Um Polyamorie geht es nicht
im dem Artikel, wenigstens nicht zentral.
Das Thema ist Freie Liebe - Sex mal anders.
Und da wird Polyamorie als eine unter mehreren Möglichkeiten erwähnt.
Woran liegt es wohl, dass Polys immer wieder "differenziert" (wenn nicht ablehnend) reagieren, wenn Polyamorie überwiegend mit Sex in Verbindung gebracht wird?
1. Wir empfinden die Reduktion auf den voyeuristischen Aspekt als der Sache, der Motivation einer polyamoren Wertewelt nicht gerecht werdend. Oberflächlich, zu kurz gegriffen. Ok.
Andererseits ist die Sexualität mit mehreren Menschen parallel ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zur monoamoren Welt. Bei dem bigotten Wertungs- und Aufmerksamkeitswerten, den Sexualität in der gesellschaftlichen Interessenhierarchie genießt, ist es kein Wunder, dass dorthin zuerst geschaut wird. Dass die mediale Informationswelt oberflächlich ist, darüber kann ich mich aufregen oder es lassen und mich statt dessen über die wenigen Beispiele freuen, die einen tieferen Einblick geben.
2. Hand aufs Herz: Wie viele polyamore Beziehungen werden in der Art geführt, dass es eine primäre Hauptbeziehung gibt, und daneben "legale" Geliebte", die im Konfliktfall in der Priorität hinter der Hauptbeziehung zurückstehen müssten.
Ich denke, unter den "Fremdgängern" der monoamoren Welt gibt es viele Beziehungen, in denen ein Mensch mehr als einen liebt. Da besteht der Unterschied zur Poly-Welt in der vermeintlichen Notwendigkeit von Lüge und Vertuschung.
Wir sind also nicht eben wenige, denen es "mehr als Sex" geht.
3. Was soll dieses "nur Sex" und "mehr als Sex"? Diese Abwertung (falls es so gemeint ist) sehe ich als Teil der bigotten Wertehierarchie aus der Romantik im Vergleich mit dem auch damals vorhandenen kleinen, schmutzigen Real-Leben.
Sex ist ein geiler Weg in die Liebe zu mehreren Menschen. Kommt nur darauf an, wie mensch damit umgeht. Ohne dieses "nur Sex" hätte ich den Weg in die Polyamorie nie gefunden. Es begann mit Sex mit mehr als einem Menschen, und
wurde es Polyamorie - in meinem Fall als bewusste Entscheidung... bitte: wie vielen der heutigen Edelpolies ist es ähnlich ergangen?
Wie viele Paare begann damit, ihre eingeschlafene Beziehung erotisch aufpeppen zu wollen - anfangs vlt. ein bisschen swingen um dann festzustellen, das alleine nährt nicht... und schon ist ein Paar in der Auseinandersetzung mit dem Polythema, wenn sie ihre partnerschaftsinternen Kommunikationshürden nehmen können.
Ich halte es nicht für erforderlich, dass Menschen die erklärte Absicht haben müssten, einen Menschen erst zu lieben oder auch nur lieben zu wollen, bevor isie Sex miteinander haben
. Die Zeiten sind spätestens seit den 60ern vorbei.
Entscheidend ist die Offenheit für die Liebe zu dem Menschen, dem ich sexuell begegne, zuzulassen, wenn sie sich entwickeln sollte - und die rückhaltlose Ehrlichkeit meinen anderen PartnerInnen gegenüber.
Wenn die Autorin des Zeit-Artikels Polyamorie als einen möglichen Weg beschreibt, Sex anders zu leben als "normal", finde ich das sogar sachgerecht. Dass sie nicht genauer hingeschaut hat, nun ja. Aber das war, wenn ich mir das Thema anschaue, weder ihre Aufgabe noch ihre Absicht.
Alles wie immer imho.
Ein Lust- (und natürlich liebevolles WE
) wünscht Euch
T
M