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Beziehungs-Anarchie
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"Make Love, not Polyamory"

*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Der Verdacht liegt nahe, dass viel mehr Menschen "poly sind", als "poly leben". Die "Homos" haben auch jahrhundertelang ihre Neigung nicht offen leben dürfen.

Ob man das miteinander vergleichen kann ?

Sexuelle Orientierung + polyamore Konzept
das Konzept bejaht, dass ein Mensch mit mehreren Personen zur gleichen Zeit Liebesbeziehungen haben kann.
Damit wären wir beim nächsten Thema: Ist Polyamory eine individuelle "Neigung" oder Eigenheit, die nur wenige Menschen haben?

Ich denke, dass jeder psychisch normal entwickelte Mensch generell polyamor ist - also fähig, Liebe zu mehreren Menschen zu entwickeln und auch zuzulassen (und das nicht nur bei sich). Erst die ("moralische") Erziehung durch die Gesamtheit unserer Gesellschaft macht ihn zum in der Regel seriell monoamor lebenden Menschen.

Und mit der Praktikabilität:
Eigentlich ist es doch leichter, die unliebsamen Tätigkeiten einer Beziehung auf mehrere Schultern zu verteilen. Dann bleibt mehr Zeit für die angenehmen Dinge - für alle *ja*

"Liebe lässt sich nicht quantifizieren":
Warum auch - wer will das schon *zwinker*
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Natürlich will das wohl niemand, der die Erfahrung machte, dass Liebe NICHT weniger wird...
(Das "alte" Beispiel *zwinker* )

Dennoch wird in diesem Bericht beschrieben, woran der Ein- oder Andere "scheitert" und ich persönlich finde es nicht gut, diese Argumente weg zu wischen.

Wenn jemand (wie ich) rechtlich allein erziehend lebt, 3 Kinder hat und all DIE Verpflichtungen wahr- und ernst nimmt, die daraus erwachsen, so besteht immer ein Ungleichgewicht gegenüber DEM, der hier mit mir und meinen Kindern lebt und jemandem, der dort hinzukommt.

Das hat rein gar nichts mit "emotionaler Wertigkeit" zu tun, und doch mit dem Faktor der Zeit und der Begrenztheit, die diese uns doch auferlegt.

Wir WOLLEN vieles - empfinden auch ganz stark... und werden dann doch von realen Grenzen beschnitten.
Sicher bin ich hier nicht die Einzige, die das kennt, oder?

Sich was "in die Tasche lügen" hilft da gar nix!!!
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*****e_3:
Wenn jemand (wie ich) rechtlich allein erziehend lebt, 3 Kinder hat und all DIE Verpflichtungen wahr- und ernst nimmt, die daraus erwachsen, so besteht immer ein Ungleichgewicht gegenüber DEM, der hier mit mir und meinen Kindern lebt und jemandem, der dort hinzukommt.
Wie ich woanders schon schrub: Der Versuch, Polyamory unter mononormativen Wertmaßstäben in den Beziehungen zu leben, wird über kurz oder lang scheitern.

Wenn ein weiterer Mann dazu kommt, in Liebe - warum wird er nicht Mitglied der Familie?

Er würde dich als alleinerziehende Mutter entlasten, genau so wie es der tun sollte (und hoffentlich auch macht, der mit dir und deinen Kindern lebt).

Eine weitere Liebe soll keine zusätzliche Aufgabe mit zusätzlicher "Beziehungsarbeit" [¹] sein, sondern eine Ergänzung und Erweiterung der Möglichkeiten des Miteinander.

Du magst jetzt sagen: "Ja, das wäre ein Idealzustand." - Na und? Warum streben wir ihn dann nicht an? Warum quälen wir uns dann mit Situationen, die uns zusätzlich belasten, als uns zu entlasten?

Ja, manchmal ist es einfacher und auch erfüllender, die Polyamory nicht auf Zwang auszuleben. Polyamory ist eine Möglichkeit, keine Pflicht!

