Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Beziehungs-Anarchie
1036 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Kann Polyamory zeitlich begrenzt sein ?

Kann Polyamory zeitlich begrenzt sein ?
Ihr Lieben,

ich bitte euch um rege Mithilfe und Interesse. Polyamory ist ja ein Begriff, der so gesehen nicht geschützt bzw. irgendwo ganz klar definiert ist - oder ???

Ich beschäftige mich nun ganz intensiv mit der Frage, ob es möglich ist, daß ein Mensch nur "übergangsweise" poly empfindet / lebt bzw. ab wann ist man denn nun poly ist oder wann man es nicht mehr ist ?

Ich bin selber hin- und hergerissen, denn ich bin erst seit Mai 2010 in eurer Gruppe, habe viel gelesen, mich ganz viel selber wiedergefunden in euren Beiträgen ( Danke an dieser Stelle an alle!) doch bin ich auch unsicher geworden.

Privat hatte ich mich in einem Mann verliebt ohne vom anderen lassen zu können. Beide Männern waren / sind nicht poly. Ich hätte es mir gut und gerne zu dritt vorstellen können, hätte mich am liebsten nie entscheiden müssen, aber das ist natürlich nicht möglich, wenn dies trotz Offenheit nicht erwidert wird.
Folge: Eifersucht, Streit, Szenen, Trennung...lange keinen Kontakt. Und doch nicht wirklich voneinander los gekommen...

War Poly vielleicht doch nicht mein Ding ? Oder lag es daran, daß die Partner dies nicht leben konnten / wollten, nicht aufgeschlossen genug waren ? Oder ist es möglich, daß man übergangsweise die Empfindungen für zwei Männer hat, aber sich alles wieder "normalisiert" oder " rückentwickelt" zu dem Wunsch, doch nur mit einem glücklich zu sein ( bloß welcher von beiden ??? ) oder lieber alleine zu bleiben weil alles zu kompliziert ist ?

Gibt es jemanden von euch, der poly war und diese Fähigkeit wieder verloren hat ? Oder jemanden, der wie ich so ein Hin- und Her erlebt ( hat) und mir sagen kann, was mit mir los ist ? *zwinker*

Ich wäre euch sehr dankbar !
Es zu leben mit den Menschen die man liebt aus meiner erfahrung her definitiv ja.
Es zu sein wohl eher nicht.

LG YOYO
****ab Mann
1.787 Beiträge
Wahrscheinlich hat hier schon jeder in der Gruppe so ein Hin und Her durchgemacht.

Ich habe festgestellt, dass man es einfacher hat, seinen Partnern von vorne herein zu erklären, wie man fühlt und denkt, gerade in Bezug auf Poly.

Auf die Frage hin, ab wann man Poly und ab wann wieder nicht ist, kann ich nur sagen, dass es mir völlig egal ist. Poly ist lediglich ein Begriff, der versucht eine Eigenschaft, wie man in Bezug auf Partnerschaften fühlt/denkt.

Für mich hat das nichts mit Gruppenzugehörigkeit zu tun.

Poly ist ein Begriff unter dem ähnlich fühlende Menschen feststellen, nicht alleine mit ihren Gefühlen zu sein.

Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die eine monoamore Liebe leben, sich aber trotzdem als polyamor empfinden. Sie schließen die Möglichkeit, einen zweiten Partner gleichzeitig zu haben nicht aus bzw. akzeptieren es, wenn der Partner sich einen zweiten Partner nimmt.

Die Schwierigkeiten, die man bekommt, wenn man sich mit zwei monoamoren Menschen gleichzeitig verbindet, sind hier im Forum schon sehr häufig diskutiert worden.

Die Frage, die Du Dir stellen solltest ist, "Welche Mühen bist Du bereit aufzuwenden, um aus zwei monoamoren Menschen, polyamore Menschen zu machen?".

Denn danach wird sich richten, ob Du mit beiden in Harmonie zusammen bleibst bzw. einen davon auserwählst und mit ihm monoamor lebst oder ob Du sogar mit beiden brichst und dich mit ähnlich fühlenden Menschen verbindest.

Stell Dir mal vor, Du verliebst Dich in einen Mann, ihr geht eine Beziehung ein und auf einmal erzählt er Dir, dass er sich in eine weitere Frau verliebt hat und sie nun ebenfalls mit euch eine Beziehung leben soll.
Wie würdest Du reagieren?
Kannst Du Deinen Mann mit einer weiteren Frau teilen?
Was denkst Du, wenn die zwei auf einmal ein Kind bekommen?

An Deinen Antworten kannst Du schon mal für Dich entscheiden, ob Du polyamor fühlst.

