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Tykwers "Drei"

****sin Frau
1.615 Beiträge
Themenersteller 
Tykwers "Drei"
Den neuen Film von Tom Tykwer, "Drei", habe ich gleich am ersten Tag (23.12.10) gesehen.

Was mir gefällt:
Die Unbefangenheit und Selbstverständlichkeit, mit der männliche Bisexualität dargestellt wird. Und daß sich die drei am Ende dazu entschließen, es miteinander zu probieren. Und daß so vieles im Film auch in meinem Leben vorkommt - ich fühle mich zur Abwechlsung auch mal als Zielgruppe gemeint.

Was mir nicht gefällt:
Der Film hört genau da auf, wo es für mich wirklich interessant wird: Wie wird das gemeinsame Leben aussehen? Wie finden sie sich im Alltag zurecht? Wie reagiert die Welt drumrum? (Und muß immer alles in Berlin sein? Wäre es nicht auch in - sagen wir mal - Offenbach möglich???) Und der Film ist natürlich keine Doku oder Reportage, aber ein paar Elemente wirken doch recht unnötig für die Handlung oder Charakterisierung der Figuren.

Insgesamt bin ich froh, daß es mal wieder einen Film über eine Dreierbeziehung gibt. Ich finde es sehr gut, daß er aus Deutschland ist, und am besten finde ich, daß er "positiv" endet, nämlich mit dem Entschluß zur Dreisamkeit - wie auch immer die geartet sein mag. All das gibt mir einen aktuellen Bezugspunkt für das, was ich mir für mein Leben wünsche - wenn ich mit anderen darüber spreche, können sie sich mein Projekt nun vielleicht besser vorstellen, und ich fühle mich nicht so allein mit meinem Denken.
Ich habe den Film gestern gesehen und mir war er zu "glatt".
Das es bei Otto und Ottilie Normal so verlaufen könnte, finde ich unrealistisch.
Ich habe letzte Woche ein langes Interview mit Tykwers gehört. Er sagte selbst, daß es für ihn mal eine Ausnahme war, einen "leichteren" Film zu machen. Ihm habe das Drehbuch einfach gefallen, auch wenn abzusehen war, daß es keine komplizierte Arbeit wird. Also mit hohen Ansprüchen müssen wir nicht rechnen, einfach eine Geschichte und Unterhaltung.

Das immer alles in Berlin spielt liegt daran, das die größten Förderanstalten für Film in Berlin sitzen, und bei Förderungen wird ebenso berücksichtigt, daß die Ausgaben Firmen etc aus den eigenen Ländern zu gute kommen. Weiterhin ist die Logistik in Berlin am leichtesten umsetzbar. Deßhalb immer Berlin, ähhhm, ja...
****sin Frau
1.615 Beiträge
Themenersteller 
Ja, ich weiß, ich weiß ... grummel

Trotzdem. So was setzt auch - egal, wie sehr es als "leichte Unterhaltung" oder sonstwas gedacht ist - ganz bestimmte Zeichen. Und ein Zeichen wär eben, daß solche Geschichten nur in Berlin geschehen können. (Hessen hat ja auch irgendwo eine Filmförderung. *ggg*)


einfach eine Geschichte und Unterhaltung

Ah, aber das sollte man nicht unterschätzen! Wie gesagt, egal wie "leicht" was gedacht ist, die Bilder und die Geschichte sind nun mal jetzt da und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich. Und ich finde es ja gerade gut, daß in diesem Film mal ein anderes Ende als die totale Tragik angeboten wird. Das hatte mir auch bei "Serenade zu dritt" (1933) von Ernst Lubitsch und - mit Einschränkung - bei "Warum nicht" (1977) von Coline Serreau gefallen.

Und je einfacher die Geschichte, desto wirkungsvoller.
**st
Interessant ...
Was mir nicht gefällt:
Der Film hört genau da auf, wo es für mich wirklich interessant wird: Wie wird das gemeinsame Leben aussehen? Wie finden sie sich im Alltag zurecht? Wie reagiert die Welt drumrum?

