Der Satz (mit Polys und Monos) ist - irgendwie - gut.
Jeder Mensch hat ja mal grundsätzlich die Möglichkeit für sich zu entscheiden, wie er Verbindungen gestalten möchte.
Aber eben nur "grundsätzlich", denn letztendlich kann man(n)/frau gar nichts alleine entscheiden und planen, weil wir soziale Wesen sind.
Einen Menschen zu lieben, bedeutet doch nicht (nicht mal unbewusst, wie ich glaube) das zu suchen, was im Zusammenleben PASST, sondern das (das sicher unbewusst, wie ich glaube
), was mich persönlich weiter bringt.
Welche Menschen finde ich denn spannend, so dass sie mich erstmal näher interessieren? Für mich sind das DIE Menschen, die mir suggerieren Sehnsüchte zu teilen.
Das kann aber auch bedeuten, dass sie von diesen Sehnsüchten noch weiter entfernt sind, als ich das bin und ein gemeinsamer Weg nicht gehbar ist, aufgrund äußerer Gegebenheiten.
Persönliches Beispiel: Mal die Geschichte einer Liebe, statt "nur" ein Reden über Gefühle im Allgemeinen!
Ich lernte 2004 (krass - das ist echt mehr als 8 Jahre her!) einen Mann kennen.
Hier im Rheinland total leicht an diesem speziellen Tag, denn es war Weiberfastnacht.
Da lernt man nicht wirklich jemanden kennen. Am Aschermittwoch ist - bekanntlich - alles vorbei.
Also: Nettes Gespräch beim Bierchen an der Theke. Nach einigen Bierchen dann eine Umarmung und ... weiter reden. Nach noch mehr Bierchen ein Austausch kleiner Zärtlichkeiten... "Klar - es ist Karneval!"...
Wobei man auch an Weiberfastnacht seinen Geruchssinn nicht zuhause lässt und auch dann nicht mit jemandem knutscht, den man unattraktiv findet.
Außerdem war das auch nie meine Art und ich dachte vorher NIE: "Es ist ja Karneval...".
Am Morgen verließen wir die Kneipe. Ich hatte einen Bierdeckel mit 'ner Nummer drauf und 'ne Verabredung für Rosenmontag.
Ich hatte auch ein Kribbeln im Bauch und schnupperte immer wieder an meinen Sachen und an mir, weil alles - trotz verqualmter Kneipe - nach IHM roch.
Solche Gefühle passten dann schon weniger zu diesem Tag - zur 5ten Jahreszeit.
Er hatte erzählt, dass er (wie ich) verheiratet sei, 3 Kinder hat, mir berichtet, was er beruflich macht, welche Hobbys er hat und und und. OK - wir haben ja auch 10 Stunden geredet. Hammer!
Ich kürze mal ab: Wir trafen uns montags, aber da waren unsere jeweiligen Ehepartner auch anwesend - also: Abstand.
Danach stand fest: Kontakt unmöglich - zu viel Gefühl und das würde NIE von den Ehepartnern akzeptiert.
Er ging mir nicht aus dem Kopf!
Ich ging - ein GANZES Jahr später - Weiberfastnacht
- mit meiner Freundin in diese Kneipe. Meine Freundin wunderte sich schon, weil ich sonst immer überredet werden musste, mich in den Wahnsinns-Trubel dort zu stürzen.
Ich suchte IHN und - er war da! Nahm mich in den Arm mit ganz lieben, strahlenden Augen... PUH!
Das war 2005.
Wir sahen uns - immer am gleichen Tag - 2006 und 2007.
2008 ging ich mit meinem jetzigen Freund in diese Kneipe. So hatten "er" und ich nur eine kurze Unterhaltung und eine feste Umarmung.
Meinem Freund erzählte ich von IHM. In dieser Partnerschaft war/ist das möglich. Der erste Mann, mit dem ich auch an Karneval ZUSAMMEN raus gehe.
Es dauerte aber noch bis 2011, bis die Beiden sich - auch an diesem Tag und in dieser Kneipe - unterhielten und sich flüchtig kennen lernten.
Mein Mann war damals mehr als 2 Jahre tot, ich wohnte (wie heute) mit meinem Freund und meinen Kindern zusammen.
