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Beziehungs-Anarchie
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Polyamor= polysexuell?

*******ben Mann
3.383 Beiträge
@childman
tja es gibt sie nicht die Poly-Bibel in der erklärt ist was, wie, wo mit wem in welcher Form und was nicht ... nun Polyamory ist *freu2*

Jeder hat hier sein individuelles Polykontrukt/-gedanken bzw. was er davon wie lebt.
Und versteht im Detail die Worte unterschiedlich. Würdest du von zehn Menschen ihr Bild von Liebe oder Beziehung etc. bekommen gebe es wahrscheinlich eine Grundschnittmenge, aber darüber hinaus zehn unterschiedliche Konstrukte.

So wie es fast alle gebrauchen, hat es was mit Sexualität zu tun, für viele auch was mit Beziehungen/Partnerschaften und auf jeden Fall damit, sich der Gefühle bewußt zu werden und sie zumindestens in sich zu zulassen. Dies nicht heimlich sondern in Offenheit gegenüber allen Beteiligten.
Im Ursprung bedeutet es mehrere zu lieben. Liebe ist erst einmal ein Gefühl, was noch nicht einmal auf Gegenseitigkeit beruhen muss (und oft genug auch nicht den Weg in den Alltag findet). Es bedeutet für den anderen das Beste zu wollen; selbst wenn ich dies nicht bin.

Während wir es gesellschaftlich als eine absolute Tugend sehen mehrere zu lieben im Bereich der Familie ist es moralisch sehr verpönnt mehr als eine Person körperlich zu lieben, zu begehren oder mit ihr intime Zeit zu verbingen.
Doch beides sind die normalen Bausteine des Lebens.

Das was unsere Beziehungen/Ehen ausmachen - auch wie du deine beschreibst - ist aber kein reine Liebesbeziehung sondern ein Gemenge aus Liebe, (unbewußten) Bedürfnissen wie Besitz, Sicherheit, Körperlichkeit, Sex, Heimat, jemanden im Rücken haben, Ersatz für zu geringe Selbsliebe/-wert, Heimathafen für Kinder, Elternersatz, die Chance bestimmte eigene Anteil aktiv und intensive ins Leben zu holen, sich zu entwickeln, Begehren, sich wertschätzen lassen, gesellschaftlicher Status etc.
Auch all dies normale Bausteine des Lebens. Und um die uns wichtigen Bedürfnisse erfüllt zu bekommen, machen wir für Beziehungen meist eben Kompromisse oder verzichten auf einen Teil unserer Persönlichkeit/Bedürfnisse. Wenn dies bewußt passiert meist auch kein Problem. Aber vieles davon wird für die Beziehung verdrängt und unbewußt und damit Sprengstoff und die Unmöglichkeit wahrhaftige intime Beziehungen zu führen.

Ob du in sexuellen/promisken Begegnungen Tiefe erfährst liegt letztendlich an dir (und deinem Gegenüber). Ich erlebe sie da, aber es hat einige Zeit gedauert und ich durfte vieles über mich lernen bevor ich dort ankam. Und geht nur wenn ich meine Gefühle merke und zulasse und dann das hinein bringe, was sich da wirklich begegnen will.

Bei der Eifersucht bin ich an einem Punkt wo diese mich fast gar nicht mehr "befällt". Wenn dann hat es was mit Mangel bei mir zu tun, das ich nicht in meiner Mitte bin oder sehr kindliche Bedürfnisse habe die ich an einer Person (früher die Mutter) festmache. Bei meinen Innenreisen dazu habe ich festgestellt, dass Eifersucht auch kein reines Gefühl ist, sondern eine Emotion stark geprägt durch die Kindheit und die gesellschaftliche Moral/Erziehung. Bin dann also gar nicht in der Gegenwart und kann wahrnehmen/fühlen was wirklich ist, sondern befinde mich in der Vergangenheit. Keine gute Basis um wahrhaftig zusammen zu sein. Aber dummerweise ein starkes Fundament für Selbstzweifel/Selbstwertverlust/emotionales Ausbrüchen/sich verletzt fühlen (dabei zeigt sich dabei nur eine "alte" Verletzung aus der Kindheit = damit ich die Chance habe diese zu heilen).


Wie du schreibst, hast du ja die Fähigkeit mehrere (deine Töchter) innig und intensive zu lieben. Die Schwierigkeiten tauchen ja anscheinend erst dann auf, wenn es um "Sex und Beziehung" geht.
*****man Mann
270 Beiträge
Ich möchte deine Definition von Beziehung noch um einige Faktoren ergänzen, die ganz "Du" gerichtet sind, also von der Beschaffenheit der Liebe, die nichts zurückfordert.
Verantwortung, Fürsorge, das Lesen wollen in der Seele des anderen(Erkenntnis), Innigkeit und Nähe erleben und geben wollen.
Meine Kinder sind mein Fleisch und Blut und ich bin hunderprozentig für sie verantwortlich, darüber hinaus noch für mich selber( Selbstliebe) und dann ist da noch Platz für wieviele??
Ich hab im Bereich Sex und Beziehung Schwierigkeiten, weil ich persönlich nicht in der Lage bin, mehr als einer Person voll und ganz diese Bestandteile des Phänomens Liebe zukommen zu lassen, ich habe es bisher nicht erlebt.
Auch wenn ich es erlebt haben sollte, gehe ich nicht auf Teufel komm raus los und sammle "Liebespartner". Liebe muss durch viel Nähe und Innigkeit entstehen und wie soll die zustande kommen, wenn ich kaum Zeit mit jemandem verbringe um ganz in die Tiefe zu schauen?
Es kann sein, dass es Beziehungen gibt, die schon so tief sind, dass das Zulassen von noch mehr möglich ist, um noch mehr, wie wird hier so schön gesagt: Fülle, zu bekommen.
Viele haben aber diese eine Beziehung gar nicht, sondern behaupten von sich viele Menschen gleichzeitig zu lieben und es handelt sich in Wahrheit um eine Ansammlung intimer Beziehungen, die ohne den sexuellen Aspekt gar keine wirkliche Basis mehr hätten.
Ich wollte nur sicher gehen, dass das nicht Polyamorie ist, dafür bin ich in die Gruppe gekommen.
Letztendlich bin ich dankbar, dass es auch sehr häufig auf einem Veränderungswillen im emotionalen und charakterlichen Bereich einherzugehen scheint und nicht nur: " wie erfüllend war denn der Sex heute mit Max und konnte Fritz gestern mithalten?"
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Verantwortung, Fürsorge, das Lesen wollen in der Seele des anderen(Erkenntnis), Innigkeit und Nähe erleben und geben wollen.
Meine Kinder sind mein Fleisch und Blut und ich bin hunderprozentig für sie verantwortlich, darüber hinaus noch für mich selber( Selbstliebe) und dann ist da noch Platz für wieviele??

Verantwortlich bin ich nur für mich selber und all meines Tun/Nichtuns und dessem Konsequenzen sowie für meinen Besitz; aber für keinen anderen Menschen.

(und was für eine tolle Welt hätten wir, wenn dies alle Menschen so leben würden)

Ich kann mich entscheiden mich um andere kümmern zu wollen, sie in ihrer Selbstfindung zu unterstützen, sie zu lieben, mit ihnen gemeinsame Wege zu gehen. Für meine Kinder nehme ich mir das Recht Entscheidungen zu treffen (bis sie selber die Konsequenzen erfassen und bewerten können) oder ihnen auch (gefährliche) Dinge zu verbieten.


P.S. Rechtlich gibt es momentan dann noch eine "Verantwortung" (für Schäden die sie verursachen, wenn ich meiner Fürsorgepflicht nicht nachgekommen bin) aber dies ist eine andere Geschichte.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Themenersteller 
Ich kann aus meiner persönlichen Entwicklung berichten, dass es von dem tiefen Gefühl, polyamor lieben zu können ( das entspringt einem universellen tiefen und unauslöschlichem Liebesgefühl) bis zur Umsetzung, das auch leben zu wollen schon mal locker 2 Jahre vergangen sind....

