Helena, es gibt einen Unterschied zwischen "ich" und "man". Es tut mir sehr leid, daß Deine Situation so schmerzlich ist, aber nur weil Du eine Empfindung nicht nachvollziehen oder nachfühlen kannst, heißt es nicht, daß das generell Unsinn wäre.
Zu lieben und das an Erwiderung zu knüpfen, das ist nicht zwingend, sondern es sind zwei Dinge, die bei uns als eins nur verbreitet werden. Das aufzudröseln ist durchaus nicht leicht, aber machbar. Zu lieben und es an die Ausdrückbarkeit zu knüpfen - das zu trennen ist schon noch mal deutlich schwieriger aus meiner Erfahrung. Was man aber genau ausdrücken können muß, ist auch wieder verschieden. Für mich heißt Lieben, es beim Namen nennen zu dürfen gegenüber der Person oder zumindest anderen mir sehr nahe stehenden Menschen. Und dann zu sehen, wie viel kann ich geben, was tut dem Gegenüber gut - und was ist mein eigener Drang, der durch Nichterwiederung ungesunde Züge annehmen kann und vielleicht mal überprüft werden muß hinsichtlich Motivation und Intensität. Das ist eine sehr unerfreuliche Frage. Jedes Mal. Aber das hat mir auch beigebracht, daß das Gefühl und das Bedürfnis zu Nähe, Intimität oder sonst was nicht das Selbe sind.
Das Gefühl bleibt. Das Bedürfnis aber kann aus sehr unaltruistischen (ich versuche Dich zu binden mit allem "Guten" was ich geben möchte auch wenn Du es gar nicht willst; ich versuche Dich emotional zu erpressen, weil Du nicht ablehnen kannst und wer nimmt, geben muß etc.), schwachen (einschließlich "Perlen vor die Säue werfen" Situationen aus Mangel an Selbstliebe) oder schlichtweg hilflosen (so gehört sich das doch, so geht das doch nicht, Du mußt doch verstehen ...) Gründen entstehen. Und diese Gründe haben - zumindest für mich - nichts mit Liebe zu tun. Sondern mit persönlichen Baustellen, die die Liebe (bzw. die gewünschte Aktion/Folge) flicken soll.
Gerade Liebe ist doch auf Ergänzung, auf Glücksgefüjhle, auf Vertrauen, auf Zukunftspläne, auf Miteinander ausgelegt und nicht auf den Beweis, dass man genauso gut ohne den anderen sein kann
Und das - schlimm, wenn Du den Eindruck gewonnen hast, daß es irgendeinen hier egal wäre, wenn der andere nicht da wäre. Polyamory Beziehungen (nicht notwendigerweise Liebe!) basieren auf den selben Punkten, wie Du sie genannt hast. Es schmerzt, wenn die Beziehung nicht möglich ist, aus welchen Gründen auch immer, egal wieviel Liebe da ist. Trotzdem kann ich den anderen in Schmerz aber Verständnis gehen lassen, wenn es eben nicht lebbar ist. An meinem Gefühl der Liebe ändert das nichts. Das hat etwas mit lebbarer Beziehung zu tun. Und wenn da noch jemand gestreichelt, geküsst, geliebt wird, dann hat das nicht zu bedeuten, daß meine Glückgefühle, mein Vertrauen auf Zukunftspläne und Miteinander geschmälert werden. Es kann höchstens sein, daß es eben nicht mehr nur Zukunftspläne und Miteinander von Zweien ist, sondern von drei oder vier oder was weiß ich ...