Mein Freund ermutigte mich, zu meinen Gefühlen zu stehen und diesen anderen Mann auch - wie dieser ja seit 6! Jahren wollte - außerhalb der "jecken Tage" zu treffen.
Das tat ich auch. Ganz viel Sehnsucht gab es dann - nach all der Zeit. Es folgten wunderschöne Monate. Es gab Zeit mit meinem Freund, Zeit mit "ihm" und Zeit zu dritt. Immer überschattet von dieser Heimlichkeit gegenüber seiner Frau.
ER hatte sich mit mir getroffen - heimlich. Ich hätte das SO nicht gekonnt, wenn ich meinen Partner belügen müsste. Ich konnte aber auch nicht ewig seine Frau belügen und nicht damit leben, dass ER das tut...
Wie es endete, ist hier bekannt.
Warum ich es aber so ausführlich schildere:
Wir suchen uns nicht bewusst aus, in wen wir uns verlieben und erkennen sehr wohl, warum eine Beziehung nicht möglich ist.
Während meiner Ehe wären Treffen (außerhalb von Karneval) NIE möglich gewesen. Mein Mann hätte das gar nicht verstanden und NIE akzeptiert - genau, wie die Frau des weiteren Mannes.
Mein heutiger Freund hatte aber auch erfahren, dass er selbst mehr als eine Frau lieben kann und reagierte nicht nur mit Verständnis mir gegenüber, sondern auch mit dem Wunsch, DEN Menschen kennen zu lernen, von dem ich SO viele Jahre sehnsüchtig träumte...
Somit eröffnete das gemeinsame Zustimmen zur Polyamorie - zu diesem "Lebensmodell" - mir diese Möglichkeit.
In gleicher Situation (Sehnsucht, Verliebtheit und später Liebe zu einem weiteren Mann) lebte ich also Jahre in monogamer Beziehung, die das Leben der weiteren Liebe unmöglich machte. Emotionen: Ja. Begegnung: Nein.
Mit einem Partner, der sich auch bereits als polyamor erfahren hatte, konnte ich "dem anderen" begegnen - IHN treffen ... Es gab das volle Wissen und das uneingeschränkte "Ja" meines Freundes, was diese weitere Liebe betraf.
Es gab sogar später eine Freundschaft und auch Nähe zwischen den Männern.
Welche Lebensform ist aber "besser" für MICH?
Der Halt und die Beziehung durch und zu meinem Mann gab mir Geborgenheit und - lange Zeit - eine Art "starke Schulter". Da hat wer "geregelt" und ich orientierte mich an Absprachen.
OK - ich sehe ein - bedingt, denn es gab ja schon diese geschilderten Treffen, aber da habe ich die Ausrede
das Ganze emotional stark unterschätzt zu haben.
Außerdem bin ich ja nicht "fremd gegangen" (ist doch jetzt mal 'ne super Ausrede, oder?).
In der Beziehung, in der der Begriff "Polyamorie" ins Spiel kam - und das nicht spielerisch und mal so angedacht, sondern mit ganzer Wucht der Gegebenheiten - war alles turbulent. Plötzlich keine klaren Ansagen eines Partners, sondern selbstbestimmtes Handeln und niemand da, der für mein persönlich gestricktes Geflecht verantwortlich war - außer MIR.
Das, so denke ich, muss jeder lernen, der SO sozialisiert wurde, wie es wohl in unserer Gesellschaft überwiegend der Fall ist.
(Das würde Sorbas recht geben.)
Dass wir uns aber - jedenfalls nicht bewusst - das "passende" Gegenstück auswählen und uns das auch an Grenzen bringt, könnte vielleicht zum Lernen gehören.
Dann halte ich mich allerdings tatsächlich für "unbelehrbar", denn ICH bekomme anfangs immer gar nichts "gesteuert", wenn ich SO sehr fühle. Erst setzt das Denken so ziemlich aus.
Und dann besteht die Gefahr offensichtlich darin, dass ich irgendwann versuche, mein inneres "Chaos" zu entwirren, damit ich überhaupt noch klar komme.
Mein Fazit: Poly KANN mir passieren, aber ohne diese Achterbahnen lebt es sich ruhiger.
Bleibt die Frage: Was will ich eigentlich???
Ich bin wohl genauso kompliziert wie mein Text!