Zum Buch "Fünf Männer für mich"
Ich habe das Buch bereits vor zwei Jahren gelesen, als ich weder den Begriff bzw. die Lebensform der Polyamorie, noch den Joy Club kannte. Ich bin auf das Buch durch die Autorin selbst aufmerksam geworden, nachdem sie es im Nachtcafé vorgestellt hatte.
Leider muss ich sagen, dass ich von dem Buch sehr enttäuscht war. Ihre Schilderungen langweilten mich zunehmend, sie bleibt mehrheitlich bei der Beschreibung ihrer Erfahrungen ohne sie einer aussagekräftigen Reflexion zu unterziehen.
Anfänglich fand ich das noch ganz unterhaltsam, aber nach einigen Seiten fehlte mir doch "Substanz". Das, was mich neugierig gemacht hatte, nämlich die reflektierte Aussenansicht ihres Experimentes fehlte leider. in dem Buch.
Dabei wäre genau das spannend gewesen! Insbesondere als sie sich in einen der Männer sehr verliebt hat! Denn dort zeigt sich m.E., dass sie gar nicht polygam, geschweige denn polyamorös ist bzw. empfindet. In ihrer Verliebtheit steht nur noch der eine Mann im Zentrum ihres Erlebens, ihres Begehrens. In dieser Zeit leidet sie wie ein Hund, weil er es, im Vergleich zu ihr, schafft seine Parallelbeziehungen weiter zu führen. Was nicht heißt, dass ich ihren Schmerz nicht nachvollziehen konnte, aber ich fühlte mich sehr an ein anderes Buch erinnert, welches ich vor zig Jahren gelesen hatte "Wenn Frauen zu sehr lieben"! Und das hat mit einer polyamoren Liebe gar nichts zu tun, nicht einmal mit Liebe!
Aus meiner Einschätzung verliert sie sich sehr in dieser Liebe und ohne es explizit zu benennen steigt sie in der Zeit aus ihrem Experiment aus!
Was ja, nicht verwerflich ist, aber recht enttäuschend ist, wenn das nicht reflektiert wird!
Denn irgendwie schafft sie es dann doch noch die Kurve zu kratzen und sich wieder etwas besser auf sich zu konzentrieren. Wie ihr das gelungen ist, ist mir aber verborgen geblieben!
Aus heutiger Sicht, nachdem ich mich auch mit der Thematik der offene Beziehungen im allgemeinen und der Polyamorie im speziellen beschäftigt habe und das sowohl praktisch, emotional, als auch kognitiv
denke ich, dass sie die polygame Ausrichtung als einen Versuch (weniger als Experiment) angesehen hat, sich vor der Liebe oder vor dem Verliebtsein zu schützen. Was ihr aber nicht gelingt, mehr noch, sie fällt in bekannte, monogame Muster bzw. in monoamore Empfindungen.
Was mir zeigt, dass die Polyamorie keine Therapeutikum gegen enttäuschte Liebe ist!
Für mich ist es genau das Gegenteil, erst wenn ich lieben kann und diese Liebe beginnt zunächst einmal bei mir, kann ich auch andere lieben! Und erst wenn ich mich und jemand anders liebe, kann es mir gelingen mich von traditionellen Besitzansprüchen und sexuell orientierten Exlusivitätsvorstellungen zu lösen!
Ob mir das je gelingen wird sei dahin gestellt, ich weiß es nicht, ich befinde mich auf einem Weg! Letztendlich ist mir die Entwicklung wichtig und es wäre schön gewesen über die Entwicklung der Autorin mehr zu erfahren!