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Geplanter Zeitungsartikel

Die "Moral der Liebe", also die grundlegenden Verhaltensweisen und -muster in einer Liebesbeziehung, verbieten aber einen unehrlichen, betrügerischen und rein egoistischen Umgang mit seinem/n Partner(n). Liebe baut doch auf Ehrlichkeit, Vertrauen und liebevoller Zuneigung auf.

Ich denke, ich verstehe, was du meinst, aber ich erkenne, dass auch die "Moral der Liebe", wie du sie beschreibst, ebenfalls kein einheitliches Gesetz ist, sondern von Fall zu Fall, von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich empfunden werden kann.

Liebe ist für mich weiterhin in erster Linie ein Gefühl, das aber keineswegs allen Menschen die immerwährende und unbedingte Wahrheit und Ehrlichkeit mitgibt.

Auch moralische Aspekte sind selten schwarzweiß. Ein Mensch kann sehr wohl lieben, aber die Wahrheit verschweigen - im Fall der selbstgemachten Polyamory-"Gesetze" vielleicht undenkbar, aber in der Liebe durchaus möglich.

Viele finden ein Verschweigen von Tatsachen, je nachdem um was es geht, als Lüge und unmoralisch in der Liebe. Andere finden dieselbe Situation angenmessen und vielleicht sogar ehrhaft? Das kann passieren, weil dieselbe Lebenssituation unterschiedlich empfunden werden kann. Was der eine als immens wichtige Info ansieht, findet der andere eventuell nicht der Rede wert..? Dies ist, so wie ich das sehe, z.B. gerne bei Beinaheaffären, heimlicher Schwärmereien oder Partyknutschereien im Einzelurlaub der Fall. Bei letzterer zum Beispiel: Einmal passiert, nie wiederholt und als Ereignis für den Akteur eine "nette Belanglosigkeit", die aber ganze Familien an den Rande des Abgrunds bringen kann.

Da finden mache Menschen, dass es sehr verantwortungsvoll ist, dies nicht wahrheitsgemäß zu erzählen, um die Familie zu schützen, da es keine Relevanz für das weitere Leben hat. Andere finden, dies sei unverantwortlich und man müsse die Wahrheit sagen, egal ob man damit 5 Menschen (Beispielfamilie) ins komplette Chaos und gerade die Kinder ins emotionale Unglück stürzt.

Meine eigene Meinung zu einem solchen Fall ist hier nicht abgebildet. Es ist nur ein Beispiel.

Gruß
Chennai
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Dies ist, so wie ich das sehe, z.B. gerne bei Beinaheaffären, heimlicher Schwärmereien oder Partyknutschereien im Einzelurlaub der Fall. Bei letzterer zum Beispiel: Einmal passiert, nie wiederholt und als Ereignis für den Akteur eine "nette Belanglosigkeit", die aber ganze Familien an den Rande des Abgrunds bringen kann.
Ja, natürlich ist es immer eine individuelle Einschätzung. Und manchmal mag es besser sein, kleine "Belanglosigkeiten" zu verschweigen, als ein Familiendrama daraus zu machen. Was aber, wenn es trotzdem auffliegt?

Es geht um die Grundlage der Liebe - und die ist im wesentlichen wohl bei allen Menschen gleich. Ich habe noch nie einen Menschen ernsthaft sagen gehört: "Ich liebe dich, weil ich dir nicht vertrauen kann, weil du mich betrügst und hintergehst." *oh2* - oder anders herum: "Weil ich dich liebe, belüge, betrüge und hintergehe ich dich." Da ändert eine nachgeschobene "Entschuldigung" in der Art: "..., da ich weiß, dass die Wahrheit dich / deine Liebe zu mir zerstören würde." auch nichts dran.

Wer seinem Partner eine "falsche" Realität vorspielt, der verhindert, dass der Partner einen selbst liebt, sondern nur den Schauspieler. Und das Schlimmste daran: Der Partner kann nicht einmal entscheiden, ob er das überhaupt so möchte. *snief*
*******s_U Mann
961 Beiträge
Ich habe noch nie einen Menschen ernsthaft sagen gehört: "Ich liebe dich, weil ich dir nicht vertrauen kann, weil du mich betrügst und hintergehst."
Nö. Aber obwohl statt weil? Durchaus, oft genug.

Polyamory ist eine neue (in weiten teilen unausgereifte) Beziehungsform, doch um zu zeigen, dass es eine erst zu nehmende Alternative ist, müssen wir uns beweisen.
Widerspruch.
Poly* ist nicht neu; es gab schon immer Menschen, die so gelebt haben. Jedenfalls lang bevor es das Wort gab.
Ich wehre mich außerdem gegen ein wie auch immer geartetes wir (und das, obwohl ich dereinst den PAN eV mitgegründet habe etc.), jedenfalls wenn es darum geht, "wir" müssten irgendwem irgendwas beweisen.
Es reicht vollkommen, die Widersprüche und Unzulänglichkeiten des Mono-Standpunkts aufzuzeigen und eine Alternative anzubieten. (Polyamorie hat auch Unzulänglichkeiten. Aber andere.) Mitdenken und sich die "ist das was für mich"-Frage stellen muss der Zeitungsleser selber.
Ein "wir" sehe ich nur darin, andere Polys zu unterstützen und aufzuzeigen, dass sie nicht allein sind, wenn wiedermal die gesamte Umwelt behauptet, das funktioniert doch eh nicht. *headcrash*

