Veto"recht" in Beziehungen, Beziehungseinstandsgespräch
Hallo ihr Lieben,ich hatte vor kurzem mein Beziehungseinstandsgespräch mit einem Polyamor-Neuling (praktisch, nicht theoretisch) bei dem zwischen vielen vielen anderen Punkten auch das Veto aufkam. Veto im Sinne von "Indem ich ein Veto gegen einen bestimmten Menschen / eine bestimmte Gruppe von Menschen / irgendwelche Tätigkeiten mit Menschen einlege verbiete ich Dir mit X dies und das zu tun bzw diese oder jene Form von Beziehung zu führen.
Praktisch gesehen gibt es da für mich kein Problem, ich hab das Thema aufgebracht, ihn also gefragt ob er mit irgendwem / irgendwas ein Riesenproblem hätte / glaubt haben zu können und akzeptiere seine 2-3 "Verbote". Im praktischen Leben.
Ideell aber kann ich damit gar nichts anfangen und finde das für mich total absurd. Ich kann mir nicht vorstellen einem Menschen den Umgang oder eine bestimmte Beziehungsform mit einem anderen Menschen zu verbieten. Gründe dafür, dass ich mir wünsche, dass dies und das nicht passiert mag es ja geben und ich wünsche mir auch über solche Dinge offen zu reden und angehört zu werden. Aber Verbote aufstellen? Auf welcher Grundlage denn? Ich räume jedenfalls niemandem das Recht ein mir sowas zu verbieten und würde es auch niemals für mich beanspruchen. In der konkreten Situation heißt das, dass ich zwar nicht vorhabe mit diesen 2-3 Menschen Kontakt aufzunehmen und irgendwelche Formen von intensiven, intimen Beziehungen einzugehen, sollte sich das aber ergeben und ich es mir wünschen dann würde ich für mich abwägen, ob mein oder sein Wunsch für mich stärker wiegt.
Das kann natürlich nur funktionieren, wenn alle Beteiligten mit Vernunft und Empathie handeln, klar. Aber Egotrips sind doch so oder so nicht erwünscht, egal in welchem Bereich, in polyamoren Beziehungen (und sollten es auch in anderen nicht sein).
Vielleicht, dachte ich mir, hab ich das Ganze aber auch falsch verstanden. Ich komme aus den PolitaktivistInnen-Kreisen und da bedeutet Veto ganz klar Verbot. Ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen will irgendwas tun und ein anderer Mensch oder eine Gruppe von Menschen sagt nicht nur, dass sie das nicht gut finden und da nicht mitmachen werden, sondern mit einem Veto, dass sie was auch immer es ist, versuchen werden zu verhindern. Mittel und Methoden mal ganz beiseite gelassen. Und "Beiseite stehen" nennen wir dann das "sanftere" Veto, nämlich: "Ich finde das nicht gut was Du vorhast, aber ich werde es auch nicht verhindern und mache daher einfach nicht mit."
Das ist doch ein großer Unterschied. Verstehen die meisten Menschen (auch die drüber schreiben) so ein Beziehungsveto vllt. als die sanftere Alternative "Beiseite stehen", verwenden nur einen Ausdruck, der mich verwirrt? Oder ist mit Veto Veto gemeint? Und wenn, wie soll das dann funktionieren, was für ein Paradigma steht dann dahinter?
Und überhaupt, wie macht ihr das eigentlich so bei "Beziehungseinstandsgesprächen"? Und natürlich auch immer mal wieder zwischendurch?
Ich hoffe mir wird einiges klarer, wir haben einen spannenden Austausch und auch wer anders kann hier noch was mitnehmen. Vielen Dank im Vorraus für Eure Antworten.
Chaja.