-------------------
[¹] "Beziehungsarbeit" - wieder ein Beispiel, warum ich diesen Begriff hasse - vor allem, wenn die Arbeit negativ konotiert ist. Wenn eine Beziehung in "Arbeit" ausartet - warum führe ich sie dann? Damit meine ich nicht, dass man nicht auch für einen geliebten Menschen da sein sollte, wenn es man schwerer wird - in guten wie in schlechten Zeiten gilt auch in der Poly-Liebe. DAS ist ja auch keine Arbeit, weil man es gern tut *zwinker*
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Ja, das wäre der Idealzustand. *zwinker*
*******erli Paar
4.485 Beiträge
Na und? Warum streben wir ihn dann nicht an? Warum quälen wir uns dann mit Situationen, die uns zusätzlich belasten, als uns zu entlasten?


In so manchem Beitrag nachzulesen .....
aus Liebe
weil dies und jenes nicht möglich ist ... etc. pp

Das hat rein gar nichts mit "emotionaler Wertigkeit" zu tun, und doch mit dem Faktor der Zeit und der Begrenztheit, die diese uns doch auferlegt.

Hat es wirklich nichts mit Wertigkeit von Gefühlen zutun ?

Wer mir und meinen Kindern jahrelang zur Seite stand, dem bin ich bereit alles zu geben, was ich habe.

Positioniert sich jemand selbst außerhalb dieser Gemeinschaft und Verantwortung ... Liebt man denjenigen oder ist er evtl. eher eine Oase der Erholung vom Alltag ?

Nicht umsonst entscheiden Menschen nicht jedermann in ihr Zuhause, in ihr Heim oder privaten Rückzugsraum, einlass zu gewähren auf Dauer.

Liebe wird nicht weniger wenn man sie teilt.
Liebe entsteht aber nicht beliebig, einfach so aus dem Nichts.

Verliebtheit entsteht jedoch schon, ohne konkret zu wissen, warum.
Sie hat jedoch seltener Bestand als Liebe.

Polyamory
Liebesbeziehungen zu mehr als einem Menschen oder verliebt und Zuneigung zu vielen Menschen ?

Da jeder Mensch etwas anderes unter dem Begriff Liebe versteht und jeder Mensch in einer anderen Lebenslage steckt und daher unterschiedliche Bedürfnisse im Leben hat, bedeutet dasselbe Wort noch lange nicht dasselbe Bedürfnis und Ziel im Leben.

Wenn wir uns eine in Partnerschaft begeben, so ist dies automatisch immer an Bedingungen gebunden. Das beginnt, wenn man zusammenziehen und gemeinsam leben möchte.

Ist Partnerschaft und Beziehung mehr wert, als Liebe, da es eine Willensentscheidung ist ?

Oder Liebe spirituell betrachtet und jeder bleibt für sich allein in Liebe in seinem eigenen Zuhause ?

Was mögen Kinder von spiritueller Liebe halten ?
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*******erli:
Na und? Warum streben wir ihn dann nicht an [den Idealzustand]? Warum quälen wir uns dann mit Situationen, die uns zusätzlich belasten, als uns zu entlasten?

In so manchem Beitrag nachzulesen .....
aus Liebe
weil dies und jenes nicht möglich ist ... etc. pp
Ähm, das brauche ich jetzt näher erläutert:
Aus Liebe streben wir den Idealzustand einer polyamoren Beziehung nicht an. (so die Aussage) *nachdenk*

Und es ist immer was möglich, wenn man will. Manches braucht etwas länger - aber mit dem Wunsch nach einem Idealzustand und dem daraus resultierenden Begehren und Bestreben ... (oder kurz: Wo ein Wille ist ...) *ja*
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*******erli:
Polyamory
Liebesbeziehungen zu mehr als einem Menschen oder verliebt und Zuneigung zu vielen Menschen ?
Ich sehe das so:
Weder - noch.
Polyamory ist eine Grundeinstellung, ein Lebenskonzept, das beides ermöglicht, und zwar im wohlwollenden Miteinander für alle Beteiligten ohne gegenseitige Abhängigkeiten, aufgezwungene Machtgefälle und Hierarchien.

