Ich glaube nicht...
...das eine zeitliche Begrenzung gibt.
Hallo erstmal.
Ich melde mich mal ganz unbedarft zu Wort. Bin ja neu hier und habe bislang keine polyamorösen Erfahrungen, wenn man von Seitensprüngen, Affairen zu Frauen die mit ihrem Partner eine offene Beziehung führen, etc. mal absieht.
In Theorie weiß ich schon, was Polyamory bedeutet. Mir fehlen bislang die praktischen Erfahrungen.
Ich glaube trotzdem nicht, dass es eine zeitliche Begrenzung gibt, höchstens Pausen, und kann es auch begründen.
Für mich war es immer ein Problem Liebe tatsächlich zu 100 % von Sex zu trennen, wie es ja viele Menschen, auch in meinem Freundeskreis, tatsächlich hinkriegen. Aber mir war das immer zu unehrlich und wird der Partnerin auch nicht gerecht, wenn man diese hintergeht. Und selber bin ich wenn ich in einer Partnerschaft bin zu eifersüchtig, wenn meine Partnerin Kontakt zu Männern hat, die ich nicht einordnen kann. Mir ist es da lieber, ich weiß, wen Frau noch begehrt und für wenn sie Gefühle hat, als im Ungewissen darüber zu bleiben. Weil es für mich emotional immer "gefährlicher" wird, je länger eine Partnerschaft anhält. Es geht, was hier auch oft in einigen threads angesprochen wird, bei mir um meine ureigensten Verlustängste und um die Sicherheit geliebt zu werden.
Ich selber habe das in meinen letzten Beziehungen, in welcher Form auch immer (fest oder eher Affaire), auch immer versucht transparent zu gestalten, mit welcher Frau mal was gewesen ist und mit welcher nicht, damit meine neue Partnerin genau weiß was Sache ist und sich keine "Sorgen" machen muss oder das keine "Gefahr" von einer anderen Frau ausgeht. Ich habe sehr viele Frauen in meinem Freundeskreis, von denen nur mit einem marginalen Bruchteil überhaupt mal was gelaufen ist. In meiner letzten Beziehung war das ein Fehler, weil ich damit erst Eifersuchtsgefühle bei meiner Ex-Partnerin erst ausgelöst habe, ohne es zu wollen. Aber sie hat mich ja gefragt und eben eine ehrliche Antwort erhalten
Weiterhin gilt für mich:
Bin ich nicht verliebt und habe ich kaum Emotionalität für meine Partnerin, ist der Sex für mich i.d.R. eher fade, weil ich nicht ganz bei der Frau bin. Da kann die Frau noch so attraktiv sein und gut aussehen. Wenn sie mich nicht innerlich anspricht und ein Begehren auslöst, kann ich zwar funktionalen meine Bedürfnisse befriedigenden Sex haben, langfristig gesehen habe ich davon aber nichts.
Wie ich in meiner Gruppenvorstellung bereits geschrieben habe, empfinde ich heute noch so etwas wie Liebe zu Frauen, mit denen ich tlw. schon seit mehr als 10-15 Jahren keinen Kontakt mehr habe, weil die Beziehungen damals extremst vor die Wand gefahren sind, oder die ich immer mal wieder sporadisch treffe. Es geht ja nicht nur um Sexualität und Anziehung, sondern für mich gibt es da auch immer eine sehr menschliche Seite. Es gab immer einen guten Grund, warum ich mich in bestimmte Damen verliebt habe, diese geliebt habe, heute noch Liebe und das hat etwas mit der Persönlichkeit, dem Charakter, eben dem Menchen an sich zu tun. Wenn es da nur um eine reine geschlechtliche und triebhafte Sache ginge, natürlich auch, wäre ich wahrscheinlich bei ganz anderen Frauen "hängen" geblieben, weil sie zum Teil körperlich und sexuell "mehr zu bieten" hatten als meine Partnerinnen. Rein menschlich haben sie mich aber nicht interessiert oder gelangweilt. Oder ich würde zu professionellen Damen ins Bordell gehen. Ein rein technischer Vorgang zur Triebabfuhr.
