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Beziehungs-Anarchie
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Kann Polyamory zeitlich begrenzt sein ?

*****har Paar
41.020 Beiträge
Mit der Intensität der Liebe hat das erst einmal für mich nichts zu tun.

So möchte ich bitte auch nicht verstanden werden.

Mir graust es nur beim Bemühen vieler Psychologen, unbedingt als wissenschaftlich handfest gesehen zu werden und Liebe (sowie andere Gefühle) in Quotienten, Distanz- und Nähebedarf etc. - möglichst auch noch messbar! - auszudrücken.

Mir fehlt da das Herz, und Herzensbildung geht mir weit über jede Wissenschaft. Aber es ist jedem unbenommen, über Herzensdinge auch nur mit dem Verstand oder sogar rein wissenschaftlich zu diskutieren. Ich werde mich dann eben immer wieder mal zu Wort melden.

*zwinker*

Übrigens hab ich Dich, liebe violett scheinende Sonne, auch gar nicht so verstanden, ich wollte nur auf den von mir angesprochenen Aspekt aufmerksam machen: Gefühle lassen sich nicht berechnen, sie werden immer unberechnbar sein (aus meiner Weltsicht und nach meinem Menschenbild). Und Liebe ganz besonders ...

*g*

(Der Antaghar)
Metaphern mag ich auch
Aber die Welt rechnet sich nun mal auch in physikalischen Einheiten.
So hat z.B. ein Tag nur 24 Stunden und das Jahr nur 365 Tage, 100 km sind eine messbare Strecke und auch Gedanken und deren Aussprache unterliegen einem Verfügbarkeitskontingent an Zeit.

Es gibt sicher Menschen die man nach einer Zeit wieder trifft und alles ist wie gehabt, man steigt praktisch dimensionslos wieder in ein Gefühl ein.

Aber Partnerschaften die ein emotionales Zusammenwachsen erlauben unterliegen doch auch, wenn auch nicht nur, diesen rein physikalischen Begrenzungen.

Da helfen mir esoterische Multiplikationsrechnungen nicht weiter. Mein Leben besteht auch aus anderem als nur der Liebe, sei sie nun körperlich oder geistig, sondern aus materiellem Überleben, anderen geistigen und körperlichen Interessen und schlicht den Zeiten in denen ich einfach an nichts einen Gedanken oder ein Gefühl verschwenden will.

Für mich hat sich das als größte Begrenzung herausgestellt, da man mit der Zeit einen Anspruch aneinander entwickelt, nein nicht den Eigentumsanspruch und auch nicht den der Alleinstellung, sondern den der Zuwendung.

Damit wird die Polymary zu einer schwierigen Braut, sollten da noch Beruf und Kinder dabei stehen.
Deshalb bin ich überzeugt, dass es auch Lebensphasen gibt in denen man diesem Lebensmodell mehr und in bestimmten eben weniger abgewinnen kann.

Als meine Tochter klein war und die Arbeit viel, hätte ich keinen Gedanken an weitere Partner verschwendet, der Platz in Kopf und Herz wäre einfach nicht frei gewesen und die Notwendigkeit in dieser Lebensphase ebenso wenige, da war keinerlei Gefühl der Abstinenz von irgend etwas. Im Gegenteil, es war eher eine gegenseitige Überfülle an Gefühl.

Wieso sollte der Mensch also nicht mutieren in den verschiedenen Phasen, verstehen würde ich jeden und sehe es auch in vielen Gesprächen zu dem Thema mit Menschen die das Ergebnis offen sehen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ jonathaseagull
Für mich hat sich das als größte Begrenzung herausgestellt, da man mit der Zeit einen Anspruch aneinander entwickelt ... den der Zuwendung.

Danke für diese klare und zutreffende Feststellung. So hab ich es auch schon häufig erlebt: "Du liebst mich, also hast du auch für mich da zu sein und Zeit für mich zu haben." Die monogame Erwartung sexueller Treue wird polyamor ersetzt durch die Erwartung: "Du musst genügend Zeit für mich haben, weil ich mich sonst allein fühle und weil ich deine Nähe brauche" (oder warum auch immer).

Eine kecke Frage: Kann man denn nicht einfach auch nur so jemanden lieben, ohne ihm ständig Zuwendung schenken zu müssen? Ist Liebe von Zuwendung und Zeit abhängig?

