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Polyamory und die Religion

******45w Frau
212 Beiträge
Die Moralvorstellungen von Bischöfen, Kardinälen und Päpsten muss ich ja nicht übernehmen - ich bin katholisch, gebe mein Gehirn und die Entscheidung, was für mich richtig und falsch ist, deswegen aber noch lange nicht an der Kirchentür ab.

*top*

Stimmt - und für mich hat mein Dasein im JC und mein Tun insofern mit meiner Gläubigkeit etwas zu tun, als dass ich versuche, die Werte, die mir wichtig sind, in meinem Leben zu leben. Ob das jetzt in die Moralvorstellungen irgendwelcher Kirchenführer passt, wage ich zu bezweifeln - aber das muss es auch gar nicht - es muss in meine Moralvorstellung passen.... Alles andere wäre Doppelmoral wie wir sie auch in der kath. Kirche ja in der letzten Zeit sehr massiv erlebt haben....

Und wie heißt es so schön in der Bibel:

"Ihr sollt das Leben haben und es in Fülle haben!"

Da bleibt es doch mir als Mensch, so wie mich Gott geschaffen hat, mit einem eigenen freien Geist, selbst überlassen zu entscheiden, wie diese Fülle aussieht und wie ich damit umgehe....
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Wir sollten nicht undiffenziert (oder in oberflächlicher Sichtweise) über "DIE KIRCHE" reden und eigentlich nur die katholische meinen.
Ich unterscheide:

• Das Neue Testament (das in den Evangelien keine klaren Regeln
über Beziehungsmodelle gibt) mit den Apostolischen Briefen, in der
der reichlich patriarchalische Paulus die Rolle der Frau deutlich
herabsetzt

• die katholische Dogmenlehre und Moraltheologie, die ich als ein
Herrschaftsinstrument der kath. Kirche ansehe, was ja auch
weitgehend seit ca. 1800 Jahren funktioniert und die sehr zäh an
Altem haftet, bis der Papst dann mal wieder eine neue Encyklika
verfasst hat.

• die protestantische Ethik, die mehr als die Moraltheologie einem
steten Wandel unterzogen ist: So wurde vorehelicher Beischlaf in
den 60er Jahren des 20.Jh. bei Seminaristen des Kirchlichen
Oberseminars Potsdam mit noch Rausschmiss geahndet,
Scheidungen von Pfarren bis vor Kurzem
noch mit Versetzung in eine andere Gemeinde, inzwischen ist auch
das anders (siehe die ehmalige Bischöfin Margot Käsmann).
Allerdings laufen die Evangelischen Kirchen der Entwicklung immer
hinterher..., aber die tun es immerhin! Insofern stehen die Chancen
gut, dass in 20 oder 30 Jahren die Ev.Kirche auch ein positives
Verhältnis zur Polyamorie hat...

Ich als Ex-Theologe bin aus der (Ev.) Kirche ausgetreten, entscheide aber über mein Christsein (oder nicht) allein. Ich halte es im übrigen mit dem Heiligen Augustin: AMA ET FAC QUOD VIS = Liebe, und was du dann willst, tue!

In der Tat kann aber jeden kirchenintegrierten Christen die Entdeckung der Polyamorie einige Zeit in große Gewissenskonflikte bringen, solange er sein Seelenheil von den Dogmen der Kirche abhängig macht.
Liebe, und was du dann willst, tue!
Wow, der Satz ist klasse! Das könnte der Leitspruch der Polyamorie überhaupt sein!
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ TerrorundKhaos
So ganz kann ich Euch beiden nicht folgen.

Ich kenne hier eine ganze Reihe von homosexuellen Menschen, die sich in kirchlichen Gemeinden zu Arbeitskreisen wie z. B. "Lesben und Kirche" oder "Jesus und die Schwulen" etc. zusammengefunden haben. Wären die Kirchen (deren Freund auch ich nicht gerade bin) so schrecklich dagegen, gäbe es diese Gruppen nicht und stünden ihnen nicht Gemeindehäuser etc. zur Verfügung. Und ich kenne ein verheiratetes Lesbenpärchen, bei dem beide in einer kirchlichen Einrichtung arbeiten - obwohl sie offen zu ihrer Ehe und zu ihrer Neigung stehen.

Dass dagegen Frauen noch immer (vor allem in der katholischen Kirche) in vielerlei Hinsicht benachteiligt werden bzw. sind, ist leider nicht zu bestreiten, aber ein anderes Thema.

