Mal als konkretes Beispiel: mein Partner 1 arbeitet wie ich als Wissenschaftler und muss durchaus auch am Wochenende mal nach den Experimenten sehn, d.h. es kann sich im Zeitplan manchmal etwas nicht durchsetzen, weil im Labor was dazwischen kommt. Da entsteht kein böses Blut, wir kennen das. Frei sind bei uns normalerweise aber Samstag und Sonntag und wir arbeiten normalerweise von 9 bis 18 Uhr oder länger, abhängig vom Experiment.
Mein Partner Nr. 2 hat leider einen ziemlich bescheidenen aber festen Arbeitsplan, von Mittags bis Abends halb 10, frei sind Sonntag und Montag.
Urlaubstage in den USA sind sehr dünn gesäht, wir haben jährlich 15 und das sind schon viele ...
Sonntag morgens sind mein Partner Nr. 1 und ich seit langem beim Drachenboot-Training - extrem körperlich fordernd, Aufstehen um halb 7, der Tag ist inklusive "Nachfuttern" und totmüde umfallen zu 2/3 gegessen. Und das Team ist auch kompetitiv bei Rennen, kann man also nicht einfach mal ausfallen lassen. Auch weil ich einer der Steuermenschen bin und das ne ganze Menge Übung erfordert. So ein Boot ist lang und schwer und schmal. Ich kann nicht einfach wegbleiben und das Boot steuert sich alleine, da kann nicht einfach jemand anderes einspringen.
Trotzdem geht das und wir sind glücklich.
Da wäre Google Kalender, wo jeder von jedem die Termine sieht und die grundsätzliche Regel, dass ich im 2-Tages-Rhythmus mal hier und mal da bin - wobei ab Sonntag nachmittag um 3 normalerweise ich Männer-frei habe und meine Männer sich gegenseitig beim Schwertkampf die Köpfe einschlagen und abends dann kucken wir vielleicht noch nen Film zu dritt oder kochen was.
Wenn ich nicht da bin, sind beide mit allen möglichen Freunden, Hobbies und weiß-der-Geier beschäftigt. MEIN Hauptproblem ist, zwei Haushalte und irgendwie beiden auch dabei helfen können.
Klar wäre es sehr viel besser, wenn mein Schatz Nr. 2 "normale" Arbeitszeiten hätte und Samstags frei. Daran arbeiten wir auch grade. Aber wenn es nicht geht, geht es nicht. Nur worauf es ankommt, ist meines Erachtens, dass man draus macht, was geht. Anstatt sich aufzuhängen daran, was man haben könnte, wenn alles ganz anders wäre.
Wenn einer Fernfahrer wär oder richtig Schichtarbeit - das wär viel schlimmer, monogam oder nicht.
Und was ich sehr wichtig finde, ist der amerikanische Begriff der "Quality time". Also Zeit, die man intensiv miteinander verbringt und nicht nur nebeneinander vorm Fernseher. Das ist aber eine Sache, die muss man häufig erstmal üben, das kennen viele nur durch hormonell induzierte Verliebtheits-Fokussierung, haben sie aber noch nie bewußt oder bei klarem Verstand "erzeugt". Das ist aber meines Erachtens ganz wichtig, um eine Beziehung zu verankern, gerade bei weniger Zeit.