(Der Antaghar)
Eine kecke Frage: Kann man denn nicht einfach auch nur so jemanden lieben, ohne ihm ständig Zuwendung schenken zu müssen?
Doch kann man, ich tu es seeeehr viel, so sehr, dass ich mich manchmal frage, ob ich da was verwechsle, ob es wohl normal ist, ob sich da der einzelne nicht betrogen oder verarscht fühlt oder vielmehr willkürlich, wenn er wüsste, wie viele es sind. Aber, psssssssst, nicht verraten!!!

Ist Liebe von Zuwendung und Zeit abhängig?

Nein, nur, viel Zeit macht ein verliebt sein leichter und es kommt sicher auch immer auf das Bedürfnis des Einzelnen an und natürlich auch auf die insgesamte "Liebesmasse". Das soll ein scherzhafter Ausdruck dafür sein, zum einen wie viel Liebe man geben kann, wie viel man braucht und wenn ich mehrere Partner habe, einer dieser Partner jedoch nur mich hat, dann wird ihm die Zeit, die wir miteinander verbringen, womöglich zu wenig sein, im Gegensatz zu mir... oder nicht?

Aber vielleicht hängt das auch mit mir zusammen.
Ich habe ein großes Liebespotenzial und wie schon "vorsichtig" erwähnt, liebe ich viel, aber ich habe ein Nähe- Distanzproblem...
Ich weiß manchmal auch nicht, ob nicht auch dieser Teil meiner Persönlichkeit, Grund für mein Polyinteresse ist und ich gar nicht poly bin und das alles nur "Krankheit" bei mir ist.
Hm... nun bin ich wieder durcheinander im Hirn und harre der Dinge, die da kommen.

caaaat
Eine kecke Frage: Kann man denn nicht einfach auch nur so jemanden lieben, ohne ihm ständig Zuwendung schenken zu müssen? Ist Liebe von Zuwendung und Zeit abhängig?

Ich kann nur von mir schreiben.
Und dazu sagen ich kann es zu mindest was die "zuwendung" angeht.
Ich höre seltens was von meinem zweiten Herzbewohner, ich habe ihn seit einem Halbenjahr nicht merh gesehen.
Ich vermeide die Kontaktaufnahme um ihn nicht in "Schirigkeiten" zu bringen.
Der Zeitfaktor ist da ein vollkommen anderer Schuh.
Warum???!!!
Ich denke viel an ihn, und das bemerkt auch meine "umwelt", in dieser Zeit in der ich denke, bin ich für andere "weit weg", und nehme denen somit Zeit, die sie gerne für sich in Anspruch nehmen würden.

LG YOYO
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
Eine kecke Frage: Kann man denn nicht einfach auch nur so jemanden lieben, ohne ihm ständig Zuwendung schenken zu müssen? Ist Liebe von Zuwendung und Zeit abhängig?

Antaghar ich mag falsch liegen, aber hatte da den Eindruck, dass Jonathan etwas Anderes meint. Liebe hat er glaube ich gar nicht angesprochen, aber ... gelebte Beziehung. Das ist jedenfalls auch das, was ich empfinde: Lieben kann ich frei. Aber Beziehung führen - da stelle ich sehr wohl einen Anspruch an Zuwendung und Zeit sowohl an mich als auch an den Gegenüber.
Und ich frage mich sehr intensiv, grad jetzt, wo alles endlich zu passen scheint, wo Ruhe einkehrt mit meinen Beiden trotz der Veränderungen im Einzelnen, die das neue "Wir" erzeugt - was wird, wenn Kinder ins Spiel kommen? Ganz langsam kommt die unglaubliche Luxussituation auf, in der ich nachdenken kann über Zukunft. Nicht "mein Mann und ich und Kinder" versus "wir beide und polyamor", sondern "Wie kann das funktionieren, zeitlich, in Sachen Zuwendung, Kraft, wenn Kinder Kraft brauchen und mehr als ein Partner da ist und das eventuell offen ist nach aussen?". Nicht als Zweifel des "ob", sondern als versuchsweise vorstellen über das "wie".

