Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Beziehungs-Anarchie
1036 Mitglieder
zum Thema
Beziehungs-Aftercare - Was kommt vor dem Ende der Beziehung?145
Nachdem es aktuell einen Beitrag gibt, in dem ein devoter Part…
zum Thema
Offene Beziehungen – wie geht ihr mit Eifersucht um?394
Ist Coach und spezialisiert auf offene Beziehungen, doch auch sie hat…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Verantwortung für Gefühle

studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
Verantwortung für Gefühle
In anderem Zusammenhang schrieb ich: ICH BIN SELBST DAFÜR VERANTWORTLICH, DASS ES MIR IN MEINEN BEZIEHUNGEN GUT GEHT.

[Und natürlich schließt das die (Mit)Verantwortung für die Beziehung(en) (und die vereinbarten Spielregeln) mit ein.]

Aber trotzdem ist das ein heikles Thema.

Menschen sind ja schnell in dem Vorwurf gefangen, "du machst, dass es mir schlecht geht".
Sind wir also Gefühlsautomaten, bei denen man um eine bestimmte Reaktion zu erzeugen, nur bestimmte Knöpfe drücken muss? Bestimmt wirklich ein anderer, wie ich mich fühle? Oder reagiere ICH aufgrund meiner Muster? Also, ICH bin es, der reagiert, und der das durchaus beeinflussen kann und die Wahl hat. Eigentlich.
Wenn wir immer wüssten, dass wir die Wahl haben, das Verhalten des anderen so oder so zu bewerten. Oder zumindest die Wahl, unsere Reaktion zu korrigieren oder auch nicht. Solange wir das nicht erkennen, sind wir in einem Opfer-Täter-Dualismus gefangen, Opfer schreien nach Wiedergutmachung und Täter sind sich ihres Täterseins oft gar nicht bewusst. Und schon geht die Spirale los.

Ein (allerdings in einer paranoiden Persönlichkeitsstörung gefangener) Klient von mir unterstellt "den Frauen" mutwilliges Verhalten, weil sie ihn in der S-Bahn oder wo auch immer nicht beachten. Er reagiert darauf (nicht in der Öffentlichkeit, aber mir gegenüber) mit Wut und Vorwürfen, gemischt mit Zweifeln an seiner optischen Attraktivität, die an sich nicht schlecht ist. Er ist (bis jetzt) nicht in der Lage, für das Gefühl der Zurückweisung Verantwortung zu übernehmen, wie auch in vergleichbaren Situationen nicht.

Dies nur als Beispiel für eine Zuspitzung von Opfer-Sein, die ich nur mal als Beispiel gewählt habe, ohne den Fall als solchen hier zur Diskussion zu stellen, weil ich denke, dass alle eine entsprechende Tendenz von sich auch kennen, nämlich dann, wenn wir die Mechanismen einer erlebten Zurückweisung nicht durchschauen und uns unseres Eigenanteils nicht bewusst sind. Es sind ja immer zwei oder mehrere die aufeinander "reagieren", also auf etwas, was da als Signal, oft auch unbewusst, wahrgenommen wird. Also - machen die anderen da was mit mir und ich bin meinen Reflexen ausgeliefert?

Dies als (sicher unvollständiger) Gesprächsimpuls-
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Danke
für dieses Thema.

Ja, du sprichst einen wichtigen Punkt in einem selbstbestimmten Leben an (und das wollen wohl die meisten führen - zumindest würde sie es so ankreuzen, wenn sie einen entsprechenden Frageboden bekämen).

Später werde ich bestimmt noch mehr dazu schreiben - jetzt ist für mich erst einmal "Feierabend" *zwinker*
****ab Mann
1.787 Beiträge
Würde man die Frage einem Buddisten stellen, würde die Antwort darauf wahrscheinlich ganz klar lauten, "Jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich". Allerdings kennt der Buddist auch eine ganze Reihe an anderen Regeln, die es ihm "untersagen", in anderen negative Gefühle hervorzurufen.

So ein Gefühlsmuster in einem prägt sich das ganze Leben lang und ist auch ständig wandelbar, somit ist jeder Mensch in der Lage, sein Gefühlsmuster anzupassen. Dem einen fällt es leichter, dem anderen eher nicht, bei einem geht es schneller und der andere braucht ein wenig mehr Zeit dafür.

Allerdings braucht man dafür einen sehr starken Willen und dieser wird einem nicht von Hause aus anerzogen.
*********marrn Mann
1.404 Beiträge
Gruppen-Mod 
Für mich ist es eine Wechselwirkung. Ich reagiere auf Impulse von außen, so auch auf das Verhalten von anderen Menschen. Und sicher kann ich die Art meiner Reaktion oder auch die Reaktion steuern, wenn ich mir die Kausalitäten bewußt mache. Nur in wie weit will ich das überhaupt?

