Verantwortung für Gefühle
In anderem Zusammenhang schrieb ich: ICH BIN SELBST DAFÜR VERANTWORTLICH, DASS ES MIR IN MEINEN BEZIEHUNGEN GUT GEHT.[Und natürlich schließt das die (Mit)Verantwortung für die Beziehung(en) (und die vereinbarten Spielregeln) mit ein.]
Aber trotzdem ist das ein heikles Thema.
Menschen sind ja schnell in dem Vorwurf gefangen, "du machst, dass es mir schlecht geht".
Sind wir also Gefühlsautomaten, bei denen man um eine bestimmte Reaktion zu erzeugen, nur bestimmte Knöpfe drücken muss? Bestimmt wirklich ein anderer, wie ich mich fühle? Oder reagiere ICH aufgrund meiner Muster? Also, ICH bin es, der reagiert, und der das durchaus beeinflussen kann und die Wahl hat. Eigentlich.
Wenn wir immer wüssten, dass wir die Wahl haben, das Verhalten des anderen so oder so zu bewerten. Oder zumindest die Wahl, unsere Reaktion zu korrigieren oder auch nicht. Solange wir das nicht erkennen, sind wir in einem Opfer-Täter-Dualismus gefangen, Opfer schreien nach Wiedergutmachung und Täter sind sich ihres Täterseins oft gar nicht bewusst. Und schon geht die Spirale los.
Ein (allerdings in einer paranoiden Persönlichkeitsstörung gefangener) Klient von mir unterstellt "den Frauen" mutwilliges Verhalten, weil sie ihn in der S-Bahn oder wo auch immer nicht beachten. Er reagiert darauf (nicht in der Öffentlichkeit, aber mir gegenüber) mit Wut und Vorwürfen, gemischt mit Zweifeln an seiner optischen Attraktivität, die an sich nicht schlecht ist. Er ist (bis jetzt) nicht in der Lage, für das Gefühl der Zurückweisung Verantwortung zu übernehmen, wie auch in vergleichbaren Situationen nicht.
Dies nur als Beispiel für eine Zuspitzung von Opfer-Sein, die ich nur mal als Beispiel gewählt habe, ohne den Fall als solchen hier zur Diskussion zu stellen, weil ich denke, dass alle eine entsprechende Tendenz von sich auch kennen, nämlich dann, wenn wir die Mechanismen einer erlebten Zurückweisung nicht durchschauen und uns unseres Eigenanteils nicht bewusst sind. Es sind ja immer zwei oder mehrere die aufeinander "reagieren", also auf etwas, was da als Signal, oft auch unbewusst, wahrgenommen wird. Also - machen die anderen da was mit mir und ich bin meinen Reflexen ausgeliefert?
Dies als (sicher unvollständiger) Gesprächsimpuls-