Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Beziehungs-Anarchie
1036 Mitglieder
zum Thema
Polyamorie und Affaire - Überschneidungen und Unterschiede?290
Liebe Community, in einigen Threads um das Thema Affairen zeigte sich…
zum Thema
Polyamorie – Wie den Anfang finden?180
Im Magazin haben wir ein Mitglied gebeten, den persönlichen Weg zur…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Polyamorie und "Migranten"

studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
Polyamorie und "Migranten"
Angestoßen durch die Debatte um Sarrazin (um die es aber jetzt hier nicht gehen soll!) taucht bei mir die Frage auf, ob Polyamorie ein eher westliches Modell ist, dass eine Folge wachsender Liberalität einerseits und individueller Emanzipation andererseits ist. Mir persönlich sind keine Menschen mit sogenanntem "Migrationshintergrund" in der Poly-Szene bekannt. Aber ich kann ja nicht alle kennen. Ausdrücklich nicht meine ich sogenannte polygame Konzepte aus islamischen oder Stammeskulturen, die in der Regel rein patriarchal geprägt sind.

Nun also die Frage: Kennt jemand polyamor Liebende unter unseren ausländischen Mitbürgern? Oder befinden sich sogar welche in dieser Gruppe, und wenn ja, woher stammen sie und seit wann leben sie in Deutschland? Und - empfinden sie ihre Lebensweise als im Vergleich zu den Deutschen schwerer gegenüber der Herkunftsfamilie vermittelbar?

Ist jemand in der Poly.ch-Mailingliste und hat Lust, die Frage auch mal dort zu stellen?

(Schweizer und Österreicher sind ausdrücklich unter dem westlichen Kulturkreis subsummiert und um der Einfachkeit halber bitte ich sie, sich der Einrachheit "aushilfsweise" als deutsch im Sinne der Fragestellung zu betrachten *zwinker* )
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Nun, ich kenne eine Französin und einen Franzosen polyamorer "Gesinnung", beide hier lebend aber unabhängig voneinander. Dann habe ich auch einmal in Barcelona eine junge Spanierin kennengelernt, welche in einer echten menage à trois lebte mit zwei bisexuellen Männern.

Ausserdem möchte ich darauf hinweisen, dass so manche polyamore Kultur durch westliche Missionare während der Jahrhunderte des Kolonisation 'bekehrt' wurde, ich möchte da nur mal auf Polynesien hinweisen aber auch auf einige damals nicht-islamisierte afrikanische Kulturen.
In südlichen China gibt es heute noch eine Volksgruppe, welche matriarchalisch strukturiert Frauen als Center lockerer Verbindungen zu beliebig vielen Männern als normal betrachtet. Die Männer leben dabei in lockeren, kleinen Junggesellengruppen.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
Franzosen und Spanier gehören natürlich zum eingangs erwähnten westlichen Kulturkreis und haben es von daher grundsätzlich nicht schwerer als "wir", von streng katholisch geprägten mal abgesehen...

Aber wie ist es mit Türken, Südost-Europäern, Arabern, Asiaten?

Mir fällt ein, dass es eine Thailänderin auf dem goßen Polytreffen gab, die große Schwierigkeiten befürchtete, wenn sie wieder in ihre Heimat
muss ...

Ergänzend will ich noch festellen, dass mir die Existenz einiger polyamor liebender Stämme/Völker in Indien, China und vielleicht auch Lateinamerika durch aus bekannt ist, aber deswegen lieben wir hier im Westen nun ja nicht polyamor.
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Nun, da wäre ich mir nicht so sicher, Felix: Gerade während der sexuellen Revolution, insbesondere in den frühen siebziger Jahren, sickerte sehr viel einschlägiges Gedanken- und Kulturgut gerade aus Indien, Katmandu, ja eigentlich dem gesamten buddhistisch-hinduistischen Lebensraum nach Europa und in die USA, auch wurde damals fleissig so mancher polyamorer Aspekt gerade mit Hinweis auf solche bisher von Dir und mir erwähnten Kulturkreise angeführt und als 'natürlich', 'ur-menschlich', 'authentisch' theoretisch untermauert.

