Mein Name ist Stephan und ich bin polyamor.
Und ich bin totaaaal froh, dass ich nun endlich einen Begriff dafür gefunden habe und dass es hier viele Menschen gibt, die so ähnlich ticken wie ich. Bislang war ich halt für Betroffene und mich selbst immer nur "das Arschloch, dass keiner Frau treu bleiben konnte".
Denn leider hat bisher keine Frau meine Polyamory toleriert oder verstanden. Auch deshalb, weil ich es selbst auch erst jetzt langsam angefangen habe zu verstehen und es dadurch erst jetzt selbst erklären kann.
Ich habe schon in meiner frühesten Jugend von verschiedensten Seiten vorgelebt bekommen, dass "mehrere Partner gleichzeitig zu haben" eigentlich was völlig Normales ist. Ich bin aus einer Affäre meiner Mutter mit einem verheirateten Mann entstanden. Meine Mutter hatte später in ihrer grauenvollen Ehe ganz offen einige Affären (um von meinem Stiefvater loszukommen), unter anderem viele Jahre mit einem verheirateten Mann, den ich sehr gut leiden konnte und der in prägenden Jahren mein einziges männliches Vorbild weit und breit war. In meinem pubertären Freundeskreis schmückten sich die "Leitwölfe" meiner Clique auch immer mit mehreren Beziehungen gleichzeitig.
Ich hatte danach in meinem Leben einige Frauen, die ich wirklich sehr geliebt habe und mit denen ich längere, feste Beziehungen hatte. KEINER einzigen davon war ich zu 100% treu!!! Und das obwohl ich in alle sehr verliebt war und mir die Trennungen zum Teil sehr weh getan haben.
Alle meine Beziehungen haben über mich gesagt, dass ich ein toller Mann sei, ein "Märchenprinz", die "Liebe meines Lebens" und "Der perfekte Mann". Aber trotzdem sind alle Beziehungen zerbrochen, weil ich nicht 100% so sein konnte und durfte, wie ich wollte. Diese Frauen haben leider nur meine "guten 90%" geliebt und etwas in mir gesehen, was ich letztlich nicht bin. Auch weil ich meine Polyamory immer versteckt oder verdrängt habe.
Mittlerweile weiß ich, worauf es in einer Partnerschaft ankommt und zwar vor allem, dass man EHRLICH und TOLERANT ist und sich in den wichtigen Dingen des Lebens EINIG sein muss.
Meine Freiheit (nicht nur meine sexuelle Freiheit) ist mir sehr wichtig und sie macht einen großen Teil von mir aus. Ich mag in der Hinsicht keine Kompromisse mehr schließen. Damit habe ich schon viel zu viel meiner (und der von meinen Partnerinnen) Lebenszeit vergeudet.
Ich habe daher entschieden, dass ich künftig offen und ehrlich mit meiner Polyamory umgehen werde. Ich mag nicht mehr in diesen stressigen Teufelskreis des "Lügens & Betrügens" kommen, in den man zwangsläufig hinein gerät, wenn man nebenbei heimlich Affären hat.
Ich freue mich auf einen regen Gedankenaustausch mit Euch!