Vergleichen
Hey Mike,
Du machst das gut
- äh, wie gibt mann sich ein Kompliment
Kopfkratz - also was ich sagen wollte: Danke für Deine Offenheit!
Aufpassen muss man allerdings, dass man nicht anfängt ständig Dinge an ihm zu suchen, die der Partnerin besser gefallen als bei mir.
Ich nehme mal an, hier meinst Du Dich (mit "man")? Wetten, es gibt einige Dinge, bei längerem Suchen sogar etliche, die ihr an ihm besser gefallen? Und wetten, die sind jetzt, am Anfang einer neuen Beziehung (zwischen den beiden) sogar besonders deutlich sichtbar (rosa Brille und so)? Und wetten, es gibt am Ende genau so vieles, was ihr an Dir besser gefällt?
Menschen sind verschieden; wer sich vergleicht hat schon verloren.
Ok, das sag ich so. Für mich ist der Punkt: wenn ich mich vergleiche, dann hat das
immer was mit meinem Selbstwert zu tun in dem Moment. Den mache ich dann nämlich vom Außen abhängig. Das liegt nahe, machen wir ständig - ist aber keine gute Idee (persönliche Meinung). Wenn's mir rundum gut geht, dann denke ich meistens gar nicht an Vergleiche (dann sehe ich höchstens Unterschiede): ich bin dann einfach der der ich bin, und gut is. Aber wenn mir was fehlt...
aber wir Männer ticken nun manchmal so komisch
Ja das machen wir so - ich vermute, die meisten Männer wissen was Du meinst. Aber ist das unser natürlicher Zustand: Dass wir (potentiell) anfangen uns kleiner zu fühlen (oder, Kehrseite der Medaille, uns größer fühlen zu müssen), sobald ein "Konkurrent" auftaucht - weil wir vergleichen?
Ok, Biologen an die Front: meinetwegen
ist es unser natürlicher Zustand, - biologisch gesehen. Aber da gibt's ja noch mehr, richtig?
Was ist das Gegenteil von Konkurrenz? Ich sage: Co-Empowerment. Wenn ich den anderen dabei unterstütze,
seine besondere Qualität zu leben. Das kann man pflegen, und zwar nicht nur, indem ich einen anderen unterstütze, sondern auch, in dem ich Gelegenheiten schaffe oder ergreife, mich vom anderen unterstützen zu lassen. Indem ich, zum Beispiel, sage wo der Schuh drückt. Wenn der neue Partner Deiner Freundin durch Deinen "Hilferuf" in die "Banalitäten" Eurer Beziehung "involviert" wird und anfängt, Euch so gut er kann zu unterstützen - sowas finde ich geht in die Richtung. Das baut an einem nachhaltigen Beziehungsgeflecht - meine Meinung. Lieben Gruß an Deine Freundin: Das war kein 'Unfall', das war eine Chance, - auch wenn ich verstehen könnte, wenn sie sich in dem Moment von Dir den starken Mann gewünscht hätte, der ihr den Raum hält für ihre neuen Erfahrungen, statt ihr mit Banalitäten quer zu schießen, hinter denen auch noch die eigene Not spürbar ist.
Man muss den andern nicht aus allem "banalen" heraushalten. Und Banalitäten werden den frisch Verliebten auch blühen, - vermutlich schneller als ihnen lieb ist
Womit ich jetzt nicht sagen will, dass man sich mit jedem Scheiß belabern muss und zu nix anderem mehr kommt. Aber wenn's wichtig ist - dann braucht es Raum. Es ist sowieso da. Und bei Euch geht's ja schließlich um was, richtig? Wenn Du von "Entscheidungen" sprichst...
Ich mag noch was loswerden, das lag mir gestern schon auf der Zunge (ich hoffe ich sprenge hier nicht den Rahmen!?):
Ich finde
Grenzen total wichtig (wie bei Eurem Treffen zu dritt mit klarer Absprache vorher was läuft und was nicht). Ich finde überhaupt
Verträge total wichtig. Das ist so ein Wort, meinetwegen sag Absprache dazu, aber das Problem ist doch oft: wir haben Verträge
ohne Absprache. Wir haben uns irgendwie in irgendwas eingelassen und alles schien klar, bis...
Wie klar ist das bei Euch besprochen - beispielsweise - mit dem Einsatz für den Kellerausbau / die Buchhaltung / den Haushalt, der vielleicht plötzlich von ihrer Seite aus (und in Deinen Augen gesehen!) zu kurz kommt? Wie klar ist überhaupt Dein Platz in Eurer Beziehung - gewesen, und wie klar ist er jetzt? Braucht es
neue Absprachen, oder braucht es vielleicht, dass manches, was früher mal 'eh klar' war, und es jetzt - für Dich, und möglicherweise auch unbewußt - nicht mehr ist - aber
immer noch gilt: dass das ausgesprochen wird?
Heiraten scheint ja (in manchen Kreisen jedenfalls) aus der Mode gekommen, vielleicht weil's früher dafür immer gleich lebenslänglich gab, und das nicht mehr so passt; was ich aber sehr sehr schätze, vor allem wenn's schwierig wird, sind Absprachen wie: "ich gehe nicht aus dem Kontakt, ich gehe nicht aus der Beziehung, ich brenne nicht mit dem / der anderen durch, ich stehe zu der Beziehung mit Dir egal was geschieht, und das verspreche ich dir / versprechen wir uns für die nächsten - was weiß ich, das mache ich dann aus dem Bauch heraus und je nach Situation, 3 Wochen, 3 Monate, 3 Jahre (ok letzteres hatte ich noch nicht, jedenfalls nicht in der freien Form).
Es gab mal eine Zeit, da konnte man mich mit sowas jagen, aber mittlerweile... wenn eine Beziehung an den Punkt kommt wo ich merke, jetzt geht's bei mir ans Eingemachte, spätestens dann kläre ich mit meinem Gegenüber: was wollen wir eigentlich miteinander - was ist der Zweck, die Absicht unserer Beziehung? Was sind unsere bottom-lines, wo der eine / andere nicht drunter gehen kann / will: was braucht jeder mindestens, damit's in der Beziehung gut geht? Und gibt es was zu vereinbaren, siehe oben, und wenn ja für wie lange? Danach weiß ich - jedenfalls nach bestem Wissen und Gewissen - woran ich bin (und wo ich auf mich selber angewiesen bin!). Das gibt mir Raum und Sicherheit, wenn ich mich einlasse bis an die Stellen, wo bei mir der Hase im Pfeffer liegt, der Bär steppt, der Teufel um die Ecke lugt und einer in mir Amok läuft
lächelt
Tja, weiß auch nicht, wollte irgendwie gesagt sein.
Nochmal: Danke für Deine Offenheit! Du machst das gut.
LG Martin
PS: Ich wär' neugierig, von ein paar andern noch zu lesen, was Euch so zu Mikes Fragen einfällt!
(Diesen hier:
Polyamory: Meine Freundin ist jetzt Poly, mein neues Leben als Wing - gibt's hier 'ne Syntax für Links?)