Solltest Du einen Mann mit keiner weiteren Frau teilen können, mute es bitte auch keinem monoamoren Mann zu, Dich zu teilen.

liebgrüßend: Curieuse
*****ore Paar
110 Beiträge
Ich denke, es ist mit der Polyamorie genau wie mit der Liebe - sie lässt sich nicht verordnen, verbieten, einschalten, ausschalten ...
Ich sehe die Polyamorie nicht als eine Eigenschaft von jemandem, sondern eine Erkenntnis, dass Liebe sich eben nicht reglementieren lässt ... eben auch nicht beschränken auf eine einzige Person im gesamten Universum.
Polyamorie ist für mich einfach die natürliche Art der Liebe. Damit verhält sie sich ebenso wie die Liebe auch ...

Und eine Erkenntnis kann, glaube ich, nicht mehr "zurückgenommen" werden. Es ist, als ob du genau weisst, dass die Erde eine Kugel ist und dennoch Angst davor hast, du könntest irgendwann mal wieder einen "Rückfall" haben und sie als Scheibe sehen ...

Und, wie Curieuse schon bemerkte, ist Polyamorie am Ende nur ein weiteres "Label" ... kümmere dich einfach nicht um die "Einordnung" dessen, was du fühlst und lass die Liebe fliessen, und höre dabei immer auf dein Herz ... es kennt sich mit deiner Liebe am besten aus *g*
Und deinem Herzen ist es auch egal, wie du was bezeichnest.

André
******45w Frau
212 Beiträge
Solltest Du einen Mann mit keiner weiteren Frau teilen können, mute es bitte auch keinem monoamoren Mann zu, Dich zu teilen.

Da fällt mir gerade ein Spruch meiner Mama ein, wo ich als Kind sicher die Augen gerollt habe, wenn sie mir ihn sagte.....

"Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg' auch keinem anderen zu."

Meine Mama sagt das damals meistens in Bezug auf Kinderstreitereien - von Polyamorie hat sie sicher bis heute nix gehört. Aber ich denke so ein Kern Wahrheit ist in all diesen Sätzen, die es da so gibt......

Und manchmal habe ich das Gefühl bei manchen geht es noch immer darum, einfach alle Schaufeln im Sandkasten zu bekommen - selber welche hergeben oder teilen, oder einfach respektieren, dass die schöne gelbe dem anderen gehört und er sie halt nicht hergeben will -das geht natürlich nicht.....

Über eines sollte man sich im Klaren sein, Poly sein kann man nicht einfach überstreifen oder lernen oder mal hervorholen, wenn's passt und wieder wegstecken, wenn's denn nicht passt - das ist eine Geisteshaltung und nicht ein Modeerscheinung - auch wenn's von einigen so gesehen wird.

LG
Sunday
Gegenseitigkeit?
Solltest Du einen Mann mit keiner weiteren Frau teilen können, mute es bitte auch keinem monoamoren Mann zu, Dich zu teilen.
Da regt sich bei mir(m) leichter Widerspruch.

"Zumuten" mag aus poly-Sicht die falsche Vokabel sein … ganz klar: wenn die Situation sich nach einer Zumutung anfühlt, dann hast du ein Problem.

Aber was, wenn nicht? Dann kann eine "ich darf zwei haben, weil du damit kein Problem hast, aber umgekehrt funktoniert das nicht, weil ich über meine Verlustangst nicht wegkomme"-Situation durchaus auch langfristig funktionieren. Ich kenne selber ein Trio, bei dem das so ist.
*****_sz Mann
18 Beiträge
Da so ziemlich jeder Aspekt der Sexualität dynamisch ist, kann es durchaus auftreten, dass eine polyamoröse Phase einer monoamorösen (Und natürlich umgekehrt) weichen muss.
****imu Mann
1.296 Beiträge
mal so mal so
Ich denke, so wie in jedem Menschen männliche und weibliche Anteile stecken, so hat jeder im Prinzip monoamore wie auch polyamore Neigungen in sich. Was davon naturgegeben und was durch Umwelt und Erziehung aufgeprägt wurde, das wäre ein Thema für eine Doktorarbeit.
Aber es gibt Phasen wo mal das eine und mal das andere dominiert. Das hängt von der allgemeinen Lebessituation und vom jeweiligen Partner ab. Der erste Schritt zur Befreiung ist es, seine Neigungen zu erkennen und zu akzeptieren. Ob man ihnen dann nachgeht, das ist eine davon unabhängige Sache.
Ich kann meine polyamore Neigung erkennen und trotzdem sehr monogam leben, weil ich sehe, dass ich den Partner, den ich über alles liebe, sehr verletzen und eventuell verlieren würde, wenn ich diese Neigungen voll ausleben würde.
Auch den anderen Fall gibt es und ich vermute, dass er sogar sehr häufig ist. Das sind Menschen, die im Grunde ihres Herzens monogam sind, aber so eine Beziehung einfach nicht hinkriegen und in eine polyamore Situation flüchten, die in Wirklichkeit die Suche nach dem "richtigen" Partner ist.
Außerdem ist der Übergang zwischen mono und poly sehr fliessend und es gibt viele Zwischenstufen. Deswegen ist eine Einteilung in mono und poly sehr relativ, etwa so wie wenn man sämtliche Farben der Kategorie dunkel oder hell zuordnet.
Es gibt wohl Menschen, die für sich eine klare Definition von polyamor haben, aber die ist immer individuell und sollte nicht anderen übergestülpt werden.

