Was braucht es, außer einer entspannten Gesprächsatmosphäre ohne Termindruck im Hinterkopf?
Ich gehe hier nur von mir aus und bin der Meinung, dass es generell, bei allem, um Authenzität geht.
Wenn ich mir ein Auto kaufe, dass eventuell nicht so ganz in die Gegend passt, verstecke ich es doch nicht in der Garage und überlege mir, wie ich den Nachbarn es Stück für Stück näher bringen könnte.
Was auch immer man im Leben lebt, ob Materielles oder Weltbild oder Glaubenssätze, man lebt es.
Es bedarf keines Coming-Outs, denn schon der Gedanke, man müsste sich outen, zieht die Energie mit sich, man wäre nicht normal.
Wir alle, jeder für sich, ist anders, das ist unsere Individualität, wir sind auch vollkommen, so wie wir sind. Warum also Änderungen in seinem Sein zu "coming-outen"?
In erster Linie erfolgen doch sehr viele kleine und feine Vorgänge lange zuvor. Wir fühlen in uns, nach dem warum und wieso, meist durch eine Erkenntnis oder Loslösen von alten Panzern. In diesem inneren Prozessen kommen wir irgendwann zu dem Entschluss: ich möchte mehr dies und weniger das.
Bei mir war es die Erkenntnis, dass ich nicht mehr in Knebelverträgen leben möchte, sowie die weitere Erkenntnis, dass ich einen inneren gefühlten großen Freiraum brauche.
Ich kann und will nicht 24/7 in Vertragsgebilden Partnerschaft leben und meine gefühlte, gedankliche und körperliche Freiheit dafür aufgeben. Jeder Tag ist für mich ein neuer Tag der eigenen Entwicklung, mal arbeite ich sehr viel energetisch mit mir, mal sehe ich mir tiefe und sehr dunkle Schattenseiten in mir an und mal will ich Genuß, Lust oder intensiven Austausch pur.
Diese Form des Lebens kann ich aber nicht unter "Zwang" leben. Was ich zusätzlich überhaupt nicht mit mir vereinbaren kann, ist das an mich binden von Personen und sie direkt und indirekt zu einem Verzicht zu zwingen.
Wenn ich keine Nähe möchte, weil ich gerade etwas auslote oder keine Lust auf Sex habe, würde bei einem Vertragsgebilde der andere immer darunter leiden.
Diese beiden Gewichte, die innere Freiheit und die Achtsamkeit lassen nur eine Form von Miteinander zu, das offene und freie Gefährtentum oder wie es heute bezeichnet wird, polyamor.
Ich wollte damit aufzeigen, all diese inneren Prozesse laufen frühzeitig ab, bis man sich zu etwas entschliesst. Dieser Entschluss muss dann nicht der "Welt" erklärt werden. Man möchte nun so sein Leben leben, also tut man es.
Das erklären des bisherigen Partners wird anfänglich schwierig, weil man die Reaktionen nicht weiß. Aber wir wissen im Grunde nie, welche Folgen unser Handeln hat. Und selbst wenn es augenscheinlich fatale Folgen hat, dann ist das eher eine Chance und Bereinigung als eine Niederlage.
hg
D.