Genau DAS fand ich ausgesprochen gut. *g*
Denn es ist, wie Du selbst auch anmerkst, keine Reportage - und für mich stand das offene Ende für folgendes:

Wir probieren es, egal, was andere denken.
Wir denken gar nicht drüber nach, wie andere drauf reagieren, wir folgen einfach unserem Gefühl JETZT.
Wir schauen mal, wie sich das entwickelt und wo es uns hintreibt.

Es lässt so viel Freiheit und Offenheit in der Entwicklung dieser Geschichte - das mochte ich gern so.



aber ein paar Elemente wirken doch recht unnötig für die Handlung oder Charakterisierung der Figuren.

Was zum Beispiel?



Ich mochte auch die Leichtigkeit, dieses an der Oberfläche treiben des Erzählens, das Unspektakuläre - ich hab keine Tiefe vermisst.
Denn letztendlich ist es doch kein Drama, wenn man mehr als einen Menschen liebt. Den Gedanken an 'Selbstverständlichkeit einer polyamoren Beziehung' nur über die Entwicklung der Personen zu transportieren, hat mir gefallen, das machte es so ... normal ...

Mensch lebt mit anderem Menschen.
Mensch trifft auf einen anderen, der sein Herz klopfen lässt.
Mensch verliebt sich.
Mensch liebt aber auch den Partner.
Mensch erschrickt.
Denkt nach ner Schrecksekunde:
Warum eigentlich nicht?
• und lässt sich auf einen Versuch ein.

Fand ich sehr entspannt erzählt...
****sin Frau
1.615 Beiträge
Themenersteller 
@ DieCharlotte

Ich mag ja auch offene Enden, die zum Weiterspinnen und -denken einladen.

Aber es wär mal echt was anderes gewesen, auch den Dreier-Alltag bzw. die Entwicklung einer solchen Beziehung zu zeigen. Gut, vielleicht in der Fortsetzung. *g* Und daß ich mich für diesen Aspekt so sehr interessiere, ist sicher sehr persönlich.


Unnötig fand ich, daß Adam so viele verschiedene Sportarten macht - das charakterisiert ihn nicht näher (Schwimmen und Fußball hätten doch gereicht, aber zusätzlich Karate und Segeln machen es mir schwerer, ihn zu mögen). Wann hat er eigentlich wirklich Zeit für diese Sachen? *g*
Und ich weiß nicht, warum Simons Mutter sich unbedingt plastinieren lassen wollte und was das zur Handlung beiträgt.
(Das mit dem Engel war auch ziemlich grenzwertig, stilistisch, aber okay, ich kann so was auch aushalten.)

Und das Baby ... hm. Man könnte nun das Ende auch so verstehen, als würden die drei nur wegen der ungeklärten Vaterschaft - oder überhaupt wegen des Nachwuchses - sich zusammenfinden.


Übrigens ist mir total unerklärlich, warum der Film als "Tragikomödie" eingestuft wird. Sind hier FilmkennerInnen, die mir das erläutern können?
Übrigens ist mir total unerklärlich, warum der Film als "Tragikomödie" eingestuft wird. Sind hier FilmkennerInnen, die mir das erläutern können?

Das kann sich jeder Redakteur selbst aussuchen. Zwar werden Infos vom Filmverleih an die Presse verschickt, aber da werden nur die Technischen Daten gelesen. Der Rest ist Geschmack oder Interpretation.

Auf jeder Seite im Internet über Kino kann zu jedem Film was anderes stehen.

Ausserdem werden nur selten Pressevorführungen vorab gegeben.

Und in Wirklichkeit gibt es nur sehr wenige Kritiker, die sich das antuen, und pro Woche zu 5 Previews an 5 verschiedenen Stellen in Deutschland zu fahren, und Kritiken zu schreiben. Diese werden dann verkauft, und erscheinen wiederholt bei verschiedenen Medien. Wie in der Musikbranche.
****sin Frau
1.615 Beiträge
Themenersteller 
Öhm, nö, das steht auch auf dem Facebookprofil des Films.
Aber ich mag es, wenn Rätsel bleiben.
*danke*
Facebook machen die Filmverleiher selbst. Die müssten es ja eigentlich wissen. Aber: jedes Wort über einen Film ist WERBUNG *zwinker*