Ernst
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
"Zumuten" mag aus poly-Sicht die falsche Vokabel sein … ganz klar: wenn die Situation sich nach einer Zumutung anfühlt, dann hast du ein Problem.

Aber was, wenn nicht? Dann kann eine "ich darf zwei haben, weil du damit kein Problem hast, aber umgekehrt funktoniert das nicht, weil ich über meine Verlustangst nicht wegkomme"-Situation durchaus auch langfristig funktionieren. Ich kenne selber ein Trio, bei dem das so ist.

nickt
Von künstlicher Aufrechnung halte ich auch nichts. Wir haben alle Grenzen, was wir empfinden, wie weit wir uns verändern (wachsen?) können oder wollen. Und wenn dem einen etwas leichter fällt als dem anderen und alle mit der Situation X zufrieden sein können, auch wenn sie nicht "fair" ist - Herrgott, wen kümmert dann noch fair? Die Beteiligten müssen sich darin einrichten können, nicht ein "unpolitischer" Richter von außen.

Zur Eingangsfrage: polyamor fühlen und konsequent polyamore Freiheit leben - das sind zwei Dinge. Man kann immer Kompromisse treffen, auch gegen sich selbst, wenn es "so schlimm" nicht ist. Manche gehen dann doch lieber den Weg der geringsten Widerstandes (der Heimlichkeit), weil sie merken oder glauben (Unterschied!), daß beide Partner nicht damit klarkämen, wenn es nicht mehr "Ehemann" und "Affäre" wäre.
Das sagt alles meines Erachtens nach nichts darüber aus, ob man poly empfindet. Sondern einfach nur darüber, wie konsequent man ist, wie wichtig einem Offenheit in der Lebensweise ist. Man könnte sogar sagen "Wie aggressiv man sich selbst zu vertreten gedenkt", oder? (Ohne negative Wertung des Wortes "aggressiv" hier)
Die Entscheidung, was Du machst, lieber mit einem zusammen sein, der offenbar monogam tickt oder mit dem anderen noch heimlich oder zu sagen "ne, kein wischiwaschi, lieber Trennungsschmerz und suchen nach jemandem, mit dem ich offen so sein kann", kann Dir niemand abnehmen. Das ist persönliche Präferenz, aber nicht eine Sache der Liebesfähigkeit - würde ich behaupten.
**********er999 Mann
379 Beiträge
Ich glaube, wir sind fast alle mit einer monogamen "Prägung" aufgewachsen; da gab es einfach nur die Mami und den Papi. Unter Umständen gelangten wir zum Beispiel in Folge einer Scheidung der Eltern zur Erkenntnis, dass jemand möglicherweise zwei Menschen liebt. Und bei nicht wenigen unter uns war es wohl so, dass wir selbst merkten, für mehr als einen Menschen Liebe und sexuelle Gefühle zu empfinden.

Durch die ERKENNTNIS, dass so etwas möglich ist, sind wir dann aber wahrscheinlich definitiv neu und unabänderlich geprägt worden.
Die Frage ist für uns nun nur, wie wir damit umgehen, unsere Empfindungen leben, mit der "übrigen Gesellschaft" klarkommen.

Möglicherweise beschränken sich die Einen oder Anderen unter uns irgendwann wieder auf 1 Partner/-in, aus welchen Gründen auch immer (Energie, Zeitmanagement, Eifersucht...?). Aber eben, es ist halt nur ein "sich beschränken".

Von da her glaube ich, dass Polyamorie LEBEN zeitlich beschränkt sein kann, die Erkenntnis, dass sie möglich sein kann oder müsste, wird in unseren Gehirnen wohl nicht zu löschen sein.

