Poly-Frust, Poly-Ende oder einfach nur die falsche Beziehung
Nachdem ich jetzt in einem anderen Beitrag kurz mein Problem angerissen habe, möchte ich dies nun hier in einem Extra-Beitrag zur Diskussion stellen. Ich bin momentan mächtig am zweifeln und überlegen inwieweit Polyamorie wirklich funktioniert und für mich stimmig wird und DAS, obwohl ich soooo glücklich war, endliche eine "Definition" für mein Fühlen gefunden zu haben! Ich bin mit meinem Mann seit über 10 Jahren verheiratet, wir haben drei gemeinsame Kinder und harmonieren im Großen und Ganzen sehr gut miteinander. In unserer Beziehung war schon immer klar, dass wir diese offen leben wollen, wozu aber auch gehören sollte, dass wir offen darüber reden und im Austausch bleiben. Das hat im Laufe der Jahre mit wenigen Ausnahmen recht gut geklappt. So gab es in meinem Fall einige Liebeleien und auch eine längerfristige sexuelle Affäre, von seiner Seite "nur" ein paar Knutschdates.
Vor ca. 4 Jahren traf ich dann einen Mann, bei welchem mich unsere Gefühle total durcheinander wirbelten. Wir wollten unsere Leben miteinander teilen und plötzlich stand da dieser Begriff Polyamorie im Raum... diese Beziehung ging aber dennoch in die Brüche, aber mein Mann und ich setzten uns seitdem anders mit diesem Thema einer offenen Beziehung auseinander. Grundsätzlich gingen die neuen Impulse immer von mir aus, wir redeten aber offen und sehr viel über die Thematik und er schien mir immer sehr schlüssig mitzugehen. Aufgrund anderer Probleme in unserer Beziehung haben wir uns im August diesen Jahres aber "getrennt" - was so aussieht, dass wir zwar zusammen wohnen und leben (nichtzuletzt der Kinder wegen), aber in getrennten Zimmern schlafen und keinen Sex mehr miteinander haben. (ja, der Sex war/ist auch eines unserer Probleme!)
Seit Mai/Juni habe ich dazu einen neuen Freund, der leider bisher nur monogam lebte und anfangs auch arge Probleme mit unserer Beziehungsform hatte. Aber, er wächst gerade ganz fantastisch in diese Situation hinein und wir stehen in ständiger und intensiver Kommunikation, erleben wirklich sehr tiefe Gefühle füreinander und mich selbst füllt diese Beziehung gerade so sehr aus, dass ich momentan auch gar kein Bedürfnis danach habe, eine andere Beziehung zu suchen oder zu führen. Man könnte sagen, ich lebe zur Zeit mit ihm oder auch ihm zur Liebe monogam... wenn man von der Beziehung und den Gefühlen zu meinem Mann absieht?!
Ich selbst fühle mich aber immer noch total poly, da ich immer noch auch sehr intensiv um die Beziehung zu meinem Mann kämpfe und mir auch sehr wünsche, dass meine zwei Männer miteinander besser klar kommen. Momentan scheuen sie sich noch vor gemeinsamer Zeit, was sich aber hoffentlich (Kommunikation und Geduld!!!) die nächsten Wochen ändert...
Mein Problem ist allerdings mein Mann, der seit neustem eine neue Ego-Schiene fährt: er hat sich jetzt auch einige neue dates angelacht und schweigt sich leider total darüber aus. Ich bin total in dem Zwiespalt, dass ich ihm diese neuen Erfahrungen aus ganzem Herzen gönne, gleichzeitig aber schnippisch und zickig (eifersüchtig?) darauf reagiere. Es verletzt mich zutiefst, dass er sich nicht an unsere abgemachte Offenheit hält, seine Prioritäten sich seitdem verschoben haben und hier irgendwie gerade alles den Bach herunter geht. Er sagt nicht mehr klar, dass er mich liebt... er weiß es nicht und wollte es eigentlich durch unsere "körperliche" Trennung seit August für sich herausfinden. Nun tobt er sich körperlich und geistig woanders aus und ich habe das Gefühl, ich bleibe komplett auf der Strecke. Dies wiederum dementiert er total, weil er damit argumentiert, ich hätte ja schließlich auch meinen Freund und verbringe viel Zeit mit ihm!
Fakt scheint zu sein: er ist nicht poly und diese L(i)ebensform ist nichts für uns?!
Ich würde aber sehr gern weiter mit ihm zusammenleben, unsere Beziehung aufrecht erhalten und eben neue Partner integrieren. Nun sind eure Erfahrungen gefragt... kann das so klappen? Wenn ja, wie? Wenn nein, ist das jetzt der Frust oder gar das Ende der Polyamorie?