Wir bauen gerade sehr intensiv an dem wir-drei und mein neuer Schatz hat sich z.B. bewusst dagegen entschieden, sich jetzt als center auszuprobieren, potentielle weitere Partner zu daten. Weil er frisch verliebt in mich ist und erst etwas Stabiles aufbauen möchte, keine Erfahrung hat mit Polyamory und den Ansprüchen an einen Center und da nichts gefährden möchte, bevor wir auf gewachsenem Grund stehen.
Auch aus der Perspektive heraus kann ich Jonathan also sehr wohl zustimmen: potentiell polyamor fühlen ist eine grundsätzliche Sache. Sich dazu bereit fühlen, polyamore Beziehungen aufzubauen, kann aber durchaus von der aktuellen Lebenssituation abhängen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Venice79
Das mag sein. Ich hatte es, wie man an meinen Anmerkungen sieht, anders verstanden.

Für mich gibt es klare und eindeutige Unterschiede zwischen Lieben auf der einen Seite und dem Führen einer Beziehung auf der anderen.

Manchmal kann man jemanden von Herzen lieben, mit dem man nie und nimmer eine Beziehung führen könnte. Und manchmal hat man Beziehungen zu Menschen, die man gar nicht wirklich liebt (was gar nicht so selten ist, leider). Und so weiter ...

(Der Antaghar)
lieber Antaghar,
das kann mann sicherlich, ja sogar Frau kann das, aber einmal sei gegengefragt, entwickelt sich in dieser Zeit denn auch etwas weiter zwischen den jeweiligen beiden oder trennen sich deren Welten eher wieder.
Das ist so wie mit den Freunden die man auch liebt, Ewigkeiten nicht sieht und wenn sie wieder da sind, ist alles als hätte man gerade aufgelegt oder sich getrennt.

sicher gibt es Schwestern und Brüder im Geiste mit denen man irgendwann ein Band geflochten hat, das unbeschadet über die Zeiten andauert.
Aber da müssten wir wohl wieder anfangen über den Beziehungsbegriff zu diskutieren.
Von der von dir vorgetragenen Warte aus klingt mir das wie eine Freundschaft, nur mit der Ergänzung durch gemeinsame sexuelle Erlebnisse. "Friends with benefits" eben.
Aber wenn es schon in Stino Partnerschaften immer wieder zu asynchronem Zuwendungsbedürfnis kommt, wie ist das dann erst wenn Leidenschaft dazu kommt, Geilheit, Bedürfnis nach intensivem Austausch, sowohl der Körperflüssigkeiten als auch der Gedanken. Der eine braucht das im Moment, der andere kann es gerade nicht, aus welchen Gründen auch immer.
Da noch tolerant zu bleiben ist schon eine Aufgabe.
Wodurch und durch wen wird das richtige Mass an Nähe und Distanz an Kontakt und Informationsfluss gesteuert?

Real ist es doch so, zumindest mein Eindruck, dass die allermeisten Polies so entspannt auch nur sein können, weil sie einen Partner an ihrer Seite haben, DEN Partner eben aber diese Partnerschaft öffnen, weil beide den Input von außen brauchen, weil sie eben das klein klein nicht können oder wollen.

Anders herum habe ich es auch gesehen, dass solo Polies ohne diese Bindung, die Polyamorie erst mal gut ausschalten können, wenn sie sich gerade mal heiß verlieben, unbenommen der Möglichkeit später wieder gemeinsam die Öffnung zu suchen.

Was für mich auch verständlich ist, denn man will sich erst einmal kennen lernen und ineinander stürzen. Aber was machen dann die anderen des Netzwerks in der Zwischenzeit, wie werten sie sich in Bezug dann neu ein?

Das sind mir doch sehr viele Variablen in denen ich nicht diese selstame Multiplikationsformel für die Liebe erkennen kann, sondern die in solchen Phasen ganz einfach erst mal Stunk erregen. Sie werden dann oft mit dem Argument des unerlaubten Besitzanspruches oder der unterstellten Eifersucht abgewehrt, dabei sieht man aus der Perspektive der Paarbeziehung diese unterschiedliche Bedürfnislage möglicherweise gar nicht, oder kann sie für sich nicht umsetzen.

Deine Unterscheidung zwischen Liebe und Beziehung finde ich etwas Haarspalterisch. Da springt mich automatisch das Wort von der Liebe für meine Kinder, meine Eltern, meine immer noch geliebte Ex, meinen Hund und was auch immer an, also am Ende vollständige Beliebigkeit dessen was ich einfach mehr als gerne mag.

Ich dachte wir diskutieren über durchaus sexuelle Beziehungen. Zumindest möchte ich eine sexuelle Art Beziehung mit Tageslebensreferenz hauptsächlich mit jemanden dem ich so nahe bin, dass der Sex nicht beliebig ist, wie mit einem Fremden.

