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Einverständnis - worauf bezieht sich das?

Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Themenersteller 
Einverständnis - worauf bezieht sich das?
"Polyamory ist ein Oberbegriff für die Praxis, Liebesbeziehungen zu mehr als einem Menschen zur gleichen Zeit zu haben. Dies geschieht mit vollem Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner.",
meint Wikipedia.

Worauf bezieht sich "Einverständnis" Eurer Meinung nach:

1. Auf die Lebensform als solche? Das würde bedeuten, dass ich lieben kann, wen ich will. Auch wenn vorhandene Lieben damit ein Problem haben.

Oder
2. Auf einen neu hinzukommenden Menschen? Und wenn ja, wie lange? Können vorhandene PartnerInnen ein neues Mitglied im Beziehungsnetz erst annehmen und später ablehnen? Dann läge ja kein Einverständnis mehr vor, und eine Beziehung wäre nicht mehr polyamor.

Oder
3. Beides? Also generell ja, aber mit Einschränkungen (Stichwort Vetorecht) bezüglich einzelner Personen.

Oder
4. Ist das wurscht, Hauptsache alle Beteiligten kommen irgendwie damit zurecht, wenn auch mit Bauchweh?
Oder nach dem Motto: "Hauptsache, ich kann zu dem stehen, was ich tue. Jeder ist nur für sich verantwortlich." Den Rest lasse ich bei den Anderen.
Hallo *ggg*

Welch ein interessantes Thema!

Ich denke dass es darauf an kommt in was für einem Polysystem man lebt.

Natürlich muss auf Allen Seiten das Einverständnis zur Polyamorie vorhanden sein.

Ich denke 2. und 3. sind je nach System unterschiedlich. Bei uns ist es so, dass es ein generelles Vetorecht gibt - von dem aber vermutlich keiner gebrauch machen würde wenn man merkt dass die neue Person wirklich geliebt wird und dazu dem Partner auch noch gut tut.

Aber ob dies von allen Polys so gelebt wird wage ich zu bezweifeln. Der oder die Neue wird ja in den meisten Fällen schon durch ein Raster geschoben.

Da gibt es vielleicht auch einen Unterschied ob es sich um zwei oder mehrere eigenständige Center handelt oder eine Beziehung die Primär-Beziehung bildet.

Fazit: mE ist 1. essentiell, da sonst schon die Grundlage wackelt.
der Rest ist vermutlich flexibel von Gruppe zu Gruppe....

Ich bin gespannt wie die Anderen leben!

Lieben Gruß!
*****aer Mann
2.737 Beiträge
Danke Tom ...
... für diese Gedanken.

Für mich persönlich steht dieses Wort "Einverständnis" für die Zwangsfreiheit. Die bewusste Akzeptanz der Beziehungskonstellation wie sie sich in diesem Moment darstellt. Entwicklungen, wie Du sie hier
Beziehungsnetz erst annehmen und später ablehnen? Dann läge ja kein Einverständnis mehr vor, und eine Beziehung wäre nicht mehr polyamor.
darstellst sind immer möglich, wie das Leben eben so spielt.

Nehmen wir mal an A liebt B, A lernt C kennen und lieben, C mag erst B auch lieben, eine Liebe die sich allerdings auseinander entwickelt und die Liebe zwischen B und C erlischt, ist aber B einverstanden dass A Partner C liebt und liebt weiter A, würde ich das durchaus als Polyamore Beziehung erkennen. Erst wenn B meint, A die Liebe zu C verbieten zu müssen, dagegen aktiv vorgeht, ist für mich die Polyamorie verloren gegangen.

Hab' ich das jetzt verständlich formuliert *nachdenk*
Nachfragen erlaubt *ja*

Liebe Grüße in die Runde vom

Polybäääär
****_sl Frau
2.510 Beiträge
Meine Grundüberzeugung zum Thema Polyamory ist - es ist völlig unlogisch für mich, mich von einem Partner den ich liebe und mit dem ich gerne lebe zu trennen, nur weil ich einen anderen auch liebe und auch mit dem gerne Zeit verbringe.

Ich bin weniger die Person die das sehr bewusst herbeiführt, sondern es passiert mir einfach. Ich bin schon mal generell neugierig und offen und ...kann mich verlieben, nicht wahlos, und unendlich. Aber zumindest eine weitere Person kann ich auch innig partnerschaftlich lieben.

