Bei mir war eigentlich immer alles in einem guten Gleichgewicht.
Arbeit hatte ich immer, bekam ich auch immer wieder neu, wenn ich mal was beendet habe. Da mache ich mir, ehrlich gesagt, keine Sorgen.
Kurze Zeiten der Arbeitslosigkeit/Arbeitssuche konnte ich immer gut überbrücken.
Auch meine 9 Monate Krankschreibung in meinem psychischen Tief habe ich gut gewuppt. Wobei ich in der Zeit viel über meine berufliche Zukunft nachgedacht habe, weil ich definitiv nicht mehr in meinem alten Beruf arbeiten wollte. Wobei ich mir das auch heute nicht mehr vorstellen kann, da jemals wieder tätig zu werden. Schon der Gedanke daran erzeugt in mir Angst und Stress.
Ich hatte keinen Plan, in welche Richtung ich mich beruflich verändern könnte. Was ich wollte, wusste ich schon, aber am Ende hat es sich in eine ganz andere Richtung entwickelt und heute bin ich froh darüber, dass mich der Zufall dorthin geführt hat.
Was das Geld betrifft, hab ich in meinem Beruf immer nicht so schlecht verdient - zwar schon einiges unterm Durchschnitt und auch am unteren Rande des in meiner Branche Üblichen. Aber immer noch um einiges mehr als diese ganzen schlecht bezahlten Berufe wie Friseur, Reinigungskraft, Kellner, Koch.
Dennoch blieb am Ende des Monats nichts übrig. Seit 8 Jahren Single, eine zeitlang alleinerziehend und alleinfinanzierend (ohne Unterhalt für die Kinder) bleibt am Ende des Monats eben nichts übrig. Und in den letzten Jahren selbst als Unterhaltszahler - da bleibt ebenfalls nichts übrig.
Keine Ahnung wie das andere machen, die noch weniger verdienen als ich. Dabei leiste ich mir auch nichts teureres, habe noch nicht einmal ein Smartphone. Und seit 11 Jahren keinen Urlaub gemacht. Nächste Woche fahre ich das erste Mal wieder in Urlaub (4 Tage Kurzurlaub im Harz mit meiner besten Freundin).
In Zeiten der Geldknappheit habe ich dann immer noch weitere Unterstützung in Anspruch genommen, wo es möglich war - Wohngeld, Unterhaltsvorschuss, Finanzierung der Klassenfahrt und Schülerbeförderung für meine Tochter durch das Sozialamt. (Warum soll ich auf etwas verzichten, was mir zusteht? Ich habe ja selber auch viele Jahre immer meine Steuern gezahlt.)
Als sich mein Einkommen - als ich krank und arbeitslos war - um einiges reduziert hatte, habe ich eben noch mal doppelt so genau auf meine Ausgaben geschaut und überlegt, wo ich noch einsparen könnte. Hat alles sehr gut funktioniert. Ich kontrolliere auch heute noch fast täglich sehr genau meine Einnahmen und Ausgaben.
Ich denke, man kann sich mit jeder Situation irgendwie arrangieren. Man muss halt nur nachdenken, überlegen, abwägen, konkrete Finanzpläne aufstellen - dann geht das schon irgendwie.
An meine Zukunft, sprich Rente, denke ich nicht. Da inverstiere ich heute auch nichts. Dazu sind mir die Pläne und das Engagement der Politiker viel zu unsicher. Ich zahle als Angestellte ganz normal in die gesetzliche RV ein. Und wenn das mal nicht reicht, arbeite ich eben noch zusätzlich oder schaue, wie ich sonst noch an die fehlenden Euros komme. Aber jetzt noch irgendwas extra zurücklegen oder irgendwo
einzahlen, ist mir viel zu unsicher. Da bleibt bei all den Faktoren wie Inflation, Steuern, Finanzrisiko am Ende eh nichts übrig. Und von solchen betrügerischen und verlogenen Sachen wie Riester etc. halte ich nichts. Hab da früher auch mal eingezahlt. Aber wenn man dieses ganze System mal genau hinterfragt und durchleuchtet, ist man schlauer. Außerdem - ich brauche das Geld JETZT und nicht irgendwann mal, wenn ich dann vielleicht sowieso schon tot bin. Ich schaue, dass es mir JETZT gut geht und ich eine gewisse Lebensqualität habe und nicht, dass ich dann mal mit 70 oder 80 mit Rollator um die Welt reisen kann.
Meine Arbeitsverträge sind derzeit immer nur für ein Jahr befristet. Das heißt, ich weiß auch jetzt nicht, was nach Juli 2019 kommt, aber ich gehe mal davon aus, dass es schon irgendwie weiter gehen wird - entweder im derzeitigen Job oder woanders. Ich mache mir da jetzt noch keine Gedanken.
Zudem arbeite ich ja auch immer noch zusätzlich im Nebenjob. Zur Not kann ich das auch etwas ausweiten, wenn es mal eng wird. Allerdings weiß ich nicht, was werden würde, wenn ich mal aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten müsste. Dann müsste ich den Gürtel sehr, sehr eng schnallen. Und ggf. über einen Umzug nachdenken.