Verabschiedung von Normen
http://derstandard.at/136371 … dung-von-Normen-ist-moeglich
Der Beitrag von Dominik und Josef scheint eine kontroverse Diskussion auszulösen. Meine Gedanken dazu:
Polyamor oder monogam?
Das Wort Polyamor fasst bei vielen Menschen in ihre tiefsten Ängste und Wunde – die Angst z.b. von Kontrollverlust über einen anderen Menschen. Der Widerstand und das Verleugnet, dass nichts in unserem Leben sicher ist, sicher, dingfest, gemacht werden kann.
Seit ich vor Jahren das erste mal von Polyamorie gelesen habe, gehe ich davon aus, dass wir alle Polyamor sind. Wir lieben IMMER mehr als einen Menschen, als Mutter liebe ich meine Tochter zutiefst. Es gibt Männer und Frauen in meinem Leben, die ich ebenso tief liebe. Mir ist bewusst, dass die „Gegner“ von Polyamor dabei wohl hauptsächlich die sexuelle Treue im Blick haben. Für mich Ausdruck davon, einen anderen Menschen besitzen, vereinnahmen und kontrollieren zu wollen:
Du gehörst allein mir. Nein ich gehöre mir.
Du darfst nur mich lieben. Wie soll das bitte schön gehen?
Deine Sexualität gehört mir allein. Nehme ich dir etwas weg, wenn es anders ist?
Nimmt man den Fokus von der Sexualität weg und richtet ihn auf die Liebe so finden wir bei den alten Griechen, vier Formen der Liebe:
EROS
Eie partnerschaftliche Liebe, wozu auch, aber nicht nur, die Sexualität gehört.
FILIA
Die freundschaftliche Liebe zum Mitmenschen.
AGÁPE
Hingabe oder auch verstanden als die Liebe zu Gott und Gottes Liebe zum Menschen.
STORÉ– die Liebe in der Familie, die ganz besonders die Liebe zu den Kindern beinhaltet.
Wer bestimmt ob diese immer frei vom körperlichen Ausdruck der Liebe zu sein hat, außer für mich absolut und unabdingbar bei Storé, der Liebe zu den Kindern.
Mit dem Hineinlassen der Möglichkeit den Weg gemeinsam Polyamor zu gehen, knallen die meisten Menschen erst einmal an die Mauern erlernter Konditionierungen dessen was Liebe ist. Es wird davon ausgegangen, dass Polyamor lebende Menschen per se keine verbindliche und damit ehrliche Beziehung zueinander eingehen. Ich kann für mich sagen, dass mein mich der Möglichkeit zur Polyamorie zu öffnen, eine Verbindlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit in die Partnerschaft gebracht hat, die ich bis dato noch nie erlebt habe.
Es ist ja nichts, was einer alleine einfach durchziehen kann – kann sie/er natürlich, das wird vermutlich dann aber, dass Ende dieser Beziehung sein. Zu recht. Ohne gegenseitiges sich damit auseinandersetzen, aufeinander zu schauen, den Weg gemeinsam und achtsam und in absoluter Offenheit und Ehrlichkeit zu gehen, wird Polyamorie zur Scheinheiligkeit und zum Deckmäntelchen der Promiskuität – also nichts anderes als eine neue Form der „Untreue, des Betrügens und Fremdgehens“. Und das hat in meinem Verständnis definitiv mit LIEBE nichts zu tun.
Herzlich Michèle