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Polyamorie-Beitrag in "Der Standard"

*******baer Mann
38 Beiträge
Themenersteller 
Polyamorie-Beitrag in "Der Standard"
In der online-Version der österreichischen Zeitung "Der Standard" erschien aktuell ein Beitrag über Polyamorie:
http://derstandard.at/136370 … hr-als-einen-Menschen-lieben
Als Grundlage ist das Werk von Karoline Boehm angegeben: Praktiken der Polyamorie. Über offene Beziehungen, intime Netzwerke und den Wandel emotionaler Stile. Universität Wien 2012. 143 Seiten. 15,70 Euro.
****nLo Mann
3.709 Beiträge
Re: Polyamorie-Beitrag in "Der Standard"
Evolutionsforscher wie der Wiener Karl Grammer gehen davon aus, dass polygames Verhalten bei Menschen ursprünglich für das Überleben notwendig war
Meint er da nicht eher "Promiskuität" statt "Polygamie"?
Ist "Ehe" nicht etwas sehr konstruiertes und mithin nicht vor zig hundert oder tausenden Jahren als "einfach in der Welt befindlich" anzunehmen?

"Das Eliminieren dieser destruktiven patriarchalen Muster ist wesentlicher Bestandteil unseres Polydaseins"

Wieder ein Jünger mit Mission. Damit wird wohl kaum Jemandem sinnvoll geholfen, er argumentiert normativ und ermöglicht es den "Gegnern" schlicht zu antworten und den Unentschlossenen in den "sicheren Hort der Mehrheit" zu flüchten.
Könnte ja auch zu einem matriarchalem Muster werden - darüber mal nachgedacht?

"Es war meine Vision, dass ich mein Glück nicht von einer anderen Person abhängig mache."

Würde ich auch heute noch prinzipiell unterschreiben.
Allerdings fragt man sich dann schon, was "Glück" sein und bedeuten soll - in irgendeiner Form ist das ja immer "von anderen abhängig", in arbeitsteiligen Gesellschaften gar nicht anders denkbar. Die Abnabelung von elterlich vermittelten Mustern ist die eine Sache; zu verkennen, wie abhängig man selbst von u.a. ebendiesen Menschen, für manche eben auch "nur einen", ist, die andere.

Werten wollen sie die verschiedenen Beziehungen nicht. "Das ist, wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen",
Schöne Idee, daran halte auch ich fest.
Allerdings muss man aufgrund restriktierter Ressourcen ehrlicherweise schon von einer mindestens quantitativen Priorisierung sprechen.
Man könnte auch in einem Haus leben, sich kennen, gut verstehen - aber wer lebt schon in der "besten aller Welten"?

"Dadurch bekommen beide wieder eine Besonderheit, sonst wäre irgendwann vom Körper bis zur Persönlichkeit alles aneinander selbstverständlich."
Unter anderem dies halte ich für zentral - weshalb Polyamory und bspw. Dinge wie Cuckolding weiter an Beliebtheit gewinnen dürften.


Kann mir Jemand Einblick in das Buch gewähren? Exzerpte?
@switcher_boy
wir müssen deinen beitrag inhaltlich nicht kommentieren. aber was bemerkenswert schön ist: dein linksrevoluzzerischer schreibstil - scharf, direkt, immer in der form, auf dem punkt das rechte wort und in der länge die aussage zum sieg des gedanken. hach, wunderbar. wie mike in studentischen zeiten... charlotte? CHARLOTTE?!?!?! huhu!! wo bist du? naja egal. danke! das war wirklich mal erfrischend *g*
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Klasse *bravo* *top2*

Dem kann ich mich nur anschließen - beiden *ja*
Jep, switcher_boy, das sind schon kluge Gedanken *g* Allerdings fällt mir gelegentlich auf, dass wir hier im Forum doch gelegentlich dazu tendieren, uns gegen andere Meinungen abzugrenzen. Ich frage mich, ob wir - im Bestreben unsere je eigene Individualität zu betonen - nicht manchmal das Kind mit dem Bade ausschütten. Ist uns manchmal die Abgrenzung wichtiger als das Herausfinden von Gemeinsamkeiten? Aber gut - zu verstehen, dass keine Liebesbeziehung wie die andere ist, und deshalb vorschnellen Urteilen entgegen zu wirken, liegt nun mal in der Natur unserer Sache. *zwinker*

Der Artikel hat mich dennoch gefreut. Wieder eine - wie mir scheint - recht klischeefreie Darstellung zweier Menschen, die ihre polyamore Lebensweise zeigen und uns die Möglichkeit geben, davon zu lernen.

