Nachgefragt...
Hallo Jani,
ich habe Deinen Text mehrmals gelesen und versucht Deine/Euere Polykonstellation zu verstehen (um Euer Problem zu erkennen).
Nun habe ich es mir einfach mal aufgemalt und das ist dabei herausgekommen:
Paar 1: Du und Dein Mann (Ihr lebt zusammen)
Paar 2: Die Freundin Deines Mannes und Ihr Lebenspartner.
Konstallation 1: Dein Mann und seine Freundin
Konstellation 2: Partner der Freundin und ??? - unbekannt
Konstellation 3: Dein Freund und ??? - unbekannt
Konstellation 4: Du und Dein Freund
Ich bin mir nicht sicher, aber trotz aller Pro-Poly-Einstellung käme ich mir als 5.Rad am Wagen hervor, das dann "benutzt" wird, wenn der Originalreifen "platt" ist.
Dies gilt nicht, wenn Dein Freund auch noch eine Beziehung hätte. Das hattest Du leider nicht erwähnt.
Ich verstehe das auch so, dass er nicht bei Euch im Haushalt dabei wohnt.
Damit führen eigentlich nur Du, Dein Mann und seine Freundin eine Poly-Beziehung. Die beiden anderen Männleins sind Ersatzspieler.
Und als ehemaliger Mannschaftssportler weis ich genau was es heisst auf der Ersatzbank zu sitzen. Damit Du dort aber überhaupt Platz nehmen darfst, musst Du genau so hart trainieren wie die anderen, hast aber wesentlich weniger Spielanteile. Da brauchst Du schon eine sehr hohe Motivation, um nicht frustriert aufzugeben mit Frage "wofür schuffte ich denn eigentlich?".
Evtl. sehe ich Euer Problem viel zu einfach. Aber ich fühle im Moment etwas ähnliches - wobei es allerdings nicht zu einem Konflikt kommt, da ich ja meine feste Lebenspartnerin habe. Denn wir glauben auch, dass wir sehr gut in der Lage sind mehrere Menschen zu lieben. Nun ist es aber so, dass meine Partnerin inzwischen einen sehr netten Mann kennengelernt hat und sogar ein wenig verliebt ist. Und da ich im Moment eben keine andere Frau habe, kommt schon ein "seltsames" Gefühl auf.
Seltsam kann man(n) auch mathematisch sehen:
"Sie" bekommt Liebe von zwei Männern. "Ich" teile meine Partnerin mit einem anderen sehr sympathischen Mann. "Er" bekommt die Verliebtheit meiner Partnerin.
Also: sie bekommt, er bekommt und ich gebe ab...
Wenn das ein Dauerzustand wäre (!!! höchste Form des Konjunktivs) würde ich ganz bestimmt auch Beziehungsprobleme bekommen...
Ich würde an Deiner Stelle erstmal sehr offen mit allen Beteiligten sprechen. Nach den Bedürfnissen fragen und vor allem den Defiziten.
Jeder sollte sich auch einmal in die Lage des anderen versetzen und in sich selbst hineinhorchen, ob es ihm dabei noch gut ginge.
Die Position Deines Freundes ist sehr sehr schwer. Denn Du kannst immer in den Schutzhafen Deiner Ehe fahren (so auch Dein Mann).
Denn ihr scheint Euch ja noch sehr zu lieben.
Wohin fährt Dein Freund und kann Erlebtes offen besprechen??? Wenn Dein Freund Dir gegenüber kritisch ist und Ansprüche markiert, muss er immer damit rechnen,dass Du die Beziehung beendest. Also kann und wird er gar nicht ganz offen sein können. Sonst ist er zwar sehr in Dich verliebt, steht am Ende aber doch wieder alleine da.
Nach Maslow (Bedürfnispyramide) hat Dein Freund auf den ersten drei (!!!) Ebenen ein nachvollziehbares Problem:
1. Ebene: z.T. Sexualität (nur dann wenn Du Zeit für ihn hast)
2. Ebene: Sicherheit (wie sicher kann er sich Deiner sein?)
3. Ebene: Soziale Bedürfnisse (seid Ihr zwei "Familie")
D.h. was motiviert ihn eigentlich mit Dir Poly zu leben; wobei er zu Dir nur eine Punkt-zu-Punkt Verbindung hat.
Was Du leider auch nicht geschrieben hast ist, was für ein Problem ihr überhaupt habt. Denn wenn Du Veganerin bist und er ein Fleischesser, dann kann das auch zu Spannungen führen, die aber ganz wo andersliegen. Und dafür braucht´s auch keine Psychis und hat ja auch nix mit Poly zu tun.
ein lieber Gruss
Volker