Teilweise fand das auch schon viel früher schon periodisch statt, ich möchte da an die frühen Jahre der Anthropologie hinweisen ab dem 18. Jahrhundert mit ihrem Einfluss auf die 'Dekadenz der Höfe' bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf zB die 20er Jahre Berlins, aber auch auf den Zeitraum der 30er-50er Jahre, die Intellektuellen-Szene in Paris, Stichworte zB Bataille, Sartre, Beauvoir, Nin und über dort lebende Amerikaner wieder auf die USA der 50er, siehe zB Henry Miller.

Die Polyamorie ist also mitnichten eine Erfindung des Westens. Wir haben sie woanders entdeckt, waren fasziniert, haben Teile davon adoptiert und unseren Bedürfnissen angepasst.
*******ueen Frau
18.174 Beiträge
In anderen Ländern
ist es sogar religiös gedeckelt.

Die Mormonen hatten schon immer mehr als eine Frau. Oder in den Emiraten, dort ist es normal, mehrere (viele) Frauen zu haben.

Gut, jetzt könnte man erwähnen, dass die Frauen ja nur den einen Mann haben (dürfen) aber ich finde, das ist auch polyamourös.

Außerdem bin ich grundsätzlich der Meinung dass kein Mensch auf der ganzen Welt wirklich dazu geeignet ist, monogam zu leben. Überwiegend die Männer, die immer noch die URGENE in sich tragen und ihren Samen (Brut, Stamm, Familie) möglichst weit reichend zu verteilen.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
Die Frage war: Kennt ihr, anders formuliert, persönlich polyamor lebende "Migranten"?
*******958 Frau
9.875 Beiträge
Kennt ihr, anders formuliert, persönlich polyamor lebende "Migranten"?

ja , und das aus unterschiedlichen ländern
******ics Paar
646 Beiträge
Die Frage war: Kennt ihr, anders formuliert, persönlich polyamor lebende "Migranten"?
Meine polyamorös lebende Frau ist "Migrantin", aber aus dem "westlichen" Kulturkreis (Ungarn).
lieber felixx,

du kennst neben der "thailänderin" noch jemanden - nämlich mich.

wobei ich diese begriffe "migranten" und "migrationshintergrund" für pseudo politisch korrekte feigenblätter für das gefühlt "ausländer" empfinde. und somit nicht allzu gerne mag... aber das ist ein ganz anderes thema.

ich frage mich warum dich das so interessiert?
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
@veunskind
Stimmt, ich kenne dich, es fiel mir in diesem Zusammenhang, warum auch immer, nur nicht ein.

Es interessiert mich, weil mich "kulturelle Sprünge" aus einer tradierten Lebensweise in eine andere interessieren und ich bisher den Eindruck habe, dass Menschen mit einem ausländischen Hintergrund möglicherweise statistisch unter den Polys unterrepräseniert sind.
haha, dabei kann ich es am wenigsten verbergen! *grins*


eine mögliche erklärung wäre, dass ihr alltagsleben zwischen zwei kulturen ihnen wenig raum für den "luxus" lässt sich den eigenen bedürfnissen und der liebe für mehrere menschen zu öffnen.

außerdem ist bei den meisten von dir genannten kulturen die bindung an und verantwortlichkeit der familie gegenüber sehr stark ausgeprägt, was ein ausscheren aus der erlernten "normalkultur" mit großen verlusten, ängsten und problemen belegt...

ich empfinde auch die stärke von tabus, im sinne von "da denkt man noch nicht mal hin", in nicht-westlichen kulturen noch viel stärker. da bedarf es eines großen anreizes diese denkblockaden zu durchbrechen und seine eigene emotionale realität unter vielen schichten von kultur, tradition und familie zu entdecken! *zwinker*

alles liebe,
venuskind
... Tunesier
In Ägypten habe ich einen Tunesier kennengelernt, der sehr offen und herzlich mit Menschen umging, so auch mit seiner Religion, dem Islam.

Er erzählte mir, dass er mehrere Frauen liebte, aber nur mit zweien zusammen sei. Eifersüchtig würde er schon werden, wenn die beiden das gleiche wollen würden. Allerdings hatte er schon gewusst, dass dies Blödsinn sei. Er hat dies sehr ernst und plausibel erzählt, so daß es für mich auch glaubwürdig war. Mit religiösem patrichalen Verhalten hatte es jedenfalls nichts zu tun ... (das wäre nämlich mein erstes Vorurteil gewesen)
*******ueen Frau
18.174 Beiträge
@Felix
Die Frage war: Kennt ihr, anders formuliert, persönlich polyamor lebende "Migranten"?

