*****s42:
gentletom58:
Vlt. meint Rosenberg gar nicht den Aspekt der Liebe selbst, sondern die Kommunikationsform:
wölfisch = die Bedürfnisse für das Entstehen eines Gefühls (geliebt) werden nicht als Bedürfnis kommuniziert,
giraffisch = die Bedürfnisse für das Entstehen eines Gefühls (geliebt) werden als Bedürfnis kommuniziert.
Naja, für mich resultiert eben das Gefühl der Liebe nicht aus einem Bedürfnis heraus.
Ich kann das Bedürfnis nach Sex haben, auch nach Zärtlichkeit und Zuwendung - aber jemand, der mir diese Bedürfnisse befriedigt, ist deswegen noch lange nicht jemand, den ich lieben kann oder muss. Und genau so kann ich jemanden lieben, der z.B. meine sexuellen Bedürfnisse nicht im geringsten befriedigen kann.
Gerade wird mir klar, obwohl ich mir dessen aufgrund der kippeligen Terminologie nicht wirklich sicher bin ;), dass ich das Verständnis mit sorbas42 teile,
... und zugleich darin die von gentletom58 gesuchte Antwort vermeine gefunden zu haben.
*******om58:
Liebe und Bedürfnis tauchen in der Praxis sehr selten unabhängig bzw. ohne Wechselwirkung auf. Dennoch finde ich die bewusste Unterscheidung wesentlich, damit Liebende jeweils besser zu sich schauen und in Selbstverantwortung für ihre Bedürfnisse gehen können, wenn sie nicht erfüllt werden. Denn das ist nicht unbedingt Aufgabe der Liebe (und auch nicht zwingend meine als Liebender), so wie ich sie verstehe.
Ich teile die Ansicht von gentletom58, dass die bewusste Unterscheidung wesentlich ist, besonders vor dem Hintergrund der Polyamorie.
Unterscheiden zu können bedeutet die Anteile zu erkennen.
Und da weiche ich in den Terminologie ab.
Ich unterteile ...
Neandertaler = Bedürfnis ~ Wolf
zivilisierter Mensch des 21. Jhrdt.. = Liebe ~ Giraffe
Ich empfinde mich als Neandertaler und als zivilisierter Mensch des 21. Jhrdt..
Mein Neandertaler kümmert sich um die existentiellen Bedürfnisse (Nahrung, Schlaf, Unterkunft...) und um die erweiterten, evolutionär bedingten Bedürfnisse (soziale Kontakte, Nähe, Sexualität → Fortpflanzung).
Schublade Neandertaler auf …
Ich kann in vielen Menschen den Neandertaler erkennen und das sind die Menschen mit denen ich in einer Gemeinschaft leben kann. Wir haben ein gemeinsames Verständnis für „Bedürfnis“, denn jeder von uns kann es „in sich fühlen“. Daher ist es für den Neandertaler auch kein Mangel, sondern „guter Beweggrund“ in der Gemeinschaft leben zu wollen.
In dieser Gemeinschaft gibt es dann wieder Beziehungen der besonderen Art ... Liebe, ein Gefühl so einzigartig wie jedes Individuum und gleichzeitig einzigartig in den Ausprägungen, die in Abhängigkeit zu den Individuen stehen.
Ich sehe die Liebe als synergetisches Ergebnis, das entstehen kann, wenn die Bedürfnisse erfüllt sind. Was darunter dann zu verstehen ist, das ist so individuell wie die beteiligten Menschen und unterliegt keiner Wertung.
1. Wenn Ihr vom Liebesaspekt in "Polyamorie" sprecht bzw. Euren Liebsten gegenüber ausdrückt: meint ihr dann den "wolfishen", den "giraffischen" oder beide Anteile?
Es sind beide Anteile und ich versuche die Anteile zu trennen, da meine "individuelle Liebe" durchaus zu der von Rosenberg geschilderten "Gewalt" führen kann. Ein Klassiker ... ich will doch nur dein Bestes (Bevormundung als Form der Gewalt)
gewaltvolle und gewaltfreie Kommunikation in einem Satz.
"Ich fühle mich unwohl und für eine Lösung müssen wir (darüber) reden."
gewaltfreie Betrachtung: Ein Beteiligter hat das Bedürfnis sich wohl zu fühlen und äußert es.
gewaltvolle Betrachtung:
Der Angesprochene fühlt sich unter Druck gesetzt, da er keine Auseinandersetzung will.
oder
er übt über sein Schweigen (weiterhin) Gewalt aus, da der Fragende ja weiter unter der ungeklärten Situation leiden muss.
Die Ursachen für die Art der Betrachtung (ob gewaltvolle / gewaltfreie) sehe ich daher als Teil der Lösung, ahso ...
und Kommunikation (Aussprache).
Ich möchte mich bei gentletom58 für seinen Beitrag bedanken, da entgegen meiner Annahme die ausführliche (in meinem Kopf schon fast zerfasernde ;)) Betrachtung auch mein Verständnis vertiefte.
MondZeit
PS: @ Brockhaus ... die Enzyklopädie ist nett anzuschauen aber ich nutze sie nur noch selten aus nostalgischen Beweggründen .... wikipedia rocks