Interessant fand ich genau wie du den Punkt "Erleben von Differenz": "Für unsere Beziehung ist es bereichernd, wenn einer von uns in jemand anderen verliebt ist." Dabei komme es nämlich zu einem Differenzerlebnis: "Dadurch bekommen beide wieder eine Besonderheit, sonst wäre irgendwann vom Körper bis zur Persönlichkeit alles aneinander selbstverständlich."

Mich beschäftigt, inwiefern "emotionale und/oder sexuelle Monogamie" so ein starkes Motiv in traditionellen Beziehungen hat. Die Tendenz und der Wunsch, sich als Paar als eine Einheit, als "eins" zu sehen, entspringt dem tiefen Bedürfnis nach größtmöglicher Nähe. Im Extremfall führt dies zu symbiotischen Beziehungen - eben "bis dass der Tod uns scheidet". Aber auch in Beziehungen zweier autonomer Menschen gibt es ja dieses richtige Bedürfnis nach besonderer Nähe. Und es ist da nicht verwunderlich, dass z.B. im zweisamen Sex sich diese "Vereinigung" fühlbar vollzieht. Die Vorstellung, dass der Partner sich mit einem anderen emotional oder sexuell "vereinigt", schockt dagegen die Vorstellung des Eins-Seins. Aber tatsächlich werden die Zwei im Paar ja nicht eins, sondern bleiben zwei - was früher oder später auch wieder bewusst wird. Positiv kann das dann sein, wenn man den Partner eben wieder als den Besonderen, den von sich Abgeschiedenen erfährt, an dem man diese Besonderheiten liebt.

