Ja, halloooo erstmal...
...ich weiß nicht, ob Sie's wussten, aber mein Name ist Arunalefay und ich bin polyamor.
Scherz beiseite, ich bedanke mich für die schnelle Aufnahme in die Gruppe!
Meine ersten Erfahrungen mit Polyamorie machte ich im zarten Alter von 13. Damals machte ich mir noch keinen Kopf drum, wie es möglich sein kann, in 2 Jungs gleichzeitig verliebt zu sein. Es war einfach so und ich hatte eben 2 feste Freunde. So lange, bis meine Eltern dahinter kamen... Mir wurde deutlich klargemacht, dass
man sowas nicht tut, mir flogen die üblichen Sätze um die Ohren wie, "Du weißt doch noch gar nicht, was Liebe ist!" oder auch immer wieder gern genommen: "Wenn du nicht weißt, welcher der Richtige ist, dann ist es keiner von beiden!"
Lange Jahre dachte ich, mit mir stimmt was nicht, ich sei zu tiefer Liebe gar nicht fähig, denn wie kann das sonst sein, dass einer mir nicht genügt? Ich habe erst versucht, es zu unterdrücken, aber das ging nicht lange gut. Mit 17-18 Jahren hab ich dann mit 4 Jungs gleichzeitig jongliert. Und meinem einzigen offiziellen Freund gegenüber hatte ich immer -wie drückt es meine beste Freundin so schön treffend aus?- ein schlechtes Gewissen, kein schlechtes Gewissen zu haben.
Als diese 4 Beziehungen irgendwann auf natürliche Weise endeten, nahm ich mir fest vor, ab sofort lebe ich monogam, so wie alle anderen auch! (das dachte ich jedenfalls) Wenn also der Fall eintrat, dass ich mich in einen zweiten Mann verliebte, machte ich, wie es sich gehört, verzweifelt mit dem ersten Schluss, den ich zwar noch liebte, aber ich wollte auch mit dem zweiten zusammen sein...
Als ich dann mit Anfang 20 meinen Mann kennenlernte, dachte ich, ich packe das. Falsch gedacht. Jahrelang unterdrückte ich meine Neigungen, war heimlich unglücklich verliebt, aber immerhin den moralischen Anforderungen der Gesellschaft entsprechend treu. Dass es doch noch mehr Menschen gibt, die empfinden wie ich und dass das Ding sogar einen Namen hat, das habe ich erst mit Ende 20 herausgefunden.
Mein Mann ist der monogamste Mensch unter der Sonne und so kann man sich denken, dass das früher oder später Probleme gibt.
Es tauchte vor einigen Jahren ein Mann wieder in meinem Leben auf, in den ich mich mit 14 unsterblich verliebt habe. Jahre später verloren wir uns aus den Augen, aber nie aus dem Sinn. Er hatte immer einen Platz in meinem Herzen. Es kam wie es kommen musste: es war, als wäre die Zeit stehen geblieben und ich befand mich über Nacht im schönsten Gefühlschaos. Mein Mann fand natürlich raus, dass er nicht der einzige Mann in meinem Herzen ist und es wurde sehr, sehr schwierig. Körperlich war ich zwar treu, aber mein Mann setzte sich auf ein ganz hohes moralisches Ross.
So sahen sich mein "Zweitmann" und ich gezwungen den Kontakt wieder zu minimieren. 6 Jahre lang ging das halbwegs. Seit diesem Frühjahr wurde uns klar, es geht nicht mehr! Erst hatten wir heimlich eine "theoretische Affaire". Heißt, alles spielte sich nur schriftlich ab, es gab keine Treffen, keine Telefonate. Im Juli haben wir es nicht mehr ausgehalten und uns getroffen. Natürlich fand mein Mann auch das raus.
Ich habe ihm deutlich gemacht, dass ich nicht mehr weiter nach Außen hin monogam leben kann und er gibt sich größte Mühe, es zu akzeptieren.
Aber es ist für alle Beteiligten schwer, sehr, sehr schwer.... Wir arbeiten gerade sehr hart an unserer Beziehung.
Jetzt wisst Ihr so gut wie alles von mir und meinen Respekt allen, die bis hier durchgehalten und den ganzen Sermon tatsächlich bis zum Ende gelesen haben!