*******erli:
Ist Partnerschaft und Beziehung mehr wert, als Liebe, da es eine Willensentscheidung ist ?
Nein.
Partnerschaft und Beziehung sind für mich dann mehr wert, wenn sie auf Liebe aufbauen.
Liebe an sich begründet noch lange keine Partnerschaft - und man kann eine Liebe auch nicht in der Wertigkeit mit einer Partnerschaft vergleichen, weil es zwei völlig verschiedene Dinge sein können.
*******erli Paar
4.485 Beiträge
Liebe an sich begründet noch lange keine Partnerschaft - und man kann eine Liebe auch nicht in der Wertigkeit mit einer Partnerschaft vergleichen, weil es zwei völlig verschiedene Dinge sein können.

Spielst du damit auf Paare an, die zwar in der Partnerschaft verbleiben, aber ihre Liebe zueinander lange verloren haben ?
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*******erli:
Spielst du damit auf Paare an, die zwar in der Partnerschaft verbleiben, aber ihre Liebe zueinander lange verloren haben ?
Ja, auch das. Wobei ich solche Partnerschaften gar nicht abwerten möchte.

Aber die Liebe doch erst einmal nicht mehr als ein Gefühl (OK, ein sehr schönes, tiefes, erfüllendes und wichtiges Gefühl *zwinker* ). Aber Liebe begründet ja noch nicht einmal, dass der/die Andere mich auch liebt.

Ist die Liebe damit unwichtiger als eine Partnerschaft? Schließlich bauen solche Partnerschaften auf eine gegenseitige Liebe auf.
Oder ist die Partnerschaft wichtiger, weil sie nicht selten über die gegenseitige Liebe hinweg stabil erhalten bleibt?

Ganz einfach: Man kann es so nicht miteinander vergleichen. *g*
****lal Mann
102 Beiträge
Liebe lässt sich nicht quantifizieren
Der Artikel enthält Elemente über die es sich lohnt, nach zu denken und seine eigene Motivation zu hinterfragen ...

... doch im entscheidenden Punkt entlarvt sich der Schreiber selbst.

Liebe lässt sich nicht quantifizieren, weder in der Monogamie, noch in der Polyamorie. Doch genau diese Quantifizierung ist viel eher Bestandteil des monogamen Gedankenguts, als der polyamoren Lebensweise.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Ich kenne es von mir so, dass ich beide gleich (natürlich jeden "speziell") liebte. Ich meine jetzt, dass es da keine Wertigkeit gab. Das Gefühl lässt sich natürlich nicht in "viel" oder "weniger" messen. Das wäre ja auch Quatsch. *zwinker*

Ich wollte mit beiden Männern Zeit verbringen und das am liebsten sogar gemeinsam. Es gab oft das Gefühl, dass immer der fehlte, der nicht da war und es trotzdem keine Auswirkungen hatte auf die Verbundenheit zu dem, der Zeit mit mir verbrachte.
Stelle gerade - nicht zum ersten Mal fest - dass das eigentlich unmöglich ist, in Worten derartiges Fühlen richtig auszudrücken.

Waren beide da, fühlte ich mich einfach besonders glücklich, vielleicht auch deshalb, weil die Männer sich so gut verstanden.
Das konnte sogar dazu führen, dass ich hinterfragte, ob ich nicht "maßlos" sei.
Vielleicht einfach nur "maßlos" in der Form, dass das Empfinden, so sehr zu lieben, keine Maßeinheit finden kann - unermesslich groß ist?

Und trotzdem kommt da bei DEM Partner, mit dem man den Alltag teilt (gemeinsames Wohnen etc.) noch was Spezielles dazu, was dennoch weder ein Plus oder Minus in der (nicht gefundenen) "Maßeinheit" darstellt:
Denn das Zusammenleben schafft zwar tatsächlich einen gemeinsamen Raum, aber auch daraus resultierende Verpflichtungen - eben Alltag.
Das ist einerseits schön und anderseits auch verbunden mit Verpflichtungen (Übernehmen von Aufgaben, Regelung von Finanziellem etc. ).
Das Zusammenleben schafft aber - meiner Meinung nach - die Geborgenheit und gemeinsame Erlebnisse (z.B. auch negative Schicksalsschläge) schweißen zusammen...