Nachdem ich mit meinem Mann darüber sprach ( und ziemliches Unverständnis erntete: " Wie, Du willst sexuelle Beziehungen zu anderen Männern MIT Gefühl???") räumte er mir Freiheiten ein, die ihn aber - unausgesprochen- ängstigten.
Er meinte mal zu mir, dass "die alle" den Kontakt zu mir doch nur hätten, um mich doch noch mal "in die Kiste zu bekommen".......
Recht hatte er!
Und meine Erkenntnis: er gehörte selber dazu! Liebe ohne Sexualität war für ihn undenkbar.

Nachdem er meiner sexuellen Attraktivität durch andere Männer gewahr wurde, trennte er sich, um einer möglichen Trennung durch mich zuvorzukommen ( weil in ihm das polyamore Gefühl nicht nachvollziehbar war, war für ihn klar, dass, wenn ich jemanden finde, den ich lieben würde, ich mich von ihm trennen würde)

Nach der Trennung hat es 4 Monate gedauert, bis ich in der Lage war, Kontakt aufzunehmen. Da gab es eher erotische Kontakte mit viel Gefühl, aber Liebe war es nie. Seit Februar gibt es 3 Männer, mit denen mich mehr verbindet. Ein tiefes Gefühl der Verbindung, sehr intensives Einlassen, Zuwenden, Fürsorge.

Ich war mir nicht sicher, ob es Liebesgefühle sind, erkenne das aber zunehmend als solches an. Jeweils SEHR unterschiedlich. Bei einem ist die spirituelle Ebene vorrangig, beim anderen die gemeinsame Entwicklung, beim dritten die Verbindlichkeit auch räumlich und zeitlich. Ich kann sagen, dass ich mir mit zweien davon ein Zusammenleben vorstellen kann und wünsche, aber das Liebesgefühl steht und fällt damit nicht. Ich verwende viel Zeit, um in Beziehung zu sein, gerade, wenn einer davon in Entwicklungsprozessen ist.

Alle anderen Menschen, die mir im Laufe des letzten Jahres tief begegnet sind, haben mir gezeigt, wie sich tiefe Verbindung anfühlen kann. Durch sie habe ich den Unterschied zwischen Liebesgefühl und anderen ihm nahen Gefühlen verstanden!

Ich weiß erst wieder, was Liebe ist, seitdem ich weiß, was es nicht ist.

Brauchen, räumliche Nähe, Alltag, ist es nicht.

Dani
********_fun Frau
287 Beiträge
Lieber Childman - herzlich willkommen und danke für Dein Feedback. Ich will Dir mal ganz off topic ein Buch empfehlen das ich sehr gut fand - ein Augenöffner sozusagen. Es heißt: "wo warst du?" und ist von David m. Buss (eine Kapazität auf dem gebiet der Evolutionspsychologie... Der Deutsche Titel ist fürchterlich - das englische Original heißt: the dark passion - why jealousy is as necessary as love or sex
Ich denke, dass es in Deiner Situation (die ich gut nachvollziehen kann und ich wünsche Dir viel Kraft) eine Hilfe sein kann. Denn dieses gequatsche von: "Eifersucht hat nur was mit Dir und Deinen Mängeln und Ängsten zu tun" - im höchsten Maße idiotisch! es hat was mit Dir und Deiner inneren Welt und aber auch mit Deiner äußeren Welt, der Situation zu tun... Und es geht bei Poly in erster Linie um "einverständlich" - wird immer beschworen - wo aber keine frei Wahl ist (sondern nur "friss oder stirb") - wo der "stärke" Partner nicht auf den "schwächeren, langsameren" Rücksicht nimmt - wo ist da die freie Wahl, die Liebe, die freie Entscheidung?!
Da wird der "eifersüchtige" Partner überfordert und alleine gelassen - mit dem Hinweis: "Dein Problem"...und jepp - dann geht es hauptsächlich nicht mehr um "Liebe", sondern nur noch um schöne Worte den eigenen Narzissmus und die totale Freiheit alles zu vögeln was eben passt, zu rechtfertigen... meine 2 Cent
PS: ich glaube übrigens, dass Poly funktionieren kann - aber ich glaube auch, dass ist selten - und die Mehrheit rechtfertigt schlicht Rücksichtslosigkeit und Verantwortungslosigkeit! Und im übrigen: Monogamie funktioniert auch für einige ganz toll.
Die theoretischen Modelle sind immer ganz toll - und einige Menschen können es wegen persönlicher Eigenschaften auch gut leben - der ganze Rest scheitert an menschlichen Schwächen und Egosimus - bei beiden "Glaubensrichtungen".
Und PS: Danke auch an Allegra *zwinker*
*******ackt Mann
260 Beiträge
'Pourquoi pas!' (1977); langer Atem und Zuversicht
Ich lese mit Freude und Beteiligung die offenen und klaren Worte von heute in diesem geachteten Thread.
Ich lese childmans Beiträge nicht als 'von der anderen Seite', mag sein, weil es mir nicht sehr um Definitionen geht; ich freue mich an den Fragen, den liebenden Wünschen, die nicht festlegen möchten und die innigen Austausch ersehnen.
Ich nehme wahr, dass es drängt.

Mein eigener Schmerz nimmt teil und meine Sehnsucht, mein Wunsch für die Liebste, die sich nicht finden kann, meine Trauer über ihren schweren Weg, der ihr die intensive Schönheit unseres miteinander Seins unerträglich sein lässt, Wanderin in Not, mir hart, in Ferne, unglücklich treu.
Warum schreibe ich Euch davon?

Wir kommen aus einer (jüngeren, nur ~ ein paar hundert Jahre) Geschichte funktionalisierter. verkrüppelter und verunsichernder Beziehungen, "wir sind alle Amateure" (sagt mein Autoschrauber gern, wenn 'was heikel ist), und viele der Faszinierendsten von uns kämpfen damit, sich selber kaum finden zu können (die nehmen an solchen Diskussionen selten teil, noch seltener gelassen).
Mir geht es mehr darum, Möglichkeiten zu eröffnen, als zu sagen, wie es ist.

Es bedeutet eben sehr viel, wie miteinander gesprochen und geschlafen wird. Es heißt schon richtig: sich erkennen, das hat was mit Fragen nach dem Anderen, mit Neugier, mit Spielen zu tun - und damit, ob ich jede blöde Energie aus der Plastikwelt an mich heran-(und in Gespräch oder Sex einfließen!)-lasse.
(Insofern bleibt die Gegenüberstellung polyamor/polysexuell leicht mal unscharf und bin ich Dir, themisabeth, gleichzeitig sehr dankbar, dass Du tantrisches Verständnis von Sexualität miteinbezogen hast.)

Meine Bedürfnisse werden nicht erfüllt, und ich bin im Schmerz darüber.
Ich lerne, wie wichtig es für meine Liebste ist, dass mein Wunsch nach unserer wunderschönen Gemeinschaft und Erfüllung sie nicht bedrängt, dass ich die gemeinsame Freude mit ihr genieße und nicht eilige, 'einsame Freude'. Ausgang ungewiss.

Die Verhaltenheit und Konventionalität der heutigen Umgebung ist genauso Gift, wie es die misstrauische Abgeschlossenheit der misshandelnden Ursprungsfamilie, die grundverstörte Mutterlinie, der jähzornige, abwesende Vater, das abstumpfende Bildungssystem, war und ist.
(Ob meine Liebste sich in ihrer Auseinandersetzung damit andere Frauen und Männer sucht, ist der Weg, den sie bestimmt.)

Das alles kommt zusammen, und ist bislang nur ein sehr spezifischer Ausschnitt, ... ohne Stadthektik, Verdrängungssüchte, Statusdünkel, Wirtschaftskonformität, angstbesetzte Geschlechterrollen- und Moralprägungen(!!!), Unterdrückung kindlicher Körperlichkeit... Längst sind wir Letzte eines Stammes, und doch im Aufbruch.

