Wo sind wir denn eine Leistungsgesellschaft?
Wir leben - meiner ganz persönlichen Meinung nach - in einer kapitalistischen Klassengesellschaft.
Nicht Leistung zählt, sondern Kapital und Vermögen und Klassenzugehörigkeit.
Sorry, aber ich sehe unsere Gesellschaft in diesem Punkt sehr kritisch.
Das kann man auch mit Begriffen wie Sozialstaat, sozialer Marktwirtschaft oder Solidaritätsprinzip nichts schönreden.
Allein letzteres ist ja schon mal Schönfärberei, da NICHT ALLE sich daran beteiligen (müssen).
Daher kann ich folgender Aussage auch zustimmen:
****54:
Leben wir denn in einer Leistungsgesellschaft? Denjenigen, die über ein leistungslos ihnen zufliegendes Kapitaleinkommen verfügen, nutzt diese Gesellschaft jedenfalls am meisten während diejenigen, die gezwungen sind ihre Lebenszeit über die Maßen zu verkaufen sich kaum etwas leisten können.
Wenn man das Einkommen und damit das Auskommen an der erbrachten Leistung messen könnte, ja dann wären wir eine Leistungsgesellschaft.
So ist es aber NICHT.
Oder wie kann es sein, das jemand, der in einem 40-Stunden-Job etwas leistet, im schlimmsten Falle am Ende genauso viel hat wie jemand, der gar nichts leistet?
Oder wie kann es sein, dass jemand, der neben seinem Vollzeitjob mit Mindestlohn noch weitere Minijobs stemmen muss und 60 Stunden pro Woche arbeitet, um seine monatlichen Fixkosten zu decken, während ein anderer das "Glück" hat, Vorstandsvorsitzender in einem großen Konzern zu sein und das Hundertfache verdient?
Woran bemisst man hier die Leistung?
Was IST Leistung?
Die Zeit, die ich aufbringe? Die körperliche Arbeit, die ich erbringe?
Wird dies alles wirklich GERECHT entlohnt?
Wie kann es sein, die reichsten fünf Prozent deutschen Bevölkerung (im Jahr 2014) mit 51,1 Prozent mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens besaß? LEISTEN diese 5 % genauso viel wie die restlichen 95 % zusammen, dass ihnen insgesamt genauso viel Vermögen zusteht wie den 95 %?
(siehe
https://www.spiegel.de/wirts … -bevoelkerung-a-1189111.html)
George Orwell formulierte es in "Farm der Tiere" bereits treffend:
„Alle Tiere sind gleich,
aber manche sind gleicher.“
Lässt sich natürlich auch gut auf "Menschen" übertragen.
Das hat ja eine Fabel so an sich.
Du wirst dich also hier nie an deiner Leistung messen können, weil wir keine Leistungsgesellschaft sind.
Du musst nur den falschen Job haben, in die falsche Familie geboren worden sein, die falschen Kontakte haben und schon kannst du leisten, was du willst und dich in deinem Job mit etlichen Überstunden abrackern - du wirst es NIE zu so viel bringen wie einer, der allein durch Vermögen, aber nicht durch Leistung das "Glück" gepachtet zu haben scheint oder einer, der einfach weiß, wie man den Sozialstaat optimal ausnutzt.
Aber solange es genügend Menschen gibt, die genau den Menschen die regierende Macht überträgt, die dieses System aufrecht erhalten, wird sich daran auch nichts ändern.
Und so werden weiterhin Menschen unter Burnout und Depressionen leiden und sich die Zahl mit Sicherheit noch erhöhen.
Ich bin gespannt, wann dieses Kartenhaus zusammenfällt.
Vielleicht werde ich es nicht mehr erleben.
sin_less
als Privatperson