Martin
der gratwanderer
**********gel24 Mann
345 Beiträge
Sind wir nicht alle ein wenig poly?
Also, das klingt bei Deiner Beschreibung schon danach, dass es von den Partnern abhängt .... ich las nicht heraus, dass DU dann dachtest: Ach, ICH will unbedingt wieder monogam leben ....

Das Ding ist ja, dass die Beziehungsformen auch immer von den Menschen abhängen, die daran beteiligt sind. Das ist ein Vorteil oder auch ein Problem - je nachdem.
Jemand sagte mal: "Ich suche mir nicht den Partner nach meinem Beziehungsformwunsch aus, sondern die Beziehungsform nach dem Partner."

Als Bisexueller hatte ich aber schon auch das Problem ... ich bin halt kein monogamer Bisexueller, suchte auch keine Frau, die damit nicht umgehen kann, dass ich auch Sex mit Männern habe. Und dann hatte ich eine, die das von Anfang an wusste und auf einmal aber doch ein Riesendrama daraus machte. Tja, harte Probe.
Jetzt habe ich jemand ganz anderen, und es ist einfach schön und problemlos.

Aber wie bereits gesagt: Du musst nicht polyamor leben, um polyamor zu fühlen.

Und obwohl ich mich weder als monogam, noch als "richtig" poly bezeichne, könnte man schon sagen, dass jeder im Prinzip poly geboren wird, aber es von der Gesellschaft ausgetrieben bekommt und es dann halt nicht lebt. Genauso, wie ich immer sage, dass jeder Mensch prinzipiell bisexuell ist.
Andererseits ist natürlich alles in Bewegung, und natürlich kann eine monogame Beziehung zu einem Zeitpunkt interessanter sein als zu einem anderen.
Aber hört man deswegen auf, jemanden zu lieben? Oder verliebt sich nie wieder? Man unterdrückt es vielleicht .... aber Gefühle sind offen und frei .... auch bei "monogamen" Menschen!
****imu Mann
1.296 Beiträge
Bitte nicht werten!
Machmal entsteht hier der Eindruck, dass wir im Grunde alle poly sind und wer das nicht auslebt, ist negativ geprägt und unterdrückt etwas. Dabei schwingt eine Höher-Wertung der Polyamorie mit. Ähnliches kommt auch oft von Schwulen und Bisexuellen.
Diese Wertung finde ich überheblich. Nicht jede gesellschaftliche Prägung ist negativ und eine verbindliche monaamore Beziehung kann eine ganz andere Qualität haben als ein unverbindliches Rumgeficke, das man dann mit dem Ausdruck "polyamor" verklärt. Ich übertreibe da mal ganz bewusst.
Klar ist, dass wir - und besonders wir Männer - von der Triebausstattung her poly sind. Die Entscheidung, mono zu leben, kann natürlich negative Prägung und Unterdrückung von Neigungen sein, muss es aber nicht. Als Menschen sind wir aufgefordert, uns von der Triebgebundenheit zu emanzipieren und möglichst frei unseren Weg zu gehen. Dazu gehört auch, die anderen ihren gehen zu lassen und sie in ihrer Andersartigkeit zu akzeptieren.
Die Arroganz, die bei Polys, Schwulen und Bi's manchmal zu spüren ist, ist natürlich eine Folge der Diskriminierung durch die "Normalos". Aber man muss doch nicht Gleiches mit Gleichem vergelten.
Ein Paradebeispiel dafür wie ein toleranter Poly mit einem weniger toleranten Mono umgeht ist der Auftritt von Silvio Wirth und Mara Fricke bei Maischberger (gerne würde ich hier den Link dazu setzen).

Ernst
Vielen lieben Dank für die rege Beteiligung !

Es nimmt mir echt wahnsinnig viel Druck, eure Statements zu lesen. Alleine schon die simple Tatsache, poly nicht als "Gruppenzugehörigkeit" zu sehen oder "einfach nur auf mein Herz " zu hören, gibt dem Gamzen wieder eine ungeahnte Leichtigkeit *g*

Ich hatte hier oft bei Vielen den Eindruck, daß ihr "ganz fest, ganz rein" poly lebt - oft schon seit vielen Jahren und in einer erfolgreichen Dreier-Beziehung. Das kann ich nicht sagen und habe dies auch noch nie erlebt.