Warum auch immer...
*******ueis Frau
152 Beiträge
Danke für die ersten Eindrücke!
... wir mit den Rhein-Ruhr-Polys planen (und suchen gerade Termin) für einen gemeinsamen Kinobesuch. Wer sich anschliessen will und NICHT die Rhein-Ruhr-Rundmails kriegt, bitte PM an mich.
**st
Das ...
Unnötig fand ich, daß Adam so viele verschiedene Sportarten macht - das charakterisiert ihn nicht näher

... zeigte, dass er was ruheloses, unstetes hat ... dieses 'ich probiere alles aus' weil: wenn ich mal 5Minuten nur ich bin, fühl ich mich allein und leer. Ich empfand das als einen DER Charakterzüge Adams...

Spannend, wie wer was ansieht, nicht?

*smile*
****sin Frau
1.615 Beiträge
Themenersteller 
Allerdings, DieCharlotte! Danke! Wobei mein Eindruck Deinen nicht ausschließt.

Selbstverständlich, Scrat; auch mein/unser Reden hier ist Werbung (und nicht nur für den Film *zwinker*). Was ich nicht verwerflich finde, solange es meine Welt wirklich bereichert: um neue Bilder, Ansichten, Interpretationen ...
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ DieCharlotte
dass er was ruheloses, unstetes hat ... dieses 'ich probiere alles aus' weil: wenn ich mal 5 Minuten nur ich bin, fühl ich mich allein und leer. Ich empfand das als einen DER Charakterzüge Adams...

Sehr fein beobachtet! Ich empfand es genauso ... Und ich ich kenne viele Menschen, denen es leider ebenso geht: Ihnen wäre wohl angst und bange, wenn sie mal innerlich zur Ruhe kämen. Und so sind sie ständig mit irgendwas beschäftigt, haben immer Termine oder irgendwas zu tun, probieren ein Hobby nach dem anderen ...

Und in diesem Sinne hat das in diesem Film, aus meiner Sicht, wiederum seinen Sinn, was die "Zeichnung" von Adam betrifft.

(Der Antaghar)
**st
ach ... und ...
Und das Baby ... hm. Man könnte nun das Ende auch so verstehen, als würden die drei nur wegen der ungeklärten Vaterschaft - oder überhaupt wegen des Nachwuchses - sich zusammenfinden.

... empfand ich witzigerweise auch gar nicht so.

Ich hab nachgefühlt, dass sie sich wirklich vermissen, dass sie das Gefühl hatten, nicht ohne einander sein zu wollen. Ich fand nciht, dass Hannahs Schwangerschaft in diese Richtung instrumentalisiert wird.
Ich hab sie eher als Bild gesehen für die allgemeine Entspannung. In allen drei beteiligten Menschen hat sich etwas entspannt ... und Hannah, obgleich sie nie schwanger geworden war (trotz langer Zeit ohne Verhütung) dann einfach so schwanger werden kann...
Wobei ich find, dass die 'Auswirkungen' in Hannah und Adam (auch ein schönes Bild, das da durch den Namen entsteht, nciht?) am deutlichsten waren.
Hannah wird schwanger und Adam wird 'ausgebremst' ... er wird zum Innehalten 'gezwungen' ...

@*****har ... thx *zwinker*
****nLo Mann
3.709 Beiträge
Re: Tykwers "Drei" - Kinofilm
Schönes Thema, bewegte mich zuletzt auch häufiger, obgleich ich den Film selbst noch nicht sah.
Weshalb ich mich nicht sonderlich zum Inhalt einzulassen gedenke, bis dies erfolgte.

Mit fiel der Film damals als Trailer eines anderen im Kino auf.
Die Schnelligkeit, Direktheit, die eingehenden Worte mit denen Tykwer die Verläufe der Hochspannungsleitungen, beobachtet aus einem fahrenden Zug, unterlegt, ging mir sofort ein und ich wusste, diesen Film "sehen zu müssen".

