Überzeugt
Also, ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch an sich durchaus in der Lage ist, polyamor zu leben.
Man muss sich nur die Sozialkontakte von Kindern ansehen - also vor der Pubertät. Die sind noch völlig unbelastet durch die gesellschaftlichen Normen und daher der Natur des Menschen wohl am nächsten.
In unserer gesellschaftlichen "Normung" unterliegen wir später aber vielen Einschränkungen/manifestierten Vorurteilen:
• Du kannst nur einen Menschen wirklich lieben
• Du darfst nur mit diesem Menschen Sex haben
• Erfüllten Sex gibt es nur durch Liebe
und sogar auch das hier noch:
• Du kannst nur einen Menschen des anderen Geschlechts lieben (oder du bist "nicht normal" - jedenfalls sehen es immer noch sehr viele so)
Wenn diese normativen Prägungen wegfielen (und in einer polyamoren Gesellschaft wäre das wohl so), würden die Menschen ihre Gefühle viel freier ausleben können:
• Einen 2. oder 3. Menschen zu lieben und vor allem diese Liebe auch öffentlich auszuleben wäre kein Problem.
• Die sexuelle Pflichtübung in vielen Partnerschaften, um sich und dem Partner damit zu "bestätigen", dass man sich noch liebt (was die beiden sicher noch tun, nur das erotische Begehren ist mit den Jahren gegangen - so what ..), wäre überflüssig.
• Man darf offiziell eine Affaire haben wie man heute allein zum Fußballverein oder in den Tanzclub geht.
• Ich könnte einem Mann, der mir in meinem Leben sehr viel bedeutet, ohne umschweife sagen, dass ich ihn liebe, ohne dass er sich (homo-) sexuell belästigt fühlt.
Sicher würde es trotzdem noch monoamore Beziehungen geben, so wie es auch heute überzeugte Singles gibt. In einer polyamoren Gesellschaft wäre ja die Mehrfachbeziehung keine Pflicht. Manch einem ist es auch zu viel, mehrere Liebesbeziehungen zeitgleich zu pflegen. Aber der Umgang miteinander wäre sehr wahrscheinlich in vielerlei Hinsicht entspannter.
Ich glaube sogar, dass es weniger Eifersucht gäbe, denn das Verheimlichen, wenn man eine neue, weitere Liebe gefunden hat, ist überflüssig. Heimlichkeiten in einer Beziehung wären wesentlich seltener und damit eine Grundlage der Eifersucht minimiert: mangelndes Vertrauen.
Ich wünsche mir so eine Gesellschaft - naja, mal sehen, wie wir es weiter entwickeln