Das Wesen der Eifersucht
(Mein Erleben)
DAS WESEN DER EIFERSUCHT
„Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht was Leiden schafft...“
Leidenschaftlich suche nach Leiden? Wer trifft diese Entscheidung schon gewollt, bewusst? Sicher ja, auf irgend einer Ebene, treffe ich natürlich diese Entscheidunge selbst, als Ausdruck einer Wunde die schon früh geschlagen wurde.
Krankhafte Eifersucht. Ja, Eifersucht ist in meinem Erleben, aus meiner Erfahrung eine Krankheit wie Alkohlsucht, Drogensucht, Magersucht und viele andere, ähnlich geartete stoffliche und nichtstoffliche Süchte. Der Ausdruckes der SehnSUCHT nach Heilsein, Ganzsein. Der SehnSUCHT zu vergessen, den Schmerz aufzulösen. Ein Schrei. Der Schrei nach Erlösung, nach Heilung. Eine Widerauflage des einst Erlebten, immer und immer wieder, in der Hoffnung durch das wieder und wieder Erleben, Erspüren – das Vergangene ungeschehen werden zu lassen.
Für die Umwelt ist jede Art von Sucht ein fast unerträgliches Los. Doch wird dabei oft vergessen, übersehen, nicht wahrgenommen, dass der Süchtige selbst am meisten darunter leidet. Seine Welt dunkel von Angst, Scham, Selbstverurteilung bis hin zu Ekel, erfüllt ist.
Das EiferSUCHT wie jede andere Sucht auch, von den meisten Menschen verurteilt und abgelehnt wird, es kaum möglich ist gemeinsam einen Weg zu gehen kann ich verstehen, erfüllen, ist mir bewusst. Wenn nicht mehr LIEBE einander verbindet, sondern Abhängigkeit, Verdruss, Schmerz, Überforderung, Aussichtslosigkeit und die Unmöglichkeit den anderen von seinem lebensverhinderden Ausdruck der SehnSUCHT nach Liebe abzubringen, was unmöglich ist, ist eine auswegslose Situation die zwei oder mehr Menschen, ganze Familien in einem ständigen Strudel von Aufopferung, Wut, Ablehnung, Verachtung, Scham, Todessehnsucht gefangen hält. Alle Beteiligten in einer ununterbrochenen Anspannung hält die den Körper zu einem einzigen schmerzenden Etwas werden lässt bis hin zu lebensbedrohlichen Krankenheiten – nicht nur des SehnSÜCHTIGEN sondern auch der ihn Umgebenden und – ihn trotz allem - liebenen Menschen.
Schon bevor ich mit neunzehn Jahren mein Elternhaus endlich verließ, nahm ich wahr, dass EiferSUCHT eine meiner Begleiterinen ist. Selten zwar nur hatte sie eine solche Macht über mich, dass ich Geldbeutel, Jackentaschen, Schubladen und sonst alles durchsuchte nach einem Beweis, dass das DU mich belügt, betrügt, hintergeht oder dabei ist, mich zu verlassen – von einem Augenblick auf den anderen, und dagegen wollte ich gewappnet sein. Wollte davon nicht wieder überrascht werden wie damals als viereinhalbjährige als meine vermeitliche Mama (Pflegemutter) mich in dieses fremde Haus (Elternhaus oder zu meinen biologischen Eltern) zu diesen fremden Erwachsenen und anderen Kinder brachte und einfach aufnimmerwiedersehen verschwand.
Dann traf ich Claus, meinen jetzigen Sternenritterkönig und unwörterbar geliebten Mann. Ein Mann der mir sagt; ich lebe Polyamor. Okay, ich versuche es. Sollte jedoch der Schmerz für mich zu groß werden, sollte ich nicht so damit umgehen können, dass es mir und damit uns gut geht – dann ziehe ich leise und ohne große Worte weiter.
Unsere Liebe verändert uns. Es entstand eine Nähe, eine Verbundenheit, ein wortloses, ausgelassenen, lebendiges, erfülltes, zutiefst glückliches gemeinsames (Zusammen)Sein. Und da kam sie unversehens ums Eck gerauscht und stellte sich zwischen uns: Die EiferSUCHT. Unerträglich für beide. Wie viel Liebe braucht es um diese Wunde zu heilen? Mir war bewusst, Claus kann diese, meine Wunde nicht heilen egal was er auch tut, was er mir auch verprechen mag. Und es war klar, dass er auf Dauer nicht mit mir und Misses Eifersucht zusammen leben mag. Ich setzte mich selbst unter enormen Druck sie zu überwältigen, sie abzumurksen, sie unschädlich zu machen – und je mehr ich tat und versuchte sie los zu werden umso intensiver wurde sie spürbar und mit ihr die Schamgefühle, die Angst bis hin zu Panik, dass er mich natürlich verlassen muss, wenn ich diese Eifersucht nicht in den Griff bekommen, sie nicht zum Schweigen bringe.