In diesem Sinne sehe ich übrigens auch die Konfrontation Mono/Poly. Nicht wir konstruieren das Mono-Feindbild: das können die viel besser.
Es gibt sicher auch Polys, die Anhänger des Poly-Dogma sind und die armen Monos ständig fragen, ob sie sich nicht allein fühlen, nur zu zweit und so *zwinker* aber die Realität sieht doch eher umgekehrt aus.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Nö. Aber obwohl statt weil? Durchaus, oft genug.
Ja, das durchaus.
Obwohl ich hier auch vermute, dass da eher emotionale oder wirtschaftliche Abhängigkeiten der Grund sind sich trotz des "Obwohls" nicht zu trennen als wirkliche Liebe. Andererseits - die Liebe geht manchmal eigenwillige Wege *g*

Es gibt sicher auch Polys, die Anhänger des Poly-Dogma sind und die armen Monos ständig fragen, ob sie sich nicht allein fühlen, nur zu zweit und so aber die Realität sieht doch eher umgekehrt aus.
Dafür ein ganz dickes *danke*
Ich habe auch sehr häufig das Gefühl, dass sich monoamore Menschen schnell als Feind der "Polys" sehen ohne es zu sein. Daraus, dass sie sich angegriffen fühlen, leiten sie dann wohl ab sich verteidigen zu müssen.

Dabei wollen polyamore Menschen in der Regel niemanden davon überzeugen, auch polyamor zu leben. Wir wollen nur akzeptiert werden, jeder in seiner Art polyamor zu l(i)eben - und deshalb erklären wir wohl immer wieder gern, warum wir so leben wollen und es als unseren Weg sehen, glücklich zu sein.

Nur wenn ich sehe, wie manche in monoamoren Beziehungen leiden, dann biete ich ihnen gern an, doch mal über eine andere Art der Beziehungsgestaltung nachzudenken. Vielleicht wäre das ja eine Alternative für das, was sie unglücklich macht. Vielleicht lassen sich daraus aber auch "nur" bestimmte Verhaltensweisen und Regeln für die eigene monoamore Beziehung ableiten - eben so, wie es für jeden am besten passt.
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********enzo Mann
859 Beiträge
Es reicht vollkommen, die Widersprüche und Unzulänglichkeiten des Mono-Standpunkts aufzuzeigen und eine Alternative anzubieten.

Angriff als Informationsmittel?

Nach meiner Erfahrung reagieren die meisten menschen mit einer Blockade, wenn man ihnen die Widersprüche und Unzulänglichkeiten aufzeigt.
Sorry, aber ich als Poly muss Monos nicht die Welt erklären, schon garnicht wenn ich von Ihnen Akzeptanz einfordern will.

Kennt ihr das Prinzip "Kommunikation auf Augenhöhe"?
Der Ansatz "Wir zeigen den Monos was bei Ihnen falsch läuft und wie sie es besser machen können..." hat nichts von diesem Prinzip.
Und warum müssen WIR - die mehrere Menschen gleichzeitig lieben, nicht mehr unsere Standpunkte und Meinungen beweisen.

Was macht uns so viel besser, dass wir wissen wo andere Unzulänglichkeiten haben uns selbst aber nicht erklären müssen.

Wenn jemand sagt, Poly ist eine Alternative. Dann sollte es ein leichtes sein, dafür Argumente und Beweise zu finden.

Viele Grüße
Brian
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Wenn jemand sagt, Poly ist eine Alternative. Dann sollte es ein leichtes sein, dafür Argumente und Beweise zu finden.
Davon gibt es hier im Forum mehr als genug. In wie fern die auf den Einzelnen passen und er sie annehmen kann, muss jeder letztlich für sich entscheiden:
  • Ich kann offen und ehrlich mit meiner Partnerin über alle meine Gefühle, Wünsche und Gedanken reden. Auch über eventuelle Gefühle für eine andere Frau. Und meine Partnerin hat Verständnis dafür.
  • Ich muss mich nicht zwischen zwei Menschen entscheiden, wenn ich einen weiteren liebenswert finden - ich kann und darf beide lieben.
  • Ich muss mich nicht schlecht oder minderwertig fühlen, wenn ich nicht alle Bedürfnisse und Wünsche meiner Partnerin bedienen kann oder will.
  • Ich habe in einer Mehrfachbeziehung gleich mehrere sehr eng vertraute Menschen, die ich für Rat und Unterstützung, für Beistand - aber auch für Zärtlichkeit, Zuwendung und ggf. auch Sex bei mir haben kann.
  • Ich muss meine Partnerin nicht als meinen Besitz gegen andere verteidigen - ich weiß, dass sie mich liebt, weil ich so bin, wie ich bin und nicht, weil sie von mir abhängig ist oder ich sie an mich binde. Das ist zumindest für mich ein sehr, sehr schönes Gefühl. *g*
  • Eifersucht ist überflüssig, weil ich als polyamorer Mensch die Liebe eines Anderen nicht als Ergebnis meiner "Arbeit" bei diesem anderen ansehe (was mir ein Nebenbuhler eventuell nehmen will), sondern als Geschenk dafür, dass ich so bin wie ich bin.
  • ...

