Zitat von *********maker:
„
Du sprichst einen wichtigen Punkt an.
Mein
dazu:
Possible Mansplaining warning
Hierarchien sind entweder deskriptiv (beschreibend) oder präskriptiv(vorschreibend).
Mein Beispiel mit kranken Kindern halte ich für deskriptiv.
Probleme entstehen mMn durch Verwechslung von deskriptiver Hierarchie (momentan nimmt mein Partner diese Position in meinem Leben ein) mit präskriptiver Hierarchie (mein Partner wird mir immer wichtiger sein als du).
Präskriptive Hierarchie kann nur funktionieren wenn sie:
1. Offen und ehrlich kommuniziert wird
2. Vom neuen Partner akzeptiert wird (am Besten nach dem FRIES Modell)
Generell ist bei allen Begriffen zu Beachten, dass nicht gewährleistet ist, dass das Gegenüber denselben Begriff davon hat (Polyamorie ist dafür ein sehr gutes Beispiel, viele halten es für Swingen oder sonstwie Sexfokussiert)
Dem stimme ich zu.
Mir ging es vornehmlich darum ein Narrativ in Frage zu stellen, das mir immer wieder begegnet, gerade übrigens auch parallel auf einer anderen Plattform, das da sagt:
"Wenn man in der ethischen nicht-monogamie erfahren ist, dann löst man sich von Hierarchien."
Das klingt dann so, als hätten "Anfänger" noch Hierarchien, wenn man aber "wirklich Poly" lebt, dann löse man sich davon.
Das halte ich für ein schwieriges Narrativ, weil es einen kategorischen Imperativ ausdrückt, ein pauschales "so ist das und hat das zu sein", welches nicht haltbar ist, weil wir als Menschen alle unterschiedlich sind.
Zudem dann, wie du schon richtig schreibst und wie ich es auszudrücken suchte, der Begriff der Hierarchien zunächst definiert werden müsste.
Wenn man sich von dem, oftmals negativ konnotierten, Begriff löst dann könnte man auch sagen:
In meinem Leben haben Menschen schlicht nicht alle denselben Stellenwert, weil die Art der Beziehung zu Menschen unterschiedlich sein kann.
Beispiel:
Ich war verheiratet, hatte aber eine Fernbeziehung. Das war faktisch ethisch non-monogam.
Ich habe beide Personen sogar gleichwertig geliebt. Das Gefühl unterschied sich aber, weil beide Menschen ganz unterschiedliche Personen waren und weil wir unterschiedlich miteinander umgegangen sind.
Mit der einen Person lebte ich seit Jahren zusammen. Die andere Person kannte ich gar nicht so lange. Wir haben den Alltag nicht ausgeblendet, aber selbstverständlich haben wir nicht gleich viel miteinander erlebt, eben weil der eine Mensch hunderte Kilometer entfernt lebte während ich quasi jeden Morgen, außer ich war nicht Zuhause, neben meiner Ehefrau aufwachte und mit ihr eine Wohnung teilte, während ich die andere Person persönlich nur alle paar Wochen sah.
Es wäre mir schräg vorgekommen zu behaupten, dass beide Personen für mich in jedem Belang dieselbe Stellung einnehmen. Das wäre beiden gegenüber nicht fair gewesen, denn beide waren nicht gleich und unsere Beziehungen waren nicht gleich.
Andersherum begegnete es mir, dass eine Partnerin mir mitteilte, dass sie sich von Hierarchien lösen wollte und danach strebte, dass es für sie zu ihren jeweiligen Partnern keine mehr gäbe, damit am Ende alle Personen "gleich" seien. Das bezog sich neben uns, die wir Alltag teilten, also eine Nestingpartnerschaft pflegten, aber auch reine Spielpartnerschaften, die sie wiederum nur alle paar Wochen, meist im Kinkkontext, sah und mit der sie faktisch kaum bis gar keinen Alltag teilte. Ich drückte dort zumindest leichtes Unwohlsein aus, welches sich nicht auf Eifersucht gründete, sondern weil es sich für mich leicht abwertend anfühlte, wenn ich, der Alltagssorgen mit ihr bewältigte, der meinen Alltag und meine Alltagssorgen teilte, auf einmal "gleich" mit jemandem sein sollte, dem sie alle paar Wochen im sexuellen Kontext begegnete. Das war für mich eben nicht dasselbe. Das die Liebe und Zuneigung identisch sein konnte stellte ich nicht in Frage, doch erschien mir der Versuch die Beziehungsbindung als "gleich" darzustellen merkwürdig, weil es eben nicht gleich war.
Das zu argumentieren war schwer und ist in vielen abstrakten Diskussionen noch immer schwer, weil einem schnell der Vorwurf des Besitzanspruches oder der Eifersucht, bzw. der ihr zugrunde liegenden Verlustangst, an den Kopf fliegt, obschon es darum gar nicht geht.
Hier die Rolle Rückwärts zum Thema zurück:
Man sollte so leben, wie es sich für einen selbst am besten und angenehmsten anfühlt und sich nicht von pauschalen Narrativen darüber, wie etwas zu sein habe, irritieren lassen.
Wenn man Hierarchien fühlt, dann ist das total okay, sofern man diese gegenüber Partner:innen respektvoll kommuniziert.