Das fängt doch schon in Kinderjahren an. Wenn mir ein anderer die Schippe wegnimmt, mit der ich gerade voller Begeisterung meinen Turm baue, dann löst das etwas in mir aus (wütend denke ich, dem sollte ich jetzt mal auf die Finger klopfen). Manche meinen vielleicht, dieses ursprüngliche Gefühl gehöre aberzogen, weil ich ja schließlich selbst für mein Gefühl der Wut verantwortlich bin. Ich sehe das nicht so.

Es gibt eine Art Feintuning in Beziehungen, auch Empathie genannt, nicht viel mehr als das Vorausahnen, was dieses oder jenes Verhalten bei meinem Partner auslösen wird. Ganz unabhängig davon, ob ich bei gleichem Reiz auch so reagieren würde. Und hier ist der Ansatz für Verantwortung. Diese Verantwortung muß nicht heißen, jedes Verhalten zu vermeiden, welches negative Gefühle beim Partner auslöst. Das bekommt dann auch schnell ein manipulatives Element.
******_sn Frau
10 Beiträge
Ein sehr umfangreiches / vielschichtiges und interessantes Thema. *g*

Zuerst einmal ein klares "Ja" als Antwort auf die Frage, ob jeder dafür verantwortlich ist, was er fühlt.
So klar wie das theoretische "Ja" ist, so schwierig ist das jedoch in der Praxis umzusetzen. Anerzogene Muster lassen uns in bestimmten Situationen zunächst auf eine bestimmte Weise reagieren - z.B. schießt man "automatisch" verletztende Bemerkungen zurück, wenn man selber durch das Verhalten eines anderen verletzt wurde. Dabei liegt es in unserer eigenen Verantwortung, wie wir das Verhalten des Gegenüber interpretieren. Wenn wir also beginnen, unsere Reaktionen zu hinterfragen anstatt blind zu reagieren, sind wir auf dem besten Weg in ein selbstbestimmtes Leben.
Dieses Wissen um die eigenen Gefühle und Reaktionen bringt natürlich auch gleichzeitig eine Verantwortung für unser eigenes Verhalten mit sich. Denn wenn man weiß, wie man verletzt werden kann, weiß man auch, wie man seinen Gegenüber verletzen könnte. Wenn ich hier mal den Onkel von Spiderman zitieren darf: "Große Macht birgt große Verantwortung." *zwinker*

Gefühlsautomaten sind wir also nur dann, wenn wir unbewußt und "gedankenverloren" durch die Welt taumeln. Dann sind wir tatsächlich nur Opfer. Sobald ich jedoch das Licht im Oberstübchen einschalte, meine Welt hinterfrage und ggf. auch Hilfe bei der Auflösung von Verhaltensmustern annehme, kann ich mich davon befreien.
Ich persönlich habe das schon mehrfach erleben dürfen, wie ich idiotische Verhaltensmuster aufgelöst habe, und ich muß sagen, das ist ein sehr schönes Gefühl!
Daher ist meine Antwort auf die Frage vom Kaiserschmarrn "Und sicher kann ich die Art meiner Reaktion oder auch die Reaktion steuern, wenn ich mir die Kausalitäten bewußt mache. Nur in wie weit will ich das überhaupt?" - ein überzeugtes "Die vollen 100 Prozent!"
Vor einiger Zeit...
... gab es dazu im "Freien Forum" schon mal ein "ähnliches Thema".
Es ging um die "Ekel - Opferrolle".

Wie ich mich verhalte liegt häufig an meiner eigenen Tagesform.
Geht es mir gut, kann ich ein Kretik einen Vorwurf oder auch einfach nur mal eine Tatsache viel besser annehmen aufnehmen und verarbeiten.

Hab ich einen schlechten Tag, geh ich damit auch anders um, fühle mich bleidigt, gekränkt, bin evt. entäuscht, daß mir mein Gegenüber etwas mitteilt, über das ich nachzudenken habe.

In meinem Beitrag damal habe ich geschrieben, mein Mann und ich Ekelopfern uns seit über 20 Jahren gemeinsam durchs Leben.

Mal besetzt der eine die Opferrolle mal der Andere und ebenso gestalltet es sich mit der "Täterrolle".

Ich glaube das beruht einfach auch darauf, wie sich Offenheit und Ehrlichkeit in einer Beziehung darstellt.
Und wie die Wertigkeit, abhängig eben durch die eigenen Tagesform, zu Gewicht fählt.
Tatsachen wirken oftmals auf mich wie Angriffe, die ich gerne von mir weisen würde.
Nur ich bin Mensch, und mit Fehlern behaftet, die ich häufig selber nicht mal als solche erkennen würde, wenn man mich nicht darauf hinweist.