Allerdings habe ich noch keine Frau kennen gelernt die ich auf die Art mag, tollen Sex und sonstigen Austausch mit ihr hatte und mich erstens von ihr für einen längeren Zeitraum ohne Schmerz und Veränderung in der Leidenschaft trennen könnte UND sie ohne anfängliches Befremdlichkeitsgefühl dann wieder treffen und in die Kiste steigen. Dieses Gefühlsszenario wünschte ich mir zwar manchmal, kenne einige Frauen die im Ausland leben die ich alle Jahrhunderte mal sehe und mit denen ich dann auch gerne einen Intimen weiiteren Kontakt pflegen würde, aber es haut einfach nicht ohne weiteres hin. Das Leben schreitet voran und wir verändern uns in ihm, so schlicht und einfach.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ jonathaseagull
Also ... ich hab schon öfters mal die interessante,erfüllende, bereichernde und zutiefst beglückende Erfahrung gemacht, dass sich auch ohne viel Zeit und direkte, persönliche Zuwendung eine ganze Menge entwickelt. Und nach ein paar Wochen oder Monaten sieht man sich wieder und spürt: da hat sich einiges getan - es ist, als hätte man sich erst gestern das letzte Mal gesehen und nur ein paar Stunden ohne einander verbracht.

Und da fängt für mich persönlich etwas an, das ich dann wirkliche Intensität nenne zwischen zwei Menschen, die einander nicht brauchen und nicht bedürftig sind, sich aber jederzeit verschenken können.

(Der Antaghar)
Ach Antaghar,
verzeih aber dieser Verschenkensformel bin ich inzwischen auch etwas über, nicht so sehr wie dem Wort Reflektion aber es sind Verkürzungen wenn man entweder nicht ausschreiben will was tatsächlich Sache ist oder sich einfach eine Worthülse zurecht legt um eine Sache nicht bis zum Grunde auszudenken (nein mit letzterem bist du ganz und gar nicht gemeint, aber das weist du ja)

Das was du beschreibst ist mir schon auch bekannt, aber "keine Bedürftigkeit" beinhaltet auch "keine Verbindlichkeit", keine Verbindlichkeit heisst aber auch keine Verlässlichkeit. Ich weis, das ist auch die persönliche Freiheit und die Eigenverantwortung, Selbstbestimmtheit etc. was dabei an Vorteilen mit kommt.
Für mich ist es casual sex mit Leuten die ganz "nett" sind, die ich aber nicht in meinen Freundeskreis rechnen würde, geschweige denn zu meinen Lieben. Weil das Vertrauen und die Nähe für mich auch mit Verlässlichkeit im realen Leben verbunden sind. Den stinknormalen Gedanken, der Mensch fängt mich mal auf wenn ich einen Durchhänger, eine schlechte Zeit oder eben auch ein Unglück erlebe.

Da stehen sich zwei Dinge gegenüber die im Grundsatz unvereinbar sind. Nicht dass ich etwas gegen wiederholten Casual Sex kombiniert mit geistigem Austausch hätte, aber eine Freundschaft oder Liebe hängt doch auch sehr mit dem verbindlichen zusammen und um diese zu erzeugen muss man den anderen doch intensiv kennen und auch schon ein paar mal zusammen durch Regentage gelaufen sein an denen andere einen nicht mit dem A..... anschauen würden zwecks mangels Attraktivität.

Was wäre denn wenn du diesen Menschen nach Monaten wieder triffst und siehst dem gehts richtig schlecht, ist abgedriftet in eine destruktive Richtung oder was auch immer. Wie würdest du denn dann reagieren, ist dann deine "Liebe" nicht ganz schnell abgekühlt?
Mir ginge es zumindest so und daran unterscheide ich die Menschen auch in ihrem Verhalten mir gegenüber. Ob das nun der Tröstersex ist oder einfach nur in den Arm nehmen oder auch ganz aktiv aus einer Situation raus pauken.

Das was hier immer rein auf die Liebe abgestellt wird wär mir zu wenig, zu lau, mag mich aber auch täuschen in diesen kuscheligen Wintertagen.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ jonathanseagull
Vielleicht unterscheiden wir uns da einfach?

Ich bin auch für Menschen da, wenn ich sie seit Monaten nicht mehr gesehen habe.