Argumente dagegen waren ja nicht gefragt *zwinker*
Profilbild
********enzo Mann
859 Beiträge
Ich kann offen und ehrlich mit meiner Partnerin über alle meine Gefühle, Wünsche und Gedanken reden. Auch über eventuelle Gefühle für eine andere Frau. Und meine Partnerin hat Verständnis dafür.
Dies ist kein Alleinstellungsmerkmal einer polyamorösen Beziehung. Auch in monogamen Beziehungen können die meisten Menschen mit ihrem Partner offen und ehrlich über Gefühle, Wünsche und Gedanken sprechen. Auch eventuelle Gefühle zu anderen Menschen sind dabei kein Tabuthema. Nur die Lösungen sehen eventuell anders aus.
Gleichzeitig ist Verständnis für einen weiteren Partner keine Selbstverständlichkeit in einer polyamorösen Beziehung. Dabei geht es nicht darum ob, sondern WER der zusätzliche Partner ist.
Nicht jeder Poly ist verpflichtet, einen neuen Partner zu akzeptieren, wenn er diesen als Mensch ablehnt.
Ich muss mich nicht zwischen zwei Menschen entscheiden, wenn ich einen weiteren liebenswert finden - ich kann und darf beide lieben.
Punkt für die Polybeziehung, die sich nach den momentanen tatsächlichen Gefühlen und nicht nach einer Norm richtet.
Ich muss mich nicht schlecht oder minderwertig fühlen, wenn ich nicht alle Bedürfnisse und Wünsche meiner Partnerin bedienen kann oder will.
Wieder kein Alleinstellungsmerkmal einer Polybeziehung, auch in einer monogamen Beziehung ist man nicht verpflichtet sich schlecht zu fühlen, wenn man nicht alle Wünsche erfüllen kann.
Ich habe in einer Mehrfachbeziehung gleich mehrere sehr eng vertraute Menschen, die ich für Rat und Unterstützung, für Beistand - aber auch für Zärtlichkeit, Zuwendung und ggf. auch Sex bei mir haben kann.
Kein Alleinstellungsmerkmal einer Polybeziehung, auch unter monogam lebenden Menschen gibt es innige Freundschaften, die einem mit Rat und tat zur Seite stehen. Auch Zärtlichkeiten, Zuwendung und auch wechselnde Sexpartner sind in einer monogamen Beziehung möglich. (Selbst Swinger können befreundet sein *ggg*)
Ich muss meine Partnerin nicht als meinen Besitz gegen andere verteidigen - ich weiß, dass sie mich liebt, weil ich so bin, wie ich bin und nicht, weil sie von mir abhängig ist oder ich sie an mich binde.
Auch diesen Satz werden die meisten monogamen menschen ohne Einschränkungen unterschreiben. Monogamie bedeutet weder Besitz noch Abhängigkeit.
Eifersucht ist überflüssig, weil ich als polyamorer Mensch die Liebe eines Anderen nicht als Ergebnis meiner "Arbeit" bei diesem anderen ansehe (was mir ein Nebenbuhler eventuell nehmen will), sondern als Geschenk dafür, dass ich so bin wie ich bin.

Kein Alleinstellungsmerkmal der Polyamorie, denn auch monogame Beziehungen können ohne unkontrollierte Eifersucht auskommen und sich auch an einem Nebenbuhler erfreuen. (Nicht jeder Swinger ist ein Poly! die meisten sind monogam)

Das polyamoröse Menschen keine Eifersucht mehr erleben halte ich für ein gefährliches Gerücht und genauso wie monogame Menschen können polyamoröse Menschen fremdgehen.
Eifersucht ist in Polybeziehungen ein sehr wichtiges Thema und ich halte es für naiv zu glauben, dass man sich mit ihr nicht auseinander setzen muss.
Ich habe über meine Eifersucht den Weg zum Poly gefunden, weil ich gelernt habe, diese gefühle anders zu interpretieren und anders zu bewerten, bzw. auf Eifersucht zu reagieren.
Dieses tiefe Gefühl jedoch zu ignorieren oder gar für überflüssig zu erklären, das ist garantiert der falsche Weg.



Insgesamt haben wir also nur einen einzigen Punkt, der tatsächlich poly ist! Schreiben wir alle anderen Punkte alleine auf die Seite der Polys, würde dies bedeuten, dass wir diese positiven Aspekte von Beziehungen Monos nicht zugestehen wollen.

Mit einer solchen Argumentation für Polyamorie möchte ich nicht an die Öffentlichkeit tretten, sorry.

LG
Brian
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Es sind Argumente für mich, warum ich nicht strikt und exclusiv monoamor leben möchte.

Ich möchte einfach frei leben, ohne mich irgend welchen "höheren" Normen unterzuordnen. Und das kann ich in polyamoren Beziehungen - in strikt monoamoren kann ich das wahrscheinlich auf Dauer nicht, allein schon weil es die Begrenzung auf max. eine Liebe gibt.

Polyamor zu sein heißt ja nicht, immer in einer Mehrfachbeziehung leben zu müssen - aber ich kann und darf es, wenn es sich ergibt. Und meine Partnerin(nen) auch.

Dass es verschiedene der aufgeführten Dinge auch in monoamoren Beziehungen geben kann, heißt doch nicht, dass es kein Argument für die Polyamory ist. Denn in polyamoren Beziehungen sind sie typisch, grundlegend - in monoamoren eher als Ausnahme möglich.

Und die meisten Beziehung finden sich ohnehin irgendwo zwischen der idealisierten Polybeziehung und der idealisierten Monobeziehung wieder.

Auch in monogamen Beziehungen können die meisten Menschen mit ihrem Partner offen und ehrlich über Gefühle, Wünsche und Gedanken sprechen.
Über alle? Warum belügen dann so viele ihren Partner, wenn sie eine Affaire hatten (oder auch nur eine Fast-Affaire)? *gruebel*

auch in einer monogamen Beziehung ist man nicht verpflichtet sich schlecht zu fühlen, wenn man nicht alle Wünsche erfüllen kann.
Aber viele fühlen sich so - und haben Angst, der Partner könne diese Defizite außerhalb der Beziehung ausgleichen. In der "romantischen Zweierbeziehung" hat der Partner eben das "Ein-und-Alles" für den Anderen zu sein. *zwinker*

auch unter monogam lebenden Menschen gibt es innige Freundschaften, die einem mit Rat und tat zur Seite stehen.
... aber wehe, es wird mehr als eine innige Freundschaft *ggg*
(Weil: dann wäre es ja Polyamory *zwinker* ).