Aber schauen wir mal weiter... *zwinker*
Ich hatte hier oft bei Vielen den Eindruck, daß ihr "ganz fest, ganz rein" poly lebt - oft schon seit vielen Jahren und in einer erfolgreichen Dreier-Beziehung. Das kann ich nicht sagen und habe dies auch noch nie erlebt.

der eindruck trügt meiner meinung nach gewaltig! ich denke diejenigen, die langjährige polybeziehungen haben und leben sind in diesem forum eher in der minderheit. aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig! *zwinker*

ich glaube wichtig ist, dass du schaust was du brauchst, willst, dir wünscht und was mit den partnern, die du hast möglich ist... und dass ihr gemeinsam daraus einen eigenen weg für euch findet.

polyamory steht für mich persönlich für eine große vielfalt von beziehungen, konstellationen, regeln... für die möglichkeit jede beziehung sich als das entwickeln zu lassen was sie ist, zu wachsen und sich zu verändern ohne dass es ein verschwinden aus dem leben des anderen bedeuten muss.

polyamory steht in meiner wahrnehmung für die freiheit seine beziehungen so zu definieren und leben wie man es mit seinen jeweiligen partnern will und verhandelt... mitunter täglich neu. es ist eine akzeptanz der veränderung als einem unserer ständigen begleiter im leben ohne die teils harschen und absurden "wenn-dann-mechanismen", die uns unsere mono-prägung mitgibt.

poly steht für die selbstgewählte aufgabe mich zu reflektieren und die freiheit authentische, intensive und liebevolle beziehungen mit denen zu führen, die mein herz berühren und diesen weg mit mir gehen können und wollen.

aber ich könnte morgen aufwachen und mich vielleicht entscheiden, dass es meinen bedürfnissen nicht mehr entspricht polyamor zu leben sondern es viel passender wäre eine monogame beziehung zu führen. und dann würde bestimmt kein blitz aus dem himmel fahren und mich erschlagen! *zwinker*

es ist doch egal wie, wieviele oder wen man liebt, wichtig ist letztlich, dass man aufrichtig und liebevoll mit sich und seinen liebsten ist!

alles liebe,
venuskind
******45w Frau
212 Beiträge
Ach Venuskind....
.... Dein ganzer Beitrag ist so gut - da will ich nicht nur die Danke-Taste drücken!

Am meisten fasziniert hat mich die Definition

polyamory steht in meiner wahrnehmung für die freiheit seine beziehungen so zu definieren und leben wie man es mit seinen jeweiligen partnern will und verhandelt... mitunter täglich neu. es ist eine akzeptanz der veränderung als einem unserer ständigen begleiter im leben ohne die teils harschen und absurden "wenn-dann-mechanismen", die uns unsere mono-prägung mitgibt.

Jawoll! Mit wenigen Sätzen für mich auf den Punkt gebracht.

Danke!

Liebe Grüße
Sunday
@ Venuskind...

...Das ist muß ich aus sagen ! Du hast es für mich genial ausgedrückt. Irgendwie so logisch und super verständlich ! Dank dafür ! *blumenschenk*

Trotzdem ist mir auch nach wie vor ein wenig wehmütig ums Herz, denn ich habe gedacht, schon "weiter" zu sein in meiner Selbstfindung.
Warum komme ich beispielsweise nicht selber auf die logische und einfach Idee, daß es ja nun wirklich etliche verschiende Lebensformen gibt - und man sich viellicht sogar nicht mal festlegen sollte / muß ?!
Und warum hängen mir diese alten Strukuren / Erziehungsmuster / Morlavorstellungen / Ansichetn ect. so lange nach und machen mir das leben bloß so schwer ?

P.S. meine Mom ist streng katholisch erzogen worden und hat natürlich so einiges davon weitergegeben. Noch Fragen ? *zwinker*
Denkanstoß
Liebes Venuskind,

Dein Beitrag hat meine grauen Zellen in Bewegung gebracht und meinen Gedanken in meiner aktuellen Situation neue Richtungen gegeben.

Dafür danke ich Dir

T*g*M
liebe miss deena,

du fragst:
Warum komme ich beispielsweise nicht selber auf die logische und einfach Idee, daß es ja nun wirklich etliche verschiende Lebensformen gibt - und man sich viellicht sogar nicht mal festlegen sollte / muß ?!
Und warum hängen mir diese alten Strukuren / Erziehungsmuster / Morlavorstellungen / Ansichetn ect. so lange nach und machen mir das leben bloß so schwer ?

es gibt eine ganz einfache antwort:
du wirst seit deiner geburt 24 stunden am tag durch verschiedenste medien und dein umfeld konstant auf "mono" geprägt. diese prägung sitzt so tief, dass es eine weile des umdenkens bedarf bis du reflexartig in "poly" zu denken beginnst!

hab geduld mit dir selbst und verständnis dafür, dass es seine zeit braucht. *zwinker*


@**m
ich freue mich, wenn ich dir einen denkanstoss geben konnte!
hoffe es geht euch beiden gut... *g*

alles liebe,
venuskind
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
Warum komme ich beispielsweise nicht selber auf die logische und einfach Idee, daß es ja nun wirklich etliche verschiende Lebensformen gibt - und man sich viellicht sogar nicht mal festlegen sollte / muß ?!

