"Verletzung" durch "Untreue"
@****gra schrieb:
Ich frage mich allerdings:
fallen alle die Menschen durch (m)ein Raster , die nur reden und nicht tun? ... die verletzen, die feige sind, die unzähligen Egoisten, die nur ihren eigenen Vorteil sehen und das durchaus im Namen der Liebe und Treue?
Alles, was wir kritisieren, vorwerfen, verurteilen oder abwerten (z.B. Untreue) zeigt einen von uns negativ bewerteten Soll-Ist-Unterschied zwischen unseren Vorstellungen und der von uns wahrgenommenen Realität an. Es gibt einen Konflikt.
Wo liegt die Ursache für eine Verletzung?
Beim Reizsender (Sprechen, Handeln) oder in der Verarbeitung (Wahrnehmung, Bewertung) des Reizempfängers?
Es liegt auf der Hand, dass die Ursachen bei beiden liegen.
Damit harmonische Resonanz entstehen kann, kann
- der Sender sein Signal ändern, oder
- der Empfänger seinen Verarbeitungsmodus ändern, und/oder
- beides geschieht gleichzeitig in Kommunikation.
Im Konfliktfall können die Beteiligten Folgendes aus dem Modell 3.0
Polyamory: Neue Liebe, neue Treue?
…Dir aufmerksam zuzuhören, um zu verstehen, wer Du bist, was Du Dir wünschst, was Dich bewegt… usw.
und/oder
Ich kann Dir einen inneren Konflikt offenbaren, wenn ich ihn spüre und bin bereit zu einem Austausch.
Das lebe ich und bin im Alltag um Weiterentwicklung bemüht. Wenigstens gibt es Menschen, die das so wahrnehmen können.
In der Vergangenheit habe ich aus alter Gewohnheit, Naturell oder Unachtsamkeit meinen Konflikt so offenbart, dass er beim Empfänger wie eine unumstößliche Entscheidung ankam. Das ist oft missverstanden worden; gemeint war es meist als Anlass zum Austausch, manchmal als Zeigen einer Grenze, an der ich gerade stehe.
Zwischen Sender und Empfänger gibt noch etwas genauso Wichtiges, das eine Verständigung fördert oder verhindert: den Kanal. Wenn der gestört ist, ist keine Kommunikation möglich, es kommen nur noch Verzerrungen beim Empfänger an, die Wellen überlagern sich aufschaukelnd (eskalierende Kommunikation) oder löschen sich gegenseitig (Schweigen, Unverständnis, Weghören).
Störungen dieses Kanals sind u.a. starke Emotionen bei beiden Beziehungsbeteiligten, wenn sie eine beobachtende Selbstdistanz verunmöglichen. Dann hilft ein Gewitter oder klärender Abstand auf Zeit.
Die stärksten Störungen im Beziehungs-Kommunikationssystem sind Egoismus, nicht zuhören, Recht haben wollen/starre Vorstellungen.
Es hat imho wenig Sinn, dass Sender und Empfänger von einander verlangen, auf der Frequenz des jeweils Anderen zu kommunizieren. Es ist ein
System, das abgestimmt werden muss.
Jedes System hat Grenzen; selbst Jesus hatte sie. „Liebe“ als „alles überwindende Kraft“ zu glorifizieren, ist unter fehlerbehafteten Menschen ein romantisches Mythos für die Kitschtonne. Wenn die Möglichkeiten nicht ausreichen, um ein Beziehungssystem dauerhaft überwiegend harmonisch zu etablieren, sollte es im Interesse aller Beteiligten liegen, den Versuch zu beenden.
Ja, dann „fällt schon mal ein Mensch „durchs Raster““, selbst dann, wenn ich noch liebe. Ich würde es allerdings systemisch formulieren: Sie harmonieren nicht (mehr) mit einander. Der Zeitpunkt für ein Loslassen kann auch von „Liebe“ bestimmt sein – obwohl es wie „Untreue“ erscheint.
Im Fall der Polyamorie können Dritte in einer Beziehung wie ein Kanalparameter wirken. Das kann sehr konstruktiv wirken, wenn der Mensch klar und unterstützend wirkt. Oder destruktiv, wenn er mit heftigen Emotionen „dazwischenfunkt“ oder selbst auf Bitte nicht offen und ehrlich kommuniziert.
Fazit.
Einseitige Zuweisungen von Ursache, Vorwurf, Schuld, usw. – egal auf welcher Seite gesucht wird - und Rechthaberei wirken bei Wiederholungen innerhalb eines Systems nicht nachhaltig konstruktiv. Vorsichtig ausgedrückt. In praxi wirken sie meist (zer)störend, weil sie eine Erscheinungsform von Gewalt sind.
Genug für jetzt… der Text erscheint mir geradezu dozierend, obwohl ich aus Erfahrung und eigener Verarbeitung spreche. Persönliche Geschichten werden hier lieber vernommen, aber auch aus Gründen der Diskretion verzichte ich auf Beispiele.
Außerdem scheint die
T
M