Es geht ja hier auch nicht darum, Emotionen in eine Waagschale zu werfen. *zwinker*
Wenn ein weiterer Mann dazu kommt, in Liebe - warum wird er nicht Mitglied der Familie?
Er würde dich als alleinerziehende Mutter entlasten, genau so wie es der tun sollte (und hoffentlich auch macht, der mit dir und deinen Kindern lebt).
(...)
Du magst jetzt sagen: "Ja, das wäre ein Idealzustand." - Na und? Warum streben wir ihn dann nicht an? Warum quälen wir uns dann mit Situationen, die uns zusätzlich belasten, als uns zu entlasten?
Weil diese Idee zwar einfach klingt, aber meines Erachtens fast nie funktioniert.

Einen weiteren Menschen in die Familie aufzunehmen, bedeutet oft auch, ihn entweder von seiner bisherigen Liebe (so er ebenfalls polyamor ist) oder gar Familie zu trennen oder aber diese gesamte andere Familie in völliger Hingabe gleich mit aufzunehmen, obwohl man zu ihr nicht unbedingt eine eigene, positiv gestimmte Beziehung aufgebaut hat.

Wie weit sollte solch eine "Familienzusammenführung" gehen? Wo trennt man die Aufnahme weiterer Mitglieder auf? Irgendwo macht doch jeder automatisch seinen eigenen Schnitt. Sehr schnell bin ich von Knoten dieses Netzwerks zu weit entfernt als dass ich eine echte Beziehung zu ihnen habe und sie als "meine Familie" ansehe. Ich komme schon nicht mit allen Freunden meiner Freunde zurecht, genausowenig mag ich automatisch alle Beziehungspartner derjenigen, die ich liebe. Ich will nicht mit all diesen Leuten "Familie" spielen. Kaum jemand mag so etwas, und mit meiner eigenen Einstellung ist es nicht mal getan. Die anderen müssen ebenfalls alle(!) wohlwollend zustimmen.

Wenn ein weiterer Mann dazu kommt, in Liebe - warum wird er nicht Mitglied der Familie?
Ist vermutlich nicht so gemeint, aber ich finde, dies klingt stark nach: "ICH als 'Mittelpunkt' meiner geliebten Menschen nehme alle, die ICH liebe, in meine Familie auf." Da aber auch jede der anderen Personen ihre eigenen Liebesdinge fühlt und regelt, halte ich dieses Denken für schädlich egoistisch.

Ich halte es für fast unmöglich, als polyamorer Mensch in mehreren(!) Familien angemessen mitwirken zu können, und ich halte es ebenso für schwierig, im ganz normalen Lebensalltag mehrere Beziehungen angemessen pflegen zu können. Liebe ja, aber Beziehung funktioniert fast immer nur mit immensen Einschränkungen.

Wie wenig Stunden einer gesamten Wochenzeit für eine einzelne Beziehung wirklich zur Verfügung stehen, habe ich an anderer Stelle schon mal abgeschätzt. Das ist ein lächerlich kleiner Wert, insbesondere wenn man noch als Individuum eigene Wege (Hobbies, nichtgemeinsame Freunde etc.) gehen möchte. Dieses Fitzelchen an Zeit adäquat auf mehrere Personen oder gar Familien aufzuteilen, funktioniert fast nirgendwo auf Dauer. Die Beziehungen scheitern an allen Ecken und Enden, weil sie nicht wirklich als Beziehung geführt werden können.

Stattdessen könnten vielleicht alle(!) Beteiligten die Zeit aber auch gemeinsam verbringen, damit jeder möglichst viel Zeit mit dem/den anderen verbringen kann. Dies klappt aber auch nur, wenn alle sich miteinander verstehen und vermutlich auch nur dann akzeptabel, wenn es die ungleichgewichtige Situation gibt, dass (Nervbegriffe) es einen "Center" gibt und jeder "Wing" ausschließlich die Beziehung zu diesem einen Center führt.

Sobald aber eine Beziehungsreihe oder ein Beziehungsnetzwerk an Polyamoren entsteht, kann man wohl auch diese Gleichzeitigkeit vergessen. Man müsste dann ständig mit vielen Menschen zusammensein, womöglich auch mit solchen (s.o.), zu denen man gar keine eigene Beziehung aufgebaut hat.