Das alles hat für mich jedoch nichts mit der von mir gefühlten Polyamory, für meine beiden Herzbewohner zu tun.
Ich kann die Entscheidung meiner Herzbewohner nicht beeinflussen, wenn sie sich als monoamorös sehen. Dann hab ich diese Entscheidung der beiden zu akzeptieren.
Das wiederum hat nichts mit meinen Gefühlen für beide zu tun.

Ich finde es persönlich sehr schwer, für mich fest zu machen, welche Handlungen jedes einzelnen, etwas mit Poly, Momo Eigenverantwortung oder Gesellschaftsnormen zu tun haben.

(Hoffentlich könnte ihr meine Gedanken ein wenig nachvollziehen)

*love* YOYO
*****har Paar
41.020 Beiträge
Wenn ich den Handlungen, Aussagen und Gefühlen anderer nicht mehr "zur Verfügung stehe", wie es Olaf Jacobsen ausdrückt, sie also nicht sofort zu meinen eigenen mache, dann bin ich wesentlich freier in der Art, wie ich damit umgehe, was ich dabei fühle und wie ich darauf reagiere.

Und ich kann anders reagieren, als meine bisherigen "Muster" bzw. Glaubenssätze mir es bisher suggeriert oder gar suggeriert haben. Und ich spüre, dass es allein in meiner Verantwortung liegt, was ich fühle, dass ich jederzeit, wenn ich nur wirklich wollte, auch anders fühlen könnte.

(Der Antaghar)
******tte Frau
319 Beiträge
Mir ist in diesem Zusammenhang das vereinfachte Modell menschlicher Kommunikation von Schulz von Thun in den Sinn gekommen:

Danach ist Kommunikation ein wechselseitiger Austausch von:
Apellen an den anderen
Informationen über Gefühle auf der Beziehungsebene
Selbstoffenbarung der eigenen Gefühle
Informationen auf der Sachebene

Du schriebst:
ICH BIN SELBST DAFÜR VERANTWORTLICH, DASS ES MIR IN MEINEN BEZIEHUNGEN GUT GEHT.

Ich finde da ist es sehr hilfreich, mich dagegen zu entscheiden, "zwischen den Zeilen zu lesen" und bewusst nur das aufzunehmen, was mein Gegenüber tatsächlich gesagt hat.
Denn das "zwischen den Zeilen lesen" sorgt so häufig für Missverständnisse, schlechte Gefühle....und dass es einem in der/den Beziehungen nicht gut geht.
Ich bin jung und weigere mich inständig, den ersten Satz dieses Themas zu unterschreiben!!! (ICH BIN SELBST DAFÜR VERANTWORTLICH, DASS ES MIR IN MEINEN BEZIEHUNGEN GUT GEHT.)

Und natürlich frage ich mich, im Bewusstsein jung und Mensch zu sein - ob es ein Weigern ist, weil ich die Tatsache, dass es vielleicht doch so sein könnte, nicht haben will oder weil ein Innerstes sagt "nenee, so einfach ist das nicht"!

Ich finde es unnötig, dieses Thema auf die Polyamorie zu beziehen.
Es passt schließlich zu jeder Form der Beziehung, die wir zu uns und zu anderen haben, und wenn es nur ein Gegenüber in der U-Bahn ist.

Ich denke die Hauptverantwortung liegt schon bei uns selbst, wir mit unserem Gefühl. DEnn wir sind es, die entscheiden (bewusst oder unbewusst) wie es mit dem Gefühl weitergeht. Wenn ich mich über eine Aussage ärgere und mich schlecht fühl, beleidigt, dann liegt es an mir, das zu äußern und zu einer Gefühlsänderung beizutragen, oder ob ich mich stillschweigend weiterhin kräme und mich runterziehe.
Als Mensch habe ich aber, sobald ich eine Verbindung zu anderen aufbaue, auch Mitverantwortung für die Gefühle des anderen, soweit sie eben innerhalb dieser Verbindung liegen. WEnn ich jemanden schlecht behandle und es ihm schlecht geht, kann ich ja nicht sagen, ach, dass sind deine Gefühle und deine Verantwortung - Blödsinn!!! Andersherum ist es auch nicht so, dass man für alles Verantwortung hat. Es liegt an der Qualität der Beziehung, wie sehr man um den anderen weiß und an der eigenen WAhrnehmung des SElbst und der Anderen. Grundsätzlich ist die Frage der Verantwortung - für was auch iummer - ein Frage des Bewusstseins und der Wahrnehmung.