Was Du beschreibst, dieses Bedürfnis nach Sicherheit und einer gewissen Verbindlichkeit, das ist aus meiner Sicht genau das, was Menschen in monogamen Beziehungen antreibt, was sie nach totaler Ausschließlichkeit streben lässt. Mehrer Beziehungen zu haben, auch welche mit relativ wenig Zeit und Zuwendung, ist doch nicht gleichbedeutend mit Beliebigkeit und Unverbindlichkeit.

Ich betrachte jede zwischenmenschliche Beziehung - auch die ohne Liebe - als letztlich verbindlich, wenn sie mir wichtig ist. Du nicht?

Ich habe gerne Sicherheit, ich brauche sie aber nicht. Ich kann mir selbst Halt geben, kann mich selbst halten und trösten, wenn's denn mal sein muss. Und jeder, der mir dabei hilft, tut mir etwas Gutes - aber ich fühle mich auch wohl und in mir sicher, in meiner Mitte - wenn das mal nicht so ist. Ist Dir das denn so schwer verständlich?

(Der Antaghar)
antaghar
doch das ist durchaus verständlich und die Antwort ist ein ganz klare
jeiiiiiin!

Das sind wohl wirklich die zwei Schienen, die tatsächliche zentrale Beziehung, kurze Frage, warum lebst du mit der Antagharin, wenn du so frei von diesen Anhaftungen bist?
Es gibt so vieles was wir nicht bemerken wenn wir es haben, einen Herzschlag und unseren Atem z.B., aber in dem Moment wo es fehlt haben wir ein gewisses Überlebensproblem.

Natürlich kann man sich aus sich selbst Halt geben, ich glaube, wenn wir das nicht bis zu einem gewissen Alter lernen, dann verlieren wir uns und etwas fängt an schief zu laufen.

Und doch ist es eine Sache seine "Konstante" an seiner Seite zu haben und eine andere, außer dieser noch die Ausschließlichkeit abzulegen.

Ich glaube unserer Verständnis Problem ist ein rein perspektivisches. Vielleicht liege ich mit der Behauptung gar nicht so falsch, dass Poli sein viel einfacher fällt wenn man in langfristiger "geistiger Monogamie" lebt. diese Sicherheit macht sehr vieles weiter möglich und begründet gerade die innere Möglichkeit deine mehreren Beziehungen in der Form zu leben.

Oder streitest du eine Hirarchie in den Beziehungen die du nach dem "Außen" führst und derjenigen zu deiner Antagharin ab?

Indem Moment wo ich mehrere Beziehungen führe, ist eine Art dieser Hirarchie vorhanden. Das fände ich auch normal, so wie die Menschen unterschiedlich sind und so wenige wie wir unsere Kinder alle gleich lieben, wir haben immer einen Liebling, auch wenn das ein ganz und gar unnetter menschlicher Zug ist.

Deine Erweiterung auf jede menschliche Beziehung und die darauf einschränkende Formel "wenn sie mir wichtig ist" ist doch eine Verneinung der Bejahung. Etwas das einem SELBST wichtig ist als verbindlich zu betrachten ist wohl selbstverständlich. Aber was ist wenn es nur dem anderen wichtig ist und dir nicht? Und wie weit geht jeweils diese Verbindlichkeit?

In dem Moment wo es mehr als die ja/nein Entscheidung gibt werden diese Abstufungen nun mal wichtig und indem Moment wo zwei diese jeweilige Abstufung für sich treffen im Bezug auf den anderen gibt es Interessen Gegensätze.

Bin jetzt ich dir zu haarspalterisch? Ich finde der Unterschied zwischen dem relativen zum absoluten ist der entscheidende Punkt an dem sich die Menschen entzweihen und Poly (mal wieder ne Definition, die 2736te) ist für mich solche Unterschiede stehen zu lassen. Aber dazu muss ich in der Lage sein sie abzuwägen, für MICH und der andere auch um mit diesen Ungleichgewichten zu leben.

Führe ich aber DIESE EINE Beziehung, dann gibt es Sphären die kategorisch und ausschließlich sind, sonst komme ich darin nicht weiter. Das läßt sich praktisch auch nicht erweitern, es ist zwischen zweien schon ein Meisterstück, so ganz jenseits der lockeren Formulierungen und Metaphern.

Insofern sind es sicher zwei paar Stiefel und ich war wohl auch OT damit, ich hatte ja Beziehungen und keine "Lieben" gemeint.

Also mein Verstehen hast du absolut, aber eben relativ und nicht digital kategorisch auf den jeweils geschilderten Fall bezogen.