In polyamoren Nicht-Paar-Beziehungen wiederum genießen wir nach meinem Erleben genau dies: den anderen immer wieder neu erleben, die Vorfreude auf das nächste Treffen, das In-sich-Tragen der Liebe zu diesem besonderen Menschen, das Nachschwelgen im Anschluss an gemeinsame Zeit Es ist dann dieses unglaublich starke Band der Liebe, das uns verbindet, nicht der Alltag eines zusammenlebenden Paares. Das im Zusammenleben aber ebenfalls zu können, scheint doch den beiden im Artikel recht gut zu gelingen, wie zu lesen war. *g*
switcher hat niemanden verurteilt. er kann nur inkonsequente aussagen, einseitigkeit und dieses mainstreamige mediengesülz nicht ertragen. er ist gewissermaßen ein medienweichei *ggg* das entstehen der selbstverständlichkeit ist ein problem ansonsten leerer menschen. wer sich entwickelt, hat keine zeit für selbstverständlichkeiten. der sich verändernde mensch wird im sinne der achtsamkeit und permanenten neuerschaffung im geiste des betrachters niemals selbstverständlich, denn das sit der moment, wo man den respekt aufgibt. die größtmögliche nähe entspringt nur der unfähigkeit des gleichgeschalteten menschen, sich aus sich selbst heraus ein wertesystem zu schaffen, and em er sich orientiert, eine selbständigkeit stat der dualen abhängigkeit zu erschaffen und eine eigene, sich selbst am leben erhaltende lebenswirklichkeit zu erschaffen. ds monogeklammere resultiert aus besitzdenken und an der abhängigkeit von der äußeren bewertung die jedem menschen eigen ist, der sich über die kindliche fremdverantwortung nie hinaus entwickelt. eine symbiotische beziehung ist wirklich bullshit. symbionten haben ein abhängigkeitsverhältnis. ja, das ist es, was die leute anstreben durch monoseienheit, ehe, eifersucht, klammern, besitz und so dinge. aber das ist so unmenschlich. eine so widerliche barbarei des moralheuchelnden regimes, dass es wirklich schon zum kotzen erscheint wenn es einer nur ausspricht. nein, polies grenzen sich nicht ab, sie werden ausgegrenzt von den widwernatürlichen, den unterentwickelten, den begrenzten, denen, die auf toleranz pochen und laufend erzählen, wie tolerant sie sind, dass si eunsere lebensweis eakzeptieren. alles lüge verkappter pietisten und scheinheiliger moralapostel, die eine kultur der verängstlichen umklammerung, der bindung an das materielle haben und der totalen ignoranz des menschlichen seins als mittel zur ideologischen und offen gewaltsamen unterdrückung der sich entwickelnden menschen misbrauchen. der sich entwickelnde mensch ist es, der die natürlichkeit erspürt, sie versteht und ins leben umsetzt. wir brauchen keine toleranz für oder von monos. wir brauchen die eier, die schlafenden infantilen aufzuwecken und ihnen zu zeigen, dass sie eingelullt sind und in wirklichkeit nur bausparer sind, die das erbrecht vorhersehbar machen. symbiose ist falsch für erwachsene menschen. synergetik wäre ok. watzlawick sagte sehr richtig: die meisten liebeslieder sind abhängigkeitshymnen. und das sit der punkt um den es geht. die innere abhängigkeit liefert die kette, and er das schloss der äußeren abhängigkeit zur unterdrückung des menschen durch den menschen und das staatstragende regime erst ermöglicht! die vorstellung des einsseins wird davon massiv untergraben. es gibt gar kein zweisames einssein. die menschen sind eins, die welt ist eins, alles ist eins, die romantisch verklärte zweisame einheit ist lediglich dei resignierte oder erlernt hilflose aufgabe des eigenen seins in einem diffusen und vermeintlich gemeinsamen einen. ist natürlich unfug, denn eine verschmelzung setzt voraus, das es die individuen noch gibtm, deren auflösung ist aber zugleich voraussetzung für die verschmelzung. ebenso verhält es sich mit der gefühlten großen einheit der zwei, die als symbioneten, oder besser: blutsauger, einander verschlingen und diesen bilateralen relationskanibalismus als vermeintliche einheit empfinden. funktional mag das sogar stimmen, die man ist, was man isst, in diesem falle den partner im metaphorischen wie auch im materiellen sinne. viele paare sehen sich anch 20 jahren ehe so ähnlich als wären sie zwillinge! das einssein kann nicht geschockt werden,e s ist immer da,m die frage ist nur, wie sensibel man für dessen wahrnehmung ist. gleiches gilt analog für die abgeschiedenheit. das trennen der menschen wird icht umsonst als strafe kultiviert, als schwerste strafe vor der offenen folter und dem direkten tod. die beiden im artikel sind auf dem richtigen weg aber sie sind bei weitem nicht klar im kopf, es fehlt an verständnis, tiefgang und sensibilität. sie sind ideologisch überfrachtet, versuchen das für sich lebbar zu machen und hedonisierenb sich mehr doer weniger kampfemanzipatorisch in eine welt der gelebten, gesteuerten, organisierten promiskuität, die sie emotional konnotieren und so als polyamores scheinbild er welt zu erhofften akzeptanz präsentieren. ich brauch nen scotch.
****nLo Mann
3.709 Beiträge
Re: Polyamorie-Beitrag in "Der Standard"
http://www.joyclub.de/my/1649881.mike_charlotte.html Polyamory: Polyamorie-Beitrag in "Der Standard"
dein linksrevoluzzerischer schreibstil - scharf, direkt, immer in der form, auf dem punkt das rechte wort und in der länge die aussage zum sieg des gedanken. hach, wunderbar. wie mike in studentischen zeiten
Ich nehme das mal als "unverdientes Lob" *zwinker*
Wobei "revoluzzerisch" als intellektuell noch gerade abwertend passen könnte - "links" assoziiere ich schon mit mehr Fundament, Hirn, Schärfe und Präzision.