Den Weg der Kontinuität und Aufrichtigkeit zu gehen, das Herz sprechen zu lassen, statt Komplimente zu machen, meine Freude an sanfter Berührung und mein Zärtlichkeitsbedürfnis achtsam zu leben, einladend zu sein und echte Einladungen wertzuschätzen, Möglichkeiten der Annäherung und Öffnung (wieder) zu entdecken,
ist mein souveränes Angebot an meine Liebste, wenn sie mich wieder aufsucht.
Ich frage nach ihr und ich höre sie gerne. Sie spürt meine Aufmerksamkeit und erfährt Gedanken in aufrichtiger Freundschaft, die nicht beherrschen und nicht belasten, nicht nachtragend und nicht bekümmernd sein müssen. Sie erfährt Achtung für ihre Souveränität und Integrität. Sie erfährt von meinem Weg, wenn und soviel sie es möchte.

Es ist wichtig, dass wir uns mit Mehreren nahe kommen, es wieder entdecken und entwickeln, wo es uns angenehm ist,
dass wir die Möglichkeit davon im Herzen wissen,
dass unsere Beziehungen einladend sein können.
Es ist wichtig, dass wir Verständnis dafür entwickeln, was fehlt, so lange das nur in kleinen, versprengten Gruppen stattfinden kann - und manchen unserer Liebsten eine bedrohliche Zumutung ist.
Wer dazu kommt, kommt so nahe, wie Achtsamkeit, Offenheit, Behutsamkeit, Lebensfreude für- und miteinander es zulassen; wenn da Angst und Not sind gilt liebevolle Gastfreundschaft.

Mich jedenfalls erreicht Vögeln ohne authentische Beziehung nicht, es entfremdet mich mir. Ich theoretisiere nicht über Begegnungen, die ich noch nicht hatte; was ich weiß ist, dass ich integrativ leben und mir treu sein möchte: Die Anderen Teil von mir, ich Teil der Anderen, wir.

• macht nämlich Freude
mads
*****al4 Mann
798 Beiträge
Tolle Diskussion – danke!
Childman, ohne übergriffig werden zu wollen, möchte ich von meiner Erfahrung sprechen: In meinen Augen ist es unsinnig, die Liebe zu Kindern und Erwachsenen auf eine Ebene zu stellen – das geht einfach nicht. Für (meine) Kinder empfinde ich ausser Nähe und Freude vor allem Fürsorge, und das ist auch gut so. In der Liebe zu Erwachsenen befinde ich mich (hoffentlich) auf Augenhöhe, und da ist Liebe etwas ganz anderes. Liebe zu Kindern ist bedingungslos (oder sollte es sein).
Ich habe Gerald Hüther so verstanden, das in uns zwei grundsätzliche Bedürfnisse leben: nach Geborgenheit und nach Wachstum. Eben irgendwo schon im Mutterleib gelernt; hoffentlich, das Gefühl von Geborgenheit und Schutz und jeden Tag das Gefühl und den Erfolg von Wachstum. Und das bleibt ein Leben lang, das Bedürfnis von Geborgenheit in einer liebevollen Beziehung und der Wunsch und das Streben nach Wachstum, Erfahrung und Sich-selbst-kennen-lernen und -leben.
Ich finde es etwas wunderschönes und zutiefst befriedigendes, in meiner Beziehung geliebt zu werden in dem Sinne, das ich auch Geborgenheit erfahre; mich nicht ständig kontrollieren muss, wie denn gerade mein Ich rüberkommt, welche Funktion ich übernehme und ob ich meiner Partnerin gerade auch alles Recht mache. Genauso macht mich glücklich, wenn ich ihr dieses Gefühl geben kann und sie sich aufgehoben fühlt. Dennoch bin ich in der Verantwortung, auch immer zu schauen, das ich bei mir bleibe; meine Befindlichkeiten, meine Probleme mit mir auch bei mir lasse und die Beziehung nicht missbrauche. Genauso muss ich aber auch bei mir bleiben, wenn die Partnerin übergriffig wird, ich missbraucht werde, indem ich Funktionen übernehme oder für sie irgendetwas kompensiere.
Das gelingt mir nicht immer, oder besser zu oft nicht. Aber in Zeiten, wo uns dies gelingt, können wir uns wesentlich besser wahrnehmen, und zwar ohne Funktion. Der andere ist einfach da, präsent und anwesend, aber als eigener Mensch, den ich nicht auffresse oder irgendwie für eine Kompensation meiner eigenen Defizite missbrauche. Und gelingt uns das, ist eine sehr grosse Nähe da; ein Commitment, ein Miteinander; eins, wo wir nicht miteinander verschmelzen, sondern sehr konturiert anwesend sind. Ich kann es nicht besser erklären; es ist ein freiwilliges Miteinander, ein tiefes Füreinander. Und jeder ist bei sich.
Dieses Miteinander, diese Nähe ist nicht austauschbar. Sie hat keine Konkurrenz, keine Frage nach Austauschbarkeit und wird auch nicht daran gemessen, ob nun welche Bedürfnisse befriedigt werden oder nicht. Sie ist einfach da; intim und ganz persönlich.
Warum treffe ich noch andere Menschen ausser diesen Partner, wo doch so viel Nähe, Geborgenheit und Vertrauen da ist? Alles wirkliche Leben ist Begegnung, und ja ich will leben. Will mich kennenlernen, und zwar eben auch in anderen Kontexten, will wachsen und erleben, mich reiben und erfahren. Und – ja sorry, ja da gehört für mich die Körperlichkeit auch dazu. Ich verstehe nicht, wieso eine intime "platonische" Beziehung geduldet, eine intime körperliche Begegnung aber gleich ein Gefühlschaos von Eifersucht, Verlassensängsten, Schamgefühlen und Konkurrenzdruck auslösen muss.
Das Miteinander mit meiner Partnerin ist nicht austauschbar, und die Intimität mit ihr wird nicht angetastet durch eine mit einem anderen Menschen. Würde sie das, müsste ich um sie insofern fürchten, alsdas sie vielleicht nie so da war; nie tragfähig war. Ich gehe erst dann fremd, wenn ich vorher definiert habe, wo ich zuhause bin – verlasse ich das, gehe ich fremd. Meine Partnerin ist aber nicht mein Zuhause, sondern meine Partnerin, mit der mich eine liebevolle Nähe verbindet. Wir haben einen gemeinsamen geschützten Raum, ja.
Wenn ich mich nun in anderem Kontext lebe und erlebe, entlaste ich aber auch unsere Beziehung; ich schütze sie sogar. Mein Partner ist nicht verantwortlich dafür, mir dies und das zu bieten und jenes auch noch zu sein; nein sie kann einfach bei sich bleiben. Manchmal gehe ich mit ihr auf ihrem Weg mit, manchmal sie auf meinem. Aber wir müssen uns nicht verbiegen, können uns loslassen, um uns wiederzutreffen in unserem Raum. Das ist einfach grandios.
Das, was ich als Entlastung der Beziehung erlebe, hat aber noch eine grossen Nebeneffekt: ich werde geliebt, ohne an Funktion gemessen zu werden. Es ist plötzlich auch ein Raum vorhanden, wo man sich quasi bedingungslos begegnen kann, wo wir uns in die Augen schauen können und einfach da sind.

Tja, zum Sex: für mich ist es verkürzt, Sexualität immer nur dann als "gut" anzusehen, wenn sie auf Beziehungs- und Berührungsebene stattfindet, dh mit dem vielbeschriebenen "Gefühl". Nö, ich habe auch eine Sexualität, die auf mich gerichtet ist, wo ich mich fühle, mich selbst fühlen will, mir gut tun will. Dieses digitale "Sexualität darf nur mit Gefühl" empfinde ich als verlogen. Ich habe manchmal auch nur einfach Lust, und mein Gegenüber auch einfach nur. Ist das jetzt böse, die auszuleben – in Achtsamkeit und gegenseitigem Einverständnis? Ich finde nicht.
Und noch was: vielleicht bin ich da unterentwickelt und zu wenig spirituell oder gar religiös: ich habe einen Körper und einen Kopf, beides ist miteinander verbunden. Ich kann da jetzt mittlerweile Neurobiologen bemühen, muss ich aber nicht wirklich, wenn ich hinfühle: die sind sogar ziemlich miteinander verwoben, wenn nicht gar eins. Was liegt da näher, als den uns indoktrinierten Dualismus zu überwinden zu versuchen und ganz zu kommunizieren; mit Kopf und Körper? Das ist doch unser Dasein, das sind doch wir. Es ist doch einfach unglaublich toll, was man damit alles erleben kann und wohin man damit tatsächlich kommt.

