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Einvernehmen

******ore Frau
4.634 Beiträge
Themenersteller 
Einvernehmen
Ich war immer in dem Glauben, dass es zwei tragende Säulen in der Polyamorie git:

Transparenz

und

Einvernehmen

Letzteres interessiert mich.

Gelten beide Säulen unabdingbar für euch?

Was versteht Ihr ganz persönlich darunter?

Ich schreibe vorerst nicht von mir, sondern will erstmal unvoreingenommen sammeln. Dann berichte ich auch gerne von mir und danach würde ich auch in die Diskussion um die - möglicherweise- unterschiedlichen Sichtweisen gehen.

Ich freue mich auf einen spannenden Thread!
******986 Frau
3.163 Beiträge
Natürlich sind das zwei grundlegende Dinge wieso sollte es nicht so sein ?
****ice Mann
601 Beiträge
Einvernehmen bei welchen Dingen? Partnerwahl? Offene Beziehung gesamt? Was ich an Tag XY mache? Ich empfinde es pauschal als zu schwammig, außer das es irgendwie einhergeht mit dem gegenseitigen Respekt, der Liebe und Toleranz. Hast du konkretere Fälle im Sinn?
*********rgara Frau
7.508 Beiträge
Das sind für mich Grundvoraussetzungen jeder Art von Beziehung. Nicht speziell der Polyamorie.
****nor Frau
588 Beiträge
Interessant dürfte vor allem sein, was ihr jeweils unter den beiden Begrifflichkeiten versteht.

Wie definiert ihr Transparenz und Einvernehmen?
Was umfasst es in welcher Situation?
******ore Frau
4.634 Beiträge
Themenersteller 
Danke @****nor fürs Nachschärfen. Genau darum geht es mir.
****nor Frau
588 Beiträge
Transparenz ist bei mir aktuell ein Thema.

Für mich verstehe ich darunter vor allen Dingen, dass ich meine Denk- und Entscheidungsprozesse mitteile und jene meines Gegenübers mitgeteilt bekomme.

Zwar nicht alle, hinsichtlich jedem Pups, sonst wären wir ja den ganzen Tag damit beschäftigt. Doch hinsichtlich Entscheidungen und anderen gewichtigen Dingen, die mich und mein(e) Gegenüber betreffen.

Schlichtweg, weil es für mich eine essentielle Form von Wertschätzung darstellt, wenn man mich nicht (nur) vor eine Entscheidung stellt, sondern mich an dem vorangegangen Prozess teilhaben lässt.

Dabei geht es mir nicht darum, Einfluss nehmen zu können oder die Entscheidung zu bewerten.

Für mich steht Verständnis immer im Mittelpunkt. Denn wenn ich weiß, was alles zu einer Entscheidung geführt hat, ich also die Prozesse dahinter kenne, dann kann ich die Handlungen und Wünsche meines Gegenübers nachvollziehen. Und selbst wenn ich die Entscheidungen und Handlungen als suboptimal bewerte, habe dann trotzdem Verständnis dafür, weil ich die Perspektive meines Gegenübers kenne.

So entwickelt sich meiner Ansicht nach Verständnis, Wertschätzung und Respekt füreinander - das Fundament für so ziemlich alles im zwischenmenschlichen Bereich.
**********er999 Mann
379 Beiträge
Transparenz finde ich eine Grundvoraussetzung, d.h. sowohl dem bestehenden Beziehungsmenschen wie auch dem neu dazukommenden offen zu kommunizieren, dass man auch Gefühle für noch jemand anders hat. Ist für mich eine Frage der Ehrlichkeit. Erst mit der gegebenen Transparenz hat auch jedes einzelne Individuum des Polyküls die nötigen Informationen, sich seine Meinung zu bilden, um damit einverstanden zu sein - oder auch nicht. Persönlich habe ich in meiner letzten Beziehung gemerkt, dass es für mich sehr wichtig ist, möglichst viele Infos zu haben, als zu wenige.

Es gibt allerdings auch Menschen, die von ihrer Partnerin/ihrem Partner gar nicht alles genau wissen wollen und ihr/ihm trotzdem die Freiheit zugestehen, auch noch andere zu lieben. Eine gewisse 'Basisinformtion' muss aber wohl dennoch sein.