Bleibt man seinen eigenen Gefühlen treu, und zwar nicht nur der Liebe, sondern auch dem eigenen Befinden, den momentanen Bedürfnissen oder auch der (erlaubten) Abneigung zu bestimmten Menschen, dann wird man nicht immer mit all diesen anderen Menschen zusammensein wollen.

Fazit:
Idealreden kann man vieles, die Praxis zeigt aber auch, wie wenig die Idealvorstellungen mit dem Leben gemein haben. Niemand ist in seinem Wesen ausschließlich polyamor. Jeder hat auch andere Facetten, die seine Persönlichkeit ausmachen und die er beachten muss, damit er ein wohlgefühltes Leben lebt.

Der scheinbare Zwang, mit dem so viele polyamore Menschen aus der Viel-Liebe auch gleich die unbedingte Viel-Beziehung (oder auch "Viel-Familie") folgern lassen, blendet in meinen Augen aber diese anderen Facetten der eigenen Persönlichkeit aus. Die Poly-Beziehungen bedienen dann lediglich das eine Gefühl, aber sie arbeiten gerne gegen viele andere Elemente der eigenen Persönlichkeit und führen dann NICHT zum allgemeinen Wohlbefinden und zur Glückseligkeit.

Und deshalb halte ich Mehrfachbeziehungen nicht für die Ideallösung fürs menschliche Miteinander (was die Mehrfachliebe als Gefühl aber keineswegs ausschließt).

Warum quälen wir uns dann mit Situationen, die uns zusätzlich belasten, als uns zu entlasten?
Ja, warum tun das auch und insbesondere diejenigen Menschen, die zwanghaft versuchen, mehrere Beiehungen gleichzeitig zu führen, obwohl es sich oft so schlecht anfühlt bzw. sich in den meisten Fällen so negativ entwickelt?

Polyamore berichten zuhauf von ihren Problemfällen, aber kaum jemand (bis gar keiner) hält dagegen, dass alles problemlos und easy läuft - oder zumindest besser als in (m)einer seit Jahren glücklich geführten Einzelbeziehung.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
****nai:
Idealreden kann man vieles, die Praxis zeigt aber auch, wie wenig die Idealvorstellungen mit dem Leben gemein haben.
****nai:
Polyamore berichten zuhauf von ihren Problemfällen, aber kaum jemand (bis gar keiner) hält dagegen, dass alles problemlos und easy läuft
Bei mir läuft es so.

Auch wenn der (andere) Geliebte meiner Partnerin nicht ständig bei uns lebt - wenn er hier ist, leben wir zu dritt zusammen und fühlen uns genau so wohl, völlig easy. Dann ist er integriert, als lebte er immer hier.

Und wenn ich eine weitere Frau liebte, war es auch immer so, dass sie mit in meine andere(n) Beziehungen integriert wurde. Es waren also keine Parallelbeziehungen (die sicher auch schwerer zu managen sind sind), sondern gemeinsame Beziehungen.

Das heißt nicht, dass wir immer alles zu dritt gemacht haben oder machen. Aber niemand muss(te) sich in zwei (oder mehr) Einzelbeziehungen nebeneinander aufreiben.

Auf mehrere parallele Einzelbeziehungen kann ich auch verzichten, wäre mir zu aufwändig *ja*
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Das klingt alles positiv und harmonisch. So, als würdest du dich in die Frauen verlieben, wo die Einstellung und die Vorstellungen perfekt passen.

Das ist aber nicht bei allen Menschen so.
Trotzdem mal schön zu lesen, dass es funktioniert.
Idealreden kann man vieles, die Praxis zeigt aber auch, wie wenig die Idealvorstellungen mit dem Leben gemein haben.
(...)
Polyamore berichten zuhauf von ihren Problemfällen, aber kaum jemand (bis gar keiner) hält dagegen, dass alles problemlos und easy läuft
Bei mir läuft es so.

Auch wenn der (andere) Geliebte meiner Partnerin nicht ständig bei uns lebt - wenn er hier ist, leben wir zu dritt zusammen und fühlen uns genau so wohl, völlig easy. Dann ist er integriert, als lebte er immer hier.
Ja, du bist im Gegensatz zur breiten Masse einer der wenigen, die immer wieder hervorheben, wie gut es bei ihnen funktioniert.