Aber mich würde trotzdem interessieren, wie IHR denn diesen Hirarchiegedanken auffaßt? Vielleicht können wir uns doch darauf einigen und alles ist wieder gut? *smile*
Irgendwie
scheue ich mich fast, mich in Eure Diskussion einzumischen...

Ich verfolge fasziniert diesen verbalen "Schlagabtausch" und schwanke immer mal wieder, wem von Euch ich wohl mehr zugeneigt bin *g*.

Ehe ich jetzt mein nächstes verstecktes Kompliment versende, oute ich mich.

Nach meinen Erfahrungen decken sich mit dem, was jonathanseagull beschreibt:

Indem Moment wo ich mehrere Beziehungen führe, ist eine Art dieser Hirarchie vorhanden.

Und das auch, wenn sie nach außen (zunächst) bestritten wird.

Antaghar beschreibt für mein Gefühl einen idealen Zustand, der vielleicht irgendwann bei großer geistiger Wachheit, steter Selbstreflketion, nach einem langen Weg samt Rückschlägen und letztlich gemeisterten Überforderungssituationen erreicht werden kann.

Herzlich
Sebifera
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ jonathaseagull
Erstmal schätze ich diesen Austausch bzw. diese Debatte mit Dir und bin dafür dankbar.

Ich bin mit der Antagharin zusammen, weil wir füreinander schlicht und ergreifend die jeweils wichtigsten und liebsten Menschen sind. Und darin steckt selbstverständlich eine gewisse Hierachie.

Warum auch nicht? Wer immer das leugnet, lügt sich meines Erachtens etwas in die eigene Tasche. Selbst eine Mutter von drei, vier oder mehr Kindern, die ja auf gewisse Weise auch polyamor liebt (wenn auch ohne erotische Komponente) wird immer eines ihrer Kinder gerade am liebsten mögen oder am liebsten um sich rum haben. Das wechselt dann zwar immer wieder mal (hoffentlich), aber mir kann keiner sagen, dass eine Mutter nicht letztlich, wenn sie wirklich ehrlich ist, eines ihrer Kinder am meisten mag.

Und bei uns beiden ist es so: Im Zweifelsfall geht mir die Antagharin eindeutig vor - und dazu stehe ich immer und überall, egal wieviele andere Menschen wir beide sonst noch lieben. Sonst würde ich nicht mit ihr leben, sondern wie früher in einer Art Kommune o. dgl.! Und wer immer zu zweit als Paar lebt, ist nun mal das Kernpaar, auch in Poly-Beziehungen. Und das ist doch okay, wenn man dazu steht und nicht so tut, als sei es anders.

Das Problem ist in der Polyszene meines Erachtens häufig, dass viele letztlich einem Kernpaar angehören, aber so tun wollen, als sei dem nicht so, als gäbe es keine Hierarchie.

(Der Antaghar)
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Sebifera
Antaghar beschreibt für mein Gefühl einen idealen Zustand, der vielleicht irgendwann bei großer geistiger Wachheit, steter Selbstreflketion, nach einem langen Weg samt Rückschlägen und letztlich gemeisterten Überforderungssituationen erreicht werden kann.

Völlig richtig - und ich meine, diesem Idealzustand mit mir selbst und mit der Antagharin doch schon ziemlich nahe zu sein - was nicht bedeutet, dass wir nicht auch mit Rückschlägen zu kämpfen haben. Entwicklung tut nun mal weh, Arbeit an sich selbst ist kein Honigschlecken.

Doch meistens funktioniert es bei uns wunderbar, eben weil wir stets klar und offen zu dem stehen, wie wir sind und wie wir leben - auch wenn andere sich in uns verlieben oder wir uns in sie ...

(Der Antaghar)
Antaghar,
das Vergnügen liegt ganz meinerseits und ist immer dann gegeben wenn man in einer Diskussion in der Lage ist Aragumente weiter zu spinnen und in die Tiefe zu formulieren.

Deshalb liebe Sebi, sei ruhig hin und hergerissen, es sind ohnehin meist die gleichen Fragestellungen nur unterschiedlich formulliert und in einer andere Ausprägung dargestellt.