Allseitige Einvernehmlichkeit wäre wohl am besten und am schönsten in einem Polykül. Wenn nun aber ein am Polykül beteiligter Mensch nicht damit einverstanden ist, dass es auch noch einen oder mehrere andere gibt, stellt sich für dessen Partnerin/Partner die Frage, ob die Beziehung zu demjenigen, der nicht einverstanden ist, aufrechterhalten werden soll oder die Beziehung(en) zu den anderen Menschen des Polyküls.

Vielleicht gibt es dann aber auch noch die Möglichkeit, dass jemand aus ganzem Herzen zwar nicht einverstanden ist, das Polykül aber duldet, weil ansonsten möglicherweise der Verlust des geliebten Menschen die Folge wäre. Ist natürlich nicht ideal, aber vielleicht eine pragmatische Lösung - ob vorübergehend oder nachhaltig wird die Zeit zeigen.
*******ata Frau
1.462 Beiträge
Zitat von ******ore:
Gelten beide Säulen unabdingbar für euch?
Für mich ist Transparenz eine tragende Säule.
Die zweite wichtige ist für mich Verbindlichkeit.

Zitat von ******ore:
Was versteht Ihr ganz persönlich darunter?
Ich beziehe mich hier ausschliesslich auf das Einvernehmen.
Einvernehmen heisst für mich, dass beteiligte Mensche einverstanden sind. Beteiligt heisst für mich "direkt beteiligt".

Ich treffe meine Entscheidungen aus mir. Meine Hobbies sind meine Hobbies, meine Wohnsituation ist meine Wohnsituation, mein Job ist mein Job, meine Freunde sind meine Freunde, ... ... ...

Das ist dann sehr verflochten, und hat mehrere Ebenen, die ineinander greifen.

Ich versuche hier ein paar Beispiele zu nennen:
Mit wem ich Sex haben will, entscheide ich alleine,
ob Körperlichkeit stattfindet, und in welcher Form, entscheiden ausschliesslich die direkt beteiligten Personen,
das Thema Safer Sex, also welche Regeln dazu gelten, habe ich mit meinen langjährigen Verbindungen besprochen und ausgehandelt. Diese sind gültig, bis eine Person aus diesem Kreis das Bedürfnis hat, diese Regeln neu zu verhandeln.
Wo ich welchen Job mache, entscheide ich für mich,
ich muss allerdings davon meine Auslagen, also z.B. meine Miete bezahlen können, weil das eine direkte Folge für die Menschen hat, mit denen ich zusammenlebe,
sie haben aber keinen Einfluss auf die Wahl meines Arbeitgebers.
Wo ich meinen Urlaub verbringe, teile ich meinem Umfeld in der Regel einfach mit, da ich bevorzugt alleine reise,
allerdings brauche ich das Einvernehmen, der Menschen, die ich besuche, ob die mich bei sich haben wollen, ob ich ihr Gästezimmer belagern kann.
... ... ...

Vielleicht alles etwas kryptisch, ich hoffe, trotzdem verständlich.

Vielleicht bin ich auch nicht Poly, sondern eher Anarchistisch.

Ich bin grosser Fan von Sein-Lassen, Los-Lassen, Frei-Lassen, das heisst, ich trage die Freiheiten der Menschen in meinem Leben mit, und unterstütze sie, wenn sie mich darum bitten, ich mische mich aber nicht ungefragt in Entscheidungen ein. Ich empfinde ungefragte Meinungen als übergriffig.
*********rgara Frau
7.508 Beiträge
Es muss beim Einvernehmen nicht nur um das Grundsätzliche gehen, ob eine weitere Beziehung gelebt wird, es ist auch wichtig bei solchen Fragen wie wie teile ich die vorhandene Zeit auf oder wer wohnt zusammen und wo usw.

Beispielsweise können die Bedürfnisse nicht übereinstimmen. Dann ist ein Einvernehmen vielleicht nicht verhandelbar.
Da bleibt dann möglicherweise nur Annehmen oder Trennung.
Ich kann , wenn mir etwas Wichtig ist: auchsagen ich verzichte auf etwas . Wenn das nur eine einmalige Situation betrifft, ist das einfacher. Betrifft es eine dauerhafte Situation, kann es unmöglich sein.
******ngr Mann
3.911 Beiträge
Ja, absolut.
Das sind meine Grundsäulen.
***al Mann
75 Beiträge
Ich möchte den Begriff "Einvernehmen" hinterfragen und etwas detaillierter sehen.

Konsens: Konsens ist der Idealzustand. Wenn alle sich das Gleiche wünschen, sind alle glücklich, wenn es stattfindet.