Ich sehe aber auch hier meine oben beschriebenen Situationen bestätigt. Du schreibst, dass die anderen immer in eure Familie integriert werden, aber nicht, dass es umgekehrt ebenso ist und wie das funktioniert. Das ist dann deine einseitige Sicht aus deinem eigenen Lebensmittelpunkt heraus: "Wir integrieren andere" (und zwar solche, die als 'Wing' bezeichnet werden)

Dies ist eine Konstellation, die ich oben auch als durchaus praktikabel beschrieben habe. Sie impliziert aber, dass die "Wings" keine eigene Familie haben. Sobald auf der anderen Seite noch Beziehungen und Familien gepflegt werden wollen, wird es höchst unpraktikabel, alle Familien ineinander zu integrieren.

Deshalb bezieht sich meiner Meinung nach deine Idealvorstellung fast ausschließlich auf die Konstellation:

  • Eine Person bzw. ein Paar integriert Einzelpersonen oder "Solo-Paare" in ihr Leben.

Solche erweiterten Familienkonstrukte sind aber schwerlich möglich, wenn alle "Wings" als eigene "Center" ganz genauso verfahren wollen, und deren Wings als neue Center ebenso. Hier scheitert dann die Umsetzung des Poly-Beziehungs-Gedankens für die ganze Welt.

Ich hab oft genug die Probleme gehört, wenn ein Wing plötzlich ebenfalls als Center polyamor zu leben beginnt. Man gesteht es ihm natürlich zu (selbstloser Polygedanke), aber natürlich hat er weniger Zeit, sich um die bisherige Beziehung zu kümmern, und er integriert sich von sich aus nun weniger in die bisherige "Familie", weil er seine Zeit nun aufzuteilen beginnt. Da bricht ganz automatisch etwas vom bisherigen Beziehungs-/Familienleben weg.

Daran kränkelt meines Erachtens die Vorstellung der meisten Menschen, die sich polyamor nennen. Im Zentrum des Liebeskonstrukts funktionieren die Vorstellungen doch super, aber wenn alle Beteiligten ihre weiteren polyamoren Beziehungen ausbauen und auch pflegen wollen, MUSS das Modell der (vollwertig geführten) Poly-Beziehungen zusammenbrechen.

Wenn alle Menschen mehrere polyamore Beziehungen leben würden, gäbe es kaum noch Möglichkeiten, all diese Beziehungen aufrichtig und intensiv pflegen zu können, wie es in der klassischen Zweierbeziehung möglich ist.

Ich wiederhole mal von ganz alten Beiträgen von mir:
Mit Polyamory war als Grundidee schon immer gemeint, dass man LIEBT, nichts weiter. Heute wird Polyamory aber gerne mit dem konsequenten Führen von mehreren Beziehungen verknüpft. Dass dies aber in der Regel zu massiven Problemen führt (wie man überall aus dem realen Leben erfahren darf), wird gerne mal ignoriert.

Hält man das Gesamtkonstrukt klein (vermutlich wie bei Sorbas), klappt alles gut. Hält man bei großen Beziehungsgeflechten die Einzelbeziehungen locker und zeitlich schlank, kann das sicher auch klappen. Will man aber wirklich und ehrlich mehrere vollwertige(!) Beziehungen in einem komlexen polyamoren Geflecht konsequent pflegen, dann glaube ich, dass man vor einer unlösbaren Aufgabe steht.

Unzählige Erfahrungsberichte bestätigen das.
*********marrn Mann
1.404 Beiträge
Gruppen-Mod 
****nai:
Will man aber wirklich und ehrlich mehrere vollwertige(!) Beziehungen in einem komlexen polyamoren Geflecht konsequent pflegen, dann glaube ich, dass man vor einer unlösbaren Aufgabe steht.

Sehe ich auch so. Vielleicht können es ein paar wenige, die nicht berufstätig sind, aber neben einem Vollzeitjob niemals.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*****e_3:
Das klingt alles positiv und harmonisch. So, als würdest du dich in die Frauen verlieben, wo die Einstellung und die Vorstellungen perfekt passen.
Nein, meist verliebe ich mich, und dann lebe ich diese Liebe sehr offen und klar.

