Partnerschaft, Beziehungsarbeit und das eigene Wollen
Wenn sie sagt, "Tu was Du willst", meint sie eigendlich, "Tu was ich will". Wenn er sagt, "Tu was Du willst", meint er, Tu was Du willst".
Unter Beziehungsarbeit verstehe ich, zu tun was der andere will.
Wenn ich tue was ich will und es ist zufällig das, was der andere will, ist das die gewünschte Win-Win-Situation und so sollte eine Partnerschaft bzw. Liebesbeziehung auch sein. Man könnte das als Idealzustand bezeichnen, den es, unserer Individualität geschuldet, nur temporär geben kann, aber von allen angestrebt wird.
Um dieses Ideal zu erreichen, ist man häufig dazu verleitet, Beziehungsarbeit zu leisten. Man leistet diese Arbeit, weil man den Partner dazu animieren möchte ebenfalls Beziehungsarbeit zu leisten.
So ergibt sich im günstigsten Fall ein Ping Pong Effekt, jeder tut was er selbst nicht, aber dafür der andere will und erhält somit wieder einen Ausgleich, den Lohn für die Arbeit, man bekommt was man von dem Partner will.
...man kann wirklich gerne tun, was man eigendlich gar nicht will, weil man dafür bekommt, was man will...
Was ist nun aber, wenn man zwei Partnerschaften hat, wo die jeweiligen Partner gar nicht wollen, dass es eine weitere Partnerschaft gibt bzw. für diese Beziehungsarbeit geleistet wird. Das Konstrukt gerät ins Wanken und jegliche Beziehungsarbeit führt dazu, dass alle um ihren Lohn betrogen werden. Diesen Zustand muss man wohl zu recht als suboptimal bezeichnen.
Je höher die Erwartungen der einzelnen sind, desto niedriger ist der Lohn für die Beziehungsarbeit, aber desto höher die Arbeit, um entlohnt zu werden.
Hat man nun eine Partnerschaft und eine Liebesbeziehung, erwartet man, dass die Erwartung des Liebesbeziehungspartners geringer ist als die des Partners und somit der Lohn für die Beziehungsarbeit aller Beteiligten für alle ausreicht.
Ich stelle immer wieder fest, dass gerade bei dem weiblichen Teil von uns, die Erwartungen exponentiel anzusteigen scheinen, wenn die Vorzeichen Beziehung oder gar Partnerschaft vor eine Zweisamkeit gesetzt werden. (Das ist lediglich mein subjektiver Eindruck und soll keine allumfassende Verallgemeinerung darstellen!!!)
Genau das ist die Schwierigkeit, je mehr man gemocht bzw. geliebt wird, desto mehr Beziehungsarbeit muss man leisten, um seinen "Lohn" zu erhalten.
Irgendwann im Laufe der Beziehung schleicht sich eine Gewohnheit ein und das was man dann schon aus Routine an Beziehungsarbeit leistet, reicht nicht mehr aus, man muss mehr tun, damit der Partner noch merkt, dass man am Arbeiten ist. Bei zwei Partnerschaften verdoppelt sich das ganze.
Muss man wirklich mehr tun oder sein tun nur etwas variieren?
Kann man seine Gewohnheiten innerhalb seiner Beziehungen einfach so aufgeben?
Was möchte ich eigendlich?
Möchte ich polyamor Leben oder eigendlich nur, dass meine Erwartungen erfüllt werden, dass alles so passiert, wie ich das will?
Mein Beitrag zum polyamoren Leben ist der, meine Erwartungen runterzuschrauben, das ist eine Art Beziehungsarbeit, denn eigendlich will ich das nicht, aber es hat den Zweck, dass ich und alle beteiligten dafür entlohnt werden. Wenn ich allerdings der einzige in dem Geflecht bin, der das so macht, bin ich der, der um seinen Lohn betrogen wird.
Das ist so ein innerer Konflikt, einerseits weiß man, dass wenn man nichts erwartet das höchste Glück zu einem kommt und andererseits scheinen Wünsche, Erwartungen und die Arbeit sie zu erfüllen das höchste Glück zu versprechen und eine Weiterentwicklung im Leben zu bedeuten. Nichts zu erwarten wird häufig als Desinteresse gewertet, ist es das wirklich?
Wenn jetzt wirklich die Vorzeichen für die Zweisamkeit (Liebesbeziehung, Partnerschaft) dazu führen, dass die Erwartungen so hoch werden, dass ich nur noch arbeiten muss und keinen Lohn erhalte, dann möchte ich Dich einfach nur lieben dürfen und verzichte auf die Vorzeichen. Es ist dann kein Desinteresse, sondern nur der Respekt vor der Liebe, die in uns wohnt.
Dieser Text wurde von einem Mann geschrieben, aus der Sicht einer Frau stellt sich das bestimmt anders dar.
Liegt das an den Genen oder ist das anerzogenes Rollenverhalten?
Ich wage mal die These aufzustellen, dass ein Mann mit weniger in einer Beziehung zufrieden ist, als eine Frau, er scheint weniger Erwartungen mitzubringen und mehr Beziehungsarbeit leisten zu müssen, als eine Frau.
Daraus läßt sich ableiten, dass wenn die beiden Damen sich gegenseitig nicht wollen, diese Dreierkonstellation schief gehen muss, der Mann kommt aus seiner Beziehungsarbeit nicht mehr raus und kann somit nie seinen Lohn erhalten, während die beiden Frauen mit ihrer Beziehungsarbeit nicht die Gelegenheit bekommen den Lohn des Mannes zu bezahlen, weil er vor lauter Beziehungsarbeit keine Zeit hat, den Lohn entgegenzunehmen.
Anders herum scheint es eine paradisische Konstellation zu sein.
Die Frau verteilt ihre Erwartungen auf beide Männer und bedient damit perfekt deren geringere Erwartungshaltung...., damit das dann doch nicht so paradiesisch wird haben Männer noch so einiges im Peto, aber das führt hier zu weit.
Sind das anerzogene Rollenverhaltensweisen oder ist das genetische Überlebensstrategie?