Vielleicht liegt es an der Sozialisierung, so wie sie die meisten hier lebenden durchlaufen? Sicher liegt es auch am eigenen Selbstbewusstsein, inwiefern man in der Lage ist, auf sein Inneres zu hören und seinen Weg zu gehen, selbst dann, wenn er von dem abweicht.
Dazu kommt ggf. auch noch, wie man zum Glauben - zur Kirche steht. Das ist etwas, was im JC eigentlich gar nicht diskutiert wird und doch möchte ich es in dem Zusammenhang wenigstens erwähnen. Ich finde es nämlich schade, dass auch das im Widerspruch zu stehen scheint, was für mich persönlich nicht unbedeutend ist.
Ich komme aus einem kleinen Dorf, war schon als Kind in einer kath. Jugendgruppe und machte dann später selbst den "Jugendgruppenleiter-Schein". Als meine Kinder klein waren, organisierte ich mit dem Diakon unserer Gemeinde Kleinkinder-Gottesdienste und dieser Diakon ist bis heute einer meiner besten Freunde.
Soll heißen:
Ich bin ein Mensch, dem Glaube und auch die Gemeinschaft in meiner Gemeinde sehr bedeutsam sind.
Das hier zu schreiben ist vielleicht ähnlich, wie in meinem Umfeld dazu zu stehen, polyamor zu empfinden.
Es lässt das Gefühl entstehen, nirgendwo so wirklich "zu passen" und doch nicht darauf verzichten zu wollen, die Themen jeweils anzusprechen. So diskutiere ich aktuell mit dem Diakon der kath. Kirche über die Liebe zu mehr als dem Einen und darüber, dass das auch gelebt werden darf, weil ganz besonders die Liebe auch im Glauben nur richtig sein kann und was aus Liebe geschieht, weder "schmutzig" noch "Sünde" ist.
Manchmal bin ich in dieser Diskussion sehr gefestigt und dann habe ich wiederum das Gefühl, mich selbst überzeugen zu wollen...
Mir persönlich geht es bei dem, was ich möchte und - vielleicht sogar zeitweise "suche" - NICHT vorrangig um das Ausleben von Sexualität mit mehreren Männern (so schön das auch sein kann
) , sondern darum, Nähe und auch Verbindlichkeit zu wollen. Ein bisschen
die Welt verändern vielleicht durch das, was man als "persönliche Oase" beschreiben KÖNNTE.
Polyamorie ist somit FÜR MICH meine ganz persönliche Sehnsucht, seit ich dieses Gefühl kenne.
FÜR MICH hat es nichts mit Swingen oder sowas zu tun.
Ich kann natürlich akzeptieren, dass andere Menschen das auch anders sehen und ihre Hoffnungen - gerade hier im JC - besonders in diese - sexuelle - Richtung gehen.
Für mich wird es an diesem Punkt schwierig und das resultiert aus meinem persönlichen Wunsch, meinem Umfeld hier MEINE Emotionen erklären zu wollen.
Da erscheinen MIR (ganz persönlich!) diese Beiträge, die schwerpunktmäßig doch "nur" auf das Sexuelle abzielen, zum einen als "zu wenig" und zum anderen als nicht das, was ICH vermitteln möchte - was mir wichtig ist, der "Außenwelt" zu erklären.
Jetzt mag Mancheiner vermuten, dass es keiner "Erklärung" bedarf, aber das sehe ich anders. Wie wird Polyamorie in (solchen) Beiträgen und im TV dargestellt? Warum wohl denken viele ehr an "freien Sex" als an liebevolles Miteinander?
Letzteres ist das, was meiner Sehnsucht entspricht und DAS kann dann auch nicht im Gegensatz zu dem stehen, was mir sonst (z.B. im Glauben) wichtig ist.
Ich würde mir wünschen, jetzt nicht gleich als "Sonderling hier im JC" zerrissen
zu werden, nur weil ich hier nicht anders kann, als sehr persönlich zu schreiben.
Ob die Welt mehr Sex braucht, vermag ich sicher nicht zu beurteilen. Mehr Liebe würde sie sicher etwas wärmer machen. Vielleicht... - nur eine (meine) Sehnsucht?
Alles Liebe in die Runde!