Kompromiss: Der Normalzustand. Hat etwas von einem Handel man gibt etwas und bekommt etwas. Idealerweise gibt man etwas, dass einem nicht so viel bedeutet und bekommt etwas das einem sehr wichtig ist. Also positive Bilanz. Muss man ständig hinterfragen, denn die Gewichtungen können sich ändern.

Duldung: Es wird etwas geduldet, weil man etwas Anderes viel Wichtigeres nicht verlieren möchte. Grenzwertig, nur für begrenzte Zeit machbar. Im Sinne von "probieren wir es mal aus und dann beurteilen wir neu"

Zwang: Wenn ich jemandem die Pistole an den Kopf halte und damit ein Einverständnis erzwinge. Kann ich als Erpresser hinterher zwar behaupten: "Es war einvernehmlich er/sie hat ja gesagt" Aber ihr merkt schon, dass ist übel.
******ter Mann
1.388 Beiträge
Meine Kernbeziehung besteht aus zwei Individualisten.
Ich teile die Ansicht, dass die beiden Punkte wichtig sind, ein wichtiger Dritter ist aber die FREIWILLIGKEIT.

Transparenz ist uns wichtig, aber jeder erzählt nur soviel wie er/sie möchte.
Chats hat auch jeder mal für sich, wir sind uns jedoch einig, dass wir uns informieren wenn es persönliche Treffen gibt. Zudem erzählen wir uns nach Treffen davon und interessieren uns dafür. Bei festeren Kontakten muss aber auch nicht mehr alles besprochen werden, da reicht dann auch mal eine gemeinsame Terminplanung.

Ich mag es im Rahmen der Transparenz festere Kontakte meiner Partnerin auch persönlich kennen lernen zu können, ihr ist dies hingegen nicht so wichtig.


Einvernehmen finde ich hinsichtlich der Fragestellung auch schwieriger.
Alles was wir gemeinsam machen beruht natürlich auf Einvernehmen, wir zwingen uns ja zu nichts.
Darüber hinaus ist mir aber auch nicht klar, wo es Einvernehmen geben soll. Die Partnerwahl ist eine individuelle Sache, wir können uns im Rahmen der Transparenz zwar unsere Meinungen mitteilen, aber wir haben keine Veto-Rechte, noch müssen Kontakte genehmigt werden.
Auch in der Freizeitgestaltung beruht alles auf Wünschen und Absprachen, aber Freiräume kann jeder für sich nutzen, ohne das es ein Einvernehmen geben muss.

Zur Freiwilligkeit
Wir genießen an Poly gerade die Freiheiten, die es mit sich bringt, wir sind nicht für das Glück eines anderen verantwortlich. Solange etwas also nicht unsere Verhütungsregeln oder WG-Absprachen verletzt oder dem anderen übermäßig schaden würde (Eifersucht kann mal vorkommen) dürfen wir nach dem eigenen Glück streben. Unserer Erfahrung nach macht es alles viel leichter und es ist auch schöner sich auf Zeit mit einem glücklichen Menschen zu fokussieren, als jemanden ständig zu gemeinsamer Zeit zu zwingen, die ihn nicht glücklich macht.

Einvernehmen entsteht also für uns immer dann, wenn unsere eigenen freiwillig gewählten Wege parallel laufen.
******ole Mann
33 Beiträge
Kommt doch eher von der Perspektive jedes einzelnen an, richtig?
Transparenz würde ich als unendliches Vertrauen einordnen: Keine Geheimnisse, Offenheit etc.
Also zusammengefasst doch eher das "Kompensieren" Negativer Eigenschaften mit Positiven.
Einvernähmlichkeit klingt für mich eher als Reiseziel der transparenten Reise- also das Perfekte Zusammenspiel mehrerer Individuen 🙃🙏hoffe ich war damit etwas hilfreich
****ice Mann
601 Beiträge
Transparenz ist eine Sache, die individuell festgelegt wird. Das umfasst für mich, auf der einen Seite wie viel ich erzählen mag aber vor allem auch wie viel der andere hören mag. Wer Fragen stellt, bekommt ehrliche Antworten. Ich bin generell für fast jeden Grad der Transparenz zu begeistern.