Ich glaube nicht mal, daß das nur was mit Prägung zu tun hat. Sondern schlichtweg das menschliche Gehirn - schon aus gründen der Effizienz - so gebaut ist: die Strategie, die einmal funktioniert hat, die wende ich wieder an, statt bei nächsten Mal von vorn herein wieder nach einer anderen zu suchen. Man wendet an, was schon ging und möglichst die einfachste Lösung. Und die ist nunmal ... monogam (überschaubar da ein Partner) oder "abgegrenzte Veränderung" (ich bin jetzt so, wo ich früher anders war) oder "komplette Neubewertung" (das ist jetzt weiß, war früher aber schwarz".

Grautöne sehn und Zwischenlösungen und den Blickwinkel breit halten, ist eine Sache des gehäuften Scheiterns, wie ich denke. *zwinker*
Menschen denken selten über Dinge nach und vergrößern ihren Horizont, wenn nicht Druck dazu da ist egal welcher Art.

Ist ganz normal, daß man aus reiner Bequemlichkeit (oder positiver: Energieeffizienz *baeh*) gern unbewußt wieder ins überschaubare System zurückfällt, wenn da nicht viel dagegen spricht.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Höfliche Nachfrage ...
... an @ Lust_and_Love und @ Venice79

"ich darf zwei haben, weil du damit kein Problem hast, aber umgekehrt funktoniert das nicht, weil ich über meine Verlustangst nicht wegkomme"

Aus meiner persönlichen und durchaus subjektiven Sicht scheint da etwas noch nicht so ganz zu stimmen. Wenn jemand sich nämlich einfach bequem auf den Standpunkt stellt, er käme nun mal nicht über seine Verlustangst hinweg, hat das für mich einen Beigeschmack, der mir nicht gefallen will.

Ist jemand nicht auch selbst dafür verantwortlich, wenn er seine Verlustangst nicht bearbeitet und nicht überwindet? Kann bzw. darf er die Konsequenzen aus seiner Unfähigkeit oder aus seinem Nichtwollen wirklich einfach auf den jeweils anderen abladen?

Kein Problem, wenn der andere das einfach so hinnimmt und damit klar kommt. Ich jedoch hätte damit so meine Schwierigkeiten, wenn ich ehrlich bin ...

Und mir geht's dabei nicht um Fairneß oder Gerechtigkeit, sondern um das mangelnde Engagement des anderen, an sich zu arbeiten und seine Begrenzungen - anstatt etwas dagegen zu tun - einfach dem geliebten Partner aufzubürden.

Wo hab ich da noch einen gedanklichen oder emotionalen Hänger?

(Der Antaghar)
****ab Mann
1.787 Beiträge
@ Anthagar

Vielleicht hilft Dir folgende Gedankenanregung.

Es gibt genau ein Naturgesetz, das über allen anderen Gesetzen steht und das ist,

"Tu was Du willst, aber beachte und trage die Konsequenz".

Die Anwendung dieses Gesetzes auf Dein zitiertes Beispiel würde bedeuten, dass, wenn ich mir zwei Partner nehme, es aber niemanden anders zugestehe, ich damit rechnen muß in meiner Gefühls- und Erwartungswelt entäuscht bzw. verletzt zu werden, weil meine Mitmenschen, mich als Beispiel nehmen und das gleiche tun könnten. Somit produziere ich unterbewußt eine ständig drohende Angst verletzt zu werden bzw. empfinde ich es als Schlag ins Gesicht, wenn mir so etwas geschieht.

Und genau das passiert immer, wenn wir uns an dieses Naturgesetz nicht halten.
Somit ist derjenige, der dem Partner gewährt, mehrere Partner zu haben, es aber selbst für sich nicht in Anspruch nimmt, eher im Reinen - im Sinne dieses Gesetzes - als derjenige, der sich das Recht mehrere zu haben herausnimmt, es anderen aber nicht eingesteht oder gar verbietet.

Unter polyamorer Lebensweise verstehe ich eine Integration der Mehrfachliebe in mein Leben und das in jede Richtung, unter monoamorer Lebensweise, hingegen, verstehe ich die Integration der Einfachliebe in mein Leben und das in die und aus der Richtung eines Menschen.

Unter sorgenfreier Lebensweise versteh ich das Leben nach diesem Naturgesetz. Wer will schon sorgenvoll leben?