Monogamie bedeutet weder Besitz noch Abhängigkeit.
Aber viele handeln in der monoamoren Beziehung so - leider. Doch im Vergleich zu einer wirklich liebevollen exclusiven Zweierbeziehung ist es kein Unterschied - stimmt.

denn auch monogame Beziehungen können ohne unkontrollierte Eifersucht auskommen und sich auch an einem Nebenbuhler erfreuen.
Aber typisch ist auch das nicht.
Und sicher, auch polyamore Beziehungen sind nicht immer eifersuchtsfrei.

Aber wie ich schon eingangs schrub: Die meisten Beziehungen sind weder "ideale" Polybeziehungen noch "ideale" Monobeziehungen, sondern irgendwo dazwischen oder noch ganz etwas anderes *g*

Außerdem wirkt natürlich bei fast jedem Poly die monoamore gesellschaftliche Erziehung nach, es ist eben nicht einfach, sich auch innerlich über solche immer wieder vorgelebten Normen hinwegzusetzen - egal, wie sehr sie einen einengen, wenn man sich ihnen fügt.
Dass es verschiedene der aufgeführten Dinge auch in monoamoren Beziehungen geben kann, heißt doch nicht, dass es kein Argument für die Polyamory ist. Denn in polyamoren Beziehungen sind sie typisch, grundlegend - in monoamoren eher als Ausnahme möglich.

Ich fürchte, hier ist wieder ein bisschen mehr der Wunsch Vater des Gedankens.

Ich glaube ebenfalls nicht, dass diese ganzen "Regeln und Normen" und positiven Beziehungseigenschaften prinzipiell polyamoren Beziehungen zuzusprechen sind.

Ich glaube vielmehr, dass Menschen, die sich ernsthaft mit alternativen Beziehungsformen (wie unter anderem(!) Polyamory) auseinandersetzen, einen kunstruktiveren Umgang mit Liebe und Beziehung haben können und vielleicht nur deshalb besser(?) mit Beziehungsdingen umgehen können.

Gute monoamore Beziehungen sind aber in gleicher Weise auf Ehrlichkeit, Offenheit, Verständnis und all diese "moralischen Aspekte der Liebe" angewiesen. Absprechen darf man dies keiner Beziehungsform, höchstens den Menschen, die sich in Beziehungen begeben.

Menschen verhalten sich in monoamoren Beziehungen ja nicht deshalb "schlecht" oder "moralisch verwerflich", weil sie in einer monoamoren Beziehung leben, sondern weil es ihrem persönlichen Naturell entspricht.

Nicht das Monoamore macht Menschen zu Lügnern oder Fremdgehern, sondern ihre jeweils individuellen Eigenschaften und die Lebenssituationen, in denen sie gerade stecken. Und solche beziehungsgefärdenden Eigenschaften und Momente gibt es auch in anderen Beziehungsformen.

Dass Menschen, die sich mit Beziehung mehr auseinandersetzen (egal ob mono, poly, hetero, homo, bi oder sonstwas), besser darin sind, z.B. mit Beziehungskonflikten oder -problemen umzugehen, erscheint mir nur logisch.

Vielleicht ist dies der Vorteil derjenigen, die sich bereits länger mit alternativen Formen auseinandergesetzt haben. In vielen monoamoren Beziehungen erkennt man zumindest meiner Beobachtung nach ein Problem oft erst dann, wenn es zu spät ist. Das liegt aber möglicherweise nur daran, weil die Menschen nirgendwo beigebracht bekommen, wie man an und in einer Beziehung "arbeitet" bzw. wie man sich mit einer Beziehung wirklich auseinandersetzt. Wer dagegen schon länger über Beziehungsalternativen nachdenkt, lernt auch schon mehr darüber, wie er seine eigene(n) Beziehung(en) führen möchte bzw. was er dafür tun muss. Solche Menschen können womöglich auch mit Konfliktfällen besser umgehen.

Und machen wir uns nix vor: Das Konfliktpotential ist auch in Vielbeziehungen nicht gering, wie wir hier in unserer Gruppe ja zuhauf lesen können. Da entstehen durchaus Spannungen, die sich ebenfalls an der Grenze des "moralisch Erträglichen" abspielen, weil einer verletzt ist, obwohl der andere das nicht wollte und der dritte nichts davon wusste uswusf.

Ähm... Mist, ist jetzt nur so runtergekritzelt und hoffentlich in sich konsistent.
*g*
Ich hoffe, es ist verständlich.

Gruß
Chennai
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Ich stimme dir voll zu - die Menschen mit ihren Eigenschaften und Fähigkeiten sind es, die die verschiedenen Beziehungsformen leben und ihnen ihre spezifischen Eigenheiten geben. Und ich wollte mit meinem Text auch keineswegs alle Menschen in monoamoren Beziehungen als Lügner und Betrüger hinstellen.
Doch ist es nicht so (wie du es letztlich auch beschreibst), dass Menschen, die sich offen und aufrichtig mit ihrem Partner austauschen, auch über mögliche Gefühle zu weiteren Menschen, nicht selten dazu neigen, die eingefahrenen Normen und Werte der "klassisch-konservativen" Zweierbeziehung zu hinterfragen und eben nach möglichen Alternativen zu suchen und diese auch für sich zu finden.