Und mein "Leiden" geht in die Richtung, das ich diese Frauen verloren habe. Sei es von meiner Seite aus, weil mein Leben und meine Entwicklung einen anderen Weg genommen hat, sei es die Frau hat sich woanders hin orientiert und sich verändert. Mit Seitensprüngen hat es oft kaum was zu tun gehabt, eher mit Lebenszielen und Lebensabschnitten. "Es hat nicht gepasst" ist da meistens die Standardantwort, die man auch in jedem Frauenmagazin findet. Das hat aber meistens nichts daran geändert, dass ich immer noch liebevolle Gefühle für meine Ex-Partnerinnen habe und diese immer noch begehre. Nach vielen Gesprächen mit zwei Ex-Freundinnen von mir, weiß ich das es auf Gegenseitigkeit beruht. Man denkt halt doch oft an Ex-Partner und die schöne Zeit die man hatte und gegen "was" man das ausgetaucht oder eingetauscht hat. Und das war oft nicht gut oder besser als das was man bereits schon hatte. Und auch in Gesprächen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die alle seriell monagam leben, ist es immer der gleiche Grundtenor. Eigentlich war mein Ex-Partner nicht schlecht. Eigentlich nicht.
Viele Trennungen werden ja klassisch nach dem "alles oder nichts"-Prinzip oft in einer Schnellschussaktion über die Bühne gebracht. Gründe gibt es genug: Seitensprünge, generelle Lebensunzufriedenheit die wie so viele andere Dinge auf dem Partner projeziert werden, persönliche Probleme mit Familie und/oder im Beruf, Erkrankungen und vieles mehr. Und natürlich anerzogene und gesellschaftliche Vorgaben, wie man denn nun eine Partnerschaft bitteschön zu führen und wie man zu leben hat. Das führt oft zu viel seelischem Elend.
Rosenkriege, Hass und Rache, Scheidungskriege, usw. sind oft die Folge und das endet meistens im emotionalen und seelischem Chaos. Menschen die sich vormals liebten bekämpfen sich bis auf's Messer. "Scheiß auf Freunde bleiben". Und ich habe ein paar Bekannte die Jahre brauchen aus ihren gescheiteren Illusionen wieder aufzustehen. Wenn überhaupt.
Und meine letzte Beziehung, die ich weiter oben schon erwähnt habe, ging genauso "klassisch" zu Ende. Aber nicht von mir aus.
Ich habe meiner Ex alle Freiheiten gelassen, damit konnte sie aber scheinbar nichts anfangen. Ich habe sie wohl mit mir und meiner Ehrlichkeit und meinen Wahrheiten mehr als nur ein bißchen überfordert. Was ich hier bisher gelesen habe in vielen Beiträgen ist genau das was ich auch denke: Weg von rein monogamen seriellen Partnerschaften, hin zu mehr Ehrlichkeit und Offenheit, egal wie weh es auch tun mag. Und das viele Dinge in einer Beziehung eben auf Absprachen und Verhandlungen beruhen.
Letztendlich hat mich meine Ex am Ende in einer Panikreaktion abgestossen. Ich war mir ihrer Liebe zu mir sehr sicher. Wahrscheinlich zu sicher. Ich bin danach sehr tief emotional gefallen, weil ich die Welt einfach nicht mehr verstanden habe und ich auf einmal in einem gefühlsmäßigen Scherbenhaufen stehe und nun gucken muss, wo ich selber bleibe.
Um es kurz zu machen, auch wenn es "romantisch" klingt: Mir geht es um Liebe. Sätze die ich privat oft höre und auch zuletzt von meiner Ex gehört habe= "Ich habe aufgehört Dich zu lieben!". Das kann ich für mich persönlich nicht akzeptieren, weil ich meine Emotionen nicht ein- oder ausschalten kann wie eine Nachttischlampe!
Wäre Polyamory zeitlich begrenzt, hätte es wieder für mich nur so etwas wie eine Affairen-/Verhältnisstatus.
Man ist hormonell gesehen temporär emotional verschwurbelt, eben verliebt, an und für sich auch eine schöne Sache, aber das gibt sich dann mit der Zeit meistens von alleine und der Alltag kehrt ein und die Spreu trennt sich vom Weizen. Entweder man liebt jemanden, oder eben nicht. Es war, die Person, war nicht "wichtig". Jedenfalls nicht so wichtig, gefühlsmäßig ehrlich Teil des eigenen Lebens zu sein oder zu werden. Dann hätte es für mich eben nicht die "Wertigkeit" eine polyamoröse Geschichte zu werden.
Sorry für soviel Text. Als "Neuling" ohne praktischen Schimmer zu haben von der Realität von Leuten, ihr z.B. ;-), die schon so leben wahrscheinlich zu gewagt.