Einvernehmen ist als Pauschalbegriff für mich zu abstrakt. Verlässlichkeit, Respekt, Liebe, Ehrlichkeit, Verantwortung sind für mich da aussagekräftiger. Auch die benannte Freiwilligkeit ist für mich eine selbstverständliche Voraussetzung einer jeden Form von Beziehung ab Freundschaft. Ich kann und mag da gar keine Unterschiede zu anderen Beziehungen zu Menschen machen, die mir etwas bedeuten.
****id Frau
5.935 Beiträge
Zitat von ******ore:
Einvernehmen
Ich war immer in dem Glauben, dass es zwei tragende Säulen in der Polyamorie git:

Transparenz

und

Einvernehmen

Letzteres interessiert mich.

Gelten beide Säulen unabdingbar für euch?

Was versteht Ihr ganz persönlich darunter?

Für mich ist Beides unabdingbar.

Transparenz heißt hier Kommunikation wenn etwas wirklich interessantes kennengelernt wird. Bei mir, als demisexuelle Person, merken meine nahestehenden Personen es immer schnell und mein Weg ob ich jemanden in mein Leben lasse ist länger als allgemein gängig.

Einvernehmen ist kein von mir genutztes Wort. Zu kompliziert, zu strikt für zu kleine Bereiche.

Ich nutze Vertrauen und gebe Spielraum in dem mir möglichen Bereich, wie es auch mein aktuelles Umfeld macht. Wir besprechen Sachen und Limits immer wieder, unsere Grundregeln sind nicht anzutasten.

Wird eine Grundregel gebrochen, hat sich mein Gegenüber freiwillig aus meinem engen Kreis verabschiedet. Er muss es nicht freiwillig aussprechen, ich "rieche"es umgehend, spreche es an und verabschiede mich.

Das hört sich jetzt pingelig an, wir reden über 97% leben und leben lassen und wirklich wenig harte Grundregeln.
*****ope Mann
2 Beiträge
Aus meiner Sicht ist >> Einvernehmen <<
die ausschließlich Basis zweier Menschen zu einer Beziehung. Beide müssen das wollen.
Alles weitere wie Werte, Wünsche, Bedürfnisse, Grad der Transparenz usw. sind, idealerweise vor Beginn einer tieferen Beziehung, zu verhandeln und Konsens zu finden. Auch da ist es final dann wieder > Einvernehmen <

Ich mag den Begriff sehr.
*********lebee Mann
1.600 Beiträge
Ich bemühe mich stets um . . .
. . . Transparenz und Einvernehmen, ja. Genauso wie meine Partnerinnen.

@ Gelten beide Säulen unabdingbar für euch?
Das ‚unabdingbar‘ ist mir zu verkrampft. Es sind beides Säulen einer Partnerschaft, ja.

Und beide sind zugleich stets Verhandlungssache.

@ Was versteht Ihr ganz persönlich darunter?
In Kernfragen wie Schutz/STD ist Transparenz für mich im roten Bereich auf der Skala grün/Pups/unwichtig - rot/wichtig . . . dazwischen gibt es viel . . . zu verhandeln. Stets.

Bei Einvernehmen gibt es die Skala für mich auch . . . aber da könnte ich nicht sagen, was da jetzt im roten Bereich ist. Hängt für mich zu sehr von der jeweiligen Beziehung ab. Eines kann ich dazu sagen: Ich strebe Konsens an. Kompromiss is‘ für mich faul.
*******enig Mann
10.108 Beiträge
Ja, natürlich Transparenz und Einvernehmen. Ich bin allerdings gegen die Art von Einvernehmen, das nur vorgetäuscht wird, weil man seinen geliebten Partner nicht verlieren möchte. Sowas ist unehrlich und meistens wollen diese Leute auch keine Polyamorie, sondern stehen ihr kritisch bis feindselig gegenüber. Kann aus meiner Sicht nicht lange gutgehen...
*****and Mann
1.527 Beiträge
Zitat von ******ore:
Einvernehmen
Ich war immer in dem Glauben, dass es zwei tragende Säulen in der Polyamorie git:

Transparenz

und

Einvernehmen

Letzteres interessiert mich.

Gelten beide Säulen unabdingbar für euch?

Was versteht Ihr ganz persönlich darunter?

Ich schreibe vorerst nicht von mir, sondern will erstmal unvoreingenommen sammeln. Dann berichte ich auch gerne von mir und danach würde ich auch in die Diskussion um die - möglicherweise- unterschiedlichen Sichtweisen gehen.