Ich glaube ebenfalls nicht, dass diese ganzen "Regeln und Normen" und positiven Beziehungseigenschaften prinzipiell polyamoren Beziehungen zuzusprechen sind.
Für mich ist es das Schöne, dass es eben in der Polyamory kaum feste Regeln und Normen gibt - außer einer: offener und aufrichtiger Umgang miteinander. Alles andere ergibt sich dann im Miteinander daraus.

So gesehen ist es eigentlich für mich das Hauptargument für Polyamory: Alles ist offen und frei, alles ist im Miteinander prinzipiell möglich. *g*
Für mich ist es das Schöne, dass es eben in der Polyamory kaum feste Regeln und Normen gibt - außer einer: offener und aufrichtiger Umgang miteinander.

Oh oh... da werden durchaus wieder berechtigte Einsprüche erhoben werden. Denn genau das ist ja wieder ein Kriterium, das sich Menschen generell von Beziehungen wünschen, nicht nur in polyamoren

*zwinker*
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
das ist ja wieder ein Kriterium, das sich Menschen generell von Beziehungen wünschen, nicht nur in polyamoren
Und was unterscheidet Beziehungen, in denen es keine festen Normen und Regeln gibt außer einem offenen und aufrichtigen Umgang miteinander, von potentiell polyamoren? *zwinker*
Profilbild
********enzo Mann
859 Beiträge
Also ich hätte jetzt fast gedacht, der Polyamory darum geht, zu mehreren Menschen gleichzeitig tiefe Gefühle zu haben.

Seht mich als Spielverderber, aber für mich bedeutet Polyamory mehr als nur IRGENDWAS mit Ehrlichkeit und Offenheit. Polyamory ist nicht "wünsch dir was".

Meine Verständnis von Polyamory mag kein Kuschelkurs zu allem und jeden sein, aber dafür ist es etwas Greifbares und Reales.

Ich gehe davon aus, dass die eigenen und auch die Gefühle anderer immer echt und real sind, auch wenn diese mit der Moral, dem Lebensentwurf, der Weltanschauung oder der relegiösen Ausrichtung im Konflikt stehen.

Die Akzeptanz, dass Gefühle auch real sind, auch wenn sie nicht der Logik oder dem eigenen oder einem fremden Wunsch folgen - führt zu der Erkenntnis, dass eigene und fremde tiefe Gefühle nicht nur auf eine Person als Ziel gerichtet sein müssen.
Somit ist die Liebe zu mehr als einer Person Realität.

Polyamory ist für für mich das Akzeptieren dieser Gefühle, der Versuch des Verstehen und das Integrieren dieser Gefühle in ein Beziehungsmodel.

Die vielzitierten Tugenden wie Ehrlichkeit, Offenheit und so weiter sind einfach nur schmückendes überbewertetes Beiwerk.
Diese Tugenden helfen in jeder Beziehung weiter, egal in welcher Ausrichtung.

Auch ein verkommener Lügner, Betrüger und Sittenstrolch kann mehr als einen Menschen lieben. Ist dieser Mensch dann nicht polyamorös?

LG
Brian
Die vielzitierten Tugenden wie Ehrlichkeit, Offenheit und so weiter sind einfach nur schmückendes überbewertetes Beiwerk.
Diese Tugenden helfen in jeder Beziehung weiter, egal in welcher Ausrichtung.

Auch ein verkommener Lügner, Betrüger und Sittenstrolch kann mehr als einen Menschen lieben. Ist dieser Mensch dann nicht polyamorös?

Volle Zustimmung.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Ich gehe davon aus, dass die eigenen und auch die Gefühle anderer immer echt und real sind, auch wenn diese mit der Moral, dem Lebensentwurf, der Weltanschauung oder der relegiösen Ausrichtung im Konflikt stehen.
Ich auch. Habe ich dem widersprochen?

Also ich hätte jetzt fast gedacht, der Polyamory darum geht, zu mehreren Menschen gleichzeitig tiefe Gefühle zu haben.
So ist es doch auch - und wohin führt letztlich eine liebevolle Zweierbeziehung, in der beide völlig offen und vorbehaltlos miteinander kommunizieren spätestens dann, wenn einer von beiden Liebe zu einem weiteren Menschen entwickelt (und das kann prinzipiell jeder, der sich nicht bewusst oder unbewusst gegen eine zweite Liebe sträubt)? Meist in eine polyamor offene Beziehung.

Auch ein verkommener Lügner, Betrüger und Sittenstrolch kann mehr als einen Menschen lieben. Ist dieser Mensch dann nicht polyamorös?
Wenn er die Menschen, die er vorgibt zu lieben, auch bezüglich seiner Beziehungen belügt und hintergeht - Nein, dann ist er nicht polyamor.
Ich sage dann sogar, dass er seine Partner(innen) nicht wirklich liebt - gerade weil er sie belügt und betrügt. Für mich schließt das eine das andere aus.

Wenn er aber in diesen Liebesbeziehungen offen und ehrlich mit seinen Partner(innen) umgeht - warum sollte dann nicht auch ein Trickbetrüger, Zuhälter, Rechtsanwalt, Gebrauchtwagenverkäufer, Immobilienmakler, ... polyamor sein *ggg* (ich entschuldige mich ausdrücklich bei allen aufgeführten Berufsgruppen, deren Klischees ich mich gerade bedient habe und bei denen, die ich vergessen habe *zwinker* ).
Eifersucht...
Hatte ich eigentlich nach 8 jahren Swingerei als überwunden geglaubt.
Ha, von wegen.
Jetzt festhalten, wenn meine Frau im Club unter drei kerlen begraben liegt juckt mich das nicht die Bohne.