Mir missfällt bislang vorallem die mediale Berichterstattung und die - von mir persönlich - latent beobachtete "Fixierung" auf "Dreierkonstellationen" oder, ein erneut "gefärbtes Wort, "-beziehungen".
Bei Polyamory geht es nach meinem Dafürhalten nicht um Quantität, eher Qualität - daher ist die letztliche "Zahl" egal.
Wobei "drei" natürlich im Kern sogleich eine Asymmetrie zwischen den Personen mitbringt und mutmaßlich auch damit spielt.

Tykwer selbst macht in vielen Interviews nicht gerade den Eindruck, sich tatsächlich "eingehend" mit psychologischen Phänomenen befassen zu wollen. So las ich ihn bspw. mit den Worten man wolle sich "nicht festlegen".
Ohne ansatzweise zu hinterfragen, was und weshalb ein "festlegen" eigentlich sein müsse.
Die meisten Medien und deren Vertreter bewerten dies meiner Ansicht nach eher kritisch, aber keineswegs (nur) positiv.
Einige machen sich subtil und indirekt darüber lächerlich oder sahen es als Bedrohung der eigenen Person und Position sowie des Lebensentwurfs an.
Logisch, wenn man "seine" Frau und "seine" Kinder in "seinem" Haus Zuhause sitzen hat und sich damit auseinander setzen muss, dass vieles eben nicht so "fest stehend" ist, sein kann oder womöglich gar sein "sollte".
Sich nicht offensiver dagegen auszusprechen rechne ich Tykwer zumindest mal nicht positiv an - ob es seine Aufgabe wäre ist eine andere Frage.

Die männliche Bisexualität zu thematisieren finde ich ebenso interessant und vorallem in "Normalität" und Schonungslosigkeit überfällig.
****sin Frau
1.615 Beiträge
Themenersteller 
Na ja, switcher_boy, die Medien konzentrieren sich vielleicht deshalb auf das Thema Dreierbeziehung, weil es das Thema des Films ist - und zwar echter Dreier. Um sehr viel anderes geht es irgendwie nicht. *g*

Wir könnten nun diskutieren, ob das noch zu Polyamory gehört oder nicht. *g*
**st
Ein Dreieck ...
... ist nicht immer asymmetrisch, lieber switcher_boy... Dieses hier ist ja gleichschenklig *zwinker* gleichseitig gar ...
*******ueis Frau
152 Beiträge
oh - switcher_boy, nachdem ich die Berichterstattung (allerdings ohne Tom Tykwer zu Wort kommen zu lassen) in einem Provinzanzeigenblatt, einen Veranstaltungkalender gleicher Provinz und der Saarbrücker Zeitung mit denen diverser Schwul/Lesbischer Großstadtblätter (Berlin, Köln, Hamburg, Düsseldorf) und einer (eher) Frauenzeitschrift und drei Interviews mit ihm verglichen habe und dabei wirklich bemerkenswerte Unterschiede fand, kann ich keineswegs behaupten, dass sich Tom Tykwer NICHT mit der Psychologie seiner Figuren im Film auseinandersetzt (ohne jenen bis jetzt gesehen zu haben, aber alle anderen von ihm bisher - ok und damit meine ich nicht in erster Linie "Lola rennt" dessen Formalästhetik und Dramaturgie klar VOR der Psychologie steht, sondern eher Filme wie "Die tödliche Maria" und "Winterschläfer").

Ich fürchte diese Unterschiede sind den (Lokal)redakteuren anzulasten, welchen Focus sie ihren Lesern zumuten wollen/können und was diese aus ihrer Welt für ihre Bürger auswählen, sofern diese nicht auch ein Stück weit selbst Teil ihrer nichturbanen, inclusive der entsprechenden Erfahrungswerte, unmittelbaren Umwelt sind.