Doch das alles hat absolut nichts mit der Religion an sich zu tun, denn gerade Jesus war ein erklärter Freund und Förderer der Frauen (soweit man alten Schriften glauben kann). Dass die Kirchen gewiss nicht im Sinne von Jesus handeln, ist kein Geheimnis - Kirchen sind Konzerne, denen es vor allem um Geld und Macht geht.

Im Urchristentum war Polyamorie übrigens durchaus üblich, insbesondere Salomon hat sich da hervorgetan, aber auch einige andere, auch viele Frauen. Und das kann man auch heute noch in der Bibel nachlesen, auch wenn sie in dieser Hinsicht längst "entschärft" wurde.

(Der Antaghar)
*****nic Mann
670 Beiträge
Ich kann mich als Agnostiker in die Denkweise eines Katholiken nur schlecht einfinden.

Aber um das in die Diskussion einzubringen - wäre das Leben nicht freier, wenn man sich von dieser Moralinstanz befreit?

Schon jetzt hat der Einzelne doch die Wahl, ob er der Moral & Ethik der Kirche folgt; diese Entscheidung kann auch getroffen werden, ohne überhaupt einer Kirche zugehörig zu sein. Man erspart sich nur das Konfliktpotential - warum sollte man einen alten Mann in Rom zum Richter über das eigene Leben machen? Warum ein altes Buch, das mehrfach in der Geschichte umsortiert, neu zusammengestellt, und ständig neu interpretiert wird?

Gerade in der Liebe & Lust würde ich mir sehr ungern Vorschriften machen lassen.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Schon jetzt hat der Einzelne doch die Wahl, ob er der Moral & Ethik der Kirche folgt

Eine Wahl hat man nur dann, wenn man auch dass Gefühl hat eine zu haben.
Darüber hinaus: Ob man es wahrhaben will oder nicht: Unsere gesamte europäische Kultur und Moral, einschließlich des Atheismus, ist ohne das Christentum nicht denkbar. Denn auch der Atheismus nicht nicht "vom Himmel gefallen" *zwinker* und er hat bestimmte ethische Grundsätze durchaus übernommen.
*****nic Mann
670 Beiträge
@FelixxBln
Stimmt natürlich; gewisse Kultur und Moral ist auch aus dem religiösen Hintergrund geprägt, benötigt ihn dafür aber nicht mehr.

Und: bestimmtes ist noch älter, stammt aus Griechenland, aus dem Judentum, einiges kam erst durch den Humanismus und die Aufklärung. Einige grundlegende Moral-Aspekte finden sich auch, ziemlich unabhängig vom Katholizismus, in anderen Religionen und Wertesystemen (siehe zum Beispiel Küngs Projekt "Weltethos").

Kurz - ja, natürlich, wir sind von allem geprägt, was vor uns kam, aber wir sind darin nicht gefangen.
Und ich kenne ein verheiratetes Lesbenpärchen, bei dem beide in einer kirchlichen Einrichtung arbeiten - obwohl sie offen zu ihrer Ehe und zu ihrer Neigung stehen.
Ich will nicht in bezweifeln, dass es diesen Fall gibt, aber das dürften wohl erstens keine katholischen Einrichtungen sein, zweitens vermutlich in Berufen, die sich eher im Hinterzimmer abspielen und drittens ein seltener Sonderfall. Oder die beiden arbeiten praktisch umsonst, dafür lässt so ein Gemeindeoberhaupt schon mal Neune gerade sein.

Unsere gesamte europäische Kultur und Moral, einschließlich des Atheismus, ist ohne das Christentum nicht denkbar.
Für viele Dinge mag das zutreffen, aber so grundlegende Gefühle wie Liebe und Mitgefühl für andere Menschen sind keine Erfindung der christlichen Kirche oder Religion, auch wenn sie gerne das Monopol darauf für sich in Anspruch nehmen wollen.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Mitgefühl für andere Menschen


...war in der Antike weitgehend unbekannt. Das Colosseum in Rom ist das beste Beispiel dafür.

