@sorbas
Vielleicht liegt das daran, dass ich Liebe nicht als Bedürfnis ansehen kann.
Mag sein. Hinzu kommt der sprachlich ungenaue Begriff von "Liebe", weil er nicht darüber aussagt, ob ich auf der aktiven oder passiven Seite stehe. Die Einen wollen lieben, Andere wollen geliebt werden, wieder Andere wollen beides.
Wieder Andere sagen: "
Wenn ich liebe/gliebt werde,
dann will/möchte ich...
Ansonsten sind diese Menschen ohne gelebte Liebe zufrieden. Daraus lassen sich unterschiedliche Bedürfniskonstellationen ableiten.
Dann gibt es diejenigen, wie Du und - so sehe ich mich ebenfalls - Liebe und Bedürfnis überhaupt nicht in einen Zusammenhang bringen können. Und auch da gibt es wieder Unterschiede... ich habe z.B. nicht mehr das
Bedürfnis, das Bedürfnis eines geliebten Menschen zu befriedigen. Ich habe Freude daran, dann erfülle ich ein Bedürfnis. Oder erkenne eine Not-Wendigkeit im Bedürfnis des Gegenüber, dann erfülle ich ein Bedürfnis, auch wenn es mir keine Freude macht.
Zum Thema Gewalt ziehe ich mal Wikipedia heran, weil ich zu Hause keinen Brockhaus habe
Unter den Begriff Gewalt (von althochdeutsch waltan – stark sein, beherrschen) fallen Handlungen, Vorgänge und Szenarien, in denen bzw. durch die auf Menschen, Tiere oder Gegenstände beeinflussend, verändernd und/oder schädigend eingewirkt wird.
Für mich ist das "wölfische" Gefühl, jemanden zu lieben (also die Liebe an sich) völlig gewaltfrei.
Was meinst Du jetzt mit "die Liebe an sich"? Das Phänomen insgesamt, oder das Gefühl in einem Menschen?
Rosenberg (die Giraffe) kennt keine Liebe als Gefühl (Liebe an sich?). Ist das Dein Verständnisproblem? Für Rosenberg ist Liebe
insgesamt ein Wechselspiel zwischen Bedürfnis und Bedürfniserfüllung. Liebe als Gefühl kennt nur der Wolf.
(Davon abgesehen kennen wir die übergriffigen Formen der Liebe: Eifersucht, Kontrolle. Besitzdenken, Haben-Wollen usw.)
Ergo:
Dagegen kann sich das "giraffische" Bedürfnis, geliebt werden zu wollen, durchaus sehr gewalttätig ausdrücken.
Die Giraffe hat nicht das Bedürfnis "geliebt" werden zu wollen im Sinne eines Gefühls. Allenfalls hat sie dan Wunsch, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden, oder den Wunsch, die Bedürfnisse eines geliebten Menschen zu erfüllen.
Klar: das kann sehr "gewalttätig" sein. Das erkennen wir z.B. daran, wenn ein Mensch mehr oder weniger beledigt/verletzt reagiert, wenn wir eine Liebesbezeugung zurückweisen, "zu wenig" schätzen oder ignorieren. Dann war mit seiner liebevollen Zuwendung, z.B. einem Geschenk, ein wie auch immer geartetes Bedürfnis bis hin zur Forderung verbunden (Danke, Wertschätzung, Freude usw.).
Diese gewalttätigen Muster, auch uns selbst gegenüber, sind so "normal", dass wir ihren (selbst)destruktiven Charakter im Umgang mit unseren Gefühlen dabei oft nicht mehr nicht erkennen.
Wie oft sind wir "höflich", sagen was Nettes um des lieben Friedens willen, um jemanden nicht zu verletzen?
Die Gewalt geht in diesen Fällen von demjenigen aus, der ein Bedürfnis hat und seine Erfüllung an einem anderen Menschen festmacht, statt an sich selbst. Wer aus Höflichkeit nicht ehrlich ist, verstärkt sie.
Und selbst wenn es so wäre, dass die Liebe aus einer Bedürfnisbefriedigung heraus entstehen - ist es dann wichtig, ob man über die Bedürfnisse dieser Entstehung kommuniziert?
. Das sind dann die Verhandlungen zur Gründung einer GBgB (=Gesellschaft zur Befriedigung gegenseitiger Bedürfnisse). Das bleibt sie, solange im Bewusstsein nicht klar ist, was die Beteiligten verbindet, wenn niemandes Bedürfnisse mehr befriedigt würden. Was bliebe dann übrig? Die Liebe. Oder nichts.
Ist es nicht viel wichtiger, allgemein über Bedürfnisse und Wünsche zu kommunizieren, die man gern erfüllt haben möchte? (und nicht, weil man sonst vielleicht nicht mehr liebt - denn dann wird die Kommunikation darüber zu Erpressung und somit zur Gewalt)
. Genauso wichtig für eine gelebte
Liebe wie die Vertragsverhandlungen einer GBgB. Ist natürlich ein Mehrwert zur Liebe, wenn zusätzlich noch Bedürfnisse befriedigt werden. Je mehr, je schöner. Aber: die Erfüllung von Bedürfnissen ist eine zusätzliche Komfortfunktion zur Liebe. Ist oft nötig, um Liebe im Alltag zu leben, hat aber mit dem Gefühl von Liebe erst einmal nichts zu tun.
Liebe ist imho Gefühl (Zuneigung) und Haltung (Wertschätzung) [nochmal
,
@****gra] und nicht Bedürfniserfüllung... Was, wenn meine Partnerin gelähmt wird ohne Kommunikationsmöglichkeit, und sie mir kein einziges Bedürfnis mehr erfüllen kann? Endet dann die Liebe? Die gelebte, tätige Liebe vielleicht, wenn ich mich überfordert fühle, ihr Leid hautnah mitzuerleben - aber die Gefühle? Never ever.
Wenn auch kein Gefühl bleibt angesichts eines lebendigen Leichnams - dann erfahre ich, dass es wohl nur eine GBgB war.
Der Grundsatz, das Verhalten eines Menschen von ihm selbst zu unterscheiden ist der gleiche, wie zwischen Liebe und Bedürfnis zu unterscheiden.
Und ist es nicht gerade die Giraffe, die nicht über ihre Bedürfnisse kommuniziert: "Ich will, dass du merkst was ich will, bevor ich es merke"
Das hat der Wolf gesagt...
T
M