder Couleur, von der Freundschaft bis zur Geschäftsbeziehung. Nur Transparenz ermöglicht, bewusste Entscheidungen zu treffen — sowohl für als auch gegen etwas. Deswegen verorte ich Verschweigen, „Kleinigkeiten weglassen“ oder die Realität etwas zu verbiegen nahe der Lüge, denn das führt zu Entscheidungen, die bei Transparenz vielleicht — eher: wahrscheinlich — anders ausgefallen wären. Damit lebt man von geborgter Zeit, bis sich Transparenz einstellt. Mit einem hatte der Genosse also ausnahmsweise Recht: „Nur völlige Klarheit der gegenseitigen Beziehungen kann den Erfolg eines Abkommens zur Erreichung des nächsten gemeinsamen Zieles gewährleisten.“ (Wladimir Iljitsch Lenin, 1870–1924).

Einvernehmen finde ich etwas gestelzt. Ist es nicht meistens ein „Will ich auch“ oder ein „will ich nicht“? Die Beziehung insgesamt betrachtet: Im Großen und Ganzen. Die Anforderung, dass bei bzw. in allem immer Einvernehmen oder Übereinstimmung sein muss, finde ich weltfremd. Realistischer finde ich dagegen, sich zu überlegen, mit wie viel Nicht-Übereinstimmung ich noch gut leben kann. In den wesentlichen Punkten muss es passen, sonst macht’s keinen Sinn. Bei den „Kleinigkeiten“ finde ich „Leben und leben lassen“ pragmatischer als sich über jedes Härchen in der Suppe das Hirn zu zermartern oder zu echauffieren. Mit „Kompromiss“ tue ich mich mit der Definition „einem anderen etwas zum Gefallen zu tun, was ich selbst nicht mag/möchte“ schwer. Konzessionen
–Zugeständnisse– zu machen finde ich passender und kann damit –bis zu meinen Grenzen– leben.

Zwischen Kompromiss, Konsens und Konsent zu differenzieren mag für eine eher wissenschaftlich geprägte Analyse taugen, aber im Alltag? Lies: Einer alltagstauglichen Beziehung? Da sind die Fragen doch eher: „Kann ich damit leben?“, „Bin ich damit zufrieden?“ oder „Bin ich damit glücklich?“ Würde ich alles sezieren und mir dazu einen Knoten in den Kopf machen, würde mich eher das unglücklich machen. Dafür kann Gegenüber aber nichts, und das sollte ihm auch nicht angelastet werden.

Konsent… bisher nicht gehört, aber spannend. Das Popper-Theorem der Beziehung? In der Wissenschaft kann man ja nach Popper postulieren, dass jede These so lange valide ist, bis sie falsifiziert worden ist. Die Mathematik lasse ich mal außen vor, die ist ja so konservativ, dass man auf Beweisen besteht. Zur Soziologie könnte so eine steile These wie „Konsent“ aber passen — wir sind ja beim Thema „Beziehung“ in sozialer Interaktion unterwegs. Wenn ich eine fehlende ausdrückliche Zustimmung bis zum Veto in den Beziehungskontext setze, kommt heraus, dass jeder so lange machen kann, was er will, bis ihm jemand Einhalt gebietet, und das auch noch begründen muss. Das passt schon mal nicht zu „Nein ist nein.“ Lebe ich eine weibliche Seite aus, wenn ich gefragt werden will? Schweigen ist ja nicht immer Zustimmung — auch wenn es manche sich gerne so einfach machen. Gegenüber zu ihm wesentlichen Dingen nicht zu fragen ist für mich eine Form der Nichtachtung — oder bei der Ausrede, nicht gewusst zu haben, dass es wesentlich ist, nachlässig oder oberflächlich. Im Ergebnis kommt bei mir dasselbe heraus.

Sich Vereinbarungen für schlechte Zeiten aufzusparen halte ich auch für sinnlos; Vereinbarungen reißen den Karren dann auch nicht mehr aus dem Dreck. Wenn man ähnlich tickt, mit Interesse für/an Gegenüber und mit etwas Empathie miteinander umgeht, braucht es für das, was für beide selbstverständlich ist, keine Vereinbarungen. Wenn man sich (so) nicht (mehr) versteht, stellt eine Vereinbarung das Verständnis nicht (wieder) her. Der Spruch „drum prüfe, wer sich (ewig) bindet“ kommt nicht von ungefähr. Die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist, aber Vorstellungen, etc. wollen nicht nur kommuniziert, sondern auch gelebt sein. Da wird es bei einigen schwierig — wenn Anspruch und Wirklichkeit bei einem selbst schon nicht zusammenpassen, ist die Aussicht darauf, dass in einer Beziehung passt, eher schlecht. Andere sind ja nicht doof — meistens spätestens nicht mehr, nachdem sich die erste Verliebtheit gelegt hat. Alfred Lord Tennyson (1809–1892) hat es mit den Worten „Ein Mann von Worten und nicht von Taten ist ein Garten voller Unkraut.“ gut auf den Punkt gebracht.

Das Stichwort „Fassade“ finde ich in dem Kontext tatsächlich angebracht. Allerdings nicht für eine Kernsanierung des dahinter liegenden, sondern selbst keine Fassade bzw. Kulisse aufzubauen und sich selbst nichts vorzumachen oder schön zu reden. Bei Beziehungen ist es eben auch „gekauft wie besichtigt“ — deswegen lieber vorher genauer hingucken. zugegeben: Manchmal hat man trotzdem Pech, einstürzende Neubauten kommen gelegentlich vor.
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