http://www.joyclub.de/my/2427691.der_joshi.html Polyamory: Polyamorie-Beitrag in "Der Standard"
zweier Menschen, die ihre polyamore Lebensweise zeigen und uns die Möglichkeit geben, davon zu lernen.
Eben dessen bin ich mir nicht so ganz sicher, gerade er scheint doch eher politische und gesellschaftskritische Momente damit zu verbinden.
Die, die gar kein "Patriarchat" (mehr) sehen, wird man damit gar nicht erreichen, gar verschrecken.
Sie geht, im Beitrag, recht darstellend damit um.

Aber auch in Beziehungen zweier autonomer Menschen gibt es ja dieses richtige Bedürfnis nach besonderer Nähe.
Einerseits wird die "symbiotische Transzendenz" als notwendig körperlich und sexuell fundiert angesehen, im anderen Falle eher psychologisch-metaphysisch?

Aber tatsächlich werden die Zwei im Paar ja nicht eins, sondern bleiben zwei - was früher oder später auch wieder bewusst wird.
Richtig, nach dem (kurzen) Vereinigungsmoment strebt man nur wieder dem Neuen, Weiteren auf dieser Ebene zu.
Insofern wird sich immer nur im Kreis gedreht und das Leben ansonsten wie eine Wohnung eingerichtet wie es passt und was man braucht.

Kann man nicht auch sagen, Menschen, Handlungen und Ereignisse werden (zu schnell) zu selbstverständlich?
Und der Druck zu genannter "Vereinigung" will ja nur noch mehr davon, statt weniger. Irgendwann ist dieses "Mehr" aber nicht mehr durch physische, Konsum, Arbeit, etc., materialistische Elemente herzustellen oder zu steigern. Dann scheint sich mir "Leere" aufzutun.
Diese "Leere" kann auch Polyamory nicht füllen - der Unterschied ist nur: Sie will es auch nicht so, wie Monoamorie.
Sie nutzt den Abstand und die zwischenmenschliche Distanz, macht einen Schritt zurück und begibt sich erst dann erneut in die Beziehung hinein.
*********lotte:
wir brauchen keine toleranz für oder von monos. wir brauchen die eier, die schlafenden infantilen aufzuwecken und ihnen zu zeigen, dass sie eingelullt sind und in wirklichkeit nur bausparer sind, die das erbrecht vorhersehbar machen.

Wow, Mike, da hast Du ja mal ordentlich vom Leder gezogen *lol* Fiel mir zwar nicht leicht, mich durch Deinen absatzlosen Text zu lesen (was für ein herrlicher Wasserfall! *zwinker* ), aber es hat sich gelohnt. Steht ne Menge Bedenkenswertes drin.

Fragt sich, ob wir Männers leichter zu dem tendieren, was switcher_boy am Protagonisten in dem Artikel kritisiert:

********_boy:
zweier Menschen, die ihre polyamore Lebensweise zeigen und uns die Möglichkeit geben, davon zu lernen.
Eben dessen bin ich mir nicht so ganz sicher, gerade er scheint doch eher politische und gesellschaftskritische Momente damit zu verbinden.

Wollen wir doch einfach mal vermuten, dass auch jemand, der eine gesellschaftskritische Komponente in der Polyamory sieht, sie dennoch als eigentlich wesentlich in seiner privaten Beziehung ansieht? Ich möchte da nicht so schnell urteilen über jemand, von dem wir nur einen kleinen Ausschnitt in so einem Artikel sehen.

********_boy:
Diese "Leere" kann auch Polyamory nicht füllen - der Unterschied ist nur: Sie will es auch nicht so, wie Monoamorie.Sie nutzt den Abstand und die zwischenmenschliche Distanz, macht einen Schritt zurück und begibt sich erst dann erneut in die Beziehung hinein.