Eine kleine Nuancierung und damit auch die Begründung, warum Menschen mit polyamorer Lebenseinstellung, am glücklichsten mit Menschen gleicher Lebenseinstellung werden, liegt ebenfalls in diesem Naturgesetz begründet.

Wenn ich mit einem Menschen zusammenlebe, der keine anderen Partner neben ihm akzeptiert, wird das ein immer, vielleicht unterdrücktes, aber existentes Thema oder sogar Problem sein, was immer unterschwellig in der Beziehung mitschwingt und sie damit maßgeblich beeinflußt. (So stelle ich mir Deinen Beigeschmack vor.)

Um das zu vermeiden bleiben mir drei Möglichkeiten:

1. Ich verändere meine(n) Partner bzw. helfe dabei die Veränderung herbeizuführen und akzeptiere, dass er/sie nach der Veränderung, nicht mehr der/die ist/sind, in den/die ich mich verliebt habe und bin mir bewußt eine gewisse Menge meiner Energie und Lebensqualität temporär einzubüßen.

2. Ich verzichte auf mein Bedürfnis Mehrfachliebe zu leben und akzeptiere, dass ich in diesem Punkt immer unerfüllt bleiben werde.

3. Ich gehe nur Lieb- und Partnerschaften mit Menschen ein, die in diesem Punkt denken und fühlen, wie ich.

Wir sind demnach, im Sinne eines sorgenfreieren Lebens, nur gegenüber diesem Naturgesetz verpflichtet und somit kann ich Deine folgend zitierte Frage nur mit Ja beantworten.

Ist jemand nicht auch selbst dafür verantwortlich, wenn er seine Verlustangst nicht bearbeitet und nicht überwindet?

*******bri Frau
42 Beiträge
ich finde ganz wichtig ist es sich zu fragen wie die situation umgekehrt wäre..
nun war es so, dass du zwei männer liebtest, aber wie wäre es, wenn dein partner dir sagt, dass es ihm passiert ist.. würde dieser polygedanke für dich auch noch ein thema? oft kann man sich das für sich selbst ganz gut vorstellen, aber wie viel verständnis und kraft bringt man umgekehrt auf?
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
"ich darf zwei haben, weil du damit kein Problem hast, aber umgekehrt funktoniert das nicht, weil ich über meine Verlustangst nicht wegkomme"

Aus meiner persönlichen und durchaus subjektiven Sicht scheint da etwas noch nicht so ganz zu stimmen. Wenn jemand sich nämlich einfach bequem auf den Standpunkt stellt, er käme nun mal nicht über seine Verlustangst hinweg, hat das für mich einen Beigeschmack, der mir nicht gefallen will.

*ja*
Lieber Antaghar, den Punkt hatte ich auch. Inzwischen bin ich woanders (und rede mir gerne ein - weiter *lach*). Und zwar weil der Satz "sich einfach bequem auf den Standpunkt stellt ..." durchaus eine Wertung enthält. Es gibt Leute, die geben - für MICH betrachtet - von außen gewertet "früh" auf, klar. Aber auch das dürfen sie. Ist ihr gutes Recht, jeder darf frei für sich entscheiden. Und von außen zu urteilen, wer es sich tatsächlich "einfach" macht und nicht an sich arbeitet und wer nicht, ist auch schwierig. Was ICH dann mit der Sache mache, ob ICH damit klarkomme, ist wiederum MEINE Sache.

Und (jetzt kommt der Punkt!) der Gedanke, daß man lernen soll, auch mal unbehagliche Emotionen auszuhalten - hat bei mir zu der Erfahrung geführt, daß dieses "Aushalten" oft mit Wachstum verbunden ist. Selbst wenn es nicht von außen gefordert wird. Aber weil ICH mehr von mir erwarte. Ohne daß der Gegenüber zusätzlich Druck machen muß. Das kann eine Weile dauern. Manches Mal habe ich erlebt, daß jemand jeden "äußeren Scheingrund" nimmt, sich nicht mit sich auseinander zu setzen. Und zu verbarikadieren hinter Nebenschauplätzen und dem, was er fühlt. Aber der Gedanke, daß ich eigentlich xyz sollte, mich damit aber nicht auseinandersetzen mag, ist viel schwerer zu unterdrücken, wenn ... Stille herrscht.
Oder kommt vielleicht wirklich nie. Und mein Partner ist damit trotzdem ganz zufrieden.

