Das Auge kann nicht erlernt werden, absolut nicht.
Man kann das Sehen trainieren - aber wenn man das Auge nicht in die Wiege gelegt bekommen hat, kann man nie an diesen Level anknüpfen.
Das "Auge trainieren" wird auch immer nur Kopien erzeugen - nie Originale, weil man einfach an bekannten Wegen entlang geht und nie wirklich Neues macht - das "trainierte" Auge kann das einfach nicht.
Man kann auf einzelne Details achten (Schattenwurf, Reflektionen, etc.) - die technische Qualität steigt sicherlich - aber nicht die Kreative.
Immer wieder höre ich "Kann nicht davon leben" - warum denn nicht?
Vielleicht, weil die wenigsten Fotografen effektive Akquise betreiben vielleicht? Oder weil die meisten Fotografen keine ordentliche Kalkulation machen, bevor sie sich ins Geschäftsleben stürzen und mit Preisen arbeiten, die nicht im Geringsten die Lebenskosten abdecken? Weil versucht wird, über einen etwas geringeren Preis Kunden zu bekommen anstatt einem Kunden zu zeigen und ihn zu überzeugen, das eben der höhere Preis genau das ist, was ihm den Vorteil bringt - durch deutlich bessere Arbeit?
Weil viele Fotografen schlicht und ergreifend Pfeifen in der Buchhaltung sind (Ja - ich auch!
)?
Leute - Gründe, warum man NICHT davon leben kann, gibt es wie Sand am Meer.
Aber 99% der Gründe sind die persönliche Schuld des Fotografen - und von niemand anderem.
Klar - der Markt erschwert es hier in Deutschland - wir haben keine Wertschätzung guter Fotos wie in den USA, wo Hochzeitsfotografen wortlos auflegen, wenn man anruft und von nem Preis unter 2.500 Dollar für nen halben Tag nennt.
Aber der Markt ist da - man muss nur wissen, wie man sich zwischen die etablierten Fotografen quetscht und hier Marktanteile abnimmt.
Das Marktvolumen ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft - geschickt angestellt nimmt man dem Anderen auch nix weg, sondern krallt sich freie Marktanteile.
Wieviele der Fotografen hier haben denn vor dem Start folgendes für sich gemacht:
• PUMA-Analyse
• SWOT-Analyse
• Finanzplan MIT sauberer, detailierter Kalkulation
• Marktforschung (Marktvolumen, Aufteilung der Marktanteile, Preisgestaltung Mitbewerber)
• Zielgruppenanalyse (nach psychosozialen, demo- und geographischen Aspekten)
Vom selbstkritischen Herangehen will ich (was ich hier im privaten Umfeld so kenne) gar nicht anfangen...
Wie sieht es mit der Fähigkeit aus, sich selbst wirklich gut zu verkaufen?
Ich kenne (technisch) extrem miese Fotografen, die sich vor Aufträgen zu horrenden Preisen nicht retten können - weil sie sich selbst verkaufen, selbst an die Qualität der eigenen Bilder glauben UND das dem Kunden vermitteln können (der dann gepflegt die grausame Qualtität tatsächlich übersieht - sogar langfristig!).
Ich kenne aber auch hervorragende Fotografen, die ein tolles Auge haben und hervorragende technische Qualität liefern - aber sie können sich nicht vermarkten, sind bei der Selbstkritik nicht realistisch und überzeugen so nie einen Kunden.
Es gibt Möglichkeiten, wenn ich die Fähigkeit der Selbstvermarktung nicht beherrsche - die nennt sich "Agent" - klar, für den Zahl ich - aber der holt Preise für mich heraus, die ich so kaum durchsetzen könnte - einfach weil qualtitätsbewusste Kunden (z. B. große kommerzielle Kunden) genau das machen: Sie lassen einen Fotografenagenten ihre Arbeit machen - und wenn du da in der Kartei bist und gute Bilder lieferst, bekommst du toll bezahlte Aufträge ohne Diskussion.
Zum prof. Fotografen gehört mehr als nur auf den Auslöser zu drücken und ein technisch sauberes und einzigartiges Motiv zu liefern.
Ein Maurer ist ja auch nicht deswegen Profi, weil er es schafft einen Stein auf den anderen zu legen.
Koch wird man auch nicht im prof. Rahmen, nur weil man eine Semmel in zwei Hälften schneiden kann.
Gärter nicht, weil man einen Grashalm ausgerupft hat.
Das Gesamtpaket macht den Profi aus - es fängt beim Eindruck an, den man beim Kunden hinterlässt, bevor man ihn das erste Mal gesehen hat (wenn der Kunde via Mund-zu-Mund-Propaganda auf mich aufmerksam wird, Werbung sieht, über meine Visitenkarte stolpert, auf meine Website aufmerksam wird) und geht bis hin zum Punkt, wo das Geld für die erbrachte Leistung ans Finanzamt gezahlt wird.
Der gesamte Workflow hier - der macht den Unterschied zwischen einem Profi und einem Amateur.