So bin ich zufrieden - und es fördert die Zufriedenheit in allen meinen Beziehungen, wenn ich zufrieden und ausgeglichen bin. Immerhin gebe ich ja jeweils Energie in diese Beziehungen.
Harmonische, unterstützende, und erlebnisreiche Partnerschafen zu führen ist ein hoher Wert für mich.

Einverständnis ist mir - würde ich es sehr hart ausdrücken wollen im Grunde egal. Mir muss niemand sein Einverständnis geben - ich lebe wie ich lebe, immer offener und das kann man dann akzeptierten oder nicht. Das steht jedem frei und somit bedarf es hier auch nicht meines Einverständnisses.

Grenzen achte ich bei der Kommunkation - denn dann betrifft es den anderen ja dirket. Ich habe einen Partner der mit meiner Lebensweise ok ist, sie aber nicht diskutieren will. Das ist für mich ok, es schränkt mich nicht ein.

Ich finde, ich achte immer noch viel zu wenig auf meine eigenen Bedürfnisse und arbeite hart daran - das Wunder, je mehr ich das lerne, je besser ich es umsetze, ohne große Diskussion ohnen ständiges Rückversichern, je ausgeglichener bin ich, je fairer mit meinen Mitmenschen, je liebevoller und je mehr ich meine eigenen Grenzen achte - je besser kann ich die des anderen achten. SEINE Grenzen, nicht seine Wünsche was meine Grenzen betrifft.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Themenersteller 
Verhalten
Erst wenn B meint, A die Liebe zu C verbieten zu müssen, dagegen aktiv vorgeht, ist für mich die Polyamorie verloren gegangen.

Es geht mir, auch wenn das im Eingangstext so erscheinen mag, nicht um die Frage, wann was noch "poly" ist, sondern was für die Beteiligten in einem System akzeptabel ist und wie sie sich in den verschiedenen Situationen verhalten könnten, sollten...

Noch anders formuliert: Was erfordert die Liebe, die Selbst-Verantwortung und/oder Euer Harmoniewunsch in polyamoren Beziehungen?
Zunächst müsste man sich meiner Meinung erst mal einig sein, ob die Wikipedia Definition überhaupt allgemeingültig und akzeptiert ist unter den polyamor lebenden Menschen. Darüber gab es schon ansatzweise Diskussionen in dem Thread:

Polyamory: Beitrag in SWR2

Ehrlich gesagt ist es mir egal, was Wikipedia meint. Aber die geneigten Leser|nnen haben natürlich- wie ich - alle Freiheit sich da wiederzufinden, wo der TE meint Klassifizierungen bilden zu wollen.

Ich halte es da viel eher mit Oliver Schott und seinem "Lob der offenen Beziehung", der sich wohlwollend und gleichzeitig kritisch mit polyamorem Leben auseinandersetzt (S. 93-98)

Ich habe keine Lust, hier Passagen abzutippen, ein paar Sätze, die zu Punkt 2 der Liste des TE zutreffen dennoch zitieren:

Es gibt verschiedene Formen der Polyamorie, und manche stehen meiner Vorstellung von offenen Beziehungen näher als andere. Gerade wenn das Prinzip des informierten Konsens aller Betroffenen sehr ernst genommen wird, tendiert Polyamorei eher zu einer Form von Polygamie.... In diesem Fall bilden sich Liebesgruppen, die nach außen nicht weniger scharf abgegrenzt sind als monogame Liebespaare. Innerhalb dieser Gruppen sind gewissermaßen alle mit allen "zusammen", ..., aber intime Kontakte zu Außenstehenden sind nicht erlaubt. Vielemhr muss die ganze Gruppe zustinmmen, die betreffende Kandidat|in in die Gruppe aufzunehmen. Von einer monoamoren Beziehung unterscheidet sich diese Form der Polyamorie eigentlich "nur" durch die höhere Anzahl der Beteiligten. Es handelt sich dann doch wieder um eine exklusive Beziehungsform." (O. Schott S. 97-98)

Es gab übrigens letztens auf der Schweitzer Liste einen interessanten Beitrag, in dem das Buch von Herrn Schott eine Rolle spielte. Aber das nur nebenbei.

Ein letztes Zitat, bevor ich das Feld räume:

Polyamorie ist leider nicht frei von der Tendenz, all die unschönen, konformistischen Merkmale einer "Szene" oder einer "Bewegung" zu entwickeln.