Schön dass du Antaghar mir, die Hierarchie betreffend zustimmst. Ich wüßte auch gar nicht ob ich dieses Ideal, oder eher die Utopie, des Vollständige Ausgleichs oder der vollständigen Gleichwertigkeit erreichen wollte. Das wäre, um mal wieder einen Begriff aus der Physik zu bemühen, Enthropie, also das Erliegen jeglichen Energieflusses und damit jeglicher Veränderung, wie grauenhaft. Übrigens strebt das Universum in genau diesen Zustand, nach Auskunft der Teilchen Physiker.

Gegen das Kernpaar ist auch überhaupt nichts einzuwenden, im Gegenteil, da wo sich mehr ansetzen soll muss ein stabiler Nukleus vorhanden sein als Kondensationskern. Das Problem sind dann immer diejenigen die eben diese andere Hälfte des Kerns suchen und dann ein für allemal exklusiv behalten wolllen.

Aber das ist wohl auch eine Alters- oder besser noch eine Entwicklungsfrage. In meiner Zeit des Aufbruchs, sozusagen, habe ich einige Frauen kennen gelernt die eine ähnliche Lernkurve durchgemacht haben und ebenso "Ergebnisoffen" zu leben bereit sind, das wiederum verhindert Schmerz oder macht ihn gemeinsam erträglich, wenn man bereit ist auch das auseinanderdriften genau so anzunehmen und gegenseitig auszusprechen und sich dabei zu helfen.

die Polyszene kommt mir dagegen manchmal vor wie die Nachfolger der SDAJ in der Richtung, jede Menge theoretischer Mist in der Birne, aber nicht in der Lage ne Bierflasche vernünftig aufzumachen. Die Geilheit findet im berauschen an der eigenen Intellektualität statt und die Lust am Leben und leben lasse bleibt auf der Strecke.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ jonathaseagull
... die Polyszene kommt mir dagegen manchmal vor wie die Nachfolger der SDAJ in der Richtung, jede Menge theoretischer Mist in der Birne, aber nicht in der Lage ne Bierflasche vernünftig aufzumachen. Die Geilheit findet im berauschen an der eigenen Intellektualität statt und die Lust am Leben und leben lasse bleibt auf der Strecke.

Du hast wahrscheinlich keine Ahnung, lieber Jonathan, wie sehr Du mir da aus dem Herzen sprichst ... äh, schreibst. Das ist auch mein ständiges Unbehagen an der Szene bzw. an vielen Polys.

Genau so erlebe und beobachte ich es so oft, dass ich mir bereits bei den Polytreffen gelegentlich an den Kopf fasse und die Flucht ergreife. Alle wollen was in allerbester Absicht - und kaum einer ist in der Lage, das auch nur ansatzweise umzusetzen bzw. zu leben. So zum Beispiel behaupten sie alle, offen und ehrlich zu sein - und sind oft nicht mal in der Lage, ihre unbehaglichen Gefühle einfach mal auszusprechen, wenn sie eben doch mal neidisch oder eifersüchtig sind oder sich zu Unrecht ins zweite Glied gestellt fühlen bzw. gerade lieber selber was mit dem geliebten Menschen machen würden, der aber lüstern nach jemand anderem schielt (was alles menschlich ist und auch in Poly-Beziehungen vorkommen kann), sondern tun so, als wäre alles bestens, verkrampfen aber innerlich. Wo ist das bitte frei?

Das ist nicht zynisch gemeint und auch nicht arrogant, sondern vermutlich der Lauf der Dinge - um wirklich Poly zu werden, muss man da wohl durch. Diese Zeiten hab ich ja auch hinter mir ...

*g*

(Der Antaghar)
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
die Polyszene kommt mir dagegen manchmal vor wie die Nachfolger der SDAJ in der Richtung, jede Menge theoretischer Mist in der Birne, aber nicht in der Lage ne Bierflasche vernünftig aufzumachen. Die Geilheit findet im berauschen an der eigenen Intellektualität statt und die Lust am Leben und leben lasse bleibt auf der Strecke.

Na zum Glück theoretisieren wir in Berlin nicht öffentlich *zwinker*

Aber: Eine "Szene", die sich bildet, kämpft immer um Definition. Hätten uns die Amis nicht den Begriff Polyamory herüber gereicht, gäbe es dann diese Gruppe? Wer gehört dann dazu und wer eher nicht? usw. usw.
****sin Frau
1.615 Beiträge
*blumenschenk*

Jungs, ihr seid klasse. *zwinker*
Felix
da bin ich ehrlich gesagt froh, dass der Begriff als solches eine lateinisch / griechische Wurzel hat, wo ich doch sogar den Weihnachtsmann und Halloween sowieso total boykottiere, ich Kulturfascho.