Da hast Du meine volle Zustimmung. Sehr passend beschrieben! Ich wollte allerdings darauf hinaus, dass auch "Monos" dies jeweils für sich erkennen und leben können. Da teile ich Mikes wilde Wut auf "die anderen" nicht so ganz. *zwinker*

Cheers
Joshi
Das ist keine Wut, das ist Konsequenz im Sinne psychohygienischer Separation vom ideologisch verschlammten Strom der anbiedernden Medienhuren, die sich immer entschuldigen. Es gibt keine Schuld. Also keine Entschuldigung. Es gibt so und anders und nicht richtig oder falsch. Es gibt Monos udn Polys - das ist infantil und entwickelt. Was nun aber wie weit entwickelt ist, obliegt dem Betrachter und seiner mehr oder weniger geläuterten Sichtweise.

Das Beziehungsproletariat wird sich nur in wenigen Ausnahmen erheben, seine Ketten zu sprengen. Hat es Nachsicht verdient mit oder durch irgendwas oder gar für irgendwas? Für die eigene Trägheit, die es dieser überwiegenden Schicht ermöglicht, sich als Norm zu definieren und entsprechend in Szene zu setzen?

Ist es richtiger oder lebenspraktischer, wenn man sich in Akzeptanz und Toleranz ergeht als die Welt verändern zu wollen? Die Akzeptanz- und Toleranzprediger haben nie zu einer Verbesserung, aber immer zu einer Verschlechterung geführt. Frieden, Respekt und Aufstieg des Menschen zur entwickelten Einheit gab es stets nur im Kampf.
******boy Mann
215 Beiträge
Ich hab zwar keinen so "linksrevoluzzerischen Schreibstil", aber da ich zufälligerweise aus der selben Stadt komme, wie die zwei in dem Artikel "porträtierten" (nein, ich kenne sie nicht), find' ich recht interessant, dass ihr da sogar ähnliche Gedanken auflistet, wie ich (among others) beim Lesen dieses Artikels hatte. *g*

Unter anderem eben einerseits das Schaffen einer neuen Norm, und anderseits (find ich fast schlimmer) das Normieren der Polyamorie selbst (1 Haupt-Partner, mehrere Neben-Partner). Wie ihr hier ja so schön sagt ist keine Liebe gleich, und kein Mensch ist gleich, und so können Beziehungen nie gleich sein.

Wie ich in meinem Vorstellungs-Post eh schon geschrieben habe, ist Polyamorie doch vielmehr als Hinterfragen aller die Beziehungen betreffenden Normen zu verstehen. Und nicht als Schaffung einer normalen Form. Polyamorie ermöglicht es also, mehr als 1 Person gleichzeitig zu lieben (und das verheimlichen zu müssen), erzwingt das aber nicht. Falls jemand in einer perfekten (polyamoren) Welt die Entscheidung trifft, eine monogame Beziehung zu führen, ist das sein gutes Recht. Darum geht es ja eigentlich garnicht, oder?

Was ich nicht so ganz nachvollziehen kann ist diese "Abgrenzung" zu bzw. von monogam-lebenden Menschen. Gibt es hier wirklich so Probleme, dass man da wem was beweisen muss? Oder hab ich da jetzt irgendwie was falsch verstanden?
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
******boy:
Falls jemand in einer perfekten (polyamoren) Welt die Entscheidung trifft, eine monogame Beziehung zu führen, ist das sein gutes Recht. Darum geht es ja eigentlich garnicht, oder?

Was ich nicht so ganz nachvollziehen kann ist diese "Abgrenzung" zu bzw. von monogam-lebenden Menschen. Gibt es hier wirklich so Probleme, dass man da wem was beweisen muss? Oder hab ich da jetzt irgendwie was falsch verstanden?
Genau so sehe ich das auch.

Die einzige Abgrenzung besteht darin, dass es in der Polyamory nicht die Begrenzung auf max. einen Liebes- (und auch Sexual-)Partner gibt. Und da es diese Begrenzung nicht gibt und Liebe auf Vertrauen basiert, versteht es sich damit von selbst, dass es dann um eventuelle weitere Liebes- und/oder Sexualpartner auch keine Geheimnisse geben muss.