Ja, das stimmt aus meiner Sicht. Das geht sogar soweit, dass Definitionen in Wikipedia eingestellt werden, die statt Weite Enge schaffen bzw. statt "sowohl als auch" ein "entweder oder" postulieren.

Herzlich
*blume*
Falcon
*****aer Mann
2.737 Beiträge
Da kann ....
.... ich nur persönlich meinen. Wirst Du 100 Polykonstellationen fragen, wirst mehrere 100 Antworten bekommen.

Selbstverantwortung für mich JA!
Harmoniebedürfnis unbedingt!

Das sind Attribute, die für mich zur Liebe an und für sich dazu gehören.

@**xy
Einverständnis ist mir - würde ich es sehr hart ausdrücken wollen im Grunde egal. Mir muss niemand sein Einverständnis geben

Ich versteh in diesem Zusammenhang nicht, dass Dir ein Liebender sein einverständnis geben muss, kann er das überhaupt?
Da verstehe ich viel mehr dass er für sich sein Einverständnis findet. Kann er das nicht, wirst Du ohne ihn da stehen.

Liebe Grüße vom

Polybäääär
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Wikipedia:
Ich finde die Beschreibung in Wikipedia sehr gut und treffend. Sie grenzt deutlich von rein sexuellen Mehrfachbeziehungen wie auch heimlichem Fremdgehen ab - denn beides kann in Verbindung mit Polyamory auftreten, ist aber nicht bezeichnend.

Und diese Beschreibung scheint auch von der Mehrheit so angenommen zu werden, denn das ist ja das Schöne an Wikipedia: Wenn man anderern Meinung ist, kann man Änderungen vorschlagen und darüber dann auch diskutieren. Und wenn die Änderungen sachlich begründet sind, werden sie in der Regel auch übernommen.

Einverständnis:
Dieses Einverständnis aller muss zumindest so weit vorhanden sein, wie die Freiheit innerhalb des polyamoren Beziehungskonstrukts vereinbart wurde. Es gibt ja zum Beispiel geschlossene polyamore Netze, in denen weitere Lieben nicht so ohne weiteres gewünscht sind. Als Gegenbeispiel gibt es aber auch Beziehungen, die frei und offen jede liebevolle Erweiterung akzeptieren bzw. tolerieren (deswegen muss man ja den neuen geliebten Menschen eines Partners ja nicht unbedingt gleich selbst lieben *zwinker* ).

Für alles, was innerhalb einer Beziehung passiert, muss doch nicht nur in polyamoren Partnerschaften ein Einverständnis der Betroffenen vorliegen. Dieses kann generell passieren oder auch explizit. Andernfalls würde es die Beziehung belasten und das Vertrauen zerstören.

Ist eine Beziehung nicht mehr polyamor, wenn ich mit dem fünften Lover meiner Partnerin nicht mehr einverstanden wäre, weil ich mich dann einfach zu sehr zurück gesetzt fühle (weil für gemeinsame Erlebnisse zu zweit z.B. kaum noch Zeit bleibt)? (die Zahl ist rein willkürlich, wie auch die Geschlechterverteilung).

Ich sehe den Begriff "Einverständnis" hier im Sinne von: Alles, was in der polyamoren Beziehung passiert, passiert im Konsens oder zumindest auf der Basis eines ausgewogenen Kompromisses.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
@Falcon_Fly
**************** Schott::
Vielmehr muss die ganze Gruppe zustinmmen, die betreffende Kandidat|in in die Gruppe aufzunehmen. Von einer monoamoren Beziehung unterscheidet sich diese Form der Polyamorie eigentlich "nur" durch die höhere Anzahl der Beteiligten. Es handelt sich dann doch wieder um eine exklusive Beziehungsform.
Ja, es ist dann eine exklusive Beziehungsform - aber ist sie nicht trotzdem polyamor?
Sie baut darauf auf, dass jeder Mensch mehr als einen anderen in einer Partnerschaft lieben kann. Das wird hier im Wissen und Einverständnis aller gelebt. Und genau das hatte ich auch in meinem vorhergehenden Text mit im Hinterkopf.