Ich freue mich auf einen spannenden Thread!
Das E in Einvernehmliche Nicht-Monogamie bezieht sich meines Erachtens auf die großen Linien, also auf das Konzept. In Abgrenzung zu der mononormativen Praxis des Fremdgehens oder einigen Ausprägungen der Freien Liebe der 68er. Also beide Partnys sind sich über ein Beziehungskonzept einig.
Ich möchte die Diskussion hier nicht sprengen, aber neben den beiden eingangs genannten Punkten, gibt es noch weitere, die eine Rolle spielen, vielleicht nicht immer in allen Beziehungen.
Bei mir wären noch zentral Liebe und Empathie und die Erotik ist für mich auch wichtig. Vielleicht auch noch mehr. Insofern bin ich für die individuelle, bedürfnisorientierte Aushandlung von Einvernehmlichkeit und Transparenz auf Augenhöhe.
*******ata Frau
1.462 Beiträge
Ich mag den Beitrag von @***al , da er sehr detailiert auflistet, dass der Begriff "Einvernehmen" ungefähr so genau ist, wie der Begriff "Eifersucht".

Ich mag Begriffe wie Konsens und Kompromiss.
Ich mag den Konsens lieber, als den Kompromiss, trotzdem sind Kompromisse notwendig.
Kompromisse sind eine Art Investition in die Zukunft. Das fängt ja schon bei sehr einfach Sachen an. Ich mähe gerne den Rasen, wir haben also Konsens zum Thema Rasen mähen. Putzen tut bei uns niemand gerne, also haben wir eine Putzkraft, die wir bezahlen, damit sie diese Arbeit für uns macht, in unserem Haushalt herrscht darüber Konsens. Der Kompromiss ist in unserem Haushalt, dass alle aufräumen müssen, bevor die Putzkraft kommt, weil sie sonst nicht putzen kann.

Konsens und Kompromiss kann zu starken Spannungen führen, wenn z.B. Konsens von einer Person zwingend gewollt ist, während eine weitere Person mit dem Kompromiss zufrieden ist.
Ich persönlich kann in vielen Dingen mit einem Kompromiss leben, weil er mich flexibel macht, ich muss aus meiner Komfortzone, mich bewegen, lerne neue Möglichkeiten kennen.
Die ewige Suche nach Konsens kann mich blockieren, handlungsunfähig machen.

Ich finde, es braucht beides, Konsens als eine Art Entspannung, Kompromiss als eine Art Möglichkeit etwas zu lernen.
******ore Frau
4.634 Beiträge
Themenersteller 
Wenn der Kompromiss die Alternative zum Konsens ist, wäre mir der Konsent der bessere Begriff.
Er kommt aus der Soziokratie und bedeutet, dass nicht alle zustimmen müssen, aber kein Veto vorhanden sein darf.
Liegt ein Veto vor, muss derjenige, der es eingelegt hat, begründen.
Entweder das Veto kann aufgelöst werden, oder es gibt keinen Konsent.
Das klingt alles etwas theoretisch, denn wenn man in einer Beziehung an dieser Stelle steht, ist schon einiges in Schieflage.
Das Vertrackte in meiner Situation ist, dass ich nie im Traum gedacht habe, mal in solch eine Situation zu kommen.
Der Klassiker: am Anfang spart man an Vereinbarungen für schlechte Zeiten und am Ende ist es zu spät dafür...

Ich habe das Thema gestern auch auf dem Polystammtisch eingebracht und es gab die Idee, dass, wenn Einvernehmen nicht mehr vorhanden ist, die Verletzungen längst da sind und es für heilsame Interventionen schlicht auch zu spät ist.
Verzwickt.
********reau Frau
280 Beiträge
Ich tue mich schwer, über abstrakte Werte zu sprechen oder diese gar zu definieren. Im Fokus jeder Beziehung steht für mich die konkrete Tat.

Die großen Worte und Werte, die bei Polyamorie oft mitschwingen, werden spätestens beim ersten fundamentalen Konflikt (zeitweise) über Bord geworfen. Das macht solche Konflikte ja gerade so fundamental und erschütternd. Ich halte das für menschlich. Selbst meine persönlichen Werte habe ich in Extremsituationen nicht »liefern« können.