Ob man jetzt mehrere Liebesbeziehungen oder nur eine führt, ob man diese gewichtet in Haupt- und Nebenbeziehung oder nicht - das ist völlig nebensächlich und eine individuelle Entscheidung der Betroffenen. Wichtig ist nur noch eine Gleichberechtigung der Partner, aber das gilt ja eigentlich für eine monoamore Liebesbeziehung genau so.

Wenn dann aber jemand für sich freiwillig entscheidet, sich selbst Einschränkungen aufzuerlegen (dafür kann es immer Gründe geben), so ist das in einer "polyamoren Welt" weder ein Problem noch ein Widerspruch zu den oben genannten Grundsätzen.

Auch ich betrachte mich als durch und durch polyamor fühlend, denkend und lebend - aber ich brauche keine mehrfachen Partnerschaften, um glücklich zu sein. Mehrfache Partnerschaften bedeuten in der Regel auch größeren Aufwand und somit kann eine Zweierbeziehung wesentlich einfacher zu führen sein.
Ich sehe mich vor allem deshalb polyamor, weil ich sowohl bei mir als auch bei jeder Partnerin auch weitere Lieben zulassen kann (und es auch mache, wenn es sich ergibt).
Ich bin also keinem äußeren Zwang unterworfen - weder einem Zwang zu Zweierbeziehung noch einem Zwang zu Mehrfachbeziehungen, um glücklich zu sein. Meine Partnerin(nen) und ich können frei und ungezwungen so l(i)eben, wie wir es im Moment für gut erachten. DAS ist für mich eine, ja sogar die entscheidende Überlegenheit der unnormierten Polyamory gegenüber der normierten Monoamory.
Verabschiedung von Normen
http://derstandard.at/136371 … dung-von-Normen-ist-moeglich

Der Beitrag von Dominik und Josef scheint eine kontroverse Diskussion auszulösen. Meine Gedanken dazu:

Polyamor oder monogam?

Das Wort Polyamor fasst bei vielen Menschen in ihre tiefsten Ängste und Wunde – die Angst z.b. von Kontrollverlust über einen anderen Menschen. Der Widerstand und das Verleugnet, dass nichts in unserem Leben sicher ist, sicher, dingfest, gemacht werden kann.

Seit ich vor Jahren das erste mal von Polyamorie gelesen habe, gehe ich davon aus, dass wir alle Polyamor sind. Wir lieben IMMER mehr als einen Menschen, als Mutter liebe ich meine Tochter zutiefst. Es gibt Männer und Frauen in meinem Leben, die ich ebenso tief liebe. Mir ist bewusst, dass die „Gegner“ von Polyamor dabei wohl hauptsächlich die sexuelle Treue im Blick haben. Für mich Ausdruck davon, einen anderen Menschen besitzen, vereinnahmen und kontrollieren zu wollen:
Du gehörst allein mir. Nein ich gehöre mir.
Du darfst nur mich lieben. Wie soll das bitte schön gehen?
Deine Sexualität gehört mir allein. Nehme ich dir etwas weg, wenn es anders ist?

Nimmt man den Fokus von der Sexualität weg und richtet ihn auf die Liebe so finden wir bei den alten Griechen, vier Formen der Liebe:

EROS
Eie partnerschaftliche Liebe, wozu auch, aber nicht nur, die Sexualität gehört.
FILIA
Die freundschaftliche Liebe zum Mitmenschen.
AGÁPE
Hingabe oder auch verstanden als die Liebe zu Gott und Gottes Liebe zum Menschen.
STORÉ– die Liebe in der Familie, die ganz besonders die Liebe zu den Kindern beinhaltet.

Wer bestimmt ob diese immer frei vom körperlichen Ausdruck der Liebe zu sein hat, außer für mich absolut und unabdingbar bei Storé, der Liebe zu den Kindern.