Aber als meine Freundin mir gesagt hat dass Sie eine Affäre hat (und mal sehen wie sich das ganze so entwickelt) habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen und Ihr das wirklich übelgenommen, und als ich ein Bild von dem gesehen habe dachte ich nur "AAAH...mit SOWAS???".
OK, die Affäre ist seit einer Woche beendet (aus verschiedenen Gründen) und die beiden haben sich ziemlich verkracht, aber es schmerzt noch immer.
Genauso wie es mir wehtut dass sie noch ein gutes verhältnis zu Ihrem ex hat und sogar noch mit dem in urlaub fährt obwohl er sie in der Beziehung wirklich wie Sch... behandelt hat und normalerweise mit der Schrotflinte vom Hof gejagt werden müsste.
Aber natürlich darf ich DAZU nichts sagen, sie würde eher mich wegjagen als den.

Hätte nie gedacht dass ich noch so reagieren würde.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Wo landen wir jetzt hier gerade?
Profilbild
********enzo Mann
859 Beiträge
Wenn er die Menschen, die er vorgibt zu lieben, auch bezüglich seiner Beziehungen belügt und hintergeht - Nein, dann ist er nicht polyamor.
Ich sage dann sogar, dass er seine Partner(innen) nicht wirklich liebt - gerade weil er sie belügt und betrügt. Für mich schließt das eine das andere aus.

Und da haben wir es wieder: "Polyamoröse Menschen sind die besseren Menschen!" und können entscheiden, wer richtig und wer falsch liebt...

Ganz ehrlich, für mich gehört zur Polyamorie viel mehr noch als Ehrlichkeit, das Mitgefühl.

Ich selbst bin ein Mann der erst nach vielen Irrwegen, sehr vielen unbedeutenden Flirts, gescheiterten Beziehungen, Untreue und ganz ganz viel moralisch inkompatiblem Spaß den Weg zur Polyamorie gefunden hat. Wahrscheinlich kann ich deswegen niemanden verurteilen, der wie ich einfach nur versucht irgendwie zurande zu kommen, bin ich eben kein Heiliger.

Natürlich ist es nicht schön seinen Partner zu belügen, doch es ist für mich nachvollziehbar warum es einige Menschen es tun (müssen). Wenn man sich in Ihre Lage hinein versetzt und mal ein klein wenig weniger der Messias ist, dann kann man es mitfühlen, verstehen, nachempfinden oder einfach akzeptieren.
Das Leben ist nun mal kein Ponyhof.

Auch die erhabene Forderung nach einer offenen und vorbehaltlosen Kommunikation ist weltfremd. In einer Beziehung kann man so gut wie gar nicht vorbehaltlos sein. Ich jedenfalls kann nicht so tun als würde die Beichte einer neuen Liebe keine Risiken beinhalten, als würde Nichts auf dem Spiel stehen.


Wir sind ein sehr "erfolgreiches" Polygespann, aber auch wir sind nicht perfekt. Wo bitte bleibt die Ehrlichkeit, wenn die Selbstdarstellung der Polywelt nur aus samtweichen, rosafarbenen Wolken zu bestehen scheint. Die Polys die ich kenne, die mussten sich ihre Welt, ihr Selbstverständnis hart erarbeiten, Tränen vergießen und wenn Sie es richtig gemacht haben, auch Fehler machen. Ich glaube das nennt man dann "das Leben".

Ich denke genau das würde ich mir als Zeitungsartikel Wünschen.
Die Aussage: Polys sind Monos und nur von der Anzahl her mehr!

LG
Brian
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Wer für sich persönlich einen Weg gewählt hat und hier darüber schreibt, warum er diesen Weg für sich als gut empfindet, der wertet mit dieser Argumentation doch niemand anderen ab.
Wer für sich ganz persönlich entscheidet, der entscheidet doch nicht, dass jeder, der anderes möchte, schlechter ist.
Wenn jemand hier Argumente für ein polyamores Ausleben anführt, so bedeutet das doch nicht, dass er die Gegenargumente eines monogamen Menschen abwertet...

Vielleicht ist mein Gedankengang, den ich jetzt gerade habe ein wenig seltsam, aber ich fühle mich hier - in dieser Diskussion - gerade so, wie es mir oft beim Grillen ergeht, denn ich bin Vegetarier.
Zur Erklärung dieser sicher seltsamen "Parallele":
Ich esse aus Überzeugung kein Fleisch und habe das FÜR MICH so entschieden.
Ich bin überhaupt nicht missionarisch unterwegs, versuche da niemanden zu bekehren und dränge auch ungefragt niemandem meine Überlegungen auf.
ICH möchte einfach nur so leben dürfen, wie ich das für mich persönlich verantworten kann.
Allerdings muss ich mich sehr oft rechtfertigen, weil Leute mir unterstellen, wohl irgendwas irgendwie zu denken und Fleischesser zu verurteilen oder zu werten.

Das finde ich etwas nervig, aber es ist wohl leider nicht zu ändern. Bezug zum Thema hier und zu der Art, wie hier gerade diskutiert wird:
Leben und leben lassen, sofern niemand dem anderen schadet, wäre schön. Soll doch jeder den Weg gehen, der ihm der Seine erscheint und gut isses.

Allerdings befinden wir uns hier doch in einer Gruppe von Menschen, die sich über ihre polyamoren Empfindungen und das, was damit zu tun hat, austauschen möchten.
Hier dann mal den Raum genau dafür zu nutzen, ist doch Sinn und Zweck dieser Gemeinschaft, oder?
Mit Abwertung von anderen Lebensmodellen - oder mit "Überhöhung" von irgendwas - hat das doch gar nichts zu tun!

