Ob eine Beziehungen, Partnerschaften, Liebschaften usw. halten hängt doch immer erst mal von den Beteiligten selbst ab und nicht von einem theoretischem Konstrukt.
Was mit dem einem Menschen schön ist und haltbar ist kann mit einem anderen nicht so sein.
Sehe ich auch so wie FrohleinWunder. Ob man zwei gleichwertige Beziehungen langfristig fuehren kann und beide sind als Single zufrieden, weiss ich nicht.
Fuer mich haben sich bisher als Hauptproblem als Center ueber die Jahre und verschiedenen Beziehungsanlaeufe neben meiner Ehe verschiedene Probleme herauskristallisiert, die mit MIR zu tun hatten und meiner zweiten Partnerwahl, weniger mit Poly oder nicht. Konflikte, die ich mit mir herumtrug und mit anderen mit dem selben Problem aufgriff (obwohl ich das theoretisch als Dynamik kannte, blind war ich trotzdem). Nur bin ich schon seit geraumer Zeit kein Mensch mehr, der Konfliktansprache aus dem Weg geht. Und im Rückblick sehe ich klar, daß ich, wenn auch unbewusst, die Eskalation gesucht habe, um das Grundproblem zu überwinden. Mein Gegenüber war daran nie interessiert, sondern immer noch im üblichen "wir sind was Besonderes und wir zusammen - das löst jedes Problem und es gibt keinen Konflikt" Ding steckend und reagierte daher irritiert, defensiv etc.
Nach einer Weile habe ich gemerkt, dass sich etwas wiederholt, was aber offenbar mit mir zu tun hatte. Dann habe ich das bearbeitet und dachte, ich bin da raus. Letztendlich aber ueber Jahre hat sich das IMMERNOCH wiederholt, die Intensität hat sich nur verändert, ich bin durchaus vorwärts gekommen. Aber bis ich raus kam ... Der große auflösende Knall fand endlich statt, nachdem ich mich von meinem manisch-depressive Ex letzten Frühjahr trennte. Hat aber auch noch Monate gedauert, bis ich das alles verdaut hatte und endlich an MEINEM Problem dran war. Ohne andere Menschen zu "brauchen", um das anzugehn.
Sprich ganz platt gesagt (ohne tiefe Gefühle abzusprechen, die waren definitiv da): das war immer wieder Mittel zum Zweck, stellvertretend etwas zu klären, was ich als Muster mit mir herumgeschleppt habe, mein Gegenüber auch hatte und dann zum Beziehungscrash führte. Nix Einzigartiges oder Krankhaftes, einfach nur wie ich heute weiß ziemlich normale emotionale ... Wachstumsschmerzen.
Das Dumme ist: jetzt bin ich da so weit durch, aber meine Geduld für Beziehungsstarts und dieses um-einander-herum-tanzen ist massiv aufgebraucht. Mich ziehen Leute mit diesen Beziehungsproblemen (gottseidank) nicht mehr an. Aber andere eben eher auch nicht. Möglicherweise bleib ich also "solo" für eine ganze Weile, ganz zufrieden und freiwillig. Vielleicht sogar für immer. Ich treffe immer noch Mensche, aber eben als ... Menschen, als mögliche Freunde - und nicht mehr. Ich hätte nicht gedacht, daß "heilen" so eine Folge hätte bei mir, aber es ist auf jeden Fall entspannter, als mich in unbewußte Anziehung-wegen-Problembedürfnis Spiralen zu stürzen.
Was ich sagen will: Jürg Willie hat eine sehr interessante Theorie in seinem Buch "Psychologie der Liebe", die aussagt, daß man sich angezogen fühlt von Wachstumsmöglichkeiten, eine Liebessehnsucht entwickeln muß (um etwas zu erreichen/überwinden), bevor man sich verlieben kann. Nur wenn er recht hat, daß Menschen von ihren Problemen angezogen werden (und der Hoffnung auf Lösung) ... und meine persönliche Geschichte bestätigt das ... dann ist Deine geschilderte Problematik vielleicht genauso kein Poly-oder-Nicht Problem, sondern eine Frage der Problematik, die Du in Dir herumschleppst und lösen willst und müßtest?
Und wenn sie gelöst ist, interessieren Dich diese Menschen als potentielle Partner vielleicht nicht mehr oder das Problem selbst ist weg, also ist es entspannter als Center?
Du schreibst so viel von der Beschränktheit Deiner "Ressourcen", vielleicht ist genau das Dein Thema - und Du suchst Menschen, die gerade viel Zuwendung wollen und brauchen, also Dich "zwangsweise" überfordern. Das meine ich mit "den Konflikt suchen und unbewusst herbeiführen".
Und last but not least: Generell ist es nun mal nicht haeufig, dass man mit jemandem eine langfristige enge Beziehung fuehren kann, auch nicht als monogam lebender Mensch. Zwei für SICH zu finden und dann auch noch zwei, die sich gegenseitig mögen - das ist schwierig, glaube ich. Mein Mann und ich haben das sogar schon mal andersherum probiert: ich habe ihm Frauen vorgeschlagen, die ich sehr gern mag und die Single sind, ob er sie nicht vielleicht auch interessant findet.
Waren aber nicht an poly interessiert.
Und seine Freundin momentan ist eine kluge und liebe Frau und wir kommen sehr gut klar - aber das hat AUCH nichts mit Poly oder nicht zu tun. Sondern damit daß wir beide sind, wie wir sind. Für ihn ist das damit auch leichter. Aber gut, daß er sich für zwei interessiert, die so "gepolt" sind. Was das Thema "Jagdmuster" wieder ins Spiel bringt ...
Hilft also vielleicht, wenn Du an Dir arbeitest, was dann auch Dein Muster verändert?