Wie wichtig ist es Dir,
dem, was Du lebst, einen Namen zu geben? Das kannst Du selbst - je nachdem, wie es sich für Dich anfühlt. Affäre, Freundschaft+, offene Beziehung, Liebelei, Liaisson, Beziehung, Partnerschaft, was immer.
Wichtig finde ich, dass die Beteiligten sich wohl fühlen und wissen, wie sie zu einander stehen. Dass sie ihre Wünsche kennen und darüber sprechen, was geht und was nicht. Und daraus Konsequenzen für sich ziehen, auch wenn es mal weh tut.
Dein Wohlgefühl erscheint mir getrübt. Du wünschst Dir mehr als sexuelle Begegnungen, sondern auch Unternehmungen, und dass der Partner Deiner Freundin wenigstens informationell einbezogen wird.
Das geht für Deine Freundin nicht, und Du befürchtest, dass Du sie verlierst, wenn sie Deinem Wunsch nachkommt.
Wie wird sich ihr Freund mit der Information wohl fühlen? Und wie würde es Dir an seiner Stelle gehen, wenn Du erführest, angeschwiegen worden zu sein?
Inwieweit Du für Dich damit umgehen kannst, dass Du durch Schweigen diese diffuse, mindestens halbverlogene Gemengelage mit aufrecht erhältst, anstatt reinen Tisch zu machen, so dass Du Dich gut fühlst, liegt ebenso in Deiner Verantwortung, wie mit Deiner Verlustangst umzugehen, Deiner Freundin nicht einmal mehr begegnen zu können, wenn Du ihren Partner informierst. Klar, könnte übergriffig sein, wenn Du das gegen den Willen Deiner Freundin tust, und da hätte sie auch Recht. Wenn es das geringste Übel für Dich ist, so weiterzumachen wie bisher und Du das tragen willst, dann tu das. Wie sich das dann nennt, ist egal.
Nur eines weiß ich ganz bestimmt: für mich hat das mit Polyamory nix zu tun. Deren wesentlicher Wert ist ehrliche Einvernehmlichkeit - und ich verstehe das so unter allen direkt und indirekt Beteiligten. Ich finde es schon verlogen, wenn Eltern ihren Kindern verschweigen, dass sie noch andere Liebesbeziehungen pflegen.
Das alles soll kein Maßstab für Dich oder andere sein - es ist nur meiner. Und nirgendwo steht geschrieben, das ein polyamorer Mensch in ALLEN seinen Kontakten polyamor leben MUSS.
Wie andere "Polies"ein solches Verhalten dann werten, muss Dich nicht unbedingt kümmern. Auch Polies sind "andere Leute", deren Meinung Dein Maßstab nicht sein braucht. Am besten ist, Du findest Deine eigenen Maßstäbe. Entscheidend finde ich, dass Du, wenn Du sie gefunden hast (und das braucht seine Zeit), dass Du Dir treu bist, indem Du Dich daran hältst und sie nicht alle naselang über den Haufen wirfst, weil die Lust lockt.
Das schreibe ich aus eigener Erfahrung. Ich habe fast alle Fehler gemacht, die jemand auf einem polyamoren Weg machen kann.
Tom