Funktionen von Liebe, Partnerschaft, und Sexualität
Einfach eine Einladung zum Nachdenken und Erzählen, wenn Ihr mögt… zur (bewusst einfach gehaltenen) Verwendung der Begriffe in diesem Text:Funktion: zweckbezogene Aufgabe, s.a. Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Funktion_(Objekt)
(Liebes)Beziehung: auf längere Zeit angelegter, regelmäßig gepflegter Kontakt zwischen Menschen
(Liebes)Partnerschaft: im Alltag gelebte, auf längere Zeit angelegte Beziehung mit zweckbezogenen Aufgaben.
Liebe: … ich versuche es mal mit einem zusammenfassenden Ausschnitt aus Wikipedia: wertschätzende Haltung zu einer Person, die den Nutz(Funktions)wert einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt.
Liebesbeziehung(en) sind anscheinend wichtig für Menschen, auch außerhalb biologischer Aspekte der Arterhaltung. Das legt die Vermutung nahe, es an diesem Phänomen einen Bedarf gibt, der eigenen Zwecken dient.
Wir alle kennen sicher einige Aufgaben (Funktionen), die eine Beziehung und die Beteiligten darin mehr oder weniger bewusst erfüllen oder erfüllen sollen. Solange dies in bewusster Übereinkunft geschieht und beide ihre Aufgaben erfüllen, könnte eine Funktionsbeziehung gelingen, wenn/weil sie ihren Zweck erfüllt. Früher wurden Ehen nach diesem Prinzip geschlossen, und die Herren (Damen seltener) konnten der Liebe woanders begegnen.
Als Liebe und Partnerschaft verknüpft wurden, wurde der Funktionswert der Partnerschaft um ein Ideal angereichert, das – jenach dem Verständnis der Beteiligten - mit einem Bündel von Begriffen einhergeht: Bedingungslosigkeit, Selbstlosigkeit, Kompromiss- und Opferbereitschaft, Altruismus, innige emotionale Zuwendung, Leidenschaft, menschliche Verbindung, Schicksal usw.
Zudem wurde das Konstrukt mit dem Anspruch exklusiver Sexualität zu einem gordischen Knoten unterschiedlicher Phänomene verwoben, an dem wir uns heute noch die Zähne ausbeißen, weil sie imho einen Wertekonflikt beherbergen.
Funktionen werden Objekten zugewiesen. Wenn ich das egoistische Bedürfnis nach erfüllter Sexualität habe, kann ich diesen Wunsch (diese Funktion) nach „monoamorem“ Ideal nur meinem Beziehungspartner zuweisen.
Wie verträgt es sich mit einer liebenden Haltung, einem Menschen die Erfüllung von Funktionen zuzuweisen, ihn (bes. sexuell) zu funktionalisieren? Nun, ich könnte an die Liebe meines Gegenüber appellieren á la: „Da du mich liebst, wirst/kannst/sollst du…“.
Spätestens an diesem Punkt funktionalisieren wir die Liebe selbst (mindestens mittelbar) aus egoistischen Motiven, und das wird sie emotional nur dann überleben, wenn Bedürfnis und Erfüllung durch authentisches Sein zweier Menschen in positive Resonanz gehen wie ein passendes Puzzle.
Inwieweit funktionalisieren polyamore Menschen die Liebe, indem sie mehr als eine Liebesbeziehung suchen (schließlich sind wir hier auf einer Kontaktbörse unterwegs)?
Inwieweit funktionalisieren wir Menschen im Namen der Liebe für unsere sexuellen Bedürfnisse? Schließlich sind wir hier nicht auf einer platonischen Kontaktbörse unterwegs, und die Profile vieler Polies hier tragen eindeutig sexuell auffordernde Merkmale…
Wie sinnvoll könnte es sein, Sexualität, Liebe, Partnerschaft und sonstige Beziehungen in unserem Bewusstsein und unserem gelebtem Leben grundsätzlich zu trennen und nur die Aspekte in einer Beziehung zu verbinden, in denen sich das für beide Beteiligte stimmig anfühlt? Und offen dazu zu stehen?
Welche Funktionen erfüllen Liebe, Beziehung/Partnerschaft für Euch?
Zwar glaube ich, meine Position gefunden zu haben. Ich schreibe hier, weil ich offen bin für neue Aspekte und Euren Weg, wie dahin gefunden habt, wo Ihr jetzt steht. Ich habe im Moment nicht die Absicht, viel mitzureden, sondern möchte lieber zuhören.
TM