PrEP allg. Infos, Einnahme, Wirksamkeit
Allgemeine Informationen zur PrEP / PräexpositionsprophylaxeDas Wichtigste für die Praxis
• Die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) schützt wirksam vor einer HIV-Ansteckung.
• Die PrEP ist in erster Linie bei Personen mit hohem HIV-Ansteckungsrisiko indiziert, die Schwierigkeiten haben, bei wechselnden Sexualpartnern konsistent Kondome zu verwenden.
• Unter PrEP verstehen wir in der Regel die Einnahme der Zweierkombination Tenofovir/Emtricitabine.
• Die PrEP ist nicht indiziert für HIV-negative Personen, die Sex mit einer bekannt HIV-positiven, unter wirksamer antiretroviraler Therapie (ART) stehenden Person haben. Denn diese Personen sind sexuell nicht ansteckend.
• Nur Ärztinnen und Ärzte mit eingehender Erfahrung in HIV-Medizin und Geschlechtskrankheiten sollen eine PrEP verschreiben; wichtig ist die regelmäßige Betreuung des Patienten (HIV-Test min. alle 3 Monate, Nierenfunktion, Suche nach Geschlechtskrankheiten); vor Verschreiben einer PrEP muss ein negativer 4. Generation HIV-Test vorliegen ohne kürzliche HIV-Exposition
• In Deutschland wird die PrEP von er gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Privatpatienten sollten bei ihrer Krankenkasse nachfragen.
Die Präexpositionsprophylaxe wird in Österreich nicht von den Krankenkassen übernommen. Die Medikamente müssen daher privat bezahlt werden. Der Preis für eine Monatspackung liegt bei 995 Euro für original Truvada und ca. 40€ für ein Generika. (Siehe dazu auch https://www.marienapo.eu/hiv/prophylaxe-und-therapie/faqs-zur-prep/)
Beim Einsatz der PrEP in der Schweiz handelt es sich aktuell um eine «off-label»-Verschreibung – der Patient muss ausführlich aufgeklärt werden und die PrEP selber bezahlen.
Vor dem Beginn einer PrEP
Vor Beginn der PrEP muss ein HIV-Test sicherstellen, dass man HIV-negativ ist. Wenn man HIV-positiv ist und die Infektion nur mit den zwei Wirkstoffen des PrEP-Medikaments behandelt, kann HIV sich vermehren und resistent, also unempfindlich gegen die Wirkstoffe und auch einige andere HIV-Medikamente werden.
Vor dem PrEP-Start muss auch die Nierenfunktion überprüft werden. Wer an einer Nierenerkrankung leidet, sollte keine PrEP machen.
Außerdem wird untersucht, ob eine Hepatitis-B-Infektion vorliegt. Sollte das der Fall sein und man setzt die PrEP irgendwann ab, kann sich die Hepatitis B verschlimmern. Gegen Hepatitis B kann man sich impfen lassen
Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien empfehlen zudem, sich vor Beginn einer PrEP auf Hepatitis C, Syphilis, Tripper und Chlamydien untersuchen zu lassen.
Wie wirksam ist die PrEP?
Heute liegen überzeugende Daten vor für die Wirksamkeit der PrEP bei Personen mit hohem HIV-Ansteckungsrisiko. Bei motivierten MSM (regelmäßige Medikamenteneinnahme) ist die PrEP weit über 90% wirksam. So steckte sich in großen Studien keine Person mit HIV an, wenn ihr Blutspiegel therapeutische Konzentrationen aufwies, welche einer Tenofovir/Emtricitabin-Einnahme an mindestens vier von sieben Tagen pro Woche entsprachen (95% Konfidenzintervall, 0–1,1 mögliche HIV-Ansteckungen pro 100 Personen-Jahre). Eine PrEP schützt also wirksam vor einer HIV-Ansteckung, wenn man sie nimmt – darin sind sich alle einig. Das Sicherstellen der medikamentösen PrEP-Adhärenz durch regelmäßige Gespräche gilt daher als zentral, schon vor der Erstverschreibung.
Muss die PrEP täglich eingenommen werden, auch an Tagen ohne Sex?
Das Konzept der risikobasierten PrEP-Einnahme scheint sich mehr und mehr durchzusetzen. In der wegweisenden IperGay-Studie war ein intermittierendes PrEP-Schema gleich wirksam wie in anderen Studien, mit täglicher Einnahme.
Die PrEP wird ein Mal pro Tag eingenommen. Um einen ausreichenden Schutz aufzubauen, sollten Männer mindestens zwei Tage vor dem ungeschützten Sex die Einnahme beginnen, um einen ausreichenden Wirkstoffspiegel in Penis- und Analschleimhaut zu erhalten. Frauen wird empfohlen, mindestens 7 Tage zuvor die Einnahme zu beginnen, da der Wirkstoff sich langsamer in der Vaginalschleimhaut anreichert. Die Einnahme startet immer mit zwei Pillen und wird dann mit der Einnahme von jeweils einer Pille, in 24 Stunden, fortgesetzt.
Wer also häufig oder sehr spontan exponierten Sex hat, sollte eine dauerhafte Einnahme durchführen. Gerade bei Frauen ist es durch die lange Vorlaufzeit zum Aufbau einer Schutzwirkung eine Überlegung wert.