Will sagen: vielleicht meint sie ja garnicht Dein Bemühen um Nähe und Geborgenheit, garnicht Deine "Leistungsfähigkeit" im Bett, garnicht Dein Intellekt. Vielleicht meint sie ja einfach nur Dich, wenn sie sagt, das sie Dich liebt. Und wenn sie Nähe mit einem anderen Menschen teilt und wieder zu Dir zurück kommt und da ist und Du fühlst, das sie da ist –
sie Dich liebt. Und Du musst nichts dafür tun. Nur den Raum geben, Euren Raum offenhalten.
*****man Mann
270 Beiträge
@lateral4
Danke für diesen Beitrag, der völlig losgelöst von überlegenem Unverständnis daherkommt und versucht auf einer gemeinsamen Ebene zu kommunizieren.

@*****tly fun. Ebenfalls danke. Deinen Buchtipp werde ich beherzigen und dein sonstiger Zuspruch gibt mir Zuversicht und Vertrauen in die Berechtigung meiner Gefühle.

Die Parallele mit den Kindern habe ich aus dem Beitrag von Paradiesquelle aufgegriffen und stammt nicht aus meinem Thesenbereich.

Ich bin mit dir konform, dass der Weg, den du gehst Freiheiten einräumt, die die besitzergreifende Monoamorie nicht gibt.
Es ist jedoch alles dem persönlichen Empfinden unterworfen. Wir alle leben stark mit Denk-und Verhaltensmustern aus der Kindheit und sind diesen Mustern sehr oft auch unbewußt untertan. Sie alle wurden in unserer Kindheit mit starken Emotionen aufgesogen und wurden unzählige Male wiederholt. Deshalb wirken sie so stark.
Es ist gut über sie Bescheid zu wissen, aber ein Signal das mir sagt: "Du bist nicht genug", oder "du bist abgelehnt" hat starke Macht in den Momenten wo sich mein Wichtigstes von mir abzuwenden scheint und Vernunft oder logische Argumente können das was Eifersucht heißt, nicht mehr aufhalten.
Jemand hat vorhin davon gesprochen, dass wir uns in diesen Momenten in der Vergangenheit aufhalten. Dies ist zum Teil richtig, denn es wirken Verhaltensmuster, die wir in der Vergangenheit gelernt haben, aber sie wirken auch im Jetzt und sind nicht einfach so weggegangen. Sie sind auch ein Teil des Erwachsenen-Ichs.

Was ich feststelle ist, dass eine Beziehung zwischen Mono und Poly nur dann funktioniert, wenn der Mono so sehr liebt, dass er dem Poly alle Freiheiten geben will und die eigene, scheinbar so antiquierte und aus alten Konventionen herrührende Lebensweise an die vielfältige, offene des Polys anpasst oder sie zumindest möglichst klaglos, besser mit großer Freude erfüllt, hinnimmt.

Es wird hier dem Mono sozusagen zugestanden, dass er auch er ein Anrecht auf sein Weltbild hat, jedoch letztendlich der Poly den Stein der Weisen auf seiner Seite hat und es so funktionieren muss und wenn der Mono dann mitgeht, hat er auch die Möglichkeit, diese unendliche Fülle mitzugeniessen.

Wird eigentlich von einem Poly berichtet, der sich auf das Niveau eines Mono herabgelassen hat, um die Beziehung mit diesem geliebten Menschen zu retten oder handelt es sich in allen Fällen um ein Warten des Polys auf den Nachzügler, bis der endlich soweit ist?

Ich neige ein wenig zum Zynismus, auch das ist ein Relikt aus der Vergangenheit, ich möchte dies nicht so verstanden wissen.
Es hört sich jedoch oft so an, als hätte der Poly die Arschkarte in der Gesellschaft, weil er seine Unkonventionalität nicht ausleben darf, wie er will.
Ich möchte eine Lanze für die vielen ursprünglichen Monos in Polybeziehungen brechen:
Auch sie haben desöfteren die Arschkarte und dies nicht zu knapp, denn das Leid, das sie erdulden, sei es aus veralteten Konventionen geboren oder aus sonstwas, ist gegenwärtig und muss erstmal verdaut und verarbeitet werden.

Danke aber für deinen tollen Beitrag und ich habe das erste Mal das Gefühl, dass ich mit wünschen könnte, es ähnlich zu leben. Eben weil es losgelöst von einer Überlegenheit und sehr bodenständig und reell vorgetragen wurde.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Themenersteller 
ich selber habe den Wunsch nach Poly- leben nach 6 Monaten aufgegeben. Der Versuch, minimale Freiheiten zu gewinnen, um etwas über mich ehrauszufinden ( warum ticke ich so, wie gehe ich damit um?) schlug in Rückschritte um, ich hatte so wenig Freiheit, wie nie zuvor, musste mich permanent rechtfertigen, wurde misstrauisch beäugt, mein Mann warf mir unnachvollziehbares Gedankengut vor ( vielleicht muss man dazu sagen, dass ER die Beziehung sexuell geöffnet hat, um ein sexuelles Defizit auszugleichen, was er mit mir hatte)

Ich legte also stillschweigend meine Wünsche ad acta, um der Beziehung Ruhe und Beständigkeit zu gönnen und sie nicht weiter zu gefährden.

2 Monate später trennte er sich.

ich erlebe im Moment überwiegend Polys, die so sehr im Zwiespalt sind, weil sie ihre Partner nicht verlieren wollen und kurz davor sind, ihre ureigenen Wünsch hintanzustellen......... Menschen, die sich über Jahre zermürbenden Diskussionen ausliefern, um keinen Schritt vorwärts zu kommen, der monogame Partner eher regressiver reagiert.

Eine Lösung habe ich dafür auch nicht. aber Polys als so rücksichtslos und über Mono- Leichen gehend darzustellen, fördert eine konstruktive Diskussion nicht. Alle Versuche, versöhnlich und differenziert zu schreiben, werden im Ansatz niedergemacht. Ich bin dann mal raus.....

Nächste Woche zum Arbeiten im ZEGG........................
*****al4 Mann
798 Beiträge
ganz kleiner nachtrag
Childman, noch einmal von mir ausgegangen: ich glaube nicht, das man einfach mal so, zum Spaß oder aus Entdeckerfreude neue Wege zu gehen versucht. Zumindest bei mir ist es so, das ich aus dem mir Anerzogenen einfach kein Leben basteln konnte, das irgendwie tragfähig ist. Oder theatralisch ausgedrückt: ich habe gelitten, habe neue Wege gesucht, bin gescheitert, habe es anders versucht, habe hier und da Antworten gefunden und hier und da auch Werkzeug erlernt, das mir hilft, "es" irgendwie auszuhalten.