Und mit nem Dreieck anzufangen ist doch immerhin schon mal was: jedes Beziehungsnetz muss doch irgendwie anfangen, oder?
*****ore Paar
110 Beiträge
@ Alassin
Berlin als Handlungsort finde ich (als Wahlberlinerin) absolut passend. Welche andere Stadt in Deutschland ist so facettenreich? Und bietet damit auch Filmemachern eine große Auswahl für kreative Einfälle... Z. B. im Mauerpark für ein Kunstprojekt nach Öl bohren zu lassen (auch wenn das wenig mit der Handlung zu tun hat), klar, geht auch in jeder anderen Stadt, aber Berlin nimmt man's einfach ab... *g*

Eine Tragikomödie ist der Film trotz seiner Leichtigkeit wohl deshalb, weil die Protagonisten sich auch in einem Konflikt befinden (den sie positiv lösen...)
*******ueis Frau
152 Beiträge
äh - mal ne Lanze für die Lebendigkeit Kölns brechend: *schmunzel ... wo, wenn nicht hier, ist im Kunstbereich (auch) so ein Projekt möglich, wie dass jemand mit einem kleinen Rasenmäher den gesamten Grüngürtel in mehreren Tagen abfährt? Fast so gut wie Ölbohren im Mauerpark *g - mennö, ich sollte aufhören in diesem Thread zu lesen, ich weiss doch dann schon alles Bemerkenswerte! *zwinker*
****sin Frau
1.615 Beiträge
Themenersteller 
Eben - Berlin nimmt man es ab. Warum wohl?

Ich hab ja wirklich nichts gegen Berlin, ich bin auch sehr dafür, daß eine Hauptstadt sich durch Besonderheit auszeichnet. Aber wenn das dazu führt - und das kann durchaus passieren, wenn auch die Kultur sich selbst (!) zentralisiert -, daß der Rest des Landes oder der Gegend noch nicht mal mehr als Setting für einen unkonventionellen Film dienen darf, dann finde ich das armselig.

Großstadtfeeling kommt sicher auch an anderen Orten auf! Und warum soll nur Berlin "flippig" sein? Warum nicht auch Köln (*wink* tirami), Hamburg, Frankfurt, München und das Ruhrgebiet? Vor vierzig Jahren hätte sicherlich München gesagt, so ein Film kann nur hier spielen (vgl. "Zur Sache, Schätzchen"). Und auch woanders leben nicht nur Pfeffersäcke, Kumpels, Banker, Jecken und Lederhosn. Kulturelle Skurrilitäten wie das Ölbohren funktionieren genausogut in anderen Städten. Es ist eben unsere "gewohnte" Sichtweise, die einerseits verhindert, daß wir überhaupt mal was Neues/Anderes wahrnehmen, und andererseits ganz offenbar dafür sorgt, daß die Denkklischees weiter tradiert werden.

Schublade auf: unkonventionelle Lebensmodelle entstehen und funktionieren nur in Berlin. Schublade zu. Wie kann es dann dann sein, daß zum Beispiel in dieser Gruppe auch Leute aus anderen Ecken des deutschsprachigen Raums sind, die erklärtermaßen polyamor leben? Oder scheitert eine polyamore Struktur automatisch daran, daß sie nicht (überwiegend) in Berlin gelebt wird?

Und meine Einwände gehören durchaus zu meinem Thema, denn Tykwer wollte gerade Menschen zeigen, die sich über kulturelle Themen definieren und sich überwiegend in diesem gesellschaftlichen Bereich bewegen. Ich gebe zu, daß er auch diesen Aspekt nicht unbedingt kritisch vertiefen wollte in seinem Film (muß er ja auch nicht), aber in einem Gespräch darüber finde ich es wichtig, darauf hinzuweisen. Besonders in dieser Gruppe geht es doch so oft ums klischeehafte Denken - bleiben wir uns bewußt, daß wir (gelegentlich) tüchtig selbst daran mitarbeiten, es zu erhalten.

Nebenbei: Eine gleichseitige Dreiecksbeziehung muß nicht zwangsläufig der "Anfang eines Beziehungsnetzes" sein. Das empfinde ich übrigens auch als Schublade, diese Betrachtungsweise. *g*
******45w Frau
212 Beiträge
Auch wir....
waren gespannt auf den Film - und er hat uns gefallen....

Uns ging es jedoch auch so, dass wir das Ende zwar sehr schön gezeichnet, aber zu "einfach" gelöst fanden. Wir wollten nun wirklich nicht "Alltag" sehen, aber die Themen mit denen man sich in einer solchen Konstellation alleine, zu zweit und zu dritt auseinander setzt (setzen muss?) haben dann doch zum Schluss gefehlt....