Aber du hast schon recht, der Mangel an Begrifflichkeit ist ein grundsätzlicher Kulturfehler. Liegt vielleicht daran, dass dieses Lebensmodell, das es gar nicht gibt, in der Menschheitsgeschichte kaum praktiziert wurde.

Sollte auch manchmal zu denken geben warum das so ist, Milllionen Fliegen können doch nicht einfach so irren?

So gesehen frage ich mich ob das überhaupt als "Szene" taugt, der Sinn ihrer selbst ist ja gerade die Konvention endgültig frei zu geben oder abzuschaffen. Woran identifitziere ich mich dann aber?
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Liegt vielleicht daran, dass dieses Lebensmodell, das es gar nicht gibt, in der Menschheitsgeschichte kaum praktiziert wurde.

Stimmt nicht, ist nur durch die "romantische Zweier-Liebe" überlagert worden und in Vergessenheit geraten.
****sin Frau
1.615 Beiträge
... und vermutlich eher wenig dokumentiert.
****imu Mann
1.296 Beiträge
??
Das ist doch reine Spekulation und meiner Meinung nach in keiner Weise belegbar.
Wozu brauchen wir überhaupt diese Rechtfertigung aus der Menschheitsgeschichte?? Immer wieder kommen Leute mit irgendwelchen exotischen Urwaldvölkern oder Theorien aus der Frühgeschichte und selbst die Affen müssen als Begründung herhalten.
Für mich ist das Besondere an Polyamorie, dass es etwas Neues ist, das es in dieser bewussten Form noch nie gegeben hat, dass wir dabei sind, an einem neuen Modell des Zusammenlebens mitzuarbeiten.
*******958 Frau
9.875 Beiträge
für mich ist es etwas urlaltes einfach mit "neuem" namen

im grunde spielt aber keine rolle für mich, ob es jemand als neues "modell" oder alt überliefert betrachtet
wichtig ist wie man miteinander umgeht
ob man auch andere wie die eigene ansicht zu poly respektiert
den für mich ist es wie bei vielem anderen auch
es gibt so viele facetten wie menschen die es leben
lieber Felix
verzeih, aber mein Wort war "kaum" und nicht "nicht", das inkludiert wohl das was du meinst.

Dein Statement zur romantischen Liebe kann ich aber leider nicht stehen lassen.
Einmal besteht Poly aus nichts anderem als dem romantischen Gedanken, lediglich in einer erweiterten Definition derselbigen.
Und im übrigen wurde die Monogamie nicht durch sie begründet, sondern schlicht durch die Tatsache dass eine Frau weis von wem das Kind ist, der Mann erst seit jüngster Vergangenheit, also eine durchaus vernünftige Vorschrift wenn es um die Stammhalterschaft geht. Natürlich betraf diese Vorschrift niemals den Mann, schließlich war Patriarchat angesagt und auch das durch alle Gesellschaften bis auf Naturvölker, zumindest habe ich in keinem bedeutenden Kulurkreis eine Abweichung davon gefunden. Mann musste sich das gebährfreudige Weibchen erhalten, die waren nämlich Mangelware zwecks diverser Überlebensrisiken wie Kindbettfieber etc.
König Heinrich in Frankreich hatte angeblich 76 Mätressen, habe ich heute gelesen, was dem Volk offenbar aufgrund der schieren Anzahl aufstieß.

wir leben aber in Postmodernen Zeiten und nicht im Dschungel oder Bush und müssen wohl für diese Zeiten neue Modelle finden, insbesondere weil plötzlich zwei Meinungen unter einen Hut zu bekommen sind und nicht nur eine und das jetzt auf einmal "Partnerschaft" heißt und nicht mehr "sei deinem Manne untertan".

Es gibt so einige Paradigmen die in der Community verbreitet werden, die ich bei näherem Hinsehen mittlerweile ehrlich ziemlich kurz gedacht und kindisch finde, aber eben sehr praktisch sind für eine bestimmte Gedankenschule die das Trauma der bürgerlichen Gesellschaft noch nicht wirklich überwunden hat und deshalb dieses Feindbild braucht. Aber das führt vom philsophischen Ansatz her nicht weiter. Das ist für mich der einzige über den ich mich meinen eigenen Prägungen nähern kann und sie aushebeln weil sie mir einen Konflikt bescheren, wie offenbar den allermeisten hier.
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