Verstand vs. Gefühl und die Freiheit des eigenen ICH-s
Es ist noch gar nicht so lange her, da bin ich explodiert. Ich habe gebrüllt, die Fäuste geballt und bin wie wild umher gelaufen. Nach einer ganzen Weile habe ich mich wieder beruhigt.
Und an diesem Punkt setzte das Nachdenken ein.
Was war hier passiert?
Dabei ging es mir gar nicht um den konkreten Anlass, der war relativ harmlos.
Es ging mir um die Frage, warum meine Gefühle so massiv ausgebrochen waren.
Dieses immerwährende Wechselspiel aus Rationalität und Emotionalität, zwischen Verstand und Gefühl, es hat mich an diesem Abend noch lange beschäftigt.
Darf ich so ausrasten? Okay, ich war alleine. Damit habe niemandem außer mir selber geschadet.
Und trotzdem, war das ok?
Je tiefer ich in mich ging, je mehr ich spürte und fühlte und auf die Reise in meine eigene Seele ging, desto näher kam ich meiner eigenen, ganz individuellen Antwort auf diese Frage.
JA, ich darf ausrasten?
JA, meine Gefühle dürfen sich impulsiv äußern.
JA, ich darf auch mal brüllen, die Fäuste ballen und sehr wütend sein.
Denn das bin ICH, nur mit einer anderen Facette meines Seins.
Denn auch Gefühle wie Wut und Ärger, oder noch heftigere wie Hass und Ekel, sind Emotionen, die aus mir selber kommen.
Und an diesem Punkt meiner Gedanken war ich wieder voll in meiner Mitte.
Hatte ich doch zu lange, allerdings Jahre vorher, Gefühle ignoriert. Mein Unbewusstes hat mich lange vorher gewarnt, in meinem Leben etwas zu ändern, nur, ich habe mein Unterbewusstsein nicht ernst genommen.
Wenn ich heute Gefühlen einen Raum der Entfaltung gebe, ohne diese Gefühle zu werten, negativ oder positiv oder wie auch immer, fördere ich die Freiheit meines eigenen ICH-s.
Und solange dieser Raum keinen anderen Menschen einengt, solange ich keine andere Person damit schädige, ist es erlaubt.
Denn mein eigenes ICH verlangt eben manchmal nach einem Raum, in dem sich angestaute Emotionen wie Wut und Ärger entladen dürfen. Das ist auch eine Form, Stress abzubauen, unter dem ich manchmal stehe.
Und eine Erfahrung habe ich aus meinen Krisen mitgenommen, mein eigenes ICH sollte ich ernst nehmen und sorgsam pflegen.
Und darum werde ich irgendwann auch wieder mal brüllen, die Fäuste ballen und wie wild durch den Raum tigern.
Denn auch das ist Selbstfürsorge für mich.
Und -- was mir gut tut, ist erlaubt.