Genau das beschäftigt mich auch!
....ich lebe schon mein ganzes Leben lang offene Beziehungen, bin aber erst vor ca. einem Jahr das erste Mal auf den Begriff Polyamorie gestoßen. Einerseits kann ich mich sehr gut damit identifizieren, aber vieles, was ich seitdem darüber gelesen oder gehört habe, irritiert mich ziemlich...und dazu gehört auch das Ausmaß an Offenheit, wie es wohl von vielen praktiziert wird.
Ich kann nicht sagen, dass ich je in einem "Poly-Netz" gelebt habe, wo jeder jeden kennt und wo von jedem die intimsten Dinge die Runde machen. Mir war immer wichtig, dass nicht gelogen wird, was Gefühle für andere und Beziehungen/Affären mit anderen angeht. Von daher wusste ich immer, ob der andere noch jemanden oder auch mehrere andere hat, ich habe aber nur selten überhaupt jemanden davon kennengelernt und habe auch nicht ständig nachgefragt. Manchmal ergaben sich Gespräche darüber, was mit anderen läuft, aber meist haben wir das eher diskret behandelt.
Es wäre mir auch nie in den Sinn gekommen, zwei Männer von mir einander vorzustellen. Wenn es sich ergibt, ist sowas okay, aber als Prinzip, und dann noch mit dem Anspruch, die sollen sich möglichst auch noch mögen...also das empfinde ich als viel zu kompliziert, da kann man sich auch Probleme heranzüchten....
Mir ist für mich selbst wichtig, dass ich auch einen geheimen Raum habe, den kein anderer betritt, und ich wünsche mir das auch für jede Beziehung in einem Geflecht aus Beziehungen. Ich möchte nicht alles erzählen, was ich mit einem Menschen unter vier Augen erlebe und ich will auch nicht alles wissen, was der andere mit seinen weiteren Geliebten alles macht.
Ich bin mehr eine Individualistin, die auch ihre Grenzen braucht, ich könnte auch nie in so einer spirituellen Gemeinschaft leben, wo alle das Ideal haben, dass jeder in Kontakt mit jedem ist und sich auch alle ständig miteinanderauseinander setzen...das wäre mir viel zu anstrengend!