Natürlich kann ganz Vieles auch in monogamen Beziehungen genau so empfunden werden.
Beziehungen werden von Menschen gelebt und Menschliches hat somit auch - logisch - überall Raum.
Aber HIER geht es nun mal um Polyamorie und ich finde es ein wenig mühselig, jetzt bei jedem Satz, der geschrieben wird, deutlich zu machen, dass es gleichwertige Lebensformen gibt.
Darüber besteht doch keine Uneinigkeit, oder habe ich da was überlesen, was ursächlich für eine gegenteilige Vermutung sein könnte?
Profilbild
********enzo Mann
859 Beiträge
Hallo liebe @Soukie_3,
wahrscheinlich hast Du tatsächlich etwas überlesen, den Titel dieses Forums.

"Geplanter Zeitungsartikel"

Es geht also nicht darum wie und worüber sich die Mitglieder dieser Gruppe untereinander unterhalten, sondern darüber, wie man Polyamorie in einem Zeitungsartikel erklärt und erläutert.

Das Medium Zeitung ermöglicht keinerlei sofortige Reaktion auf eine Nachfrage, wie beim Grillen oder wie in diesem Forum.
Gleichzeitig kann man, wenn man einen Zeitungsartikel schreibt nicht einfach ein Grundwissen voraus setzen, so wie es hier im Forum so beliebt ist.

Gehe einfach davon aus, dass der Mensch der in einer Zeitung über Polyamorie liest, noch nie etwas davon gehört hat. Höstwahrscheinlich kennt dieser Mensch zum größten Teil nur monogame Beziehungen und hat von Swingern, Offenen Beziehungen und homosexuellen Beziehungen nur ein begrenztes mit Vorurteilen behaftetes Wissen.

Das ist der Punkt an dem wir diese Menschen abhohlen müssen, egal ob es uns gefällt oder nicht. Diesem Menschen möchte der Zeitungsartikel jetzt die Welt der Polyamorie nahe bringen. Also Interesse wecken ohne Sensationslust, ohne einen erhobenen Zeigefinger auf der einen noch auf der anderen Seite.

DAS ist das Tema dieses Forums.

Mittlerweile empfinde ich es auch als sehr mühselig, dass es von Polyamoristen als viel wichtiger empfunden wird, ständig zu betonen wie offen und ehrlich, moralisch einwandfrei und individuell weiterentwickelt wir alle sind.
Und dann kann man bei aller hochentwickelten Kommunikation noch nicht mal auf das Foren-Thema eingehen, geschweige den es konstruktiv zusammen diskutieren.

Um mal bei deinem Beispiel zu bleiben:

Auf einer Grillfeier wirst du gefragt, was dich in deiner Überzeugung bestärkt hat Vegetarier zu werden und wie dein Weg dahin ausgesehen hat, was es für Widerstände gab und wie du konkrete Sachverhalte gemeistert hast.

Jetzt stell Dir bitte vor Du antwortest auf diese Frage:
"Vegetarier werden satt!"

Glaubst du tatsächlich, dass dies eine passende Antwort ist?
Hier im Forum scheinen einige dieser Überzeugung zu sein, sie antworten auf die Frage:

Was hat dich in deiner Überzeugung bestärkt Polyamorös zu leben? Wie hat dein Weg dahin ausgesehen, was es für Widerstände gab und wie du konkrete Sachverhalte meistern?

"Polyamorie bedeutet seinen Partner nicht zu belügen!"



Und nochmal:

Wenn ich nach den Unterschieden zwischen Poly und Mono gefragt werde und ich antworte: "Polys sind ehrlicher!" dann bedeutet diese Antwort im Umkehrschluss: "Monos sind verlogener!"

Wenn Euch eure eigene Aussage nicht gefällt, dann solltet Ihr aufhören diese Aussage zu wiederholen!

Viele liebe Grüße
Brian
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
"Polyamorie bedeutet seinen Partner nicht zu belügen!"
Falsch widergegeben.

Prinzipiell zeugt es in meinen Augen von wenig Liebe, wenn man seinen Partner belügt oder hintergeht. Und da habe ich wohl sehr viele Menschen hinter mir, die gleicher Meinung sind. [¹]

In einer polyamoren Beziehung muss ich niemanden belügen, muss ich nichts verheimlichen, wenn ich mich in einen weiteren Menschen verliebe. Und da ich ihn liebe, werde ich das auch nicht wollen.

In einer strikt monoamoren Beziehung habe ich diese Möglichkeit nicht, wenn ich nicht die monoamore Beziehung als solche gefährden möchte. Entweder, ich unterdrücke meine Liebe zu einer weiteren Person (dann belüge ich letztlich mich), ich lebe diese weitere Liebe heimlich (dann belüge ich meine Partnerin) oder ich verlassen die strikt monoamore Beziehung (entweder durch Beenden oder - so der Partner mitmacht - durch Öffnung).

Wenn du daraus ableitest, dass Polys die "besseren" Menschen sind, so scheinst du damit ein Problem zu haben. Ich sage das nicht und meine das auch nicht.
Was ich aber stark vermute (und andere hier auch schon geäußert haben): Menschen, die intensiv und reflektierend über ihr Leben, ihre Lieben und ihre Beziehungen nachdenken, sich damit bewusst auseinander setzen, leben eher in nicht strikt monoamoren Liebesbeziehungen. Ob sie deshalb die "besseren" Menschen sind, hängt vom Maßstab und dem Blickwinkel ab, den man ansetzt.