Ich möchte trotzdem was zu dem Mann sagen mit den Frauen.
So gibt es das Phänomen, wenn du durch die Straßen läufst und dir bewusst dabei bist, mit geradem Gang, einem leichten Lächeln im Gesicht - da nehmen die Menschen dich wahr. Lächeln zurück. Egal, ob hübsch oder nicht - es ist die Ausstrahlung, die Aura, wie auch immer.
Wenn dieser Mann mit Vorwürfen reagiert zeigt es nur, dass er verletzt ist (eine Verletzung, die im eigentlichen sicher viiiiiel weiter zurück liegt). Wenn er öfter diese "erfahrung" macht, wird er vermutlich auch schon mit dieser Erwartung FRauen begegnen - und vielleicht fallen ihm die Frauen, die ihn beachten gar nicht auf. Er hat keine Aura die offen für andere ist. Persönlichkeitsstörungen sind ja manchmal richtige Unsichtbarkeitsmäntel!!!! Wer nicht präsent ist, wird auch nciht wahrgenommen.
Zurück zum thema: Mit den Gefühlen ist es ähnlich, je mehr verschleiert, um so mehr "zwischen den Zeilen lesen" und um so mehr Missverständnisse und Vorwürfe und der ganze Rest vom Rattenschwanz.

Okay, mein Kopf hat jetzt den Faden im Gewirr verloren.... später wieder, sonst wiederhole ich mich zu oft...

Danke fürs Thema!
Es kommt darauf an
Bei so viel Zustimmung auch von meiner Seite zu den hier geäußerten Erkenntnissen, die durch den Kontakt mit der polyamoren Lebensform für mich mittlerweile selbstverständlich sind (Selbstverantwortung für Gefühle), bleibt mir nur der Versuch, den Blickwinkel ein wenig zu weiten, um die Diskussion bereichern zu können.

Also - machen die anderen da was mit mir und ich bin meinen Reflexen ausgeliefert?

Es kommt darauf an.
Esoterisches lasse ich mal außen vor und sehe ein Gefühl als biologischen Prozess von Reiz und Reaktion. Unsere Gefühle sind die Folge von biochemischen Prozessen, die ausgelöst werden können durch die Reize in der Form von
- Prägende Erfahrungen, oft Kindheitserlebnisse
- gefühlserzeugenden chemischen Substanzen und Prozessen aufgrund natürlicher oder krankhafter Abläufe, Drogen

Ihre Wirkung auf mich und der Umgang mit ihnen wird beeinflusst durch mein/e
- Bewusstsein
- Denken (Bewertungen, Glaubenssätze)
- Entscheidung
- Verhalten

Vom Verhältnis dieser Faktoren hängt es ab, ob ich ein reflexartig reagierender Gefühlautomat bin oder nicht. Die Verantwortung zu haben ist eine Tatsache – die Verantwortung zu übernehmen eine andere. Im Folgenden spreche ich von der Möglichkeit, die Verantwortung auch übernehmen zu können und damit verantwortlich zu SEIN:

Fall 1: Keine Verantwortung
Wenn ich aufgrund meiner Sozialisierung und/oder fehlender Impulse (Bildung, Kontakte, Ideen) nicht die Chance habe, mein Bewusstsein so zu weiten, dass ich grundsätzlich die Eigenverantwortung für meine Gefühle haben KÖNNTE, werde ich ihnen immer ausgeliefert sein.

Fall 2: Begrenzte Verantwortung
Eine Frau, die unter PMS leidet, jemand, der unter einer Hirnstoffwechselstörung (psychischer Erkrankung) leidet oder ein Mensch, der Drogen zu sich nimmt, ist durch die chemischen Veränderungsprozesse in Verbindung mit individuellen genetischen Dispositionen bestimmten Stimmungen und Gefühlen ausgesetzt ist, kann diese im Rahmen seiner Kompetenzen im Umgang mit seinen Gefühlen nur begrenzt beeinflussen.
Jemand, der um die Ursachen und Wirkungen dieser Prozesse nichts weiß, wird seinen Gefühlen ausgeliefert sein. Seine Verantwortlichkeit hängt davon ab, ob der davon wissen könnte oder müsste.

Fall 3: Volle Verantwortung
Das betrifft den Fall, den der TE vmtl. meint: Der Mensch ist gesund und hat das Bewusstsein, dass Gefühle grundsätzlich beeinflussbar sind. Schon Epiktet (gest. 125 n. Chr.) wusste: „Nicht die Dinge an sich sind es, die uns beunruhigen, sondern wie wir über sie denken.“ Mit (Er)Kenntnis und Bewusstsein habe ich die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, dementsprechend zu handeln und verantwortlich zu SEIN.