Nicht sehr viel anders geht es meiner Beobachtung nach vielen anderen auch; ihr Weg ist nicht aus der Fülle, sondern dem Defizit oder dem Empfinden desselben entstanden, quasi aus Not. Die Beziehung ist gescheitert, oder die Beziehungen; mit den besten Absichten begonnen hat es dennoch nicht geklappt und ist mit Schmerz und Verletzung geendet. Daraus sucht man Alternativen, sucht neue Wege und tauscht sich aus. Naja – und hat man dann mal etwas gefunden, was wirklich etwas verspricht und wo es sogar noch Autoren und Wissenschaftler gibt, die einem das alles bestätigen, und gibt es dann noch andere Menschen, mit denen man sich solidarisieren kann, dann kommt zeitweise dieses Überlegenheitsgefühl auf, oder man nimmt es so wahr. In Wirklichkeit sind das alles ganz normale liebenswerte Menschen, die einfach nur versuchen, irgendwie klarzukommen und dem Leben und der Liebe einen Sinn zu geben. Jeder steht da irgendwo anders, jeder bastelt und baut so herum, und für jeden ist alles etwas anders. Will sagen: bitte nimm es nicht ernst, wir meinen nicht wirklich, DIE Wahrheit gefunden zu haben. Wir sind nicht besser. Wir sind nur froh, das wir eine Alternative gefunden haben und uns vielleicht anders in Liebe begegnen und leben können als bisher - denn das hat nicht geklappt. Und morgen kann alles ganz anders sein, und ja, es gibt Menschen, die polyamor gelebt haben und heute in einer monogamen Beziehung leben.

In diesem Zusammenhang gesagt: ich bin froh, das es die Möglichkeit zu einem Austausch gibt und hier viele viele von sich reden, von ihrer ganz persönlichen Erfahrung.
Entschuldigt mal...
Ich möchte jetzt nicht unhöflich klingen, aber von all diesen Abschnitten die ich hier lese fühle ich mich zumindest teilweise doch recht angegriffen.

Versteht mich nicht falsch, ich fand "liebernackt"s Beitrag beinahe erleuchtend. Und ich kann durchaus mitfühlen, wenn ich von euren Erlebnissen und Gefühlen rede.

Aber für mich geht es bei polyamorie um grundsätzliche Fragen des zusammen Lebens. Für mich ging es um eine Art Befreiung! Nichtmal so sehr um Gefühle. Und wenn doch um ein tiefsitzendes bauchgefühl, nichts klares wie Zuneigung oder Zorn.

Ich lebe von Anfang an in meiner derzeitigen "Beziehung", oder wie man das nennt, Polyamor.
(Definitionen und die meisten Diskurse über sie nicht gut finde.)
Alle anderen Partnerschaften haben sich aus verschiedenen gründen verlaufen.
Aber bis zu dieser Bekanntschaft wusste ich nicht einmal, dass man "nicht-monogam" leben kann.

Wenn wir hier ewig ausdiskutieren was es für Gefühle auslöst kommen wir NIE zu einem Konsens!!! *snief*
Es ist mir egal ob man es Beziehungsanarchie, Polyamorie, offene Beziehung nennt.
Mir geht es um alle Probleme die unser christlich geprägtes Abendland an die Mann Frau Beziehung gegeben hat. (Und hier müssten wir uns sogar Homosexualität und weitere Formen der Sexualität sogar ausblenden um allein diese Probleme zu analysieren!)

Jeder Mensch sucht seinen eigenen Weg mit der Entfaltung der eigenen Sexualität, dem generellen Umgang mit Mitmenschen und dieser ominösen Liebe fertig zu werden.
Um das bewältigen zu können müssen Menschen sich ändern können, die Welt ändert sich ja auch ständig um einen herum. Und wie Menschen sich ändern, ändern sich ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen.

Ich möchte daher an dieser Stelle nicht ausschließen eines Tages doch wieder monogam zu leben!!! *ja* Vielleicht kommt diese zeit.
Doch aus diversen Grund-Gedanken heraus, kann ich mir kaum eine bessere Lebensweise Vorstellen um mit einer sich verändernden Welt fertig zu werden.

Wenn die Bindung zu einem Menschen den man liebt einen der beiden Partner verletzt, so ist es für mich eine Verpflichtung diese Bindung auf zu lösen oder zu ändern auf irgendeiner Weise. Ich war dabei schon auf jeder der erdenklichen Seiten.
Verlassener und Verlassender, Verletzter und Verletzender.

Vielleicht ist es ja diese Form der Verpflichtung die Liebe an uns wirft, die alles so paradox macht. Im Konservativen Modell bleibt man einfach durch dick und dünn zusammen, egal was passiert. Polyamor sucht man einfach wieder Distanz wenn es verletzend wird, es gab ja nie einen konkreten Anspruch.

Aber am Ende verletzt uns diese unangenehme Verpflichtung gegenüber jemandem, der einem wichtiger ist als man selbst. Diese Verpflichtung Los zu lassen, wenn die Verbindung zum Problem wird.

(Tut mir leid, ich sollte so spät vielleicht nicht mehr schreiben. Ich hoffe die Gedanken waren halbwegs geordnet.)
*******ackt Mann
260 Beiträge
erstmal @poly_max:
• danke; ich möchte gerne ergänzen: Die Perspektive der oder desjenigen, die zu einer Beziehung hinzu kommen, darf gerne einfach achtsam für die Beziehung und für das andere 'wing' sein (sonst wäre eine Betrachtung 'Mangel vs. Polyamorie' fällig!). Soll heißen: Wie ist mein Verhältnis zu der/dem, mit der/dem ich mir eine/n PartnerIn 'teile'?
Ist die Beziehung glücklich und gesund, so wird nach polyamorem Verständnis die Nähe recht groß sein... 'n'odr (fragt dr Schwytzr)?
Gab es das Thema hier schon? Ich vermisse es schon.

(Wer heute Abend nicht mitliest, hat morgen keine Zeit fürs Frühstück.)
m
*******ackt Mann
260 Beiträge
@childman; - zurück zur Monogamie...?
• wie gut, dass Du noch einmal nachhakst, childman!
Themisabeth hat genug Gründe dafür benannt und auch dafür, sich im Herzen treu zu bleiben. Oder ins ZEGG auszuwandern.

Spass beiseite; Renegate sind die schlimmsten Apologeten.
Mir ginge es nicht um richtig und falsch, besser oder schlechter. Wenn zwei Personen eine wesentliche Auseinandersetzung miteinander erleben, eine, die erfüllt und befreit, so kann das eine monogame Beziehung besonderer Qualität sein. Wenn jemand dazu kommt, die oder der diese Auseinandersetzung wesentlich ergänzt, so kann eine polyamore Ergänzung geschehen (oder auch unterdrückt werden, was wir gewohnt sind, aber dessen ungeachtet zu den Misshandlungen zählen dürfen).
Sie ist jedenfalls 'im Raum'.
Genauso kann jemand für eine sprechende Auseinandersetzung bewusst zur Monogamie 'zurückkehren' (nana, ruft der alte mads, was war wohl früher da, Mono- oder Poly-!!!?), also Monogamie, weil es gerade speziell und konzentriert ist. Dann geht es am Wenigsten um Konzept und Prinzip, sondern um die (vegane) Wurst, open end.
Naja, und manchmal ist es einfach Bewusstseins-Notstand. Oder, dass in der Umgebung niemand Liebenswertes...
Ich finde diese Frage zwar nicht unwichtig, ...aber bedeutender wäre mal, was Deine Liebste gerade bewegt und was für ein Bewusstsein Euch verbindet.
Deinen Kummer kann ich sehr warm mitvollziehen und bin von Deiner differenzierten Auseinandersetzung sehr angetan.
Es kann aber genauso gut eine Frage von Niveau, von Geschmacksbildung sein, dass sie Dich nicht klarer einbezieht. Was für ein Männerbild bestimmt sie bzw. was für eine Auseinandersetzungskultur ist sie gewohnt - vermisst Du etwas, dass Du aus Erfahrung erwarten könntest, oder gehst Du von Dir aus? --