Dann der Knall. Er kann nicht mehr. Jetzt war es zuviel. Er fuhr weg. War für mich nicht mehr erreichbar und so warf er mich, in seinem Selbstschutz vor meiner Eifersucht, auf mich selbst, auf meine klaffende, unverheilte Kindheitswunde zurück. Jetzt konnte ich mich nicht mehr heraus reden. Nichts beschönigen. Nichts mehr ihm erklären, abermals und schon wieder um Verzeihung bitten. Ich war allein. Allein mit mir und ihr, der Eifersucht.
Aber was ist Eifersucht? Eifersucht impliziert für mich, dass ich jemandem anderen etwas nicht gönne.Neidisch bin. Jemanden besitzen will. Das war es aber nicht. Ich gönne aus tiefstem Herzensgrund jedem Menschen alles was sie, ihn glücklich macht, seinen, ihren eigenen Weg in Selbstbestimmung und Freiheit.
Also doch keine Eifersucht? „Ich habe panische Angst davor verlassen zu werden... belogen... betrogen... hintergangen... manipuliert... zu werden...“ und erst da wurde mir bewusst, nicht die Eifersucht ist Gast bei mir, sondern ein kleiner Rest eines tiefen Misstrauen allen Menschen gegenüber. Wo hätt ich auch Vertrauen lernen sollen – das wurde mir schon sehr früh abtrainiert im Sumpf der unendlich vielen Lügen, die der Alkohlsucht nun einmal inne wohnt und der Gewalt eines cholerischen dreinschlagenen Vaters der seine Frau und ihr Krankheit nur mit schlagender Hand dagegen vorgehen kann. Woher sollte ich wissen, wie Vertrauen sich anfühlt? Aber halt mal, da gab es doch dieses Spürwissen. Mein Sein weiß aus seinem unverwundeten Sein wie Vertrauen sich anfühlt und es weiß es, spürt es doch seit sechzehn Jahren im Bezug auf meine Tochter – da musste ich anknüpfen, damit den Rest dessen was mich umgibt, mit diesem Wesenszug verbinden...
Meine Sichtweise oder die Geschichte die James – mein Verstand – sich zurecht legt, damit auch er das Wesen der Eifersucht, des Misstrauens zu verstehen glaubt ist: Kein Kind, dass sich in der Schwangerschaft und den ersten Jahren wirklich sicher, angenommen, geborgen, geliebt, gesehen fühlt installiert diesen lebensverneinenden Wesenszug. Er ist nur Ausdruck dieser Wunde, dieser Unsicherheit, dieser fehlenden Liebe und Geborgenheit.
Hinter dem Wesen der Eifersucht, die viele Etikettierungen kennt und wenn sie „krankhaft“ ist, auch noch durch die Ablehnung von Außen noch verstärkt wird, lässt sich auf Dauer kaum L(i)ebe leben . Was aus der Sicht der Umwelt, der Menschen die mich lieben für mich sehr verständlich ist. Sie kann sich aber nicht auflösen da genau dies beginnt zu geschehen was ein eifersüchtiger, misstrauischer Mensch erwartet: Verlassen, betrogen oder belogen zu werden.
Mein Erleben ist, war, dass nur ich mir helfen kann und dies wohl auch erst, wenn man so auf sich und seine Wunde geworfen wird, dass es nicht mehr ein Wissen, ein Mindkonstrukt, eine Etiketierung ist, sondern nur noch gefühlt, gehört und gesehen wird, bis die Kapitulation vor sich selbst, vor diesem lebensverneinenden Wesenszug erfolgen darf. Ein tiefes Annehmen, Respektieren dieses Wesenszug erfolgt.
Darf dies geschehen, kann sich – meine Erfahrung – jede Form von Sucht auflösen. Nicht durch die Menschen um mich, nicht für die Menschen um mich – sondern vor allem für mich selbst. Erlösung, Auflösung in mir selbst, vom Nein zum L(i)eben mit Süchten, zum JA zum L(i)eben ohne EiferSUCHt, auch mit der Ungewissheit die das L(i)eben mit sich bringt...