Viel wichtiger ist für mich: Wie verhält[/] sich jemand innerhalb der Beziehung und insbesondere in Konfliktsituationen? Passt die grundsätzliche Atmosphäre hier für mich? Das ist meiner Erfahrung nach komplett abgekoppelt von Werte-Diskussionen. Der große Nachteil: Es lässt sich erst in der konkreten Situation erleben – inkl. all der damit verbundenen Überraschungen. Und da beginnt mein eigener Prozess: Wie gehe ich mit diesen Überraschungen um? Wie gehe ich damit um, dass mein Partner auf eine für mich völlig unverständliche Weise handelt? (Aber das ist eigentlich ein anderes Thema.)
*******ata Frau
1.462 Beiträge
Zitat von ******ore:
Wenn der Kompromiss die Alternative zum Konsens ist, wäre mir der Konsent der bessere Begriff.
Er kommt aus der Soziokratie und bedeutet, dass nicht alle zustimmen müssen, aber kein Veto vorhanden sein darf.
Liegt ein Veto vor, muss derjenige, der es eingelegt hat, begründen.
Entweder das Veto kann aufgelöst werden, oder es gibt keinen Konsent.

Ich finde das sehr abstrakt, und auch schwierig lebbar.

Ein Kompromiss ist ein Abeteuer, ein Lernfeld, im echten Leben, im Umgang mit anderen Menschen.
Ein Kompromiss kann eine Zukunft bedeuten, die mit Konsens gar nicht möglich ist, weil kein Mensch seine Komfortzone verlassen muss.

Weltlich gesehen leben wir unser Leben ziehmlich "wohlstandsverwarlost". Viele Menschen erwarten deshalb unausgesprochen Konsens, und führen, wenn dies nicht eintrifft, stundenlange Diskussionen, die andere gar nicht führen wollen, weil keine Entscheidung getroffen wird, und keine Entscheidung Stillstand bedeutet.
Manchmal sind sich Menschen nicht einig, das kann eine Kleinigkeit sein, dass kann aber auch das Ende einer Verbindung bedeuten.

Am Ende sind Verbindunge zu anderen Menschen nichts als Buchhaltung. Bin ich im Plus, und ist mein Umfeld im Plus, können wir investieren, nachgeben, verzichten, aushalten, ist eine Person im Minus, braucht sie etwas Plus von anderen.
Ist nun immer die selbe Person im Minus, will irgendwann niemand mehr mittragen. Es entsteht ein Gefälle, Abhängigkeiten, die "Augenhöhe" geht verloren.
Ich spreche hier ausschliesslich von erwachsenen Menschen, Kinder können ihre Bedürfnisse je kleiner sie sind, je weniger selber erfüllen. Als Begleitpersonen für Kinder auf dem Weg zum Erwachsen-werden, ist es wichtig, ihnen beizubringen, herauszufinden, und vor allem, sie erleben zu lassen, wo sie für sich ihr Plus tanken können.
Erwachsene Menschen sollten irgendwann wissen, wo sie für mehr Plus für sich selber sorgen können, und andere Sein-Lassen, damit sie auch ihr eigenes Plus auffüllen können.
Menschen haben Grenzen, einige sind sehr fix, andere sind, für das passende Plus, verschiebbar.
Was wie beweglich ist, und wie viel Abenteuer jeder einzelne Mensch will, ist reines, eigenes Bauchegfühl.
******Fox Mann
2.329 Beiträge
Zitat von ******ore:
Wenn der Kompromiss die Alternative zum Konsens ist, wäre mir der Konsent der bessere Begriff.
Er kommt aus der Soziokratie und bedeutet, dass nicht alle zustimmen müssen, aber kein Veto vorhanden sein darf.
Liegt ein Veto vor, muss derjenige, der es eingelegt hat, begründen.
Entweder das Veto kann aufgelöst werden, oder es gibt keinen Konsent.
Das klingt alles etwas theoretisch,
Das ist wirklich "etwas" theoretisch, (zu sehr entweder - oder) - so ist das Leben nicht.
Denn die Situation ist jetzt so wie sie ist, und braucht jetzt ihren Umgang, ohne jeden Konjunktiv.
Vielleicht ist es auch an der Zeit von solchen Idealen wie Einvernehmen einmal inne zu halten und zu überlegen was in meinem Inneren ich damit eigentlich weg mache (beim schreiben gehe ich jetzt von Meinem unbewussten strategischen Inneren aus). Hier im Thema geht es so viel um Einvernehmen, aber das Problem ist ja vermutlich eher: "beschränktes Einvernhemen".

Wenn das so ist, sollten wir darüber sprechen, und nicht von Regeln deren Bestand auf der Kippe steht (oder dahinter).

Die Situation ist jetzt eine andere, als es jeder bisherige Plan vorgesehen hatte.
Also braucht sie auch einen anderen Umgang als bisher, sonst kommt wieder das raus, was jetzt ist.
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