Bringschuld des Polyamoren!
Hallo Femas,
vielen Dank für Deine Meinung.
ich kann mir aber auch vorstellen, dass dieses Leben für Deinen Partner eine wahnsinnige Umstellung, ein Tanz auf dem Drahtseil ist. Er wächst in die Sache hinein und ich empfinde es als Statement, dass er seine Beziehungsform im Bekanntenkreis und gegenüber seiner Ehefrau öffentlich gemacht hat. Jeder
Natürlich. Aber das war seine Entscheidung, hinter der ich zu keinem Zeitpunkt gestanden habe, da sie für uns alle ausschließlich Probleme verursacht hat. Nur er muss sich jetzt nicht mehr ganz so sehr verstecken, aber auch das ist nicht so, wie er es sich gewünscht hätte, denn seine Frau will ja von der Polyamorie gar nichts wissen. Ich bin da ein wenig "bitter" und kann mich nicht wirklich darüber freuen. Das ist schon ein Knackpunkt zwischen uns, denn er ist stolz auf das, was er getan hat, ich fand es nicht so schlau und für unsere Beziehung eher kontraproduktiv.
Beteiligte (in dem Falle seine Frau und Du als Freundin) zieht an ihm, hat seine jeweiligen Wünsche, was er wissen oder auch nicht wissen will, was er wann sagen oder nicht sagen soll. Dass er daran wachsen muss und es ihm nicht auf Anhieb gelingt, diesen unterschiedlichen Einstellungen gerecht zu werden, kann ich nachvollziehen.
Ja natürlich, das ist es mal sehr schwierig, und dafür habe ich auch vollstest Verständnis. Das heißt aber nicht, dass ich Dinge, die gar nicht gehen, unkommentiert lasse.
Und ich kann es verstehen, dass er dann aber auch für sich einfordert, Dinge, die sein Leben betreffen, auch an der für ihn passenden Stelle zu formulieren.
Kann ich auch, aber das hat Grenzen!
Ich kann mir vorstellen, dass er dieser oder später auch anderen Frauen die Wahrheit dosiert präsentieren wollte/will. Weil ehrlich, wie groß sind denn praktisch seine Erfolgsaussichten, wenn er gleich das Gesamtkonstrukt präsentiert? Ich meine, es ist ja eher nicht das übliche Konstrukt und dass, was sich die meisten Frauen erträumen. Aber vielleicht erhofft er sich einfach auch nur eine höhere Erfolgsaussicht, wenn er den Frauen die Chance gibt, in diese
Beziehungsform reinzuwachsen. Und er hat formuliert, dass er eine offene Ehe führt, es hat dann schon eine Logik, dass es zu der offenen Ehe auch mehrere Frauen gibt und erst, wenn sie dazu konkret gefragt hätte, und er dann eure Beziehung geleugnet hätte, wäre es für mich "lügen" gewesen.
Da bin ich völlig anderer Meinung! Auslassungen sind genauso Lügen wie konkrete Falschaussagen. Ich habe das schmerzhaft (bei ihm) am eigenen Leibe erfahren müssen. Er sagte mir zu Beginn unserer Beziehung, dass er in einer offenen Beziehung lebe, damals wusste seine Frau davon gar nichts - obwohl das Thema in der Vergangenheit wohl mal angeschnitten worden war. Ich hab mich eine Weile gewundert, warum er nicht einfach mal einen Samstagnachmittag mit mir verbringen kann und abends immer so früh nach Hause muss. Als ich es dann erfuhr, war ich schon so verliebt, dass ich mich auf eine weitere Beziehung einließ. Und dann hat er die Beziehung ja auch ganz schnell versucht zu öffnen.
Natürlich sind die Erfolgsaussichten schlechter, wenn man von Anfang an sagt, dass man nicht nur eine langweilige Ehefrau sondern eine oder mehrere zusätzliche Freundinnen hat. Ich hab das auch schon erlebt, bei mir hat sich auch schon ein Mann verabschiedet (obwohl er es von Anfang an wusste), ein anderer hat versucht, mich aus der Beziehung zu ihm zu lösen, da diese Poly-Sache ja nichts für mich wäre....
Und gerade weil es nicht die übliche Konstellation ist, wie Du sagst, sollte er seinen Status von Anfang an klarstellen. Von selbst kommt eine potenzielle Geliebte wohl kaum darauf. dass der Mann mehrere feste Partnerinnen hat, sie wird eher annehmen, dass es mit seiner Ehefrau nicht mehr so prickelnd ist.
Unter "offenen Ehe" hatte die neue Frau übrigens wohl verstanden, dass er einfach mal ab und zu fremdgeht. Als sie erfuhr, dass es viel mehr als das ist, hat sie sich verabschiedet.
Ob nun seine von mir vermutete Denk- und Vorgehensweise "fair" ist, war jetzt nicht mein Thema.
Meine schon. Ich fände diese Denkweise unmoralisch.