*******Fly:
... Das geht sogar soweit, dass Definitionen in Wikipedia eingestellt werden, die statt Weite Enge schaffen bzw. statt "sowohl als auch" ein "entweder oder" postulieren.
Das kann ich nun gerade in dem Wikipedia-Artikel nicht erkennen *oh*
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Eben erst entdeckt *g*
Noch anders formuliert: Was erfordert die Liebe, die Selbst-Verantwortung und/oder Euer Harmoniewunsch in polyamoren Beziehungen?

Für mich erfordert die Liebe gar nichts (außer Offenheit und Ehrlichkeit untereinander - bei dem Punkt kann ich inzwischen sehr pingelig werden *zwinker* ).
Alles Andere ergibt sich dann daraus - ich kann nicht im Vorfeld sagen: "Solange du nicht mehr als doppelt so viele Geliebte hast wie ich ..." oder so *ggg*

Wichtig ist für mich, dass wir im Miteinander einen gemeinsamen Konsens für den Augenblick finden. Und wenn mit einem beteiligten Partner ein Konsens nicht zu finden ist (und auch kein tragbarer Kompromiss), dann müssen wir überlegen, ob und wie wir den Weg trotzdem gemeinsam weiter gehen können.

Die Liebe zu diesem Partner ändert sich in dem Augenblick doch nicht - man kann auch in Liebe auseinander gehen, wenn man merkt, dass die Interessen nicht mehr zusammen passen. *ja*

Ich könnte jedenfalls keine Partnerin festhalten und von ihr erwarten (oder gar verlangen), dass sie sich meiner Meinung unterordnet. Damit würde ich sie bevormunden - und das hat mir gegenseitigem Einverständnis nichts mehr gemein.
@sorbas
Das kann ich nun gerade in dem Wikipedia-Artikel nicht erkennen

Schade. Denn ich schätze Dich im Allgemeinen für Deinen Blick über den Tellerrand hinaus *g*.

Wenn in einer Definition die Worte:

Einverständnis aller beteiligten Partner

benutzt werden, impliziert das für mein Verstandnis die Machtausübung bzw. auch die Machtausnutzung (wer von uns ist schon Jesus?) der bereits vorhandenen Menschen. Zumindest die Möglichkeit dazu... was ist das anders als als Enge im Ergebnis?

*blume*
Falcon
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*******Fly:
Wenn in einer Definition die Worte:

Einverständnis aller beteiligten Partner

benutzt werden, impliziert das für mein Verstandnis die Machtausübung bzw. auch die Machtausnutzung (wer von uns ist schon Jesus?) der bereits vorhandenen Menschen. Zumindest die Möglichkeit dazu... was ist das anders als als Enge im Ergebnis?
Siehst du in einem fehlenden Einverständnis ein Verbot?

Vielleicht ist da der Unterschied unserer Betrachtungsweise. Für mich heißt "Einverständnis aller beteiligten Partner" so viel wie "einvernehmlich".

Aber es stimmt: eigentlich ist das Wort überflüssig, weil das gegenseitige Einverständnis mit der Art und Weise, wie man miteinander umgeht, für mich in einer Liebesbeziehung selbstverständlich sein sollte.
Es ist automatisch impliziert. Ich würde in einer Liebesbeziehung nie etwas für die Beziehung Entscheidendes machen wollen, womit mein Partner nicht einverstanden ist - dann würde ich eher erwägen, die Beziehung zu beenden, wenn ein Einvernehmen möglich ist.
Ich finde den Begriff dennoch wichtig hier, weil er für viele anscheinend nicht selbstverständlich ist.

Ohne das "Einverständnis" würde es bedeuten, dass jemand, der seinem Partner sagt, dass er/sie jetzt zu einer/m anderen Geliebten geht, und diesen dann verzweifelt, heulend, außer sich vor Eifersucht (und damit ganz offensichtlich ohne Einverständnis) zurück lässt, auch polyamor wäre.
In meinen Augen würde jemand, der so handelte, seinen Partner gar nicht lieben - aber das sehen manche ja auch anders *schiefguck*
Noch was
So kommt vermutlich vielen Menschen die Polyamorie vor, wenn sie sie (endlich) für sich endeckt haben:

Psalm 23:
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
3 Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Das Schlaraffenland an sich...

Und dann kommt (oftmals) die Realität mit Beschränkungen, Ängsten, Eifersucht, Vergleichen und die Wikipedia Definition als Korsett für die Unsicheren.