Mit dem Hineinlassen der Möglichkeit den Weg gemeinsam Polyamor zu gehen, knallen die meisten Menschen erst einmal an die Mauern erlernter Konditionierungen dessen was Liebe ist. Es wird davon ausgegangen, dass Polyamor lebende Menschen per se keine verbindliche und damit ehrliche Beziehung zueinander eingehen. Ich kann für mich sagen, dass mein mich der Möglichkeit zur Polyamorie zu öffnen, eine Verbindlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit in die Partnerschaft gebracht hat, die ich bis dato noch nie erlebt habe.

Es ist ja nichts, was einer alleine einfach durchziehen kann – kann sie/er natürlich, das wird vermutlich dann aber, dass Ende dieser Beziehung sein. Zu recht. Ohne gegenseitiges sich damit auseinandersetzen, aufeinander zu schauen, den Weg gemeinsam und achtsam und in absoluter Offenheit und Ehrlichkeit zu gehen, wird Polyamorie zur Scheinheiligkeit und zum Deckmäntelchen der Promiskuität – also nichts anderes als eine neue Form der „Untreue, des Betrügens und Fremdgehens“. Und das hat in meinem Verständnis definitiv mit LIEBE nichts zu tun.

Herzlich Michèle
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*******e13:
Wer bestimmt ob diese immer frei vom körperlichen Ausdruck der Liebe zu sein hat, außer für mich absolut und unabdingbar bei Storé, der Liebe zu den Kindern.
Warum ist die Liebe zu den eigenen Kindern (bzw. Kindern in der Familie - da hängt es dann davon ab, wie weit man den Begriff der Familie fasst) frei vom körperlichen Ausdruck dieser Liebe? Der "körperliche Ausdruck" einer Liebe ist doch nicht mit dem Sex erschöpft, dazu gehören auch Kuscheln, Streicheln, ein Küsschen, ein In-den-Arm-nehmen, ein Drücken, ... - und das alles gehört für mich im Umgang mit den eigenen Kindern auch mit dazu. Was wäre das für eine sterile, kalte Familie, in denen die Kinder keine körperliche Nähe ihrer Eltern erfahren? *oh*

Sind wir schon so weit, dass wir aus Angst vor dem Verdacht der Pädophilie jegliche Zärtlichkeit zu unseren Kindern vermeiden müssen? *nene* Wie prüde ist das denn ...
Hey Sorbas :-),

schön dich zu lesen und DANKE für den Hinweis. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass es so verstanden werden könnte, da ich beim Schreiben den Fokus auf sexuelle "Liebe" mit Kindern hatte.

Und klar ist all das was du beschreibst Ausdruck der Liebe auf der körperlichen Ebene und JA, diese ist ein Geschenk für Kinder und Eltern *g* und ich hoffe nicht, dass wir je soweit sind wie in den USA wo tatsächlich das Schwert des Gesetzes über den Köpfen der Eltern schwebt und fast jede Form von Zärtlichkeiten mit Kindern, als Missbrauch, Pädophil etc. ausgelegt werden kann...

Also auf ein Neues, klarer, präziser in Worte gefasst (mit deiner Hilfe *g* ):

Wer bestimmt ob diese immer frei vom körperlichen Ausdruck der Liebe zu sein hat, außer für mich absolut und unabdingbar bei Storé, der Liebe zu den Kindern. Und dies nur im Bezug auf sexuelle Handlungen mit Kindern. Der "körperliche Ausdruck" der Elternliebe ist überlebenswichtig für das gesunde Gedeihen eines heranwachsenden Menschen. Der körperliche Ausdruck der Liebe erschöpft sich ja nicht im Sex, auch in der Liebe unter Erwachsenen sollte er sich nicht darin erschöpfen. Zum körperlichen Ausdruck der Liebe gehört auch Kuscheln, Streicheln, ein Küsschen, ein In-den-Arm-nehmen, ein Drücken - das alles gehört für mich im Umgang mit den eigenen Kindern und ja, auch mit allen Menschen die ich Liebe, dazu. Was wäre das für eine sterile, kalte Familie, in denen die Kinder, in denen die Eltern keine körperliche Nähe leben?