Welche Strategien und Schwierigkeiten es gibt, Gefühle zu ändern, wäre ein eigenes Thema – ebenso wie die Frage, ob empathische Menschen von uns deshalb so geschätzt werden, weil sie uns die Verantwortung für unsere Gefühle abzunehmen, indem sie von uns als negativ empfundene Reize nicht setzen, bzw. von uns als positiv empfundene Reize senden.


Nach dem Reiz-Reaktion-Schema hat natürlich auch der „Reizende“ eine Verantwortung, die ich relativ zum Empfänger eines Reizes eingeschränkt sehe, weil der Sender eines Reizes in der Regel nur beschränkte Möglichkeiten hat, die Auswirkung seines Reizes einzuschätzen. Dazu müsste er schon sehr empathisch sein. Inwieweit diese Fähigkeit erlernbar ist und mit welcher Zuverlässigkeit, wäre auch ein eigenes Thema.


*herz*lich
Tom
*********n_by Frau
827 Beiträge
...
Trotz aller Achtsamkeit-und der Vorgabe, dass ich nicht mutwillig und bewußt jemanden beleidigen oder verletzen will, kann mein Verhalten durchaus bewirken, dass sich jemand wegen mir schlecht fühlt- weil er/sie sich abgelehnt fühlt, weil ich jemandem etwas nicht geben kann oder will, unbewußt unachtsam bin oder weil jemand meint ich nehme jemandem etwas weg-usw. Mir kann es aus den gleichen Gründen schlecht gehen. Ob ich will oder nicht, kann ich für die jeweilige Gefühlslage des anderen MIT-verantwortlich sein. "Jeder ist dafür selbst verantwortlich wie er sich fühlt" wenn das Gefühl durch jemanden ausgelöst wird, wäre ein Freibrief, sich fies zu benehmen. Für mich ist es eine Frage von Achtsamkeit. Keinesfalls fühle ich mich für die INTENSITÄT seines Fühlens und was er aus der Situation macht, verantwortlich.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Wie man es nimmt ;)
Die Ausgangsthese ist erst einmal eine sehr wichtige Erkenntnis.

So sollte es sein - leider ist das nicht immer möglich. Tom hat das in meinen Augen sehr schön differenziert.

Aber auch, wenn ich aus den verschiedensten (wohl in der Regel psychischen) Bedingungen diese eigene Verantwortung nicht wahrnehmen kann, so liegt es immer noch in meiner Verantwortung, dann eine entsprechende Hilfe und Unterstützung anzunehmen oder sogar von anderen anzufordern.

Und das ist sicher auch immer ein Problem des Liebenden und/oder Helfenden: Man sieht, dass ein geliebter Mensch unglücklich ist, möchte helfen, bietet konkrete Hilfe an - und wird nicht angenommen oder gar abgelehnt. Es gibt Menschen, die in bestimmten Situationen total in ihrem Selbstmitleid aufgehen können - sie sind äußerlich unglücklich, scheinen aber durch ihr Verhalten diesen Zustand mit Macht verteidigen zu wollen.

Was tut man in so einem Fall? Wenn ich liebe, dann übernehme ich damit auch eine Mitverantwortung, denn ich möchte, dass der geliebte Mensch glücklich, zufrieden ist. Ich sehe, dass er es nicht ist, aber helfen kann ich auch nicht. Ja, es scheint sogar, als wäre der Geliebte in seinem "Unglück" glücklich ... (ist jetzt kein aktuelles Problem, nur so eine Überlegung).
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Themenersteller 
Ja, es scheint sogar, als wäre der Geliebte in seinem "Unglück" glücklich ...

Das gibt es, Menschen, denen ein gewisses Unglücklichsein eine Art emotionaler Sicherheit gibt, weil sie vielleicht unbewusst glauben, dann nicht mehr so tief abstürzen zu können, wenn die (vorweg genommene) Katastrophe dann wirklich passiert...
@FelixxBln
... oder vielleicht, weil das vermeintliche Glücklich sein, so viel Angst macht. Bzw. besser ausgedrückt, die Vorstellung nicht mehr unglücklich zu sein, löst die Angst vor dem Nichts aus. Man hat Angst, gar nichts mehr zu fühlen..., denn Glücklichsein als "Dauerzustand" ist utopischer, als das dauernde Unglücklichsein...

okay, am Thema vorbei, an sich, aber das musste nun gesagt werden...
*****har Paar
41.020 Beiträge
Aushalten
Und an diesem Punkt kommt meines Erachtens noch ein dritter möglicher Aspekt ins Spiel: So etwas einfach auch mal auszuhalten!