Und plötzlich ist das Gras auf der Aue abgefressen, die Quelle vertrocknet, die Liebe reglementiert...

*blume*
Falcon
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Sorry, meine Liebe - aber im Miteinander mehrerer Menschen geht es nun einmal nicht mit grenzenloser Freiheit a la "Jeder kann tun und lassen, wie es ihm beliebt." Dahinter gehört zumindest der Nachsatz "... solange er damit nicht die Freiheit eines anderen beschneidet" - denn wenn schon, dann gleiches Recht für alle *ja*

Da im Miteinander aber aus leicht einsehbaren Gründen nicht zu vermeiden ist, dass manche Handlungen die Handlungsfreiheit anderer einschränken (und diese Einschränkung wiederum die erste Handlung beschränken bzw. verbieten *zwinker* ), bedarf es gemeinsamer Regeln und Absprachen - eben einer gemeinsamen Einvernehmlichkeit oder eben des (zumindest stillschweigenden und generellen) Einverständnisses aller Beteiligten in das, was getan werden soll.

Und hier kommt die Liebe ins Spiel (und darum geht es hier ja): In der Liebe liegt es in meinem ureigensten Interesse, den Geliebten glücklich zu machen und sein Handeln (so es ihn glücklich macht) zu unterstützen. Dadurch ist in der Liebe dieses "Reglement" freiwillig auferlegt - es entspricht ja genau meinem Wunsch *g*
Ups, davon habe ich ja gar nichts geschrieben... und schon gar nicht gemeint. Ich bin immer noch beim Einverständnis der beteiligten Partner als Voraussetzung für polyamores Leben (laut Wikipedia) sowie das real life auf der anderen Seite.

Lass uns das im Thread über die Freiheit ausdiskutieren *g*, wenn Du magst.

*blume*
Falcon
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Du hast von Enge und Einschränkungen geschrieben - das Gegenteil davon ist für mich Freiheit.

Und das Einverständnis in das Handeln des Partners (bzw. nur das zu tun, womit mein Partner auch einverstanden ist) sehe ich als Grundvoraussetzung für eine Liebesbeziehung allgemein - dann doch in einer polyamoren erst recht - oder?

Wenn ich unbedingt Dinge tun möchte (insbesondere mit Relevanz für die Beziehung - und darum geht es hier ja), mit denen mein Partner nicht einverstanden ist, dann sollte ich überlegen, welchen Sinn die Beziehung zu diesem Partner noch hat.

Vielleicht hast du ja das hier von mir überlesen?
Ohne das "Einverständnis" würde es bedeuten, dass jemand, der seinem Partner sagt, dass er/sie jetzt zu einer/m anderen Geliebten geht, und diesen dann verzweifelt, heulend, außer sich vor Eifersucht (und damit ganz offensichtlich ohne Einverständnis) zurück lässt, auch polyamor wäre.
In meinen Augen würde jemand, der so handelte, seinen Partner gar nicht lieben

*******ben Mann
3.383 Beiträge
Nachfrage an Sorbas
Ohne das "Einverständnis" würde es bedeuten, dass jemand, der seinem Partner sagt, dass er/sie jetzt zu einer/m anderen Geliebten geht, und diesen dann verzweifelt, heulend, außer sich vor Eifersucht (und damit ganz offensichtlich ohne Einverständnis) zurück lässt, auch polyamor wäre.
In meinen Augen würde jemand, der so handelte, seinen Partner gar nicht lieben - aber das sehen manche ja auch anders

Sorbas wenn ich dich richtig verstehe ist deiner Meinung nach jemand der dann geht nicht Polyamor?
Also in jeden Fall dann bleiben und nicht zur Geliebten zu gehen "Pflicht" für Poly?
*****nya Mann
25 Beiträge
„Einverständnis“
kann sich nur auf die reale Gestaltung des Alltages beziehen… was will ich bei der Liebe für Übereinkünfte treffen? Wie soll das gehen? Ich kann diverse „Abmachungen“ machen die mehr oder weniger alle beteiligten gerecht werden aber ich sehe da keinen Unterschied zur klassischen mono Beziehung oder sonst einem Beziehungsgeflächt.