Anmerkung des Teams:
Für Männer: Die Angabe, einer Einnahme 2 Stunden vor dem Sex, wird heute oft als eine Möglichkeit für Männer dargestellt, bietet aber nicht den gleichen Schutz, wie die Einnahme 48 Stunden vor dem Sex. Bei einer Einnahme 2 Stunden vor dem Sex entfaltet sich überhaupt erst eine gewisse Schutzwirkung und ist besser als kein Schutz. Ein Kondom, dessen Haltbarkeitsdatum bereits 5 Jahre abgelaufen ist, biete voraussichtlich auch mehr Schutz, als kein Kondom.
Einnahmeschema in Kurzbeschreibung:
Für Männer: 2 Pillen, 2–24 Stunden vor Risikosex, gefolgt von 1 Pille alle 24 Stunden während der Dauer der potenziellen HIV-Exposition und während 48 Stunden nach dem letzten Risikosex.
Für Frauen: 2 Pillen, 7 Tage vor Risikosex, gefolgt von 1 Pille alle 24 Stunden während der Dauer der potenziellen HIV-Exposition und während 48 Stunden nach dem letzten Risikosex.
Für eine dauerhafte Einnahme Mann und Frau: 2 Pillen, gefolgt von 1 Pille alle 24 Stunden. Ist ein Pegel aufgebaut und wird eine Pille vergessen, so ist der Schutz in der Regel noch wirksam. Laut Aussage diverser Quellen sollte die Vergesslichkeit nie über 3 Pillen pro Woche liegen und sicher auch nicht an aufeinander folgenden Tagen. Bei so einer hohen Fehlerquote sollte man vielleicht darüber nachdenken, ob PrEP die richtige Vorsorge ist.
Während einer PrEP
Vier Wochen nach Beginn einer PrEP und anschließend alle drei Monate ist ein HIV-Test erforderlich.
Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien empfehlen außerdem Untersuchungen auf Hepatitis C (alle sechs bis zwölf Monate), Syphilis (alle drei Monate), Tripper (alle drei bis sechs Monate) und Chlamydien (alle drei bis sechs Monate).
Auch die Nierenfunktion soll regelmäßig überprüft werden (je nach Risikofaktoren alle drei bis zwölf Monate).
Welche Nebenwirkungen kann die PrEP verursachen?
Die meisten Menschen vertragen das PrEP-Medikament gut. Manche klagen in der ersten Zeit über Übelkeit, Durchfall, Kopf-, Bauch- und Gelenkschmerzen sowie Müdigkeit oder Schlafstörungen.
Die Einnahme des PrEP-Medikaments verringert die Leistungsfähigkeit der Niere. Wer an einer Erkrankung der Niere leidet, sollte keine PrEP einnehmen. Wichtig ist, die Nierenwerte bei einer PrEP regelmäßig kontrollieren zu lassen. Die Nierenfunktion kehrt in der Regel wieder zu ihren Normalwerten zurück, wenn man das Medikament absetzt.
Die PrEP-Medikamente können die Knochendichte leicht senken. Das Thema ist besonders für trans* Frauen wichtig, bei denen eine Orchiektomie (Entfernung der Hoden) vorgenommen wurde. Sie sollten mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über ihre Knochengesundheit sprechen.
Geht der Nutzen der PrEP weiter als die Verhinderung von HIV-Infektionen?
In letzter Zeit wird ein weiterer Nutzen der PrEP vermehrt thematisiert: das Potenzial, eine angstfreie Sexualität zu ermöglichen. Denn die Angst, sich auch bei geschütztem Sex mit HIV anzustecken, ist bei vielen Menschen vorhanden, insbesondere bei denen, welche die Anfangsjahre der HIV-Epidemie erlebt haben. Kondome können platzen, beim Liebesspiel entgleiten oder man kann sie vergessen mitzunehmen. An Kondome müssen viele Menschen dann denken, wenn sie unter dem Einfluss von Alkohol, Drogen oder Liebe stehen. Für viele Menschen ist das eine Herausforderung. Durch den Einsatz einer PrEP können diese Ängste wirksam aufgefangen werden, denn die Entscheidung für eine PrEP wird nüchtern, mit einem klaren Kopf gefällt.
Verleitet eine PrEP nicht zu mehr Sex und führt zu mehr Geschlechtskrankheiten?
Die Befürchtung, dass die PrEP-Einnahme zu einer Zunahme von sexuellem Risikoverhalten und somit zu mehr Geschlechtskrankheiten und eventuell sogar mehr HIV-Infektionen führen könnte (sogenannte «Risikokompensation») konnte in großen klinischen PrEP-Studien nicht bestätigt werden. Das Thema der Geschlechtskrankheiten soll aber mit dem Patienten diskutiert werden.
Soll bei geschütztem Sex eine PrEP verschrieben werden?
Sämtliche internationalen Empfehlungen zu PrEP sind sich einig: Die PrEP soll im Rahmen eines kombinierten «HIV-Präventions-Bündels» verschrieben werden. Dazu gehören die regelmäßige, detaillierte Exploration des HIV-Risikoverhaltens und die Förderung der Motivation, das HIV-Ansteckungsrisiko zu senken. Insbesondere soll der Kondomgebrauch als hochwirksame und bewährte Methode zur Reduktion des HIV-Ansteckungsrisikos explizit angesprochen werden.
Wichtige Anmerkung des Teams:
Alle gemachten Angaben wurden aus, nach unserer subjektiven Einschätzung, seriösen Webseiten entnommen (AIDS-Hilfe, Ärzteverbände, ...), oder stammen aus eigener Erfahrung. Die Angaben sind allgemeine Angaben und ersetzen keine individuelle Aufklärung durch einen Arzt, sondern sind lediglich als Einstigs- und Diskussionsgrundlage gedacht.
Stand: 8/2023