Wenn jemand in seinem Selbstmitleid und seinem Sich-selbst-Bedauern gefangen erscheint, wollen wir gerne für ihn da sein und helfen. Trösten, Zuhören und Bedauern allein bringt da nicht viel, das ist klar. Aber jemanden mit Hilfe zu bedrängen, ihm alles aus dem Weg zu räumen, immer alles verstehen zu wollen - das kann ziemlich ins Auge gehen.

Vielleicht hat der andere nicht nur Angst vorm Glücklichsein (dass es häufiger gibt, als wir uns träumen lassen), vielleicht suhlt er sich gar nicht so gerne in seinem Leid (was ebenfalls sehr weit verbreitet ist) - sondern vielleicht braucht er einfach diese Zeit, um selbst zu erkennen, dass ihn das alles auf Dauer nicht weiterbringt?

Dazu eine kleine Geschichte:

Ein Mann beobachtet seit Tagen einen noch verpuppten Schmetterling. Als dieser beginnt, sich nach und nach aus seiner Verpuppung zu befreien, sich heraus zu kämpfen, verliert der Mann die Geduld. Er will lieb und nett sein, für den Schmetterling da sein, er will einfühlsam sein und Verständnis zeigen, und vor allem will er helfen ...

Also greift er zu einer Schere und schneidet damit ganz liebevoll, behutsam und sanft alle Verbindungen durch, so dass der Schmetterling endlich frei ist.

Doch dann der Schreck: Das arme Tier hat völlig verkrüppelte Flügel, kann nicht mal flattern geschweige denn fliegen. Ein traumhaft schöner Schmetterling, dazu bestimmt, im Sonnenschein fröhlich von Blüte zu Blüte zu flattern, ist nun dazu verdammt, sein Leben ohne Flügel zu verbringen!

Und das alles nur, weil der Mann es nicht aushalten kann, weil er unbedingt helfen will ... Denn der Schmetterling hätte diesen Prozess, dass er sich ganz allein und ohne jede Hilfe befreit, auf jeden Fall benötigt, um dadurch seine Flügel entwickeln und stärken zu können. Durch die gut gemeinte, übereifrige und übereilte Hilfe konnte er das nicht.


Manchmal sind wir in unserer Liebe so überfürsorglich, verweichlicht und blind! Manchmal aber auch so übereifrig, dass wir einfach nicht merken: der andere braucht auch Herausforderungen, Aufgaben, Prüfungen und Zeit für sich. Und die sollte man ihm lassen! Er braucht vielleicht nur unsere Geduld - um zu wachsen, um sich an uns reiben und sich dadurch entwickeln zu können, um zu reifen und kraftvoll zu werden. Und wir müssen lernen, das auch mal aushalten zu können - und eben nicht gleich Mitverantwortung für seine Gefülhe zu übernehmen!

Helfen wir zu ungeduldig, sind wir zu rücksichtsvoll und haben wir zu viel Verständnis oder wollen wir aus vermeintlicher Liebe übereifrig helfen, dann nehmen wir dem anderen die Chance, selbst fliegen zu lernen - auch wenn er dabei ein paar Mal auf die Schnauze fliegt und sich ein paar Beulen holt.

(Der Antaghar)
Wie erkenne ich die Grenze
zwischen (Über)fürsorge und sinnvoller (Mit)Verantwortung in Liebe...?
Wann und wie fördere ich durch fordern und wann überfordere ich - andere und mich?

Ich weiß, das ist ein Zusammenspiel zwischen Menschen, und jeder muss die Frage im Detail für sich beantworten, aber wo sieht jemand allgemein formulierbare Kriterien?

Tom
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ gentletom58
Das ist aus meiner Sicht eine immer wieder spannende Frage. Und das muss wohl in jeder Beziehung, vielleicht sogar in jeder Situation, neu entschieden werden.

Für mich gibt es keine allgemeingültige Kriterien - außer dass ich nicht bereit bin, die Gefühle und das Leid eines geliebten Menschen zu meinen eigenen Gefühlen und zu meinem eigenen Leid zu machen, ihn aber voller Mitgefühl (nicht: Mitleid!) zu begleiten bzw. wenn er es möchte, für ihn da zu sein.

Aber ich bin nicht für seine Gefühle verantwortlich!

(Der Antaghar)
Wie wäre es...
...darüber miteinander zu reden?

Es gäbe für mich nichts Schlimmeres, als wenn meine Partnerin meinte, aus einem Gefühl, einer Annahme oder einer Vermutung heraus, mir gegenüber ein (gut gemeintes) Verhalten an den Tag zu legen, ohne mich in die Entscheidung einzubeziehen. Sorry, aber ich käme mir entmündigt vor.

Deshalb gilt für mich auch hier: Eine umfassende, aufrichtige unmittelbare Kommunikation ist durch nichts zu ersetzen.