Polyamor ist für mich, und ich schreibe nur was ich denke erkannt zu haben, das Yin der Monogamie; ein Gegenpol; eine Aufforderung gewohnte Denkmuster/Gefühlspatern zu hinterfragen oder zu durchbrechen, somit hat für mich der Begriff nur marginal damit zu tun wie ich das gemeinsame zusammenlebe gestalte. Da hilft mir poly nicht weiter, aber poly hilft mir offen auf andere zuzugehen oder anzunehmen…

face your fears...
*****nya Mann
25 Beiträge
Je liebevoller und je mehr ich meine eigenen Grenzen achte - je besser kann ich die des anderen achten.

Ja das mit den Grenzen ist so eine Sache. „Who I am?“ Sobald ich mir diese Frage stelle Fang ich an gedanklich eine Linie zu ziehen was ich bin und was nicht wenn die rudimentären Fragen geklärt sind wie ich bin groß, schlank, neugierig, Angestellter, Vater etc. kann der Rest der Antwort entweder sehr Komplex sein (wissenschaftlich, theologisch, ökonomisch) oder nicht befriedigend bzw. nicht adäquat.

Aber jede Lösung ist abhängig davon wo ich das erste Mal die Linie gezogen habe.Das interessante an der Linie ist sie kann und wird häufig versetz…Eine art seelisches „remapping“..
auch das ist irgendwie poly…
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*********uelle:
Sorbas wenn ich dich richtig verstehe ist deiner Meinung nach jemand der dann geht nicht Polyamor?
Jemand, der gegen die Gefühle, Wünsche und Vorstellungen eines Partners zu einer/m anderen Geliebten geht, liebt in meinen Augen diesen Partner nicht. Nicht mehr und nicht weniger habe ich mit meinem Text gesagt.

Polyamor heißt ja nicht, dass man alle Menschen lieben muss. Deswegen kann derjenige trotzdem polyamor sein. Nur nicht gegenüber diesem Partner, da er ihn gar nicht liebt.

Liebe ist für mich nicht das, was man sagt, sondern das, was man lebt.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*****nya:
„Einverständnis“
kann sich nur auf die reale Gestaltung des Alltages beziehen… was will ich bei der Liebe für Übereinkünfte treffen? Wie soll das gehen?
Danke - ja, natürlich geht es um die Gestaltung des Handelns.

Die Liebe an sich schert sich einen Sch**** um Einverständisse, moralische Doktrinen, Verbote, Gesetze oder was auch immer.

Aber das Ausleben der Liebe hat u.U. auch Einfluss auf weitere Menschen - und zumindest in Bezug auf Menschen, die ich auch liebe und mit denen ich zusammen lebe, liegt es in meinem Interesse, diese dadurch nicht unglücklich zu machen. Ich werde also deren Wünsche und Interessen (die sich dann in ihrem stillschweigenden oder auch expliziten Einverständnis zeigen) freiwillig respektieren.
Oder, wenn ich das nicht möchte, weil es meinen Interessen und Wünschen zu sehr widerspricht, die Beziehung zu diesen Menschen hinterfragen und ggf. ändern oder auch beenden.

Das sehe ich übrigens unabhängig von Polyamory, sondern allgemein im Umgang unter Liebenden.
*******ben Mann
3.383 Beiträge
@ sorbas

wow das finde ich jetzt noch heftiger.

So wie ich es empfinde ist
Liebe ein Gefühl/Zustand wo ich für den Anderen (egal ob Partner oder Kinder oder ...) das Beste will. Eigenliebe demnach dann, das ich das Beste für mich will.
Partnerschaft eine abgesprochene (gewachsene) Beziehung (die im Idealfall auch Liebe beinhaltet) wo ich für Zeit/immer etwas gemeinsames (z.B. für Kinder, gemeinsames Wachstum, Heimatraum, soziales miteinander, ...) erschaffe.

Aber warum soll den dann immer das Bleiben in diesem Fall das Beste für den Anderen bzw. mich sein.

Wenn ich die Partnerschaft beibehalten will, "muss" ich dem Raum geben und die Aussprache/Auseinandersetzung dazu suchen, für mich keine Frage. Aber oft nicht sinnvoll in solch einen emotionalen aufgeheizten Raum und kann auch leicht als "Erpressungshilfe" benutzt werden.

Von daher würde ich nicht das Verhalten in solch einer Situation als absoluten Maßstab für Liebe/Poly verwenden.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
@Paradiesquelle
Vielleicht drücke ich mich ja missverständlich aus?

