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Ich liess meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde gross:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er ein zitternde Bitte bloss.
Da hab ich ihm seine Himmel gegeben,
und er liess mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt…
Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
Und die Stille der Sterne durchspalten,
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten
– seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.
Engellieder, von Rainer Maria Rilke