Trotz allem fanden wir den Film schön und einfühlsam gemacht, die Bi-Szenen sehr geschmackvoll aber doch nicht verweicht gezeichnet. Auch die Darstellung einer langjährigen Beziehung war sehr tiefsinnig dargestellt.... "Eigentlich" ist doch alles in Ordnung - aber jeder für sich hat unbewusst Bedürfnisse, die er versteckt hat und die irgendwann in der Mitte des Lebens bewusst werden. Entweder vergräbt man sie in sich oder man versucht es (im besten Fall gemeinsam) zu leben.....

Und so hoffen wir, dass dieser Film dazu beiträgt die Toleranz in unserer Gesellschaft für andere Lebensmuster weiter zu öffnen.....

In diesem Sinne - allen ein gutes, erkenntnisreiches und schönes 2011!

Sunday
*******igDD Mann
34 Beiträge
Der Film handelt nicht von einer Dreierbeziehung ...
... zumindest nicht direkt. Eigentlich sind es ja drei Zweierbeziehungen, die Tykwer hier verhandelt, die auch jede für sich stehen könnten (was vielleicht sogar viel lebensnäher wäre :-).
Da der Zuschauer weiß, dass die Drei quasi "überbande" miteinander in Verbindung stehen, ist die "Auflösung" auch nicht wirklich spannend und letztlich - im Sinne Tykwers - die konsequenteste, weil freundliche Art. Und genau dies hat mir gefallen.
Die vielen daneben stehenden Einzelthemen und Anspielungen, mit denen vor allem zu Beginn der Film vollgepackt ist, kann man mitnehmen oder auch nicht. Sie "stören" nicht wirklich, auch wenn sie nicht viel zur Figurenprägung beitragen.

Ich finde - ein wirklich leichter ansehenswerter Film mit schönsten Tykwer-Bildern und super Schauspielern. Auch wenn (wie schon von @****sin gesagt) Devid Striesow als Adam wirklich ein bischen glatt ist und damit unter seinen Möglichkeiten bleibt - aber Sophie Rois mit ihrer Stimme seufz *herz2* und der super verwirrt-hingerissene Sebastian Schipper *anbet* machen's mehr als wett.

Mit dem Ende bleibt zudem die Chance, dass Tykwer sich dann vielleicht noch mal im Beziehungsgeflecht des dann wirklichen Dreier austoben kann *zwinker*

PS: Meine absolute Lieblingssene ist die in der Ausstellung, in der Hannah und Simon auseinanderspritzen als Adam auf einmal auftaucht ...
****sin Frau
1.615 Beiträge
Themenersteller 
@ NeugierigDD: Ich wollte erst protestieren gegen dein "handelt nicht von einer Dreierbeziehung", aber du hast vollkommen recht: Er handelt von drei Zweierbeziehungen. Ich glaube, genau das ist es, was ich mir eigentlich gewünscht hatte zu sehen: wie aus diesen drei Zweierbeziehungen die vierte entsteht, nämlich die eigentliche Dreierbeziehung. Die jedoch wird nur in Aussicht gestellt - und dann ist der Film zu Ende.

Insofern, Sunday, ist da eigentlich nix "gelöst", nur - vermutlich vorübergehend - anders arrangiert, finde ich. Wir hatten es hier ja auch schon vom offenen Ende. Und daß dieses Ende so oder so ähnlich sein würde, deutet der Titel doch schon an, oder? (Aber vielleicht bin ich "betriebsblind".)

Die Szene im Museum ist gut, ja, aber noch besser ist die in Adams Flur: "Was machst du denn hier?" (und der unmittelbare Vorlauf dazu).

Aber vielleicht sollten wir Spoiler noch eine Weile vermeiden? *g*
**st
ad 'Berlin' ...
... mir ist nicht mal aufgefallen, dass das in Berlin ist... erst als ich das Schwimmbad sah, hab ich mich gefragt: Wo ist das bloß - da will ich auch mal schwimmen gehen.

Ich fand das total egal und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass die Geschichte nicht auch sonstwo hätte spielen können - Berlin stand für mich gar nicht im Vordergrund.

Komisch ...

War ich im gleichen Film?

*smile*
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