*********uelle:
So wie ich es empfinde ist Liebe ein Gefühl/Zustand wo ich für den Anderen (egal ob Partner oder Kinder oder ...) das Beste will. Eigenliebe demnach dann, das ich das Beste für mich will.
Partnerschaft eine abgesprochene (gewachsene) Beziehung (die im Idealfall auch Liebe beinhaltet) wo ich für Zeit/immer etwas gemeinsames (z.B. für Kinder, gemeinsames Wachstum, Heimatraum, soziales miteinander, ...) erschaffe.
So sehe ich das auch.

Wobei du hier Partnerschaft und Liebe differenzierst (was ich auch mache - ich muss nicht jemanden lieben, um mit ihm in einer Partnerschaft zu leben und nicht jede Liebe muss in einer Partnerschaft gelebt werden). Mehrere Partnerschaften zeitgleich zu führen ist aber nicht per se Polyamory (das könnte man dann eher unter Polygamie führen).

*********uelle:
Aber warum soll den dann immer das Bleiben in diesem Fall das Beste für den Anderen bzw. mich sein.
Wir reden hier vom Gehen des einen Partners zu einer anderen Liebe, obwohl es dem eigenen Partner missfällt, es ihm damit sehr schlecht geht. Und genau dann wäre das Bleiben (bzw. nicht Gehen) die bessere Lösung für den Augenblick. Alles Andere wäre ausschließlich egoistisch, weil es die Gefühle des eigenen Partners missachtet.

Stimmst du mir bis hierher zu?

Kann man aber gegenüber einem Partner, den man liebt, rein egoistisch und gegen die Gefühle dieses Partners handeln? Ich könnte das nicht.

Generell wäre es in so einem Fall sicher zu überlegen, ob und wie man die Partnerschaft / Beziehung weiter führt.
Zunächst: Zum Glück ist ja die - in meinen Augen brauchbare - Definition in Wikipedia kein Gesetzbuch. Sie enthält kein Gebot - "so sollst Du Polyamory leben und nicht anders" -, sondern sie ist für mich ein Angebot Verständnis zu entwickeln für ein Gefühlsleben und Beziehungsformen, die von der Norm abweichen. Ich kann mich also maximal fragen, ob mir diese Definition für meine eigene Klarheit hilft - nicht aber, ob mein Fühlen und Handeln nun "richtige Polyamory" ist.

Dementsprechend finde ich es hilfreich, wenn das Einverständnis aller Beteiligten darin angesprochen wird. Denn für mich! ist es eine wichtige Erkenntnis, dass mehr als eine zu lieben eben nichts falsches, sondern etwas Gutes und Wahres ist. Und zugleich, dass es grundsätzlich möglich ist, dies auch offen und eben nicht als "Betrug" an meiner Partnerin zu leben.

Reicht für mich nun das Wissen aller Beteiligten oder will ich da Einverständnis? Natürlich könnte man sagen, dass Liebe immanent den Wunsch enthalten sollte, dass es dem Partner gut geht und ihm deshalb eine weitere Liebe gönnen zu können. Aber wir sollten doch nicht verkennen, dass wir in der Regel keine solchen Liebesgötter *zwinker* sind, die einen solchen hohen Anspruch immer einlösen können.

In unserem realen Leben entstehen nun mal Konflikte - egal an welcher Stelle. Und wenn sie an der Stelle entstehen, wo eine weitere Liebe bei einem der Partner hinzukommt, dann ist für mich die nachdrückliche Herbeiführung von gegenseitigem Einvernehmen unabdingbar. Denn zwar ist der offene Umgang mit einer weiteren Liebe für mich schon ein Fortschritt. Aber ohne das grundsätzliche Einverständnis meines Partners mit der neuen Situation, unter Schmerzen und Verletzungen gar, wird die polyamore Situation doch am Ende nicht weniger zerstörerisch für die Liebesbeziehung sein wie es der heimliche Betrug etwa wäre.