(@lateral4: Wenn der Freund meiner Freundin wüsste, wie beglückend und erfüllend ihre 'platonische Beziehung' zwischen uns ist, ...ihm wäre eine körperlich-sexuelle vielleicht lieber. Schlimm steht's um die Frauenverächter. Gute Nacht.)
mads
********_fun Frau
287 Beiträge
Wir sind ja nun total off topic...also macht es nix *zwinker* Aber was mir auffällt: dieses Absolute: wenn einer leidet (weil er seine Eifersucht nicht in den Griff bekommt z.B.) muss man die Beziehung lösen, denn es gibt ja keinen verbindlichen / verbindenden(?) Anspruch gibt... Dieser kathegorische Imperativ macht mir Bauchweh und Angst! Was ist daran Liebe? Vielleicht bin ich da ja einfach zu sehr im "alten Denken"... Warum ist es immer: entweder oder?! Warum: lautet die gegenseitige Ankage so oft: "Du musst Dich so verhalten, dass ich nicht eifersüchtig bin" versus "Du bist für Deine Gefühle ganz alleine verantwortlich". Was ist das für eine Liebe, wo es um Vorherrschaft und Sieg geht...?! Warum kann nicht die Wahrheit einfach sein: beides stimmt, beide tragen Verantwortung - nämlich für die gemeinsame Beziehung. Meiner Ansict nach ist der einzige Ausweg: sich aufeinander zu bewegen - statt kämpfen (nämlich den Kampf wessen bedürfnisse wichtiger sind - wie idiotisch). Und meiner Meinung nach (ist einfach meine grundlegende Ethik) sollte der "stärke" Partner sich zu erst bewegen - er sollte dem unsicheren signalisieren: "ich gehe auf Dich zu - ich nehme Dich ernst".
Denn in erster Linie glaube ich, Eifersucht hat was mit Machtgefälle, mit Unsicherheit über die Tragfähigkeit der Beziehung zu tun...mit Hilflosigkeit. Wenn man dann mal die schärfe raus nimmt hilft das ungemein. Mir geht es so: wenn ich weiß, ich bin wichtig, ich werde ernstgenommen - angenommen (mit meinen Schwächen), ich könnte "nein" sagen - dann fällt es mir auch leicht "ja" zu sagen *zwinker* Denn ich will, dass es dem geliebten Menschen gut geht! Ich will aber das gleiche gefühl auch haben: dass es dem anderen nicht egal ist, wie es mir geht, dass er mich stützt und sichert, wenn ic es brauche. Und zwar ohne: das da immer das Damoklesschwert :"wenn Du leidest werde ich die Verbindung - zu Deinem eigenen Besten - lösen".
So eine Haltung finde ich unmöglich!
Wenn das sich aufeinander "Zubewegen" - nicht hilft und über einen langen Zeitraum einfach keine Sicherheit und Frieden in eine Beziehung zu bringen ist...gut: das kommt in allen Modellen vor - man wird sich trennen. Aber das von vornherein in den Raum zu stellen - und so einen Druck aufzu bauen, der völlig kontraproduktiv ist - Menschen verachtend!
Gute Nacht an Euch
*******ackt Mann
260 Beiträge
@strictly_fun; Grusel zur Nacht, bewahre!
-stimmt, fiel auf! Das habe ich lieber nicht ernst genommen,

wenn einer leidet (weil er seine Eifersucht nicht in den Griff bekommt z.B.) muss man die Beziehung lösen, denn es gibt ja keinen verbindlichen / verbindenden(?) Anspruch

da hatten wir schon im vorigen Jahrtausend Würgreiz und Schütteln.

Mal deutlich, in Beziehung sind wir, um gemeinsam Freude zu erleben, nicht zu Krisenritualen, Nabelschau und Selbstkasteiung.

Is out, ey, jetz ma'.
(Vorsicht, gute Laune!)
mads
********_fun Frau
287 Beiträge
Nicht ganz: in Beziehungen sind wir um uns aufeinander zu beziehen...um zusammen zu halten - das soll auch mehr Spaß machen - als Leid verursachen schon richtig. Aber ich bin mit einer Person zusammen, weil ich diese Person liebe - nicht weil, es immer so lustig ist. Das heißt auch mal Krisen durchstehen - dann zusammen Lösungen immer wieder zu finden. Ich mag einfach diese ganze Geschichte: Poly versu Mono etc. nicht. Es geht hier doch nicht um das "bessere" System, die moralische Überlegenheit etc. diese Geschichte ist blos im Weg. Es geht um Menschen, die zusammen sein wollen - und egal wie viele es sind, es ist individuel und wenn es funktionieren soll - müssen sie sich nach meinem Dafürhalten aufeinander zu bewegen und sich wertschätzend verhalten. Eine Grundaussage wie: "ich bin aber Poly und wenn das für Dich nicht geht - gehe ich" - ist das Gegenteil. Es ist mein Wertesystem ist wichtiger als Du. Es verhindert einen Prozeß -anstatt ihn zu fördern. Ich finde es gut zu sagen: "Ich bin in einer Beziehung, die mir wichtig is und die ich auch nicht aufgeben werde. Wir können uns aber trotzdem aufeinander einlassen - und zusammen sehen wohin die Reise geht" Aber wenn mir nochmal jemand sagt: ich bin "Poly" oder auch ich bin "Mono" - und das ist Grundbedingung - dann kommt er mit mir in keinen Prozess mehr *zwinker*
Ausdruck der Liebe
Da möchte ich aber mal was ergänzen.
Mein Verständnis von Liebe ist es, jemand anderen und sein/ihr Wohlergehen mehr Wert zu schätzen als das Eigene.
Wenn das beide Partner als Prämisse sehen ist es völlig egal wer Poly oder Mono ist!!! Dann können auch ein mono und poly Partner glücklich zusammen leben. Denn das Glück des einen wird des anderen Freude, sofern man sich mit den gegenseitigen Gedanken und Gefühlen auseinander setzt.

Aber oft sind da einfach zuviele Ansprüche im Weg. Mono gibt es ganz klare Vorstellungen wie eine Verbindung aus zu sehen hat, Poly wird die Freiheit immer wieder betont, als fühle man sich versklavt vom System.

Problematisch wird es an dem Punkt wo ein Partner die Gefühle des anderen als Druckmittel einsetzt.
Ich kenne eine Poly Dame die Mono lebt ihrem Liebsten zuliebe, der das nicht haben möchte und sich sonst von ihr halt trennt wenn sie es auslebt.

Das geht genauso umgekehrt wenn sie es auslebt, ihm die Verbindung wichtiger ist und sie ihn verlassen würde wenn er ihr diese Freiheit nicht zugesteht.
Beides sind Formen Emotionaler Erpressung.

Aber wenn die gegenseitigen Vorstellungen klar dar gelegt wurden, auseinander gehen oder gar einer dieser beschriebenen Fälle eintritt, finde ich ein lösen der Verbindung auf Dauer Vorteilhaft für beide.
(Auch hier habe ich damit Erfahrung gemacht und benannter Ex Freundin gelang es ohne mich besser ihr Leben zu sortieren, als mit mir. Weil sich vorher einfach viel zu viel in ihrem leben um mich gedreht hat und ihr dabei weh getan hat.)
*****al4 Mann
798 Beiträge
Ausdruck der Liebe???
He, da will ich ganz deutlich widersprechen.

In einer Liebesbeziehung ist es ganz bestimmt Teil, in Phasen und Situationen sich nur auf den Partner einzustellen, sozusagen wie Du sagst sein Wohlergehen mehr Wert zu schätzen als das eigene.

Aber es ist völlig falsch, das tatsächlich immer zu tun, oder gar das als Grundlage der Liebe anzusehen.

Gerade das "Eingehen" auf den Partner, das Interpretieren, was ihm nun gut tut und wie man nun am besten ist, damit es dem anderen gut geht, ist doch das Ende einer Liebe – wir sind nämlich plötzlich garnicht mehr da.

Wenn Du geliebt wirst, dann doch Du und nicht irgendeine Rolle, die Du einnimmst, damit es dem anderen gut tut. Du tust irgendetwas in bester Absicht, dem anderen gut zu tun – und Deine Partnerin findet Dich irgendwann nicht mehr, weil nicht Du es bist, sondern die Rolle, die Du eingenommen hast. Genau das ist doch die frustrierende und schmerzhafte Erfahrung in den sogenannten Verschmelzungsbeziehungen; irgendwann steht man sich gegenüber, hat sich so sehr geliebt und findet sich nicht mehr, hat sich verloren. Genau das ist doch die Tragik in dem Beziehungsbild, das uns als gottgegeben verkauft und angepriesen wird: wir sind Funktion füreinander, wir geben uns dies und das, bis in den Tod am besten noch.