LG Atarax
*****har Paar
41.020 Beiträge
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen, will ich mal drei Fragen stellen:

1.) Kann ich überhaupt jemals verantwortlich sein für das, was ein anderer fühlt (außer wenn ich ihm mit voller Absicht und völlig bewusst weh tue oder Schaden zufüge)? Ich kann doch nicht ahnen, was meine Aussagen oder Handlungen in meinem Gegenüber auslösen!

2.) Doch gesetzt den Fall, ich hätte eine entsprechende "Liste" mit sogenannten Reizwörtern (die ich niemals verwenden darf, weil sie im anderen etwas Unangenehmes auslösen) und bestimmten Dingen, die ich niemals tun darf (weil sie dem anderen weh tun könnten) - müsste ich mich dann wirklich selbst einengen, beschneiden und quasi vergewaltigen, indem ich mich danach richte, weil ich ja angeblich verantwortlich dafür sein soll, wie es dem anderen dann geht?

3.) Hat nicht jeder eher selbst die Verantwortung dafür, nach und nach zu lernen, angemessen und sozial kompetent bzw. emotional intelligent mit den Punkten umgehen zu lernen, die ihn nun mal triggern? Und sollte nicht jeder selbst lernen, nicht immer anderen die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, wie man sich fühlt?

(Der Antaghar)
***as Paar
119 Beiträge
Ich denke, wir manipulieren sehr bewusst die Gefühle anderer Menschen. Und sobald wir etwas bewusst beeinflussen, weil wir um die Wirkung wissen, sind wir für diese manipulierten Gefühle auch (mit-)verantwortlich. Beispiel Streit: Langjährig bekannte Menschen wissen ziemlich genau, womit sie wen am leichtesten verletzen können und bringen diese Seite zum klingen.
Da finde ich es schwoffelig, zu fragen: "Was kann ich dafür, dass du dich jetzt verletzt fühlst?"
Und so sehe ich es auch in der polyamoren Lebensführung: Besonders, da ich weiß, dass mein Partner sich ersteinmal auf diese neue Beziehungskonstellation einstellen muss und es vor allem für mich tut, möchte ich wissen, dass es ihm dabei möglichst gut geht. Natürlich hat er dabei auch Eigenverantwortung, es ist seine Entscheidung, er muss seine Grenzen akzeptieren und entsprechend handeln. Doch weil ich ihn liebe, ist es auch mein tiefster Wunsch, dass es ihm dabei gutgeht und ich würde im Rahmen meiner Möglichkeiten vieles dafür tun.

Viele Grüße
FEMas
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ femas
Langjährig bekannte Menschen wissen ziemlich genau, womit sie wen am leichtesten verletzen können und bringen diese Seite zum klingen.

In dem Augenblick handle ich ja auch mehr oder weniger nicht nur unbewusst, denn ich weiß ja dann genau, dass ich verletze. Und da stimme ich Euch zu. Wenn ich auf diese Weise manipuliere, dann stimme ich Euch weiter zu.

Trotzdem bleibt eine Frage dabei offen: Wenn ich weiß, dass ich selbst an einem bestimmten Punkt empfindlich bin, warum auch immer - kann ich dann wirklich mein ganzes Leben lang darauf beharren, dass alle gefälligst darauf Rücksicht zu nehmen haben? Oder anders gefragt: Muss man auf Empfindlichkeiten anderer wirklich ständig Rücksicht nehmen?

Oder habe ich nicht auch die Verantwortung dafür, dort mal genau hinzuschauen, warum das bei mir diese Verletztheit auslöst - und mich darum zu kümmern, das zu erledigen? Und dadurch nicht mehr oder weniger manipulierbar zu sein?

Bleibt also nicht das Gefühl, verletzt zu werden, auf jeden Fall mein Gefühl - und daran kann doch letztlich nur ich etwas ändern.

*gruebel*

(Der Antaghar)
***as Paar
119 Beiträge
"Mein Gefühl"
Natürlich bleibt es immer mein Gefühl. Doch viele Gefühle begründen sich auf gemachte Erfahrungen. Und sobald diese Erfahrungen in einer Form angesprochen werden, kommen diese Gefühle. Diese Verknüpfungen löst man mal eben nicht so einfach.
Inwieweit andere darauf Rücksicht nehmen, ist dann deren Einstellung. Ich für mich nehme in Anspruch, mir bei den Menschen, die es mir Wert sind, die Mühe zu machen, auf deren Gefühlslage Rücksicht zu nehmen, da ich den Menschen auch als Summe seiner gemachten Erfahrungen wahrnehme und diese respektiere.
Natürlich habe ich habe ich dabei auch meine Grenzen und hierbei sehe ich meine Verantwortung.
Ich denke, wir leben in einem sozialen Gefüge, das darauf angewiesen ist, dass man nicht immer nur sich sondern auch die anderen wahrnimmt.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ femas
Spannend!