DANKE
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Ja, diese große Multi-Nation hinter dem Großen Wasser hatte ich bei meinen Worten auch so im Hinterkopf *zwinker*

Und ansonsten stimme ich dir in allen Punkten voll zu - hatte ich wohl vergessen zu erwähnen *ja*
Lach... ja, hattest vergessen zu erwähnen und es ja jetzt nachgeholt - und dies alles ohne das ich auch nur im Ansatz darüber nachgedacht hätte ob es Zustimmung oder auch nicht finden wird... Da das ganze für mich vor allem ein Abtasten, ein mich - ich könnte sagen - befreien von erlernten Konditionierungen ist. Ein Finden der eigenen Freiheit zu L(i)eben ohne die Gitterstäbe vorgelebter und installierten, festgemauerten Ansichten...

Gar nicht so einfach, James mein Verstand ist klever und verdammt gut darin, kleinste vergangene Ereignisse auf zu bauschen und wie ein lichtundurchlässiges Tuch über das Hier und Jetzt zu legen... Immer mal wieder...

*g*
*******baer Mann
38 Beiträge
Themenersteller 
Danke Schnuppe13 für den ergänzenden Link zur Diskussion, die auf standard-online sehr heftig geführt wird. Für jene, die sich darin ausgiebiger vertiefen wollen, hier noch jener Beitrag, den Herr Michael Maurer als Reaktion auf den Ausgangsbeitrag verfasste:
http://derstandard.at/1363710133556/Make-love-not-polyamory

Darauf antwortete dann Karolina Sigmund (siehe Link von Schnuppe 13:
http://derstandard.at/136371 … dung-von-Normen-ist-moeglich).

Für mich schwingt in dieser Diskussion auch die Frage mit, ob wir als Menschen mit polyamorer Haltung unser (Mehrfach)Liebesverständnis entweder
verborgen im stillen Kämmerlein
oder klar und deutlich nach außen sichtbar
leben sollen.
Meine Erfahrung ist, dass meine polyamore Haltung mein Umfeld entweder sehr verunsichert und irritiert (und oft ablehnt) oder aber Erstaunen hervorruft.

Und in mir ist auch die Frage, ob wir "Polyamoristen" die Welt verbessern wollen. Oder sollen!? Missionar will ich keiner sein, aber zu meiner Haltung zu stehen war schon eine sehr große Herausforderung für mich.
Und wünschen würde ich es mir, dass polyamores Verständnis mehr und mehr in unserer Gesellschaft Platz hat.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*******baer:
Für mich schwingt in dieser Diskussion auch die Frage mit, ob wir als Menschen mit polyamorer Haltung unser (Mehrfach)Liebesverständnis entweder verborgen im stillen Kämmerlein oder klar und deutlich nach außen sichtbar
leben sollen.
Ich bin da eindeutig für einen offenen und ungezwungenen Umgang damit.

Wovor soll man sich denn verstecken, wofür verbiegen, warum lügen?

Weil man liebt? *oh*

Liebe ist doch etwas sehr schönes, es sollte noch viel mehr Liebe unter den Menschen geben und im Gegenzug viel weniger Hass. Also darf man die Liebe nicht verbergen.

Und ich hab bisher auch keine negativen Erfahrungen gemacht (und nein, ich lebe nicht in einer anonymen Großstadt). Klar gab es Erstaunen, manchmal auch einen schrägen Blick - na und? Habe ich ein Problem oder ggf. die Anderen, die meine Art zu lieben nicht akzeptieren wollen oder können?

Und Missionieren: Ja, natürlich! *g*
Doch nicht dahin, dass alle Menschen auch polyamor leben. Das soll jeder für sich entscheiden und leben. Ich weiß nicht, ob man die Welt verbessert, wenn alle Menschen polyamor leben - vielleicht? *zwinker*

Aber dass die offene, ehrliche und ggf. auch nicht nur an einen einzigen gebundene Liebe (und das vielleicht auch noch ein Leben lang) auf mehr Akzeptanz stößt - das sehe ich schon als eine Mission / Aufgabe an, an der sich jeder Poly mit beteiligen kann. Es liegt ja letztlich in seinem eigenen Interesse. *ja*
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