lieber Antaghar,
das kann mann sicherlich, ja sogar Frau kann das, aber einmal sei gegengefragt, entwickelt sich in dieser Zeit denn auch etwas weiter zwischen den jeweiligen beiden oder trennen sich deren Welten eher wieder.
Das ist so wie mit den Freunden die man auch liebt, Ewigkeiten nicht sieht und wenn sie wieder da sind, ist alles als hätte man gerade aufgelegt oder sich getrennt.
sicher gibt es Schwestern und Brüder im Geiste mit denen man irgendwann ein Band geflochten hat, das unbeschadet über die Zeiten andauert.
Aber da müssten wir wohl wieder anfangen über den Beziehungsbegriff zu diskutieren.
Von der von dir vorgetragenen Warte aus klingt mir das wie eine Freundschaft, nur mit der Ergänzung durch gemeinsame sexuelle Erlebnisse. "Friends with benefits" eben.
Aber wenn es schon in Stino Partnerschaften immer wieder zu asynchronem Zuwendungsbedürfnis kommt, wie ist das dann erst wenn Leidenschaft dazu kommt, Geilheit, Bedürfnis nach intensivem Austausch, sowohl der Körperflüssigkeiten als auch der Gedanken. Der eine braucht das im Moment, der andere kann es gerade nicht, aus welchen Gründen auch immer.
Da noch tolerant zu bleiben ist schon eine Aufgabe.
Wodurch und durch wen wird das richtige Mass an Nähe und Distanz an Kontakt und Informationsfluss gesteuert?
Real ist es doch so, zumindest mein Eindruck, dass die allermeisten Polies so entspannt auch nur sein können, weil sie einen Partner an ihrer Seite haben, DEN Partner eben aber diese Partnerschaft öffnen, weil beide den Input von außen brauchen, weil sie eben das klein klein nicht können oder wollen.
Anders herum habe ich es auch gesehen, dass solo Polies ohne diese Bindung, die Polyamorie erst mal gut ausschalten können, wenn sie sich gerade mal heiß verlieben, unbenommen der Möglichkeit später wieder gemeinsam die Öffnung zu suchen.
Was für mich auch verständlich ist, denn man will sich erst einmal kennen lernen und ineinander stürzen. Aber was machen dann die anderen des Netzwerks in der Zwischenzeit, wie werten sie sich in Bezug dann neu ein?
Das sind mir doch sehr viele Variablen in denen ich nicht diese selstame Multiplikationsformel für die Liebe erkennen kann, sondern die in solchen Phasen ganz einfach erst mal Stunk erregen. Sie werden dann oft mit dem Argument des unerlaubten Besitzanspruches oder der unterstellten Eifersucht abgewehrt, dabei sieht man aus der Perspektive der Paarbeziehung diese unterschiedliche Bedürfnislage möglicherweise gar nicht, oder kann sie für sich nicht umsetzen.
Deine Unterscheidung zwischen Liebe und Beziehung finde ich etwas Haarspalterisch. Da springt mich automatisch das Wort von der Liebe für meine Kinder, meine Eltern, meine immer noch geliebte Ex, meinen Hund und was auch immer an, also am Ende vollständige Beliebigkeit dessen was ich einfach mehr als gerne mag.
Ich dachte wir diskutieren über durchaus sexuelle Beziehungen. Zumindest möchte ich eine sexuelle Art Beziehung mit Tageslebensreferenz hauptsächlich mit jemanden dem ich so nahe bin, dass der Sex nicht beliebig ist, wie mit einem Fremden.
Allerdings habe ich noch keine Frau kennen gelernt die ich auf die Art mag, tollen Sex und sonstigen Austausch mit ihr hatte und mich erstens von ihr für einen längeren Zeitraum ohne Schmerz und Veränderung in der Leidenschaft trennen könnte UND sie ohne anfängliches Befremdlichkeitsgefühl dann wieder treffen und in die Kiste steigen. Dieses Gefühlsszenario wünschte ich mir zwar manchmal, kenne einige Frauen die im Ausland leben die ich alle Jahrhunderte mal sehe und mit denen ich dann auch gerne einen Intimen weiiteren Kontakt pflegen würde, aber es haut einfach nicht ohne weiteres hin. Das Leben schreitet voran und wir verändern uns in ihm, so schlicht und einfach.