------------------------
[¹] Es gab eine Zeit, in der ich meine Frau auch belogen habe. Ich habe Dinge vor ihr verheimlicht und mich damit vor mir gerechtfertigt, dass diese Informationen ihr ja nicht gut tun würden, dass ich sie davor schützen muss. Aber es waren Dinge, die durchaus uns beide, unsere Beziehung betroffen haben - und ich weiß heute, dass ich es hauptsächlich nur aus Egoismus und Feigheit ihr nicht gesagt habe und ihr etwas vorspielte. Ich wollte halt weiter so vor ihr erscheinen, wie ich annahm, dass sie nur so mich lieben kann. Aber durch diesen Egoismus, diese Feigheit habe ich unsere Liebe mit Füßen getreten und mich immer mehr von ihr entfernt. Zum Glück hat sie mich wachgerüttelt, mich wieder zurück in unsere Liebe, unser Gemeinsamsein geführt. Und im Vergleich zu damals fühle ich mich heute als besserer Mensch. Sonst würde ich mich wohl eher wieder so wie damals verhalten wollen.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Wenn ich nach den Unterschieden zwischen Poly und Mono gefragt werde und ich antworte: "Polys sind ehrlicher!" dann bedeutet diese Antwort im Umkehrschluss: "Monos sind verlogener!"
Ich konkretisieren für dich noch einmal dieses eine "Argument":

Polys sind in Bezug auf ihre Beziehungen zu anderen Menschen ehrlich - ehrlich zu sich selbst und ehrlich auch gegenüber ihren/m Partner(n).

Genau in diesem Zusammenhang sind es viele Menschen in einer strikt monoamoren Beziehung nicht - sie können bzw. dürfen es gar nicht nicht sein, wenn sie diese strikt monoamore Beziehung nicht gefährden wollen. Weil sie keine weiteren Liebesbeziehungen führen dürfen.
Diese Beschränkung kann selbst auferlegt sein, sie kann auch vom Partner so gefordert sein und/oder man fühlt sich durch eine entsprechende gesellschaftliche Norm dazu gezwungen.

Und wem Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gegenüber den/m Menschen, die/den man liebt, ein hohes Gut ist, der wird sich schlecht fühlen, wenn er dies durch äußere Zwänge nicht tun kann/darf. Ich fühle mich wesentlich besser, seit ich mich von diesen Zwängen befreit habe.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Nachtrag:
Menschen, die mehrere Liebesbeziehungen heimlich nebeneinander führen (und damit ihre Partner hintergehen), führen in meinen Augen keine polyamore Beziehung, sondern mehrere monoamore Beziehungen parallel.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Wie ich bereits geschrieben habe, glaube ich nicht, dass Menschen sich an irgendeine Definition halten, wenn sie lieben. Durch Definitionen wird versucht irgendetwas zu sortieren, was doch sehr individuell ist - wie diese Menschen.

Mono und poly scheinen mir Versuche zu sein, menschliches Empfinden in durch Sozialisation geprägte "Schubladen" zu packen, weil man sich dadurch sicherer und "sortierter" glaubt. Wir versuchen, Emotionen zu verstehen, zu lenken und unser Leben - unsere tiefen Gefühle - zu "regeln" - in Regeln zu packen und sich dann diesem Päckchen zuzuwenden.

Emotionen verunsichern uns besonders da, wo sie nicht in unser Bild von dem passen, was heute alles sortiert werden muss.
Wir wollen verstehen, was kam greifbar ist - was wir kaum definieren können - was wir mal so allumfassend Liebe nennen.

So sehr sich Forschung und Wissenschaft aber mit diesem komplexen Gefühl beschäftigt haben, und so sehr uns auch vieles chemisch erklärt werden kann:
Sind wir in der Situation, sind wir oft zu emotional, um noch klar denken zu können.

Zurück zum Zeitungsartikel:
Ich persönlich glaube also nicht, dass es DEN monogamen ODER DEN polyamoren Menschen gibt.
Es gibt Menschen, die auf bestimmte Dinge in bestimmter Weise reagieren.
Der Rest ist Kopf (Ersteres natürlich auch! *zwinker* ).

Es geht nicht um besser oder schlechter.
Es geht darum, was ein Mensch mit dem, was er fühlt anfängt.

Dass es serielle Monogamie gibt zeigt doch, dass es nicht nur "den/die Eine(n)" im Leben gibt - so sehr sich auch manche Frau den Prinz auf dem weißen Ross wünschen mag. Träumen ist etwas Schönes!

Eine Problematik sehe ich z.B. in diesen wunderschön romantischen *zwinker* Liebesfilmchen.
Sie enden da, wo in der Realität oft alles anfängt und beschreiben ggf. ein Sich-entscheiden als notwendiges Muss.

Außerdem leben wir in einem Land, was völlig "schräge" Familienpolitik in Gesetzen umschreibt. Ein Familienbild, welches nicht der heutigen Realität entspricht und aus einer Zeit stammt, die (glücklicherweise) vorbei ist.
Ich will jetzt gar nicht anfangen über Ehegattensplitting zu schreiben - das gehört dann hier nicht hin, aber:
So lange wir nicht schaffen, eine politische Basis zum Umdenken zu erreichen, so lange können wir Geschichten in Zeitungen tippen lassen, die für den Leser nicht mehr sind, als ein netter Frühstücksroman.

Aus dieser Ecke müsste das Ganze m.E.n. raus und dazu gehört mehr, als ein Interview...
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
@ Brian:

Das Problem ist, dass wir hier natürlich mit Menschen diskutieren, deren persönlichen Hintergrund wir - logisch - nicht vollständig kennen können.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir gar nicht so weit voneinander weg denken, aber trotzdem - irgendwie - aneinander vorbei schreiben...

Hm... (?)
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