Ich verstehe Liebesarbeit daher anders: offen kommunizieren, nicht interpretieren. Den Menschen, den Du liebst, wahrnehmen zu lernen, ohne Interpretation, ohne Meinung. Dazu gibt es unterschiedliche Werkzeuge, zB Zwiegespräche. Die Nähe, die sie bzw solcherart Kommunikation schafft, hilft zu Nähe und zu Verständnis, was der andere jetzt von mir braucht und ich geben kann.

Du wirst geliebt, und dieses Verbiegen irgendwohin wurde uns als Liebe verkauft – es ist das Gegenteil. Man kann nicht lieben, wenn man sich verbiegt, und man wird nicht geliebt, wenn man sich in irgendeine Rolle hinein verbiegt. Man ist nämlich garnicht mehr da. Und irgendwann dem Anderen ins Auge zu schauen und feststellen zu müssen, das er Dich nicht mehr sieht, nicht mehr sehen kann – das tut weh. Das ist die Entfremdung in einer Beziehung, die uns als normal verkauft wird nach Jahren; das ist halt Ehe und FüreinanderDaSein.
Man kann nicht füreinander da sein, wenn man nicht mehr da ist. Du tust dem Anderen nichts Gutes.
@ lateral4
Dann habe ich mich vielleicht unglücklich ausgedrückt.

Es ist für mich mein Verständnis der Liebe, funktioniert aber nur auf Gegenseitigkeit.

Und das Missverständnis hierbei ist: du kannst nur für jemanden da sein und auf ihn Rücksicht nehmen, ihm helfen und auf ihn Acht geben, wenn es dir selbst gut geht. Wenn du selbst das Selbstwertgefühl, den Rückhalt, die innere Stärke dafür hast.

Das sind Sachen die kann man nicht allein aus einer Partnerschaft beziehen. Mit diesen Eigenschaften musst du hinein gehen wenn meine Form der Liebe funktionieren soll.

Und retrospektiv betrachtet dürfte das der eigentliche Grund sein warum ich jetzt mit meinem derzeitigen Partner so gut lebe. Es beruht auf Gegenseitigkeit.

Aber du hast Recht, du musst erst selbst, für dich allein, sein können. Erst danach kannst du dem Gegenüber Rückhalt sein.
*****gra Frau
5.720 Beiträge
Das hier
.... Sachen, die kann man nicht allein aus einer Partnerschaft beziehen .
Mit diesen Eigenschaften musst du hinein gehen, wenn meine Form der Liebe funktionieren soll.


...ist auch in meiner Ehe so. Und das wünsche ich mir auch bei weiteren Partnern. Manche nennen das Augenhöhe.
Jeder von uns hat seine besondere innere Stärke, genügend Selbstwertgefühl und auch innere Sicherheit. Sozusagen: Gelingenszuversicht!
Aus dieser Ich-Stärke heraus können wir zusammen gut leben und uns auch loslassen.

Über die Ausführungen zu Funktionen denke ich gerade noch nach. Danke für die Anregung.
Im guten Sinn , also wertschätzend und freiwillig, haben wir sie ganz sicher, füreinander: im Alltag, in unseren Rollen in Familie und Beruf und Freizeit, usw.
Und ich respektiere da Rollen und ihre Funktionen und lasse sie meinem Mann.
Genauso lässt er mir meine Bereiche.
Zusammen wird dennoch ein Ganzes .
Auch so ist sie, unsere Liebe.
*******ackt Mann
260 Beiträge
Es gerät etwas zu schematisch, wie mir scheint,
denn so Aspekte, wie:

Was, außer Sex, erleben wir miteinander (>Themenstellung!),
was geben wir uns gegenseitig für Impulse,
teilen wir uns Wünsche aneinander mit und sind neugierig offen für Entwicklungsprozesse beim Anderen, die ein wesentlicher Teil der Faszination sein können,

gehen zunächst einmal unter, wenn Funktionalisierung, Aufopferung und Identitätsverlust in den Vordergrund rücken.
Dabei möcht ich mich Lateral4 ausdrücklich anschließen.
Allerdings sind spannende PartnerInnen eben auch in Entwicklungsprozessen begriffen, so dass Anregung, Hilfe und Unterstützung eine Rolle in der Beziehung spielen können.
Wenn die übrige soziale Umgebung versagt und in perfider Trennung von 'Privat' und '(Halb-)Öffentlich' unserer Zivilisation eben vor Allem intime Beziehungen die Dynamik stützen, findet das einfach statt.
Daraus etwa eine Problematisierung von Geben und Nehmen zu machen, geht der herrschaftsbestimmten, materialistischen Beziehungsvorstellung wieder auf den Leim, als hätte ich meinen Liebsten etwas vorzuenthalten, würde mich tendenziell verausgaben oder könnte durch irgendwelche Leistung etwa Ansprüche erwerben.
Da gibt es eben einen kleinen, wesentlichen Unterschied im Selbstverständnis, und der gehört unbedingt zu unserem Thema, hat er doch mit der Entwicklung des Selbstbildes zu tun.
Ich möchte Lateral4 da, ungefragt, ergänzen: Meine Freude an der Beziehung, am Anderen, korrespondiert mit meiner Freude an mir selbst.

Zieht sich eine Partnerin, die vitale Unterstützung in unserer Beziehung erfahren hat, für mich nicht nachvollziehbar von mir zurück, dann kann das mit mangelnder Identitätsbildung, Beziehungs- und Auseinandersetzungskultur bei ihr zu tun haben.
Dafür gibt es in unseren Lebensgeschichten vielfältige Ursachen, und die resultierende, häufige Konsumhaltung, mit der sich Viele notdürftig durchs Leben 'retten', hat viel mit Entwurzelung zu tun.
Es ist durchaus möglich, dass das Moralsystem und die Beziehungsverstörung, in denen jemand geprägt worden ist, den Sprung über den eigenen Schatten wieder und wieder vereiteln (vor allem, wenn ich nicht gelassen dazu einladen kann, weil ich selbst auf 'Problem' und 'Konflikt' fixiert bleibe).
Nach einem schmerzhaften, revolutionären Ablösungs- und Reifungsprozess ist nicht 'automatisch' eine integrative, konstruktive Lebensperspektive, ein stützendes Handlungsrepertoire und entspannte, souveräne Deutungskompetenz der eigenen Gefühle bzw. der Regungen bei Partnern entstanden(!!!).
Kränkung, Verletzung, ein tief sitzendes, unbewusstes Gefühl von Widerlichkeit gegenüber der eigenen Prägung bleiben gern aktiv. Dass der 'Befreier' mit dem Notstand identifiziert wird, ist dann eine naheliegende Abspaltung in der Projektion (wenn die Kontinuität zur Ursprungsfamilie eben nicht fertig aufgearbeitet und durch eigene Gestalt ersetzt ist).
Wenn wir uns entscheiden, einander nicht beliebig sein zu wollen und Impulse der Trennung stattdessen miteinander zu thematisieren, setzt das ein achtsames, reflektiertes und selbstbewusstes Gegenüber voraus.
Vor Allem Männer scheitern dabei klassisch daran, dass sie das haben Wollen und tiefsitzendes Misstrauen gegenüber Frauen bei sich nicht bewältigt, sondern unterschwellig gehegt haben. Auf diese Weise bleiben sie in ihrer Kommunikation einer Rolle verhaftet, die von Verschlossenheit geprägt ist. Auch wenn solche Männer prima die Welt erklären und klassische, unaufgearbeitete erotische Wunschbilder bedienen können, entlocken sie jemand, die/der einen offenen, liebenden Mann kennen gelernt hat, nur ein enttäuschtes Gähnen.
Die Weiterentwicklung, die Dani in der Themenstellung zur Diskussion stellt, stagniert dann trotz ausgefeilter, profilierter 'Technik'.
(Das Patriarchat sitzt tief und laviert sich geschickt entlang..., mir kommen Phyllis Chesler 'Über Männer', Suzanne Brögger 'und erlöse uns von der Liebe' usf. in den Sinn, Patriarchatsanalysen, die mich seit den Achtzigern begleiten. Wir können den Mut haben, neu zu gründen und diesen Murks abzulösen.)