Deswegen glaube ich inzwischen: Wenn beide soweit zufrieden sind mit einer Situation, ist die Situation erstmal einfach gut und fertig. Die Ansprüche, die ich an MICH stelle müssen nicht die Ansprüche sein, die andere an sich stellen. (Meistens tun sie es dann doch. Aber das sollte nicht meine "Taktik" sein.) Wenn ICH mich unbehaglich fühle (oder Du), werde ICH was dagegen tun. Manchmal muß man sich dafür "unbeobachtet" fühlen. Denn es gibt sehr wohl einen inneren "Gleichzieh"-Antrieb, so wie es auch äußeren Antrieb gibt, sich zu verändern.

Natürlich ist das keine sinnvolle Strategie, wenn "echtes, akutes" Leid dabei empfunden wird. Aber genauso wie die Frage, was ist "sich einfach bequem mal auf den Standpunkt stellen" kaum generell zu beantworten ist, genauso wenig ist die Frage "wann leidet jemand" generell beantwortbar. Und das geht für mich in BEIDE Richtungen.
Mein persönliches Verständnis von der möglichen "Farbpalette" ist inzwischen auch offen für Asymmetrien, solange beide wissen, was Sache ist und sich dafür entscheiden und zufrieden sind. Da gehe ich dann einfach davon aus: wer erwachsen ist, wir so behandelt, egal ob diese Empfindungsweise für MICH paßt oder MIR wie Selbstbetrug vorkommt. Da muß ich dann auch mal MEINEN schalen Beigeschmack ... aushalten müssen. *baeh* Statt zu glauben, ich weiß was besser ist, weil ICH das Ideal xyz habe.

Man könnte behaupten ... mein "Sendungsbewußtsein" oder "Fairness-Ideal" ist mittlerweile minimal, wenn beide wissen, was los ist und damit glücklich sind. Man muß nichts "kaputt reparieren", wo Zufriedenheit herrscht - nur weil wir das Bild von Wage und abstrakter Fairness im Kopf haben.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Venice79
Da sind wir soweit, liebe Venice, völlig einer Meinung. Vielen Dank für Deine Antwort bzw. Erläuterung!

Bei mir hakt es an einem anderen Punkt, und den hab ich wohl nicht deutlich genug herausgearbeitet. Vielleicht kannst du mir da noch etwas auf die Sprünge helfen?

Wenn ich mir das Recht herausnehme, etwas Bestimmtes zu tun, das Gleiche anderen aber auf gar keinen Fall zugestehe, dann stelle ich mich - so wie ich bis jetzt empfinde - auf jeden Fall auf einen sehr "bequemen" Standpunkt. (Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich da werte - aber ich kann ohnehin nicht leben, ohne immer wieder Dinge, Verhaltensweisen etc. irgendwie zu bewerten - natürlich nicht Menschen! -, auch im Hinblick darauf, ob ich damit klar komme oder nicht.)

Anders ausgedrückt: Wenn ich jemanden einfach jederzeit nach Belieben bestehle, aber sofort Zeter und Mordio schreie, wenn der mich auch mal bestiehlt, dann stimmt da doch etwas nicht. Oder würdest Du das anders sehen? Wäre das aus Deiner Sicht völlig in Ordnung?

Logisch, dass der andere nicht erwarten oder verlangen kann, dass ich diesen "bequemen" Standpunkt aufgebe. Das ist allein meine Sache. Aber warum nehme ich dann - egoistisch - für mich etwas in Anspruch, was ich anderen nicht zugestehe? Das tun z. B. unsere Politiker andauernd - ist es deshalb wirklich okay? Darf ich nicht darauf verweisen, dass ich dieses Verhalten nicht in Ordnung finde?

Und so ähnlich sehe ich bis jetzt das Gleiche bei polyamoren Partnerschaften: Zumindest mal gleiche Rechte für alle - es sei denn, es sprächen wirklich schwerwiegende und einleuchtende Gründe dagegen. Und wenn ich diesen Thread hier richtig verstehe, sehe ich da etwas Entscheidendes falsch ... Aber was?

(Der Antaghar)
*********marrn Mann
1.404 Beiträge
Gruppen-Mod 
@Anthagar
Ich versteh das folgendermaßen (bitte berichtigen, wenn ich euch falsch interpretiere @*****e79 u.a.):

Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Ich habe, wie Dagobert, einen unermeßlichen Speicher aus Geld und Goldbarren. Ich weiß, das da jemand kommt und sich immer mal wieder ein paar Scheinchen oder einen Barren holt, aber das juckt mich überhaupt nicht, es ist für mich immer noch mehr als genug da.

Oder übersetzt, ich habe kein (romantisches oder erotisches) Interesse an anderen Partnern, kann das aber meinem Partner dennoch mit gutem Gefühl zugestehen. Warum sollte ich aus ideologischen oder moralischen Gründen (denn persönliche gibt es ja nicht) hier in dieser Situation auf Gleichberechtigung bestehen?
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.