Dann gibt es Frauen, die von so viel Offenheit und Direktheit in der Liebe angetan sind, dadurch Vertrauen in diese Art der Liebe aufbauen und diese Liebe mit mir teilen. Und andere tun das nicht, haben Angst, dabei etwas aufzugeben oder was weiß ich. Nun gut - dann muss ich damit auch leben, dass es nicht passt.
Das macht mich manchmal ein wenig traurig, wenn ich sehr viel für diese Frau empfunden habe - aber besser so, als dieser Frau dann etwas vorzuspielen, was ich nicht wirklich bin und möchte, nur um ihr zu gefallen und eventuell ihren Vorstellungen zu entsprechen.

****nai:
Ich sehe aber auch hier meine oben beschriebenen Situationen bestätigt. Du schreibst, dass die anderen immer in eure Familie integriert werden, aber nicht, dass es umgekehrt ebenso ist und wie das funktioniert. Das ist dann deine einseitige Sicht aus deinem eigenen Lebensmittelpunkt heraus: "Wir integrieren andere" (und zwar solche, die als 'Wing' bezeichnet werden)
Ja, meine letzten Beziehungen waren so.

Meine erste polyamore Erfahrung (ohne auch nur im geringsten zu wissen, was Polyamory ist, das war Mitte bis Ende der 80er) war aber so, dass ich mich in eine Kollegin verliebte, die ebenfalls eine Familie mit Kindern hatte. Gleichzeitig liebte ich natürlich meine Frau.
Aus der anfänglich heimlichen Affaire (wie sonst, auch ich war mononormativ erzogen) entwickelte sich aber in relativ kurzer Zeit eine feste Integration unserer beider Familien, bei der auch jeder um die jeweiligen Gefühle der Anderen zueinander wusste. Auch das ging prima - bis wir aus beruflichen Gründen weggezogen sind und uns aus den Augen verloren haben.
*******erli Paar
4.485 Beiträge
Mit Polyamory war als Grundidee schon immer gemeint, dass man LIEBT, nichts weiter.


Ich liebe Dich und dann das große Nichts ?
Man sieht sich mal, wenn jeder so Zeit findet ?

Das war die Grundidee oder der Grundgedanke ?

Liebe muss sich doch erst mal entwickeln, nachdem man sich ineinander verliebt hat und ohne intensiv gemeinsam verbrachte Zeit ist eher unwahrscheinlich das sich aus Verliebtheit Liebe entwickelt.

Die Redensart ... Aus den Augen, aus dem Sinn, existiert nicht ohne Grund.
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
*******erli:
Die Redensart ... Aus den Augen, aus dem Sinn, existiert nicht ohne Grund.
Nicht, wenn man sich liebt *ja* (eigene Erfahrung)

*******erli:
Ich liebe Dich und dann das große Nichts ?
Dann ist da auch nicht mehr. "Ich liebe dich." bedingt ja nicht automatisch "Du liebst mich auch."

Aber wenn eine Liebe erwidert wird, so ergeben sich aus diesem wechselseitigem Gefühl entsprechende Wünsche, die dann oft auch zu entsprechendem gemeinsamen Handeln führen. Und das ist doch bei Polyamory nicht ausgeschlossen.

Dagegen ist es in einer strikt monoamoren Beziehung ausgeschlossen, auch nur einen weiteren Menschen zu lieben (oder zumindest dies zu äußern) - von einer Beziehung zu diesem weiteren Menschen ist da noch gar keine Rede.
Dagegen ist es in einer strikt monoamoren Beziehung ausgeschlossen, auch nur einen weiteren Menschen zu lieben (oder zumindest dies zu äußern) - von einer Beziehung zu diesem weiteren Menschen ist da noch gar keine Rede.

Ich persönlich glaube nicht, dass ein Mensch tatsächlich steuern kann, wen er liebt. Monoamory und Polyamory sind meines Erachtens weniger eine willentliche Entscheidung, sondern immer der aktuelle Status Quo. Liebe ich gerade nur eine Person, bin ich zu dieser Zeit monoamor - egal ob ich grundsätzlich offen für Polyamory bin. Liebe oder verliebe ich mich in mindestens eine weitere Person, unabhängig davon, ob ich mit dieser eine tatsächliche Liebesbeziehung eingehen werde, bin ich polyamor. (Für eine enger gefasste Definition möchten viele dann noch, dass man offen über diese Liebe sprechen muss, egal ob man sie ausleben wird oder nicht, aber diese Notwendigkeit teilt nicht jeder.)