Diese Verknüpfungen löst man mal eben nicht so einfach.

Das ist richtig, aber es geht. Und dafür trägt jeder letztlich selbst die Verantwortung, wenn er das nicht macht. Keiner muss es, aber jeder kann es, wenn er nur wirklich will.

Da gibt's z. B. die Änderung der Glaubenssätze (z. B. mittels NLP) oder einfach das Überschreiben alter Verknüpfungen durch neue (z. B. mit Hilfe von BSFF) u. dgl.!

Eine völlig andere Frage ist, ob ich als liebender Mensch darauf Rücksicht nehmen und den anderen schonen soll (wozu wir ja alle neigen, womit ich ihn aber in seinen Empfindlichkeiten letztlich zementiere) - oder ob es nicht gerade auch hilfreich sein kann, ihn zu fordern und dadurch zu fördern.

(Der Antaghar)
***as Paar
119 Beiträge
Natürlich geht es mittels... Die Frage ist für mich, inwieweit ich das überhaupt will. Zeichnet mich das nicht als Mensch in einer Form aus? Macht mich das nicht ein Stück weit zu dem, was ich bin.
Begleitend habe ich im Moment privates Kommunikationstraining. Natürlich möchte ich mich z.B. durch Anwendung von NLP verbessern, doch dabei immer noch ICH bleiben. Dinge, die mein Leben und meine Lebensqualität beeinträchtigen, würde ich so selbstverständlich abstellen wollen. Doch ich will ich selbst bleiben und mich nicht dauermodifizieren. Denn gerade wesentliche Gefühle gehören auch zu mir und haben mich in meinem Wesen geformt - so möchte ich anerkannt und akzeptiert werden. Muss ich für andere perfekt sein, damit ich für sie optimal reagiere? Auch ich versinke gern mal in Selbstmitleid, wenn mir danach ist.
Ich sehe es in meinem Berufsalltag. Am Rande habe ich es mit Leuten eines großen Unternehmens zu tun. Gerade die Mitarbeiter in der Verwaltung erscheinen mir, wenn sie dort beginnen zu arbeiten, menschlich. Je länger sie dabei sind, um so modifizierter scheinen sie zu sein - durch Kollegen-Input und Kommunikationstrainings in allen Varianten. Spätestens nach einem Jahr haben 80% nicht mehr viel von dem, was sie hatten, als sie dort begonnen haben. Mag vernünftig für das Unternehmen zu sein, aalglatte Mitarbeiter zu haben, mich schreckt es ab. Für mich war das ein Grund, mich nicht in diesem Unternehmen zu bewerben.
FEMas
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ femas
Das alles kann ich wunderbar nachempfinden. Vieles sehe ich genauso - aber eben nicht alles. Und selbstverständlich sind auch mir glattgebügelte und genormte Menschen manchmal ein Graus. Aber um die geht's hier ja nicht ...

Ich halte Sensibilität und Empathie für überaus kostbar. Dagegen ist mir eine gewisse Überempfindlichkeit, z. B. beim Umgang mit Kritik u. dgl., ebenfalls ein Graus. Es führt dazu, dass ich nicht so sein darf, wie ich bin - und dass ich mich aus Rücksicht auf gewisse Empfindlichkeiten des Partners zurücknehmen muss. Und ich frage mich, ob das wirklich sein muss.

Etwas anderes ist es, wenn ich mich bewusst meinen Partnern zuliebe zurücknehmen will, einfach aus Liebe oder weil ich es gern tue.

*

Nun bin ich überzeugt davon, dass für eine gute Partnerschaft (ob monogam oder polyamor) ein paar grundsäzliche Dinge wichtig sind, z. B. Konfliktfähigkeit, ein gelassener Umgang mit Kritik, eine direkte, offene und freie Kommunikation etc.! Und es sollte auch klar sein, dass keiner den anderen absichtlich und bewusst verletzen oder manipulieren will. Auf der Basis stelle ich meine Fragen und denke darüber nach, suche die Diskussion - denn ich bin mir keineswegs sicher, dass ich das richtig sehe.

Und so stellt sich mir diese Frage gar nicht erst so wie Dir. Wo ich wunde und empfindliche Punkte habe, will ich sie anschauen und heilen. Denn sie stören meine Lebensqualität, sie stören mich selbst. Ich bin danach immer noch der Mensch, der ich vorher war, aber ich kann mit vielem gelassener und souveräner umgehen.

Ist das schlecht? Bin ich deshalb weniger Mensch, trotz alledem immer noch mit Ecken und Kanten?

(Der Antaghar)
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.