@Pikass001
Pikass001, danke für Deinen Beitrag.
Du schreibst:
"Wie dann das Liebes-Konstrukt der Mehrheit in den kommenden Jahrzehnten ausschauen mag, wage ich nicht zu bemessen, aber ganz sicher wird es individueller erscheinen, und das ist in meinen Augen durchaus ein Fortschritt. Einheitsbrei ist doch irgendwie öde, und Normen und gesellschaftliche Korsette beschränken unsere Freiheit sowie unsere Individualität."
Auch ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber genau deshalb bin ich mir auch nicht so sicher wie Du, dass es "ganz sicher individueller erscheinen wird". Was ist, wenn uns in einem Krieg ängstlich-konservative oder fanatische Kräfte überspülen? Bedenke bitte, dass wir hier (zB in Deutschland), was die persönliche Freiheit betrifft, auf absolutem Luxusniveau leben. Und das bringt eine gewisse Verantwortung mit sich: den anderen zu helfen, denen es noch nicht so gut geht.
http://www.monopolis.net/
Des weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass Normen und gesellschaftliche Korsette zunächst in jedem eigenen Kopf beginnen. Wie oft habe ich das schon am eigenen Leib gespürt! Mandela (so viel ich weiß) sagte, dass wir nicht vor unserer Unvollkommenheit die meiste Angst haben, sondern vor unserer Größe.
Die "Freiheit" ist etwas, was mir und vielen anderen Menschen Angst macht, weil Freiheit eben nicht nur lustig ist, sondern viele ernste Aspekte einschließt, zB Verantwortung und Umsicht. Nicht nur einmal, sondern in jeder Sekunde.
Und die "Individualität" - nun, jeder will ein Individualist sein, aber doch zu einer Gemeinschaft gehören. Und dann kommt es so, dass auf einmal ALLE im Chor schreien: "Ich bin Individualist!" - haha...
Ich stimme Dir zu, was den gesellschaftlichen Einheitsbrei betrifft, aber ich vermute, dass die große Freiheit erst noch hart und individuell erarbeitet werden muss, dass der Fortschritt in kleinen Zellen - sozusagen vernetzt auf der zellulären Ebene - anfangen und kontinuierlich weiter gehen muss, und dass das noch eine lange Zeit der menschlichen Reifung beanspruchen wird, bis es zu einem Massenphänomen wird.
Meines Erachtens ist es das Wichtigste, dass wir auf der Ebene der ANGST beginnen aufzuräumen. Und zwar schon bei den Kleinkindern bzw. unserer angst-fördernden Erziehung. Wer Ängste hat, ist leicht in Versuchung zu führen, zB fanatisch zu werden - oder einfach andere mit seiner Angst anzustecken. Polyamory ist ein Lebensentwurf, der auf dem Boden der Angst nicht bestehen kann. Wie sonst könnten wir je mit dem Phänomen Eifersucht klar kommen... nein, Polyamory braucht Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Vertrauen in andere und einen achtsamen Umgang mit fremden und eigenen Grenzen.
Wenn wir eine Gesellschaft heranziehen könnten, die DIESE Voraussetzungen begünstigt, und wenn wir die heranwachsenden Menschen vor fanatisch-konservativen Überwältigern schützen könnten, ja, dann... dann hätte diese anspruchsvolle Lebensform eine Chance.
Ich tue das meine dazu, dass es so kommt:
Ich helfe auf meine Art möglichst vielen Menschen, gewaltfrei zu kommunizieren (ich bin keine Therapeutin!) und ihre Ängste abzubauen. Damit ich anderen helfen kann, ...fange ich notwendiger Weise bei mir selber an. Ich bin stolz auf das bisher Erreichte. Wenn jeder bei sich anfängt, können wir es schaffen!
Normen und Korsette im eigenen Kopf bekämpfen, die Angst vor unserer eigenen Größe vermindern, und Verantwortung übernehmen, um viele Menschen in Freiheit, Wohlwollen und Achtung zu vernetzen.
Polybi