Verliebens- und Liebesprozesse entscheide ich aber nicht bewusst, sondern das ergibt sich aus meinen Gefühlen, die ihre eigene Dynamik entwickeln. Deshalb finde ich, dass man in einer monoamoren Beziehung nicht einfach ausschließen kann oder sollte, dass sich weitere Lieben ergeben. Ebenso kann ein Mensch in polyamoren Beziehungen auch zur Liebe zu einer einzelnen Person zurückkehren, zwischenzeitlich also monoamor fühlen und leben.

Kein Zustand schließt den anderen aus.
Ich mag daher nicht, wenn man scheibt, monoamor dürfte man dieses nicht und polyamor jenes nicht.
****nai:
Kein Zustand schließt den anderen aus.
Ich mag daher nicht, wenn man scheibt, monoamor dürfte man dieses nicht und polyamor jenes nicht.

Genau so, Chennai. Es gibt so unendlich viele und schillernde Konstellationen in der Liebe und welche Beziehungen daraus entstehen. Natürlich denken wir oft aus unserer je bekannten Konstellation und Gefühlswelt heraus, was uns richtig oder falsch erscheint. Und da ist die Versuchung groß, daraus gleich eine allgemeingültige Definition zu machen.

Polyamory sagt als Wort Viel-Liebe erst einmal etwas über die Liebe aus. Das Leben mit all seinen Besonderheiten und Unwägbarkeiten macht dann daraus dies und jenes. Offenheit für das, was dannngeschehen kann, scheint mir aber neben der Viel-Liebe ein sehr wertvoller Anspruch, den polyamores Fühlen an uns erhebt. Dass wir das als einen Widerspruch zu althergebrachten Konventionen empfinden und betonen, ist nur konsequent und hilfreich. Und schließt weder weiterhin monoamore Beziehungen noch Mehrfachbeziehungen in den weitesten Formen aus.

Die Freiheit von konventionellen Zwängen, die Freiheit Beziehungen zu gestalten und achtsame Verantwortung für mich und meine Geliebte/n dabei - das sind schon weitergehende Ansprüche, die erst mal gefüllt werden müssen.

Danke für die Öffnung des Denkens durch Deinen Beitrag
Joshi
*****aer Mann
2.737 Beiträge
Mir fehlt ...
... mittlerweile in dem Treat der Themanbezug zur Veröffentlichung von Herrn Maurer?
Polyinternen Austausch haben wir auch in anderen Treads!

Bewerbung von Bauer sucht Frau versus ernsthafte Gedanken zu Polyamorie.

Gibt es nicht in seinen Ausführungen Gedanken die beredenswert sind? zB:

"Das Eliminieren dieser destruktiven patriarchalen Muster ist wesentlicher Bestandteil unseres Polydaseins" lässt sich folgendermaßen sinnvoll zersetzen: Die Polyamorie destruiert nicht das Patriarchat sondern die (auf romantischen Überzeugungen fußende) Monogamie.

Will er uns mit den Worten "auf romantischen Überzeugungen fußend" unterstellen, dass wir Polys in unseren Beziehungen romantischer Gefühle nicht fähig sind? Mir ist noch kein Poly begegnet, der Polyamory lediglich aus oppositioneller Einstellung lebt. Dazu müsste er sich der Liebe entsagen, was sich Herr Maurer in seine Meinung dichtet.

*zumthema* wünscht sich der

Polybäääär
*******Maxx Mann
11.953 Beiträge
Kann es daran liegen, dass kaum jemand noch Lust und Muße hat, sich mit derartigen Gedankenabsonderungen ernsthaft auseinander zu setzen? *ggg* *lol*
@****as: genau so sehe ich das.

Ich folge Euren Gedanken, aber habe keine Lust mich an einem Menschen abzuarbeiten, der im Standard schreibt, wie Du bzw. Ihr lebt ist falsch.

Zumal er hier kaum mitlesen dürfte... *g*
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