Die Frage ist hier auch, ob es sich um "grundlegende Gefühle" oder eigentlich um Konzepte aufgrunde von Bedürfnissen handelt.
Die Kirche war in dieser Hinsicht ein Quantensprung - aus Bedürfnissen ein systematisches Konzept zu formulieren und dann einzufordern.
Aber die Zeit war reif dafür. Genau darauf will ich hinaus: Mit der zunehmenden Bildung von Gemeinwesen wurden die Bedürfnisse komplexer. Und die Möglichkeiten wurden größer. Man konnte es sich so nach und nach erlauben, jemanden den Rücken zuzukehren. Die Kirche hat sich zur gleichen Zeit entwickelt. Aber das halte ich für Zufall. Oder vielleicht auch eine bestimmte Form genau dieser Entwicklung, auf keinen Fall aber war die Kirche die Ursache für diese Entwicklung.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
auf keinen Fall aber war die Kirche die Ursache für diese Entwicklung

Das halte ich aber nur für eine Annahme, die unterstellt, jemanden wie Jesus von Nazareth hätte es nie gegeben - was aber historisch widerlegt ist.
Ob Jesus existiert hat oder nicht: es wird wohl kaum so gelaufen sein, dass sich jemand hingestellt und gesagt hat: lasst uns doch mal unsere Nächsten lieben. Kurzes Stutzen und dann Begeisterungsstürme. Der Gedanke war einfach da und hat sich ausgebreitet.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Doch. Siehe Matthäus 5-7.

Dass das auf fruchtbaren Boden gefallen ist, hat allerdings mit vorhandenen und nicht erfüllten Bedrüfnissen zu tun.
Also, als Geschichtsbuch kann ich das nicht lesen. Oder gar als "Mitschnitt".

Aber es ist ja auch nicht so, dass es die Entwicklung, sich nicht mehr ohne zumindest zu zögern und ein zumindest leichtes Bedauern dabei zu empfinden gegenseitig den Schädel einzuschlagen nur im Umfeld des Christentums gegeben hätte.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Mag sein, nur weiß ich gerade keine Beispiele (aus dieser Zeit) und - in unserem Kulturkeis war eben das Christentum prägend.

Apropos "Geschichtsbuch": UNSER heutiger Maßstab von Geschichtsschreibung im Sinne wissenschafttlich verifizierte Quellen existierte damals noch nicht.
*****nic Mann
670 Beiträge
Daraus, dass sich diese Moral und Ethik in einem christlichen Kontext entwickelt hat, kann man nicht folgern, dass der christliche Kontext zwingend nötig ist. Korrelation impliziert keine Kausalität. Siehe die Evolution nicht-christlicher Religionen, zum Beispiel in Asien.

(Und, nur am das am Rande zu erwähnen, auch dieser christliche Kontext hat im Laufe der Jahrhunderte für Massaker gedient, gegen die das Kolosseum harmlos scheint. Und auch sonst hervorragend als Instrument der Mächtigen gedient hat, wie so ziemlich alles andere auch.)

Um es nochmal festzuhalten: selbst, wenn diese Religion zwingend notwendiger Schritt auf diesem Weg gewesen sein sollte, ist sie nicht für die Gegenwart noch die Zukunft weiterhin zwingend nötig. Genauso, wie wir uns (weitgehend) von vergangenen Moralvorstellungen und ähnlichem gelöst haben, die auch nur Phasen auf dem Weg waren.

Und wenn die Religion mein Gewissen einschränkt, und nicht mehr zu meiner Lebenswirklichkeit passte - dann löse ich mich doch von der Religion. Warum ein moralisches Korsett akzeptieren, das nicht passt?
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
kann man nicht folgern, dass der christliche Kontext zwingend nötig ist.

DAS habe ich auch nicht behauptet.

Um es nochmal festzuhalten: selbst, wenn diese Religion zwingend notwendiger Schritt auf diesem Weg gewesen sein sollte, ist sie nicht für die Gegenwart noch die Zukunft weiterhin zwingend nötig.

Und auch das nicht.

Und wenn die Religion mein Gewissen einschränkt, und nicht mehr zu meiner Lebenswirklichkeit passte - dann löse ich mich doch von der Religion. Warum ein moralisches Korsett akzeptieren, das nicht passt?

Genau, oder ich schau noch mal hin, was denn der positive Wahrheitsgehalt der Religion ist, unabhängig von der oft banalen Realität z.B. der Kirchen.
Und, nur am das am Rande zu erwähnen, auch dieser christliche Kontext hat im Laufe der Jahrhunderte für Massaker gedient, gegen die das Kolosseum harmlos scheint

Und auch ohne jegliche religiöse Begründung der Mensch auch heute noch unbeschreibliche Grausamkeiten an anderen Menschen begeht, so dass man schon fragen müsste: ist DAS menschlich oder sind es Liebe und Mitgefühl und das Einschlagen von Schädeln (heute) das Resultat von Ausnahmesituationen. Wobei aber stets auch die Folterknechte der Liebe und des Mitgefühls fähig waren - nur eben nicht allen Menschen gegenüber. Aber das ist jetzt endgültig OT.
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