@ungerade
Natürlich sucht sich kein Mensch seinen Partner danach aus, ob er mit ihm wachsen kann. Jedenfalls nicht bewußt. Vielleicht macht es unser Unterbewußtsein, das könnte vielleicht sein, weiß ich aber nicht.
Du sagst "natürlich". Mir kam das im Laufe dieser Diskussion hier nicht mehr so vor.
Was ich sagen will ist, dass Poly sein eine andere Denkweise bedeutet. Was ich hier immer wieder lese ist: poly heißt frei sein, heißt tun und lassen können, was man will, sexuelle Freiheit etc.
Das sind manche Menschen aber sowieso, ohne dass sie deshalb gleich polyamor leben, leben wollen oder überhaupt wisen, dass es so ewtas gibt. Für mich hat diese Denkweise nicht viel mit Beziehungen oder Liebe zu tun. Das ist eine Grundeinstellung, die ich in großen Teilen schon hatte, bevor ich das erste Mal in eine Poly-Beziehung gerutscht bin. Sexuell frei kann man auch mit nur einem Partner sein.
Bei uns, in meiner Beziehung, ist es z.B. so dass wir verstanden haben, dass wir mehrere Partner lieben können und dass uns das nichts wegnimmt. Wir möchten dem anderen nichts wegnehmen und wollen, dass es ihm gut geht. Für mich heißt das aber nicht, dass ich egoistisch ohne Rücksicht auf den anderen meine Beürfnisse auslebe. Wenn ich jetzt z.B. Lust auf einen anderen Partner habe, mein Freund aber zufällig gerade hier ist, dann lass ich ihn hier nicht sitzen und bestehe auf meine Freiheit. (Und das ist eine Regel des höflichen Miteinanders!) Ich glaube nur daran, dass die romantische Liebe zu mehreren Menschen möglich und gut ist.
Nein, dieses bedinungslose (ohne Regeln!) "Tun und Lassen können, was man will", das gehört für mich definitiv nicht dazu, denn damit wäre ein liebevolles Miteinander nicht möglich!
Poly sein bedeutet (meiner Meinung nach) - ich schau bei mir und nicht beim Anderen. Bin ich eifersüchtig, muss nicht mein Partner was ändern, sondern ich.
Das heißt es für mich grundsätzlich in jeder Beziehung, jeder Freundschaft. Dennoch heißt es nicht, dass ich jedes Gefühl der Eifersucht immer mit mir alleine ausmachen muss. Ich rede mit meinem Freund darüber und wir suchen nach Lösungen.
Für dich ist es jetzt gerade auch schwer: du musst ein Förmchen abgeben: deinen Freund eventuell gehen lassen, weil er ein Projekt machen will. Die Lösung sind (zumindest langfristig) nicht Regeln - sondern deine Angst anschauen.
Das meine ich mit Chance. Es ist eine Bereicherung, wenn man sehen kann, dass die Verletzung und die Aufarbeitung der Angst eine Chance für die eigene innere Freiheit ist.
Das Problem ist mittlerweile geklärt. Es ging nicht um's "Förmchen abgeben" - damit habe ich kein Problem, das tue ich naturbedingt in dieser Beziehung ständig. Es ging darum, um bei dem Bild zu bleiben, dass der bisherige Sandkastenbewohner bewusst den Sand aus dem Sandkasten schippen wollte, damit ich nicht mehr so viel mit meinen Förmchen spiele.
An meiner Angst arbeitete ich unabhängig davon sowieso die ganze Zeit (mit einem Therapeuten,. das ist hier aber offtopic). So einfach ist es manchmal nicht mit dem Aufarbeiten der Angst, nicht jeder Schuh passt auf alle Füße.
Und wenn du das ein paar mal gemacht hast - und da gebe ich Sorbas recht - dann willst auch du bestimmt keine monogame Beziehung mehr, nicht langfristig. (und hier meine ich nicht das, wie man es lebt, sondern die innere Beziehungsfreiheit, bzw. die Liebe, die keine Verbote oder Regeln mehr braucht) Aber gut, das bleibt abzuwarten
Das klingt mir zu sehr nach Oberlehrer. Bitte überlasse es mir, ob ich irgendwann noch monogame Beziehungen will oder nicht, Du kannst nicht in mich und auch nicht in die Zukunft sehen. In der Vergangenheit habe ich abwechseln monogame und polyamore Beziehungen gelebt.
Zur inneren Freiheit brauche ich keine Beziehung, auch keine Poly-Beziehung. Die innere Freiheit kann nur ich selbst mir geben.
Und Regeln braucht jede Beziehung. Genauso wie Kommunikation, bei der diese Regeln dann kontinuierlich angepasst, entfernt oder hinzugefügt werden. Und wenn es nur darum geht, dass ich mich an bestimmten Tagen zurückhalte, weil da die Schwiegereltern da sind. Oder dass das Kind im Moment noch nichts erfahren soll. Etc.
Poly-Beziehungen kennzeichnen sich möglicherweise dann insbesondere dadurch, dass man im Gespräch über die Regeln bleibt. Es fängt doch schon damit an, dass man sich in einer beginnenden Poly-Beziehungen Gedanken darüber macht, was möglich ist, und eventuell bestimmte Regeln aufhebt. Alles andere fände ich vermessen! Man muss sich doch vorsichtig aneinander annähern, und dabei hiflt das Beachten der "normalen" Umgangsformen, bevor man diese dann explizit aufhebt.