Wie Ihr lest, schreibe ich von mir. Vorhin schrieb jemand ganz richtig, dass hundert Polys sicher hundert Meinungen ergeben (oder sogar mehr? *zwinker* ). Ich lese da gern von anderen Sichtweisen, zeigen sie mir doch, dass auch meine nicht immer so war und vielleicht ja auch wieder einmal eine andere werden kann. Aber vor allem sollte ich mir bewusst sein, welche ich denn nun gerade für richtig halte - und danach handeln. *g*

Schöner Thread, Tom!
Cheerio - der Frühling ist da *freu*
Joshi
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Themenersteller 
Einverständnis vs. Liebe
In Maxx' und Joshis' Beiträgen lese ich einen starken Wunsch nach Einverständnis und Harmonie mit dem Partner.
Da fragt sich: mit welchem?
Was ist, wenn ich zwei Menschen liebe, und ich in einer Situation den Konflikt habe, dass einer von beiden leidet und heult und gar nicht einverstanden ist mit dem, was ich tue? Wenn ich gar nicht anders kann, als einem weh zu tun?
Die eine Frau heult, wenn ich nicht komme, die andere, wenn ich gehe. Da hilft nur: beide in den Arm nehmen, zu beiden auf Distanz zu gehen oder mich in der Situation für eine zu entscheiden - aber für welche? Oder der Wechsel: mal lasse ich die eine heulen, das nächste Mal die andere.
Sorry, all das finde ich krank. Das passt dann für mich nicht mehr.

Egal. Das überspitzte, aber nicht ganz unrealistische Beispiel soll die Frage aufwerfen:
Wieviel Einverständnis braucht polyamore Liebe und wozu?
Wieviel Macht gebe ich einem Menschen, mich mit seinem Nicht-Einverständnis, von einem anderen Menschen, mit dem ich zusammen sein möchte, fernzuhalten?
Wie erkenne ich, ob verweigertes Einverständnis lediglich Ausdruck von Eifersucht, Konkurrenz, Kontrolle und/oder Ego-/Macht(spiel) ist?

Wieviel Leid und Uneinverständnis mute ich einem geliebten Menschen zu, der angeblich polyamor mit mir leben möchte?
Wann vereitele ich durch altruistisches Verhalten Wachstumschancen - für beide Beteiligten persönlich und für die Beziehung als eigenes soziales System?
Ab wann gebe ich nur aus eigener Verlustangst nach und distanziere mich von einem anderen Menschen - situativ und/oder grundsätzlich?
Wieviel Eigeninteresse und Egoismus kann ich mit mir vereinbaren, wenn ich den Anspruch an mich habe zu lieben - besonders dann, wenn ich wegen konkurrierender Wünsche an mich gar nicht anders kann, als mich mindestens einem Menschen gegenüber immer wieder mal "lieblos" zu verhalten?
Was, wenn meine Liebe in zu einer Frau in Widerstreit zu meiner Selbstliebe oder gar Selbstachtung gerät?
Die Frage nach dem Einverständnis lässt sich noch weiter fassen: bedarf es eines Einverständnis aller Liebsten zu dem, was ich mit einem anderern Menschen tue? Sexuell, gesellschaftlich usw. Da kommt das Thema "Revierkämpfe" auf den Tisch. Es gibt Areale wie Safer Sex, "nicht in unserem Bett, unserer Wohnung", nicht mit weiteren Frauen/Paaren usw. Die ganze Regelsch...

Ab wann führt eingefordertes Einverständnis dazu, dass Liebe nicht mehr frei und erfüllend ist?

Mein Denken über diese Fragen nähren meine Zweifel, ob das Erfordernis eines wie auch immer gearteten Einverständnisses im Namen der Liebe nicht genau diese erwürgen kann, uns der Selbstverantwortung enthebt und sie auf ein einverständiges Gegenüber delegiert. Dass die Forderung nach Einverständnis nichts mit Liebe zu tun hat...
Liebe lässt sein. Liebe lässt los, Liebe lässt frei. Sie verzichtet auf Treue und jedes Verhalten, das nicht freiwillig aus einem inneren Impuls des Gegenüber kommt. Deshalb hat Liebe es nicht unbedingt nötig, eigene Bedürfnisse zu haben oder zu äußern, weil Liebe nichts wünscht, will oder (er)fordert. Liebe braucht keine Schutzräume oder Sicherheiten, und Liebe ist unverletzlich.
Sie braucht all diese Ego-Inszenierungen nicht (Eckhart Tolle) weil sie in der Eigenliebe geschützt ist.

Ich weiß schon - die Antworten kann ich nur selbst finden.
Was ich mir wünsche, sind Eure Gedanken und Erfahrungen dazu - nicht mehr. Das macht es mir leichter und weitet meine Sicht.

Tom
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