So, der Kuchen möchte in den Ofen,
vergnügt Euch
mads
*****s70 Frau
260 Beiträge
lateral4
Sorry wenn ich mich nochmal ein wenig spät hier in die Diskussion einklinke, die eigentlich schon 10 Themenbeiträge weiter oben steht, aber ich komm jetzt erst dazu.

Will sagen: vielleicht meint sie ja garnicht Dein Bemühen um Nähe und Geborgenheit, garnicht Deine "Leistungsfähigkeit" im Bett, garnicht Dein Intellekt. Vielleicht meint sie ja einfach nur Dich, wenn sie sagt, das sie Dich liebt.


*ja* Genauso ist es!
*****s70 Frau
260 Beiträge
strictly_fun
Da wird der "eifersüchtige" Partner überfordert und alleine gelassen - mit dem Hinweis: "Dein Problem"...und jepp - dann geht es hauptsächlich nicht mehr um "Liebe", sondern nur noch um schöne Worte den eigenen Narzissmus und die totale Freiheit alles zu vögeln was eben passt, zu rechtfertigen..

Wenn das wirklich so ist, dann zeigt mir doch mal einen Polyamoren, der das in dieser krassen Form schon so von sich gegeben hat. Das ist nämlich nie oder ganz ganz selten nur so, dass was wirklich so geäußert wird und meiner Meinung nach recht überzogen.
Es ist doch eher so, dass in einer monogam geprägten Gesellschaft du dir komisch vorkommt und denkst, du musst zum Psychologen, wenn du trotz einer glücklichen Partnerschaft das Gefühl hast, dir fehlt irgendwie was,du siehst dich auch nach anderen Partnern um. Warum ist das so, fragst du dich und ob du vielleicht egoistisch und nicht normal bist. Und wenn du dann fremdgehst, obwohl du dich eigentlich nur verliebt hast und es kommt raus, bist du das Schwein, wirst zur Eheberatung geschleppt, wo es heißt, du musst dich für einen Partner entscheiden, sonst tust du dem anderen weh. Und vor 50 Jahren wurde man in so einem Fall noch schuldig geschieden.
Vielleicht ist das , was ein monogam denkender Mensch fühlt, mit dem gleichzusetzen, was ein Polyamorer fühlt, der sich nie so richtig zu Hause findet in monogamen Beziehungen, sich versucht zu verbiegen und ein Leben lebt, dass er gar nicht leben will. Bis vielleicht irgendwann der Tag kommt, wo er dem anderen Partner sagen muss, was er fühlt aber er schämt sich fast dafür und dann muss er eben auch noch Häme und Spott über sich ausschütten lassen, das der andere gefüttert von dem vorherrschenden System über einen ausschütten könnte, weil es ja alle so machen und er im Recht ist. Und es wird doch wohl eher so ablaufen, dass man da ganz behutsam ist, zumal wenn es einem wirklich um Liebe geht, mal abgesehen davon, dass ich glaube, dass viele Menschen es gar nicht packen, da ehrlich zu sein, weil sie viel zu viel Angst haben vor der Reaktion der Umwelt und des Partners, und heimlich fremd gehen, man braucht sich nur hier im Joy umschauen, es gibt genug.
Ich denke, niemand wird so über einen anderen Menschen hinwegfegen und ohne Rücksicht auf Verluste den anderen vor die Wahl stellen - höchstens, der Leidensdruck ist so groß und er kann einfach nicht anders.
Es geht doch darum, dass man beide Ansichten als gleichberechtigt sehen muss und sich dann aufeinander zubewegen muss und da finde ich sind monogame Partner aus Verletzheit und weil sie scheinbar das "Recht" auf ihrer Seite haben, oft viel "gandenloser".
Wenn ich mich aber als polyamor bezeichne und so über meinen Partner hinwegfege ist das ein Widerspruch in sich. Niemand, der seinen Partner aufrichtig liebt tut das in dieser Form, oder er liebt ihn nicht. Aber auch als Poly leidet man ab und an.
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Wenn die Bindung zu einem Menschen den man liebt einen der beiden Partner verletzt, so ist es für mich eine Verpflichtung diese Bindung auf zu lösen oder zu ändern auf irgendeiner Weise. Ich war dabei schon auf jeder der erdenklichen Seiten. Verlassener und Verlassender, Verletzter und Verletzender.
... Polyamor sucht man einfach wieder Distanz wenn es verletzend wird, es gab ja nie einen konkreten Anspruch.

Meine Erfahrung ist, das wenn der andere nicht ein Messer in meinen Körper rammt oder mir das Nudelholz über die Birne zieht, kann er mich nicht wirklich verletzen (98% der Fälle wenn ich mich verletzt fühle). Sie/er zeigt mir nur eine vorhandene Verletzung aus meiner Kindheit. Versetzt mich wieder in diesen inneren Zustand von Machtlosigkeit, Trotz, Wut, nicht geliebt zu sein, Mama weg etc.
Diese bei mir vorhandene (oft unbewußte) Verletzung/Enge behindert mich ein glückliches gutes Leben zu führen. Deshalb schickt der Kosmos/All-Eins-Sein/Gott mir immer wieder Menschen, die mir dies zeigen, mich es fühlen lassen. Damit ich es annehmen/verändern/auflösen/ kann. Bei einem mich liebenden Gegenüber dann sogar mit dessen Hilfe & Untertsützung.
Und ja ich kann mich auch entscheiden dies nicht anzugucken und damit wie bisher so weiter zu leben.

Wenn du mit Distanz gehen meinst für den dann emotionalen (Kindes-)Zustand die passende Nähe/Distanz zu wählen empfinde ich dies als guten Weg. Was aber mehr rausklinkt, als ob deine Erfahrungen sind wenn es schwierig wird sind die Polys ganz schnell weg. Dies kenne ich auch ist (hat aber eher mit der Persönlichkeit zu tun) aber nicht meine Erfahrung in meinen Freundeskreisen.
Poly hat aber tatsächlich die Chance, wenn das Gegenüber gerade einen Weg/Entwicklung gehen will/muss der nicht der meine ist, ich/wir deswegen nicht die Beziehung auflösen müssen. Weil wenn sie/er gerade nicht viel reden will, keinen Sex mag, nicht gemeinsam Urlaub machen will etc. wird mein "Lebensglück" dadurch weniger stark betroffen ist, da ich solche Dinge auch mit anderen mir nahe stehenden Menschen tun kann; hier nicht auf eine Person fixiert bin.

Wenn wir hier ewig ausdiskutieren was es für Gefühle auslöst kommen wir NIE zu einem Konsens!!
und warum sollten wir den hier brauchen oder anstreben?
********_fun Frau
287 Beiträge
Ja, Cassis70, danke und Du hast natürlich Recht. Aber beide Seiten sind Ausdruck der selben Sache - nämlich dieses denken in Konzepten - dieses: ich brauche ein Konzept und ein logisches Konstrukt um mein Fühlen und Handeln zu rechtfertigen...und schwubs: geht es um moralische Rechtfertigung und Verurteilung, Gesellschaftskonformität - oder darum jemanden zu überzeugen von der Überlegenheit der Polyamorie. Und Du hast recht: das ist kein Ausdruck von Liebe - weder von der noch von der anderen Seite - es ist Machtkampf.
Und doch tun Leute das - und zwar ziemlich oft - weil es anscheinend sehr menschlich ist...sich moralische Unterstützung zu besorgen *zwinker* Und ich hab es von beiden Seiten schon erlebt: von "Mono-Seite" und auch von "Polyseite" und beides hat sich schlecht und falsch angefühlt!
Und deshalb und da sind wir uns ja einig: der Mensch ist wichtig, Wertschätzung, sich aufeinander einlassen, sich aufeinander zubewegen! Offen und ohne diesen Machtkampf ?
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