Warum interessiert dich das eigentlich so arg? Ist es denn von Bedeutung, aus welchem Kulturkreis polyamouröse Menschen kommen?

Und wenn ja, warum?
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
Es interessiert mich, weil mich "kulturelle Sprünge" aus einer tradierten Lebensweise in eine andere interessieren und ich bisher den Eindruck habe, dass Menschen mit einem ausländischen Hintergrund möglicherweise statistisch unter den Polys unterrepräseniert sind.

Reicht das nicht als Erklärung?

Ist es denn von Bedeutung, aus welchem Kulturkreis polyamouröse Menschen kommen?

Ja, es kann von Bedeutung sein, denn die Kultur prägt uns.

Zm Beispiel sind überdurchschittlich viele Akademiker unter den Polyamoren. Zufall?
*******ueen Frau
18.174 Beiträge
mir ist aufgefallen, dass sich überdurchschnittlich viele Theoretiker dort bewegen *lol*

So erlebt auf einem Stammtisch. Hatte eher das Gefühl bei den Sozpäds zu sitzen als bei den Polys.

Meistens ist es in diesen grenzwertigen (nicht ausschließlich gesellschaftlich anerkannten) Gebieten, wie auch BDSM, so, dass sich dort viele hochdotierte und akademische Berufsgruppen "rumtreiben"
****lla Frau
26 Beiträge
Ja,
ich kenne einen. Ein Freund von mir. Wir leben seit 1997 so.

Danke, Venuskind, für die klärenden Worte.

Berylla
*******959 Mann
743 Beiträge
hm
nun dann erkläre mir mal bitte den grenzwert von BDSM oder das grenzwertige an polyamorie und BDSM.
lg chris
*******ueen Frau
18.174 Beiträge
nun dann erkläre mir mal bitte den grenzwert von BDSM oder das grenzwertige an polyamorie und BDSM.
lg chris

ich meinte grenzwertig im Sinne von durchaus alles andere als gesellschaftlich anerkannt...... oder empfindest du das anders?
Ich war vor einigen Wochen bei einem Poly-Stammtisch, an dem auch ein offensichtlich aus einem arabischen oder asiatischen Land stammender Mann teilnahm. Näheres über ihn weiß ich nicht, also insbesondere nicht seine Lebensumstände und die Gründe für sein Interesse an dem Thema.

Dieser Thread und die Diskussion, die er ausgelöst hat zeigt mir ein weiteres Mal, wie unterschiedlich die Auffassungen, was Polyamorie eigentlich ist, auseinander gehen.

Für mich handelt es sich dabei weiterhin um das Bedürfnis, das einige Menschen haben, mehrere Menschen zu lieben und von mehreren Menschen geliebt zu werden. Da ich davon ausgehe, dass Menschen einander grundsätzlich in ihrem Empfinden ähnlich sind, unabhängig davon, aus welchem Kulturkreis sie stammen, bin ich überzeugt davon, dass es dieses Bedürfnis überall in der Welt gibt. Wie damit umgegangen wird unterscheidet sich ohne Frage in Abhängigkeit mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
Die Diskussion gabs in einem US-Forum auch schonmal und warum die Polys, die sich dort anmelden, fast alle weiß und westlichen Ursprungs sind (ist ja nicht das selbe). Darauf meinten ein paar, auf die das nicht zutraf: weil wir das anders leben und eure Debatten schlicht oft viel zu verkopft oder unverständlich finden.
Einer war zum Beispiel Afrikaner und meinte, das wäre bei ihnen üblich, aber würde anders gehandhabt und nicht weiter drüber geredet. Auf Nachfragen zu Details hat er sich aber leider nicht mehr geäußert.
Nur der Schluß war bald klar, weil andere sich ähnlich äußerten: westliche Polys sind eher selbstlimitierend, weil sie das westlich handhaben. *baeh*
*******ueen Frau
18.174 Beiträge
@Venice
Nur der Schluß war bald klar, weil andere sich ähnlich äußerten: westliche Polys sind eher selbstlimitierend, weil sie das westlich handhaben. *baeh*

Das gefällt mir und trifft den Kern sehr gut. Die westlichen Kulturen reden mehr davon als sie es im allgemeinen leben *haumichwech* und das trifft in vielen Bereichen zu, nicht nur bei Poly
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.